Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Persönlichkeit, die

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eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
Psychologie Gesamtheit der individuellen Fähigkeiten, Dispositionen und Eigenschaften im Erleben, Denken und Verhalten eines Individuums (die sich in der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt entwickelt und ausprägt)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die eigene Persönlichkeit; eine ausgeprägte, abnorme, gespaltene, gestörte Persönlichkeit
als Akkusativobjekt: die, jmds. Persönlichkeit entwickeln, formen, verändern
in Präpositionalgruppe/-objekt: der Einblick in die Persönlichkeit
mit Genitivattribut: die Persönlichkeit des Täters, des Kandidaten
als Genitivattribut: die Freiheit, der Schutz, die Stärkung, die Würde der Persönlichkeit
Beispiele:
Kleinkinder streben mit fortschreitender Entwicklung der Persönlichkeit zunehmend nach Autonomie und geraten hierbei verstärkt an ihre Grenzen, die insbesondere durch ihre Eltern aufgestellt werden. [Thüringer Allgemeine, 28.11.2012]
Die Züge seiner dissozialen Persönlichkeit, die ihm ein Gutachter attestiert hatte, waren schon seit Prozessbeginn unübersehbar. [Mittelbayerische, 11.05.2023]
Als Aufmerksamkeitsdefizit‑/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bezeichnet man eine Entwicklungsverzögerung des Selbstmanagement‑Systems im Gehirn, also die Kontrollregionen der eigenen Persönlichkeit. [Der Tagesspiegel, 16.04.2021]
Mal gewann die Kultur die Oberhand über die Natur und triumphierte im Gewand des Behaviorismus und der Psychoanalyse, dann wieder drängte die Natur die Kultur an den Rand und übernahm als genetischer Determinismus das Monopol für die Erklärung der Persönlichkeit. [Neue Zürcher Zeitung, 09.09.2000]
Die Entwicklung der sozialen Persönlichkeit besteht zum sehr erheblichen Teil gerade in der Gewöhnung daran, eine Mehrzahl von sozialen Rollen sicher zu beherrschen. [Schelsky, Helmut: Die skeptische Generation. Düsseldorf: Diederichs 1957, S. 124]
Phrasem:
multiple Persönlichkeit (= dissoziative Störung, bei der ein Individuum zwei oder mehr verschiedene Persönlichkeiten hat)
Beispiele:
Die gespaltene Persönlichkeitsstörung (Multiple Persönlichkeit) ist ein eigenständiger Befund und nur partiell deckungsgleich mit dem Symptomen einer Schizophrenie. Eine Behandlung dieses Leidens setzt sich beinahe immer aus einer medikamentöse und einer psychotherapeutischen Komponente zusammen. Dabei ist es möglich, den Patienten stationär oder ambulant zu behandeln. Dies ist vom Ermessen des zuständigen Mediziners sowie der Schwere der vorliegenden Störung abhängig. [Was ist Asperger Syndrom?, 17.02.2016, aufgerufen am 12.07.2023]
Namhafte Experten aus dem Bundesgebiet befassten sich in ihren Vorträgen mit der Diagnostik und Therapie multipler Persönlichkeiten im stationären Bereich und mit der Entstehung von Borderline‑Störungen nach schwerer sexueller Traumatisierung und deren Behandlung. [Rhein-Zeitung, 06.06.2008]
Nach Kenntnisnahme des Gutachtens […] (Verdacht auf Psychose […] – Differenzialdiagnose: multiple Persönlichkeit oder andere dissoziative Störungen spätestens seit 1990/91) und des arbeitsamtsärztlichen Gutachtens […] betreffend die Erwerbsunfähigkeit wegen schwerer psychischer Störung mit massiver Verhaltensauffälligkeit hat die Beklagte die Ansicht vertreten, angesichts des Gutachtens […] habe vor 1991 weder Erwerbsunfähigkeit noch Berufsunfähigkeit vorgelegen. [LSG Bayern, L 5 R 78/03, 2005, aufgerufen am 04.07.2023]
