in vollem Umfang, vollständig bzw. restlos, ausnahmslos
Kollokationen:
als Adjektivattribut: der totale Kollaps, Misserfolg, Stillstand, Wahnsinn; eine totale Dunkelheit, Finsternis, Mondfinsternis, Sonnenfinsternis; ein totales Desaster, Fiasko, Verbot [von etw.]; die totale Abhängigkeit [von etw., jmdm.], Blockade, Isolation, Kapitulation, Katastrophe, Niederlage, Zerstörung; totaler Blödsinn, Quatsch, Schwachsinn, Unsinn; totale Ablehnung, Abschottung, Erschöpfung, Konfusion, Panik, Überforderung, Verweigerung; totale Freiheit, Hingabe, Transparenz
Beispiele:
eine totale Umordnung, Neuordnung (= ein alle Bereiche umfassende Umordnung, Neuordnung)WDG
Schadet ein totales
Nachtflugverbot, wie Sie es wollen, nicht den Wirtschaftsinteressen des
Landes? [Die Welt, 02.01.2008]
Im Juli finden eine partielle Sonnenfinsternis und eine
totale Mondfinsternis statt. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.06.2018]
[Christoph] Schlingensief ruft zum
totalen Boykott der etablierten Parteien auf:
Jeder hat das Recht, sich selbst zu wählen, jeder ist eine Partei, werdet
Wahlkreiskandidaten. [C’t, 1998, Nr. 7]
Der Boykott ist eine
der empfindlichsten Waffen, mit denen man die Hitlerdiktatur bekämpfen kann.
Im abgelaufenen Jahre ist die deutsche Ausfuhr um rund 150 Millionen Mark
hinter der Einfuhr zurückgeblieben[…]. Immer schwieriger wird es also,
die Rohstoffe zu bezahlen, die das Dritte Reich zur Fortsetzung seiner
totalen Kriegsaufrüstung benötigt. [Das Andere Deutschland, 01.02.1939]
Eine totalere
Übereinstimmung von Kunstfigur und leiblichem Menschen [als bei Udo Lindenberg] hat es zumindest in der deutschen
Popkultur vorher nie gegeben, wird es wohl nie wieder geben. [Süddeutsche Zeitung, 27.03.2008] ungewöhnl.
a)
häufig verstärkend totalitär bzw. die Entgrenzung, Aufhebung bislang oder woanders geltender Grundsätze vorsehend
Besonders im Sprachgebrauch des NS-Regimes und seiner Verbündeten ist eine hyperbolische Verwendung des Ausdrucks zu verzeichnen, die dabei eine Tendenz bzw. Absicht zur Unbedingtheit, Radikalität und Unumkehrbarkeit des Handelns betont. Heute bezeichnet der Ausdruck totalitäre Herrschaftssysteme und ihre Teilbereiche, daneben verwenden überwiegend Akteure des rechten politischen Spektrums total abwertend zur Diffamierung des Handelns und der Pläne des politischen Gegners.
Kollokationen:
als Adjektivattribut: totale Herrschaft, Macht, Sicherheit, Überwachung; der totale Überwachungsstaat
Beispiele:
9. Juli [1933]. Vor ein paar Wochen
ist Hugenberg zurückgetreten, und seine deutschnationale Partei hat
»sich selbst aufgelöst«. Seitdem beobachte ich, dass an die Stelle der
»nationalen Erhebung« die »nationalsozialistische Revolution« gerückt
ist und dass man Hitler häufiger als zuvor den »Volkskanzler« nennt und
dass man vom »totalen Staat« spricht. [Klemperer, Victor: LTI. 14. Aufl. Leipzig: Reclam 1996 [1957] [1933], S. 37]
[Der AfD-Abgeordnete Benjamin] Nolte
sparte […] nicht an Kritik an der Union:
Diese sei »unterwandert von gefährlichen linken Ideologen« und stehe –
genau wie die Grünen – für »totale Klimadiktatur«
und »Genderpropaganda«. [Münchner Merkur, 02.10.2023]
Zum Symbol wurde der Reichstag durch den Brand 1933, den Adolf
Hitlers Nationalsozialisten als Vorwand nutzten, um die Demokratie
auszuhebeln und eine totale Diktatur
einzurichten. [Der Bund, 31.08.2020]
»Das Vertrauen in die Lebenskraft unseres Volkes« benötige einen
»starken Staat«, erklärte [der AfD-Bundestagsabgeordnete Jürgen] Pohl am Mittwoch. Ein »Irrweg« sei die
neoliberale »Ideologie eines impotenten Zwergstaats«. Am selben Tag
attackierte sein Fraktionskollege Peter Boehringer »die Regierungshybris
der totalen Steuerung durch den Staat« und warnte
im Bundestag vor einer
»Staatsplanwirtschaft«. [Welt am Sonntag, 29.03.2020]
Der nationalsozialistische Staatsgedanke, [so Propagandaminister Joseph Goebbels] der die
totale politische Willensbildung des
