Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Gatte, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Gatte m. ‘Ehemann’, Plur. Gatten ‘Eheleute, Ehepaar’ Mhd. gat(e) ‘wer einem gleich ist oder es einem gleichtut, Genosse, Tiermännchen, -weibchen’, neben gegate (substantivierte Form eines Adjektivs ahd. gigat ‘passend’, um 1000), asächs. gigado, aengl. (ge)gada ‘seinesgleichen, Genosse, Gefährte’, mnl. (ghe)gade ‘Genosse, Ehepartner’, nl. gade ‘Ehemann, Ehefrau’ (westgerm. *(ga)gadōn-); vgl. (mit einem oft die Stammes- und Familienzugehörigkeit bezeichnenden Ableitungssuffix) ahd. gataling ‘Stammesgenosse, Verwandter’, Plur. ‘Eltern’ (8. Jh.), asächs. gaduling, aengl. gædeling, got. gadiliggs. Außergerm. sind zu vergleichen aind. gádhyaḥ ‘was man gerne festhält, was einem paßt’, aslaw. godъ ‘Stunde, (passende) Zeit’, russ. god (год) ‘Jahr’, aslaw. godьnъ ‘gefällig, geeignet’, russ. gódnyj (годный) ‘tauglich, brauchbar, geeignet’, výgoda (выгода) ‘Vorteil, Nutzen, Gewinn’. Sie führen auf die Wurzel ie. *ghadh- ‘vereinigen, eng verbunden sein, zusammenpassen’, älter wohl ‘umklammern, fest- und zusammenhalten’ (vgl. aind. ā́gadhitaḥ ‘angeklammert’), wozu auch gut, 2vergattern und wohl auch Gatter, Gitter (s. d.) gehören. Gatte, seit Mitte des 12. Jhs. bezeugt, gehört von Anfang an der gehobenen Sprache an; seine Bedeutung geht von ‘gleichgestellter, ebenbürtiger Genosse’ aus, von der Mitte des 13. Jhs. an wird damit auch der Paarungspartner im Tierreich bezeichnet; erst von der Mitte des 17. Jhs. an steht es allein für den ‘ehelich verbundenen Mitmenschen’. Vorher bedarf es, wenn auf Menschen bezogen, der Zusammensetzung Ehegatte (Ende 16. Jh.), das, wie Gatte, lange Zeit auch die ‘Ehefrau’ meinen kann, vgl. mnd. echtegāde und nl. gade, die beide für ‘Ehegatte’ und ‘Ehegattin’ stehen (doch wird nl. gade meist auf die ‘Ehefrau’ bezogen). Ab Ende 18. Jh. gelten Ehegatte, Gatte allein für den ‘Ehemann’, nachdem Ehegattin (um 1700) und Gattin (1. Hälfte 18. Jh.) üblich werden. – gatten Vb. reflexiv ‘sich paaren’, in der Kaufmannssprache früher ‘ordnen, sortieren’ (Waren gatten); mhd. gaten ‘zusammenkommen, genau zusammenpassen, vereinigen’, reflexiv ‘sich in- oder aneinanderfügen, zusammenpassen’, vgl. mhd. gegaten reflexiv ‘sich fügen’ und s. 2vergattern ‘die Wache verpflichten’. begatten Vb. reflexiv ‘sich paaren’ (Anfang 17. Jh.); vgl. ahd. bigatōn ‘jmdn. treffen, jmdm. zuteil werden’ (11. Jh.), mhd. begaten ‘erreichen, übereinkommen, einrichten’, reflexiv ‘sich gesellen’, mnd. begāden. Gattung f. ‘Gesamtheit von Einzeldingen, Einzelwesen, die in wesentlichen Eigenschaften übereinstimmen, Sorte, Art’, in der Biologie für Genus im System der Lebewesen (zwischen Familie und Art stehend), spätmhd. gatunge; die in der Kaufmannssprache erhaltene Ausgangsbedeutung ‘Zusammenstellung des Zusammengehörigen’ wird durch Sorte, Sortiment verdrängt.
Zitationshilfe
„Gatte“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Gatte>.

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