metonymisch[Die Protagonistin des Romans] Cäcilia‑Josephine Greschke ist […] nicht »normal« schizophren, sondern eine multiple Persönlichkeit. Im Körper der jungen und außergewöhnlich hübschen Frau wohnen mehrere Frauen verschiedenen Alters, Kinder und auch ein pubertierender Junge. Dass alle diese »inneren« Personen unterschiedliche Charaktere, Wünsche und den Drang zum Eigenleben haben, macht dass Leben von Cäcilia‑Josephine oder auch »Jo & Co.« nicht einfacher. [Multiple Verbrechen im Familienkreis, 06.10.2006, aufgerufen am 14.06.2023]
2.
charakteristische individuelle Ausprägung einer Person, z. B. deren Eigenarten, Wesenszüge, Charaktereigenschaften
Grammatik: nur im Singular
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine außergewöhnliche, eigenständige, eigenwillige, faszinierende, gestandene, illustre, kindliche, komplexe, markante, unverwechselbare Persönlichkeit
als Akkusativobjekt: die, jmds., seine Persönlichkeit ausmachen, auszeichnen, prägen; die, jmds., seine Persönlichkeit entfalten, stärken, beschreiben
in Präpositionalgruppe/-objekt: Mangel an Persönlichkeit
Beispiele:
das Gepräge, die Wirkung, der Zauber seiner PersönlichkeitWDG
Die Menschenwürde der Frauen, konkretisiert im Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit nach Art. 2, Abs. 1 des Grundgesetzes, wurde zu einem zentralen Argument für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Umgekehrt beriefen sich die Gegner auf Abs. 2 dieses Artikels: »Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.« [Landshuter Zeitung, 12.10.2019]
Die Jünger – erst skeptische, raubeinige Fischer – würden [so heißt es] durch die Persönlichkeit und die Wunder Jesu überzeugt. [Neue Westfälische, 24.10.2012]
3.
als Bezeichnung einer einzelnen, konkreten Person
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine außergewöhnliche, charismatische, erfahrene, faszinierende, gebildete, herausragende, illustre, prägende, schillernde, überragende, Persönlichkeit
in Präpositionalgruppe/-objekt: die Entwicklung zu einer Persönlichkeit
mit Präpositionalgruppe/-objekt: eine Persönlichkeit mit Charisma
a)
Person ausgeprägter Eigenart bzw. mit der ihr eigenen, besonderen Prägung
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine eigenwillige Persönlichkeit
in Präpositionalgruppe/-objekt: zur Persönlichkeit reifen
Beispiele:
Mit viel Training kann aus jeder grauen Maus eine schillernde Persönlichkeit werden. [Berliner Morgenpost, 05.12.2016]
In Bezug auf Gruppenverhalten kristallisieren sich zwei verschiedene Typen heraus. Die zurückhaltenden, unscheinbaren Persönlichkeiten und die dominanten Gruppenführer. [Fränkischer Tag, 23.09.2022]
Vertraute und Feinde beschreiben den einstigen Tuareg‑Führer als ebenso undurchsichtige wie charismatische Persönlichkeit, die ihre Ziele immer mal wieder ändert. [Thüringer Allgemeine, 10.04.2012]
Meine Schwester Maria ist schwer zu beeinflussen. Sie ist eine sehr eigene und starke Persönlichkeit, der ich aber auch nicht zu helfen brauche. Für meinen Bruder hingegen bin ich ein großes Vorbild. [Rhein-Zeitung, 23.08.2008]
D[…] gelingt […] ein treffendes Porträt des Sammlers, der sich zwar in seinen Kunstvorlieben vollkommen outriert und trotzdem in seiner Persönlichkeit merkwürdig ungreifbar bleibt. [Der Tagesspiegel, 12.08.2006]
b)
Person, die im gesellschaftlichen Leben von großer Wichtigkeit ist bzw. im kollektiven Bewusstsein einen hohen Stellenwert hat
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine angesehene, bekannte, bedeutende, berühmte, einflussreiche, führende, hochgestellte, leitende, namhafte, prominente, renommierte, stadtbekannte, verdiente Persönlichkeit; eine historische, künstlerische Persönlichkeit
