Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

b

Fundstelle: Band 4, Spalte 1, Zeile 1 [Schmitt]
B   zweiter buchstabe des alphabets. zur herkunft der buchstabennamen aus antiker tradition sowie speziell zur lautierung der mutae durch nachgestelltes e (be, de, ge usw.) s. den artikel A 2DWB 1,1 u. die dort angeführte literatur. (1) genus. in d. regel als neutr. belegt, mask. der b thür. wb. 1,491. zur verteilung von neutr. u. mask. bei den buchstabennamen allg. (speziell in den mdaa. des dt. südwestens) s. 2DWB 1,1 u. schweiz. id. 1,1. (2) zu phonetik, phonologie und graphematik. lautlich gilt b in d. nhd. hochspr. für die bilabiale lenis /b/, die je nach position stimmhaft /b/ oder (vor allem im silbenauslaut) stimmlos /p/ realisiert wird (vgl. Siebs/B. ausspr. 19104 f., Essen phonetik 598 ff., Wängler sprachlaute (1958)29 u. tafel 1, Duden, aussprachewb. 348). die schreibung folgt in d. nhd. schriftspr. diesem wechsel nicht, in mhd. texten wird der stimmtonverlust (auslautverhärtung) teilweise durch die schreibung ⟨p⟩ am wortende bezeichnet (Paul mhd. gramm. 25130). – das phonem /b/ des hd. ist nachfolger des germ. frikativs /ƀ/, entstanden aus idg. bh bzw. als nachfolger des stimmlosen reibelauts f durch konsonantenwechsel, das sich wgerm. in zwei allophone aufspaltet, den plosiv /b/ im anlaut u. den frikativ /ƀ/ im in- u. auslaut nach vokal u. konsonant (außer m). beide allophone sind im ahd. zusammengefallen (zur frage der erhaltung des frikativs im mfrk. s. Braune/R. ahd. gramm. 151,128). in bestimmten dialekten u. regionalen schreibsprachen wird die lenis häufig durch fortis oder spirans ersetzt: seit d. 8. jh. erscheint im obd. häufig p für b in allen positionen, seit d. 10. jh. nachlassend im in- u. auslaut, bis ins 16. jh. vor allem im bair. als ein charakteristisches merkmal d. obd. schreibspr. spirantisierung von b zu w erfolgt in spätmhd. bzw. frnhd. zeit im md., nordobd., nordbair., mittelbair. u. (z. t.) südbair. gebiet, wobei der anschluß an die vorahd. spirans unsicher ist (Reichmann/W. frnhd. gramm. (1993)163). andererseits (u. wohl unabhängig von dieser entwicklung) werden im zuge dermd. konsonantenschwächung(Lessika) im md. (mit ausnahme des schles., nordthür., rip. u. westl. mosfrk.) die fortes p t k geschwächt u. fallen mit den lenes zusammen (ohne repräsentanz in d. schriftspr.).zur repräsentanz von mhd. b in frnhd. schreibspr. s. Reichmann /W. frnhd. gramm (1993)86. für die nhd. schriftspr. gelten folgende entwicklungen: /lw/, /rw/ werden seit d. ende d. 13. jhs. zu /lb/, /rb/ (mhd. swalwe, nhd. schwalbe; mhd. farwe, nhd. farbe), früh erfolgt schwund von b durch assimilation (mhd. imbe, nhd. imme, mhd. kumber, nhd. kum- mer); zu den (nur teilweise durch den gramm. wechsel erklärbaren) mhd. doppelformen mit f (v) u. b u. deren ausgleich im nhd. (swebel/schwefel, haber/hafer, hövesch/hübsch) s. Paul mhd. gramm. 25124. – entwicklung von inlautend mhd. /w/ zu nhd. /b/ in eibe (mhd. îwe), (prät.) hieben (mhd. hiewen), abenteuer (mhd. âventiure) s. Paul mhd. gramm. 25142. die großen regionalen unterschiede in der frühen schriftsprl. realisierung der /b/– u. /pf/-phoneme haben in 1DWB zu zahlreichen konkurrierenden stichwortansätzen geführt; vgl. dazu J. Grimm blicke zurück, in: 1DWB 2,598–600. 1 in freier verwendung als zeichen u. durch dieses vertretener laut: 1530 diewyl b. vnd d. lyß lind oder gantz sanfft, dargegen p. vnd t. starck ir vßsprechen hand quellenschr. deutschsprachl unterr. 74 M. 1531/7 das /b/ vnd /p/ (werden gesprochen) mit den lebtzē durch des athems gewalt aufgerissen, dz einer den athē helt mit zuͦgespertē mundt Ickelsamer gramm. B 2b F. 1532 wie wol der ein, als dieser p, starck heraus blaszt, mustu den andern vnnd ersten, als b, sacht vnd styll mitt den zweyhen lefftzen .. von dir blaszen Fabritius büchl. 