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verrückt

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Grammatikpartizipiales Adjektiv
Aussprache  [fɛɐ̯ˈʀʏkt]
Worttrennung ver-rückt
Grundformverrücken
Wortbildung  mit ›verrückt‹ als Erstglied: Verrücktheit · verrücktspielen  ·  mit ›verrückt‹ als Letztglied: unverrückt  ·  mit ›verrückt‹ als Grundform: Verrückte
eWDG

Bedeutung

umgangssprachlich nicht normal
a)
geisteskrank, wahnsinnig
Beispiele:
sie ist verrückt und muss in eine Nervenheilanstalt
es heißt, Verrückte fühlten sich in ihren Einbildungen vollkommen glücklich
wir glaubten wirklich, sie sei verrückt geworden
er schrie, als wäre er verrückt
er hat sich wie ein Verrückter benommen
sie sahen ihn an, als hielten sie ihn für verrückt
mit deinem vielen Gerede machst du uns noch ganz verrückt (= bringst du uns noch völlig durcheinander)
bei dem Getöse kann man ja verrückt werden (= den Verstand verlieren)
salopp, übertriebener hatte schon immer ausgefallene Pläne, aber jetzt ist er komplett verrückt geworden
salopp, übertriebener war ganz verrückt vor Begeisterung (= er war außer sich vor Begeisterung)
b)
närrisch, ausgefallen, überspannt
Beispiele:
ein verrückter Einfall, Gedanke
eine verrückte Idee, Mode
das war ein ganz verrückter Streich, den du da gespielt hast
sie hatte ihm einen ganz verrückten Brief geschrieben
er war schon immer ein verrückter Kerl
salopper war schon immer ein verrückter Hund, verrücktes Huhn
so verrückt wie er ist keiner
das Verrückteste war, dass sich niemand darüber wunderte oder widersprach
etw. Verrücktes anstellen, tun
etw. Verrücktes (= Wildes, Temperamentvolles, stark rhythmisch Betontes, Leidenschaftliches) auf dem Klavier spielen
keiner ist so verrückt, daß er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht [ HeineHarzreise3,24]
verrückt sein auf etw., jmdn., nach etw., jmdm.begierig, versessen sein auf etw., jmdn.
Beispiele:
sie glaubte, dass alle Männer verrückt nach ihr, auf sie sein müssten
verrückt sein auf Sahnebonbons, Krimis, saure Gurken
c)
salopp drückt eine Verstärkung aus   sehr groß, stark
Beispiel:
als der berühmte Sänger auftrat, brach ein ganz verrückter Jubel aus
(wie) verrücktmit großem Nachdruck, sehr
Beispiele:
er hat wie verrückt geschrien
es hat wie verrückt geregnet
sie scheuerte den Boden wie verrückt
er lief wie verrückt (= überaus schnell, sich über die Maßen anstrengend) die Straße entlang
warum schlagen Sie so verrückt auf die Tür ein?