als Akkusativobjekt: eine Persönlichkeit ehren, würdigen
mit Genitivattribut: Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung, des Katholizismus, des Kulturlebens, der Zeitgeschichte
mit Präpositionalgruppe/-objekt: eine Persönlichkeit aus der Industrie, der Kultur, der Politik, dem Sport, der Wirtschaft, der Wissenschaft
Beispiele:
die Rolle der Persönlichkeit in der GeschichteWDG
Eine durchaus ambivalente Persönlichkeit [war Elisabeth von Österreich-Ungarn], eine Frau mit Ecken und Kanten, mal unkompliziert und herzlich, mal egoistisch und egozentrisch. [Aachener Zeitung, 14.11.2022]
Einen Ehrenpreis verleiht der Verein [der unabhängige Zusammenschluss deutschsprachiger Kritiker] traditionell an Persönlichkeiten der Musikwelt, die in ihrem jeweiligen Wirkungskreis »neue Maßstäbe setzen und zugleich für den Tonträger als Kulturgut einstehen«. [Reutlinger General-Anzeiger, 13.03.2021]
In der Ruhmeshalle [im Pariser Panthéon] sind die berühmtesten Persönlichkeiten des Landes begraben, darunter viele Dichter und Denker wie Voltaire, Jean‑Jacques Rousseau oder Victor Hugo, der 1885 sogar mit einem Staatsbegräbnis geehrt wurde. [Die Welt, 16.01.2021]
Nach meiner langjährigen Arbeit an der Biografie [Papst Benedikts XVI. alias Joseph Ratzinger] bin ich davon überzeugt, dass Ratzinger einer der verkanntesten Persönlichkeiten unserer Zeit ist. [Südkurier, 23.05.2020]
[…] das Standbild Henri IV., der in die Geschichte einging als fortschrittliche Persönlichkeit und als großer Staatsmann, der auf der Höhe seiner Zeit stand, weil er Ihre Erfordernisse begriff, ja mehr als das [ist wiedererrichtet worden]. [Neues Deutschland, 23.12.1951]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Person · persönlich · Persönlichkeit
Person f. ‘Mensch’ (als Individuum, als lebendes Wesen, als Träger bestimmter Eigenschaften), mhd. persōn(e), Entlehnung aus gleichbed. lat. persōna, ursprünglich ‘Maske des Schauspielers’, dann der durch diese Maske dargestellte ‘Charakter, die Rolle, die Person im Drama’, schließlich ‘das Wesentliche im Menschen, Individualität, Mensch (als Träger dieses Wesentlichen)’. Die ebenfalls im Lat. bei den Grammatikern ausgeprägte Bedeutung ‘Handlungsträger des Verbs’ wird im 15. Jh. ins Dt. aufgenommen. – persönlich Adj. ‘die Einzelperson betreffend, ihr eigentümlich, ihrer Eigenart entsprechend, vertraulich, nur für eine gewisse Person bestimmt, beleidigend’, auch ‘in (eigener) Person, selbst’, mhd. persōnlich ‘in eigener Person’. Persönlichkeit f. ‘Gesamtheit der Eigenschaften eines Menschen, Mensch mit ausgeprägter individueller Eigenart, bedeutender Mensch’, spätmhd. persōnlīcheit.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Charakter · Einzelwesen · Mensch · Person · Persönlichkeit  ●  Frau weibl. · Mann männl. · Individuum geh. · Subjekt ugs., abwertend · Typ ugs.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Charakter · Eigenart · Format · Gemüt · Gemütsart · Gepräge · Natur · Naturell · Persönlichkeit · Temperament · Veranlagung · Wesen · Wesenheit · Wesensart  ●  Gemütsanlage geh. · Profil fachspr.
Unterbegriffe
Assoziationen

Assoziationen
  • Personalität · das Wesen einer Person ausmachende Eigenschaften

Typische Verbindungen zu ›Persönlichkeit‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Persönlichkeit‹.

Zitationshilfe
„Persönlichkeit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Pers%C3%B6nlichkeit>.

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