15 M. 1533/4 b p ph weicht ains dem andern, werden durch einander verwechselt gleich wie bei den Kriechen ..; die Saxen haben allain p, wo wir ph, das ist pf, haben: pard bard, perd phert Turmair 4,1,20 ak. 1732 b dieser buchstabe ist .. der andere im alphabet, und wird von denen meisten völckern also ausgesprochen, daß es dem blöcken derer schaafe ähnlich Zedler, universal-lex. 3,1. 1956 anlautendes b .., das in sämtlichen reichenauer namenlisten mit einer einzigen ausnahme grundsätzlich als p erscheint wiss. annalen 299. 1999 beruhigend, dass der Hesse an sich auch keinen unterschied zwischen „hartem p“ und „weichem b“ macht frankf. rundschau (17.8.), DWDS-arch. 2 als (zweiter) buchstabe des alphabets, auch in symbolischer u. bildl. verwendung u. deutung: hs.12.jh. a. bezachinet gvvalt. oder lip. b gvvalt oder urlouge denkm. dt. prosa 113 W. ⟨1349/50⟩ daz wir des êrsten von den (bäumen) sagen, der nam sich ze latein an ainem a anhebt, und dar nâch an dem b, recht als daz abc geordent ist Konrad v. Megenberg b. d. natur 311 P. hs.u1425 ist das gedaen, so schryb ein b. / ich kan si wol geleren me / by dem b barmhertzich sin mhd. minnereden II 31,605 DTM. 1519 ich truwte selbs eim schonem B (wegen der form des buchstabens von der frau gesagt) / sy wurdt mich lassen nümmer me / do hatt ich buwen vff ein schne Murner 5,214 Sch. 1685 also wirt er (der anfangsbuchstabe p des wortes politicus) ein d, dafern man dises vmbkehrt, wird er ein b, vnd solcher gestalten soll villeicht ein politicus geartet seyn Abraham a s. Clara gack 19. 3 bei der verwendung des alphabets als ordnungsreihe zur benennung der (gegenüber der durch a bezeichneten ersten) zweiten position in mehrgliedrigen systemen. a die bezeichnung der töne durch buchstaben geht auf antike tradition zurück. in der seit d. 10. jh. eingeführten notierung der tonskala durch die sieben ersten buchstaben des lat. alphabets stellt b zunächst den auf a folgenden ganzton dar. seit Odo v. Cluny (10. jh.) wird dieser ton chromatisch gespalten in den auf a folgenden halbton b molle u. in den auf a folgenden ganzton b durum (quadratum), notiert durch die zeichen b u. #. ersterem bleibt in der dt. musikterminol die bezeichnung b, letzterer erhält nach der form des notenzeichens die bezeichnung h (vgl. aber abweichende bezeichnungen in anderen sprachen, etwa engl. h = b, b = b flat). die darstellung der beiden töne wird zum versetzungszeichen, b zur bezeichnung der erniedrigung um einen halbton, # zur bezeichnung der erhöhung um einen halbton. nach der einführung der auf c basierenden octaveneinteilung seit d. 16. jh. rücken b, h von der zweiten position der tonskala auf die siebte. groß- bzw. kleinschreibung der tonstufenbezeichnung werden zur unterscheidung der octaven u. der tongeschlechter (B-Dur, b-Moll): ⟨v1022⟩ uuizîn dârmite . daz an demo sange dero stimmo eckert . siben uuehsela sint .. pe din negât ouh an dero organûn . daz alphabetum nîht furder . âne ze siben buohstaben dien êristen . a b c d e f g Notker 1,2,853 ATB (s. a. 852). ⟨n1291⟩ bê dûre und ouch bê molle / wart nie baz bedœnet Reinfried v. Braunschw. 23092 LV. 1511 das er (Guido v. Arezzo) die ersten siben buchstaben vff die claues (orgeltasten) mit großen versalen hat beschriben .. a b c d e f g Virdung mvsica F 3a faks. 1676 daß jener, wenn ihn sonst keine andre kranckheit straffet, mit der schmertzlichen gicht gemartert seyn, und sein lustig-nasses vivat! runda! u. a. m. mit dem aue! aue! aue! das weiche mit dem harten b, offt abwechseln .. muß Francisci lust-haus 274. 1677 biß die übrigen vier regierungs-räthe auch wären angekommen: die hoffentlich linderung schaffen und das harte b. ins weiche würden umstimmen ders., trauer-saal 3,404. 