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
rücken · abrücken · anrücken · ausrücken · einrücken · entrücken · entrückt · verrücken · verrückt · vorrücken · berücken
rücken Vb. ‘sich vorwärts bewegen, zu einem bestimmten Ort aufbrechen, (weg)marschieren, (mit einem Ruck, ruckweise) an einen anderen Platz schieben, in eine andere Lage bringen, von der Stelle bewegen’, ahd. rucken (9. Jh.; vgl. irrucken ‘unterstützen, aufrichten’, 8. Jh.), mhd. rücken (obd. rucken) ‘sich fortbewegen, etw. schnell bewegen’, mnd. mnl. rucken, nl. rukken, anord. rykkja, schwed. rycka, dän. rykke (germ. *rukkjan). Herkunft nicht geklärt. Verwandt sind sicher mhd. nl. (holl.) rocken ‘rücken’, aengl. roccian, engl. to rock ‘wiegen, schaukeln’ (s. Rock and Roll), anord. rugga ‘schütteln, schaukeln, wiegen’, schwed. (mundartlich) rugga ‘schaukeln’. Sieht man in den Formen geminierte schwundstufige Bildungen, kann ein Zusammenhang mit Rahe und regen (s. d.) angenommen werden. – abrücken Vb. ‘wegrücken, -schieben, aufbrechen, sich entfernen, abmarschieren, sich distanzieren’, mhd. aberücken ‘wegziehen, entfernen’. anrücken Vb. ‘aneinanderschieben, sich nähern, anmarschieren’ (15. Jh.). ausrücken Vb. ‘aus-, hinausmarschieren, davonlaufen, ausreißen’, mhd. ūʒrücken ‘herausziehen’. einrücken Vb. ‘einsetzen, einmarschieren, den Militärdienst beginnen, dazu eingezogen werden’, mhd. īnrucken ‘hineinschieben’. entrücken Vb. ‘wegnehmen, entfernen, versetzen’ (an einen anderen Ort, in Ekstase, in eine andere Welt), mhd. entrücken; entrückt Part.adj. ‘abgelegen, fern, geistig abwesend, weltverloren’ (13. Jh.). verrücken Vb. ‘wegrücken, an einen anderen Platz schieben, verschieben’, ahd. firrucken (um 1000), mhd. verrücken, verrucken; verrückt Part.adj. ‘nicht bei Verstand, geistesgestört, irre, unsinnig’, eigentlich ‘an eine andere, eine falsche Stelle gebracht’ (16. Jh.), zumal in Fügungen wie verrückt im Kopf, im Hirn ‘töricht, närrisch’ (17. Jh.), aus denen sich rasch absoluter Gebrauch im oben genannten Sinne entwickelt. vorrücken Vb. ‘(weiter) nach vorn, vorwärts rücken, vorwärts marschieren, auf dem Vormarsch sein’, ahd. furirucken (um 1000), mhd. vorrücken ‘vorbeiziehen, -gehen’. berücken Vb. ‘bezaubern, entzücken, betören, verlocken’, ursprünglich ein Ausdruck des Vogel- und Fischfangs mit der Bedeutung ‘listig, täuschend fangen’, eigentlich ‘ein Netz über das Tier rücken, das man fangen will’, von Luther (1. Hälfte 16. Jh.) in die Literatursprache eingeführt. Im Frühnhd. und vor allem in der Barockzeit (17./18. Jh.) wird berücken oft bildlich mit dem Aspekt des Betrugs und der Liebeslist verwendet. Im 18. Jh. geht das Gefühl für die ursprüngliche Bedeutung verloren, und berücken steht gleichbed. neben bezaubern.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

verblödet · verrückt  ●  crazy ugs. · durchgeknallt ugs. · geistig umnachtet ugs. · hirnrissig ugs. · irr ugs. · irre ugs. · meschugge ugs. · nicht bei Sinnen ugs. · nicht richtig ticken ugs. · plemplem ugs.

aberwitzig · absurd · bescheuert (Sache) · irrsinnig · irrwitzig · nicht rational · reiner Blödsinn · sinnbefreit · sinnfrei · unsinnig · vernunftwidrig · wahnwitzig · widersinnig  ●  töricht abwertend · (ein) Irrsinn ugs. · (eine) Idiotie ugs. · (totaler) Quatsch ugs. · blöd (Sache) ugs. · blödsinnig ugs. · dämlich (Sache) ugs. · hirnrissig ugs. · hirnverbrannt ugs., abwertend · idiotisch ugs., abwertend · irre ugs. · ohne Sinn und Verstand ugs. · schwachsinnig ugs., abwertend · selten dämlich (Idee, Aktion, Behauptung ...) ugs. · verrückt ugs.
Assoziationen

verrückt  ●  abgefahren ugs. · übergeschnappt ugs.
Assoziationen

abwegig · nicht stimmig · ungereimt · unsinnig · unverständlich · verrückt · versponnen · verworren · widersinnig  ●  kraus fig.
Assoziationen

Verwendungsbeispiele für ›verrückt‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Aber wenn Sie erst mal zwei, drei Nächte nicht geschlafen haben, werden Sie auch irgendwann verrückt. [Regener, Sven: Herr Lehmann, Frankfurt am Main: Eichborn AG 2006 [2001], S. 273]
Solange die neue Ordnung nicht da ist, sind alle verrückt. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 251]
Wer könnte die verrückteste Idee aller Zeiten besser in die Tat umsetzen als wir sechs? [Lebert, Benjamin: Crazy, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1999 [1999], S. 87]
Für verrückt erklären konnte man ihn auch nicht, denn er hatte bewiesen, wozu er fähig war. [Die Zeit, 23.03.2000, Nr. 13]
In seinen Augen sind wir sicherlich längst total verrückte Deutsche. [Die Zeit, 28.10.1999, Nr. 44]
Zitationshilfe
„verrückt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verr%C3%BCckt>.

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