deutschen Volkes in sich schließe, konnte am Film nicht
vorbeigehen. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1939]]
Gegen den früheren Staat habe man [so Hermann Göring] nicht im Gegensatz, sondern im Kampf bis zur
Vernichtung gestanden. Da das Programm der Partei eine Weltanschauung
sei, müsse die Bewegung total sein. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1935]]
b)
verstärkend, besonders nationalsozialistisch die vollständige Mobilisierung aller Lebensbereiche zum Kriege unter rücksichtsloser Ausschöpfung aller Kräfte vorsehend, auch repressive Maßnahmen einschließend
Kollokationen:
als Adjektivattribut: totaler Krieg (= unter Einsatz aller Ressourcen und rücksichtslos geführter Krieg); totale Mobilisierung
Beispiele:
Der totale Krieg erfordert nicht nur die
Aufstellung und Unterhaltung großer Heere im Waffenrock, sondern nicht
minder den Einsatz großer Heere im Arbeitskleid, deren Arbeitskraft nur
zum bescheidensten Teil der materiellen Lebensführung des Volkes dient,
in der Hauptsache hingegen sich der Aufrechterhaltung und Steigerung des
wirtschaftlichen Rüstungspotentials zuzuwenden hat. […]
[Ludwig Erhard, 1943 als Leiter des Instituts für Industrieforschung] [konkret, 2000 [1998]]
Am 5. und 6. Februar fand eine Tagung der Reichsleiter, Gauleiter
und Verbändeführer der Partei statt, die im Zeichen der Zusammenfassung
aller Kräfte der Nation für die totale
Kriegführung stand. Die Zusammenkunft der Parteiführerschaft, auf der
alle notwendigen Maßnahmen erörtert wurden, gestaltete sich zu einer
Kundgebung des fanatischen Willens der gesamten Partei, alles
einzusetzten, um die vollständige Mobilisierung der Heimat durchzuführen
und damit der kämpfenden Front die Kräfte und Mittel zur Erringung des
Sieges zu geben. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1943]]
Carlos CASTAÑO, der Führer der rechtsgerichteten
[kolumbianischen] Todesschwadronen, sagte
[…],
er werde »einen totalen Krieg gegen die
Aufständischen« führen, falls diese die Friedensverhandlungen als
Manöver benutzen wollten, um das Land zu erobern. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1998]]
Ich melde, daß sich Ungarn im weltanschaulichen Rahmen des
Dreimächte‑ […] und Antikominternpaktes
[…] bedingungslos und
total eingereiht hat und daß die ungarische
Armee an der Seite des großen, deutschen Waffenbruders restlos und
entschlossen im Kampf steht. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1944]]
Er, Dr. Goebbels, sei sicher, daß das deutsche Volk, wie bisher
so auch in Zukunft, diese große Aufgabe mit altbewählter Tatkraft
meistern werde. Im Zuge des totalen
Kriegseinsatzes […] müßten in den
kommenden Wochen und Monaten vom deutschen Volk große Opfer verlangt
werden. Er als Reichsbevollmächtigter für den
totalen Kriegseinsatz sei entschlossen, zur
Lösung dieser Aufgabe die ihm zur Verfügung stehenden Vollmachten
entsprechend auszunutzen. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1944]]
Im japanischen Unterhaus wurde ein von der Regierung
eingebrachtes Gesetz über die Vorbereitung der
totalen Mobilmachung des Landes einstimmig
angenommen. Durch dieses Gesetz erhält die Regierung weitestgehende
Vollmacht, zur Vorbereitung auf zukünftige Kriegs‑ oder kriegsähnliche
Situationen alle menschlichen und materiellen Kräfte des Landes
einzusetzen und zu kontrollieren, wobei auch ein nachträgliches
Genehmigungsrecht des Parlaments in bezug auf einzelne Ausführungen des
Rahmengesetzes aufgehoben ist. Ferner wird die Regierung ermächtigt, die
Presse‑ und Redefreiheit aufzuheben. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1938]]
übertragenDer bekannte und
bereits verstorbene Thüringer Sportreporter Wolfgang Hempel sagte über
die [Jenaer Fußball-]Mannschaft von 1970
einmal: Jena hat »den erbarmungslosesten,
totalsten Fußball gespielt, der je in der
Oberliga gespielt wurde«. [Thüringer Allgemeine, 30.05.2020] ungewöhnl.