1753 man solte nemlich in der überaeolischen (tonart) ein fis an statt das f nehmen; oder mit beybehaltung des f, die hauptsaite h in ein b verwandeln Marpurg fuge 1,61. 1753 wegen angräntzung der ton-arten mit den kreutzen an die mit been Bach clavier 1,31 faks. 1809 es kommt also bei diesem unterschied (zwischen dur- u. molltonarten) eigentlich nicht auf die [kreuz] oder [be] an J. Grimm brw. jugendzeit 132 Sch. 1921 Rubini .. zu ihm kam man ins theater, um den weltbewegenden triller mit dem sprung aufs b zu hören Moszkowski gottheiten 22. 2006 der sänger muss zwar nur dreimal zum b. zweimal darf es laut tönen, das dritte mal muss es ganz leise ersterben – das schafft kaum jemand süddt. ztg. (12.12.)15f. b mit weniger ausgeprägter eigenbedeutung zur bezeichnung eines zweiten, folgenden elements, etwa bei unterpunkten einer gliederung im buchwesen bei der lagen- u. spaltenzählung; bei der benennung von subkategorien, teilmengen, einzelelementen u. ä.; bei der bezeichnung inhaltlich nicht definierter größen in formalisierten wissenschaften (geometrie, logik, mathematik, physik): ⟨1525⟩ las das. (die strecke) a. b. sein Dürer messung (1538) K 2b. 1551 die dialectici haben on diß ewige gezänck, ob ein jegliches a. ein b. oder aber ein b. ein a. sei Petrarca, zwei trostb. 109a. 1716 adjacens angulus, .. in dem dreyeck A B C wird der winckel a in ansehung der seite A C der anliegende genennet Ch. Wolff math. lex. 11. 1771 daß auf eine allgemeine art (in der algebra) die zahlen durch buchstaben, als a, b, c, d, etc. angedeutet werden Euler algebra 1,6. 1781 sind .. grundstücke, welche zur masse gehören, vorhanden; so muß a. wegen der administration; b. wegen ihrer veräußerung das nöthige verfügt werden corp. jur. fridericianum 1,2,336. 1809 (im bild:) denken sie (anrede) sich ein a, das mit einem b innig verbunden ist, .. du stellst das a vor .. und ich dein b Goethe I 20,56 W. 1825 wenn nicht a selbst, sondern erst der vierte theil von a, siebenmal genommen, die andere größe b erzeugt Ohm elementar-math. 1,2. 1880 wenn sich z. b. ein sprachgebiet nach einem dialectischen unterschiede in die gruppen a und b sondert Paul principien 237. 1939 die volle wirksamkeit erreicht das vitamin nur mit dem vitamin b zusammen kneippb., DWDS-arch. 1948 abschnitt 2, punkt a und b, müssen bis zum 20. november 1948 vollständig durchgeführt sein arch. d. gegenwart, DWDS-arch. 1954 werden die regierungen Großbritanniens, der Vereinigten Staaten und Jugoslawiens die militärregierung in den zonen a und b des gebiets beenden ebd. 1965 in die gruppe a antifaschisten, gruppe b unpolitische und gruppe c ehemalige nazis strafdivision 999 246. ⟨1965⟩ am 3. september 1941 / wurden im bunkerblock / die ersten versuche / von massentötungen / durch das gas Zyklon b / vorgenommen Weiss ermittlung (1966)219. 1966 wenn a größer ist als b, kann b nicht größer sein als a Berger Nettesheim 180. 1970 sie (anrede) sind nicht ihr sohn, a ist nicht gleich b Neutsch d. anderen 175. 2005 etwas mußte immer real von „a“ nach „b“ gebracht werden süddt. ztg. (14.2.)16c. 2006 so seien im kanton Zürich nur gerade 65 prozent .. aller jugendlichen gegen hepatitis b geimpft n. zürch. ztg. (7.12.)43b. im wortspiel, vitamin b ‘beziehungen, nützliche verbindungen 1945 sie besitzen das geheimnisvolle „vitamin b“ – beziehungen zu gott und aller welt süddt. ztg., DWDS-arch. 1959 da half also weder geld noch vitamin b Herzog Diana 111. 