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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Gärtnerei, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Garten m. ‘umzäuntes kleineres Stück Land zum Anbau von Nutz- und Zierpflanzen’. Das schwach flektierte Maskulinum ahd. garto (8. Jh.), mhd. garte übernimmt, beginnend im 15. Jh., auslautendes -n aus den obliquen Kasus in den Nominativ, so daß nhd. Garten entsteht. Entsprechende Formen sind asächs. gardo ‘Garten’, mnd. gārde, afries. garda, got. garda ‘Hürde’ (germ *gardōn). Daneben steht das stark flektierte Maskulinum ahd. gart ‘Garten, Kreis’ (9. Jh.) mit seinen Entsprechungen asächs. gard, mnd. gā̌rt, aengl. geard ‘Umfriedung’, engl. yard ‘umfriedeter Platz’, anord. garðr ‘Zaun, Hof’, schwed. gård, got. gards ‘Haus, Familie, Hof’ (germ. *garda-). Es ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob die germ. Formen direkt auf die Wurzel ie. *g̑her-, *gher- ‘greifen, fassen, um-, einfassen, einzäunen’ zurückzuführen sind, die wohl auch in aind. hárati ‘nimmt, bringt, holt herbei’ vorliegt, oder aber auf eine Wurzelerweiterung ie. *g̑herdh- bzw. *gherdh- ‘umfassen, umzäunen, umgürten’. Im ersten Falle läge ein ie. *ghortós ‘eingezäunter Ort’ zugrunde, und die germ. Formen wären enger mit griech. chórtos (χόρτος) ‘eingehegter Platz, Hof, Weideplatz’, lat. hortus ‘Garten als eingezäunter Ort’ (wozu mit Ablaut und anderer Stammbildung lat. cohors, Genitiv cohortis, ‘Kohorte, Schar, Gefolge’, eigentlich ‘eingezäunter Hofraum, Viehhof’) verwandt. Im zweiten Fall gehören nhd. Garten und seine germ. Parallelen enger zu aind. gṛháḥ ‘Haus’, lit. gar̃das ‘Hürde, Pferch’, aslaw. gradъ ‘Burg, Stadt, Garten’, russ. górod (город) ‘Stadt’, tschech. hrad ‘Burg, Schloß’ (vgl. tschech. Hradčany, dt. Hradschin, Stadtteil und Burgbezirk von Prag) und innerhalb des Germ. zur Wortgruppe von gürten (s. d.). Auch hier wäre eine ursprüngliche Bedeutung ‘eingezäunter Ort’ anzusetzen. – Gärtner m. ‘wer Pflanzen hegt, Gartenbau ausübt’, ahd. gartāri (8. Jh.; vom starken Mask. gart) neben jüngerem gartināri (9./10. Jh.), mhd. gart(e)nære, gertner. Gärtnerei f. ‘Gartenbau(betrieb)’ (17. Jh.). gärtnerisch Adj. (Anfang 18. Jh.). Gartenbau m. ‘Anbau und Züchtung von Nutz- und Zierpflanzen auf meist kleineren Flächen’ (17. Jh.).
Zitationshilfe
„Gärtnerei“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/G%C3%A4rtnerei>.

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