c)
umgangssprachlich, verstärkend völlig, gänzlich, in hohem Maße oder über die Maßen ausgeprägt
Grammatik: ohne Steigerung, adverbiell
Kollokationen:
als Adverbialbestimmung: total cool, geil, glücklich, happy, nett, spannend, verrückt; total bescheuert, enttäuscht, falsch, fertig, genervt, kaputt, langweilig, platt, sauer
Beispiele:
das habe ich total vergessenWDG
salopp, scherzhafter war total blau (= völlig betrunken)WDG
Rot war für mich zum Beispiel immer eine
total stressige Farbe. [Norddeutsche Neueste Nachrichten, 11.06.2024]
Die [Mitglieder der Band »Rednex«]
machen einfach ein Riesentempo auf der Bühne, bieten eine
total wilde Show mit ihrer
Country‑Spaßmusik. [Neue Westfälische, 06.06.2024]
Der total beschädigte Opel musste
abgeschleppt werden. [Südkurier, 31.05.2024]
Der Typ ist total süß: blondes,
hochgegeltes Haar, das von der Sonne leicht gesträhnt wirkt. [Allgemeine Zeitung, 31.12.2022]
Der als schwierig geltende Hollywood‑Star Sean Penn hat sich
trotz Rauchverbots eine Zigarette im frisch renovierten Museum of Modern
Art (MoMA) in New York angesteckt. […] »Es war total
widerlich. Er rauchte die ganze Kippe mitten in diesem wunderschönen,
glänzenden Schmuckstück der New Yorker Museen«, entrüstete sich ein
Partygast. [Leipziger Volkszeitung, 23.04.2005]
Man werfe nur einen Blick in die zahlreichen Heiratsannoncen der
größeren bürgerlichen Zeitungen, und man findet oft Ehegesuche, die nur
einer total verlotterten Gesinnung entsprungen
sein können. [Die Zeit, 13.12.1968]
d)
Fotografie, Film bezogen auf eine Einstellungsgröße so beschaffen, das der zentrale Bildinhalt sowie dessen Umgebung vollständig erfasst werden
siehe auch Totale
Beispiele:
Die Länge einer Filmszene ist, unterteilt nach jeweiligen
Kameraeinstellungen (total, halbnah, nah, groß),
in allgemeingültigen Zeiten oder Metern nicht absolut festzulegen, da
z. B. die Szenenlänge gelegentlich durch den Bildgegenstand oder dessen
Handlung und Bewegung vorgegeben ist. [Berliner Zeitung, 10.10.1981]
Regisseur Milko Lazarov erzählt sehr entschleunigend. Viele lange
und totale Kameraeinstellungen zeichnen ein
eindrucksvolles Bild der Natur. [Der Prignitzer, 30.04.2018]
Sechs Monate lang durfte sich das Team [im Rahmen der Dreharbeiten einer Serie] frei bewegen, um das
weiße Haus [das Bundeskanzleramt], das man
in der »Tagesschau« nur in der totalen
Kameraperspektive sieht, subjektiv erlebbar zu machen. [Berliner Morgenpost, 13.09.2004]
Die meisten [im Film zu sehenden]
Einstellungen sind totale und
Großaufnahmen[…]. Die Schönheit, Würde und Energie der
Personen wird auf eine Ebene mit Malis riesigen, oft unwirtlichen
Savannen, Gebirgen, Wüsten und Wäldern gestellt. [die tageszeitung, 08.12.1988]
übertriebenEr [der Regisseur eines Science-Fiction-Films] durchmaß die unendlichen
Weiten des Alls, in dem das Ende des Raums nie in Sicht kommt und man
die totalsten Totalen drehen kann, die das Kino
kennt. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2001] ungewöhnl.
