gelegentlich spöttisch einfältige, naive, meist weibliche Person; harmlose, unverdächtige Person
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: verfolgte Unschuld vom Lande
als Akkusativobjekt: die Unschuld vom Lande spielen
als Genitivattribut: Rolle der Unschuld vom Lande
Beispiele:
Das Covergirl der Hochglanz‑Illustrierten [Model Claudia Schiffer] war bei den besten Fotografen der Welt
für ihre Wandelbarkeit und ihre preußische Disziplin beliebt: Sie konnte die
Unschuld vom Lande genauso gut inszenieren wie
den männermordenden Vamp und die Luxus‑Diva. [Reutlinger General-Anzeiger, 25.08.2020]
Bei den Anwälten der Opfer‑Angehörigen bleiben große Zweifel darüber,
ob Zschäpe alles sagt, was sie weiß. Frau Zschäpe hat wieder viel geredet
und nichts gesagt. Sie hat keine Frage von Substanz beantwortet, sondern
spielt die Unschuld vom Lande. Sie hat noch nie
jemanden belastet, der hier nicht angeklagt ist. [tagesschau vom 03.07.2018, 03.07.2018, aufgerufen am 31.01.2019]
Seit ihrem triumphalen Durchbruch bei den Salzburger Festspielen 2002
als Donna Anna in Mozarts »Don Giovanni« hat sich Netrebko vom Image der
Unschuld vom Lande befreit und zeigt sich heute
als zeitgemäß‑moderne Diva. [Die Zeit, 08.08.2013 (online)]
Es ist eben nicht nur
das höchste, sondern womöglich auch das schwierigste Staatsamt in diesem
Land. […] Es braucht schon
Kraft, Substanz und Mut, wenn einer sich nicht bloß mit Händeschütteln,
Ordenandiebrustheften und Roteteppichebeschreiten zufrieden geben will.
Christian Wulff hat sich die
Rolle
der Unschuld vom Lande ausgesucht. [Der Bundespräsident, die Wahrhaftigkeit …, 17.02.2011, aufgerufen am 01.09.2020]
Gab B[…] in den
vergangenen Monaten vor allem die verfolgte Unschuld vom
Lande, tritt er jetzt als erbitterter Racheengel auf, mit
einer guten Portion beleidigte Leberwurst dabei. [Süddeutsche Zeitung, 26.09.2008]
Eine Hausfrau, die ihrem neuen Mädchen eine bessere Ausdrucksweise
beibringen wollte, faßte das in die Worte: »Aber Emmi, der Herr Studienrat
ist doch kein Mann!« Worauf die Unschuld vom Lande
freundlich erwiderte: »Ach … was Sie nicht sagen, gnädige Frau, so ein
stattlicher Mensch … das tut mir aber leid für Sie!« [Meißner, Hans-Otto: Man benimmt sich wieder. Giessen: Brühl 1950, S. 250]