1995 mit viel mühe beschaffte sich unser pfarrvikar das nötigste – über vitamin b wie beziehungen und westgeld frankf. allg. ztg., DWDS-arch. c zur bezeichnung von nicht mit namen benannten fiktiven personen, vor allem in juristischen fallbeispielen: 1507 a, der ancleger, clagt zu b, dem vbeltetter, .. der missetat halb, so er mit c geübt (prozesschema), carolina 2,42 K. ⟨1511⟩ hierumb begert er in der besten form dise person, nemlich a b c von richterlichs ampts wegen fordern vnd auff nachuolgend artickel rechtlich verhoͤrn Tengler n. layenspiegel (1544)78a. 1734 es sey nun der fall, daß vier kauff-leute ihre waaren auf dem schiff .. hätten, dergestalt, daß der, so seine waaren hinaus geworffen a. 1000 thlr. an werth, die .., so dadurch ihre güter erhalten als b. 4000 c. 6400 .., so ausser denen victualien, als welche nicht mit in anschlag gebracht Polack mathesis 46. ⟨1927⟩ die personen, an denen er das bürgerliche gesetzbuch und die pfändungsbeschlüsse und die strafprozeßordnung demonstrierte, hießen nicht a und b, nicht: erbe und nicht erblasser. sie hießen Benno Büffel und Theobald Tiger Tucholsky 2,1004 G.-T./R. 1987 ich weiß mit einem mal ganz genau, was a zu b sagen wird konkret, DWDS-arch. 2008 mal erscheint .. kandidat a selbstbewusst, dann wieder schüchtern; mal erscheint .. kandidat b emotional stabil, dann wieder labil süddt. ztg. (8.1.)16f. d zur bezeichnung von im rang, in der wertigkeit nachgeordnetem, im sport zur bezeichnung einer niederen wettkampfklasse: 1962 die güteklasse c und bei einigen gemüsearten auch die güteklasse b sind nicht handelsüblich feingemüsebau, DWDS-arch. 1966 bei der männlichen jugend b trafen mit Magdeburg und Rostock zwei handballhochburgen aufeinander sportecho (2.8.)2d. 2007 das zweite, ungerechte urteil nach dem überstandenen zwangsabstieg in die serie b trifft den skandalklub Juventus Turin jetzt mit voller härte auf dem spielfeld n. zürch. ztg. (30.10.)47c. 2007 könne man im fall des scheiterns immer noch einen plan b starten süddt. ztg. (28.2.)18e. 4 in der phraseol. wendung wer a sagt, muß auch b sagen ‘wer mit einer sache angefangen hat, muß die konsequenzen ziehen’, in vielfältigen (häufig ironischen) abwandlungen u. anspielungen: 1551 als bald ich a sagt, muͤst ich meh / zu stund auch lernen b vnd c Scheit Grobianus 49 HND. 1582 er dautzt jederman, wolt nit a. sagen, auff daß er nicht muͤß b. sagen Fischart geschichtklitterung 197 HND. 1673 wer a. spricht, soll auch b. sprechen, und das will ich meinem kerl nimmermehr weiß machen, daß er mich das gantze a. b. c. durchführen soll Weise erznarren 14 HND. ⟨1705⟩ wer nun anhebt und das a. (der teufelskünste) lernet, der lernet das b bald auch, und folgends das gantze a b c biß auf z J. G. Schmidt rocken-philos. 1/2(1709)339. 1778 wer a gesagt hat, muß b. sagen Gotter jahrmarkt 83. 1811 jene maulaffen, die das a so laut geschrieen haben, daß sie die maulsperre davongetragen und nun nimmer b sagen können, oder umgekehrt Brentano 3,274 P. ⟨1836⟩ weil ich doch nun einmal a gesagt, so sagte ich auch b Gaudy 2,128 M. 1889 wenn man a sagt, muß man auch b sagen Hildebrand brw. 278 J. 1904 „wie es scheint, kommen bei uns in Bayern die zeiten des ministeriums Abel wieder.“ „nun wer A(bel) sagt, muß dann auch B(ebel) sagen!“ jugend 253c. 1931 wer a sagt, der muß nicht b sagen. er kann auch erkennen, daß a falsch war Brecht jasager 49 Sz. 1931 wer a sagt, muß auch b sagen Fallada bauern 504 C. 1999 wer a sagt, muß auch b sagen, wer nicht hören will, fühlen, und wer sich weigert, gerät ins stolpern und stammeln frankf. allg. ztg., DWDS-arch. 5 im buchstabierreim u. sprichwortähnl. abkürzungsspiel: 1968 a, be, bu, unn drauß bischd du südhess. wb. 1,513. 1999 dräi b erhaalen ds hüüs: bibel, brot un basen (besen), thür. wb. 1,491.

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Zitationshilfe
„b“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/b>.

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