sündhaft
GrammatikAdjektiv
Aussprache
Worttrennung sünd-haft
Wortbildung
mit ›sündhaft‹ als Erstglied:
Sündhaftigkeit
Bedeutungsübersicht
- sich fehlerhaft verhaltend
- [umgangssprachlich] sehr viel
- sehr
- [Religion] gegen göttliche Gebote verstoßend
eWDG
Bedeutung
sich fehlerhaft verhaltend
Beispiele:
so übermäßig viel zu essen und zu trinken, das ist geradezu sündhaft
einen so schönen Morgen zu verschlafen, das halte ich für sündhaft
sehr
Grammatik: adverbiell
Beispiele:
etw. ist sündhaft teuer
er ist sündhaft faul
Religion gegen göttliche Gebote verstoßend
Beispiele:
einen sündhaften Lebenswandel führen
er fühlte sich von sündhaften Zweifeln (= Zweifeln an Gott und der christlichen Glaubenslehre) bedrängt
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Sünde · Sünder · sündhaft · sündig · sündigen · versündigen · Sündenbock · Sündenfall
Sünde f. (im Sinne des Christentums) ‘Verstoß gegen ein göttliches Gebot’, (allgemein) ‘Übertretung des Sittengesetzes, Verstoß gegen Verhaltensnormen, Verfehlung, Irrtum’, ahd. sunta (8. Jh.), mhd. sünde, sünte, sunte, asächs. sundia, mnd. sünde, mnl. sonde, sunde, nl. zonde, afries. sende, sinde, aengl. syn(n), engl. sin; aus dem Mnd. stammen wohl anord. schwed. synd. Die Herleitung des Wortes bereitet Schwierigkeiten. versucht, eine Verbindung von in: Zs. f. vgl. Sprachforsch. 56 (1928) 106 ff. Sünde mit dem alten unter Schande (s. d.) behandelten rechtssprachlichen Ausdruck herzustellen. Er erschließt germ. *skṃtjō ‘Scham’ und ein zugehöriges (mit Übergang von m zu n vor Dental) *skantō ‘Schande’, das nach (sonst kaum belegtem) Ausfall von k schwundstufiges germ. *sundjō ergeben habe. Andere sehen in den germ. Formen frühe Entlehnungen in die Kirchensprache aus lat. sōns (Genitiv sontis) Adj. ‘schädlich, sträflich, straffällig, schuldig’, Subst. ‘Schuldiger, Missetäter’ (Ausdruck der römischen Rechtssprache; zur Etymologie von sōns s. unten); vgl. , ebenso Nl. 869 , der als Ausgangsform für das Germ. vlat. Lehngut im Altwestnord. (1976) 87*sontia vermutet, eine als Fem. Sing. aufgefaßte Substantivierung des Adjektivs. Doch nach und vor allem nach in: PBB (H) 81 (1959) 427 ist germ. in: Die Sprache 15 (1969) 14 ff. *sundjō bzw. (mit Aufgabe des Dentals) *sunjō im Sinne von ‘Schuld für eine strafwürdige Tat’ als alter germ. Rechtsausdruck aufzufassen, der in die Kirchensprache zur Wiedergabe von lat. peccātum ‘Sünde (gegen Gott)’ aufgenommen wird, vgl. ahd. sunta, suntea, asächs. sundia, afries. sende, sonde und aengl. syn(n) ‘Schuld, Vergehen, Sünde’. Als verwandte Bildungen stehen daneben ahd. sunna (9. Jh.), asächs. sunnia ‘wahrer Zustand, gesetzlich anerkannter Hinderungsgrund, Entschuldigung, Notwendigkeit’, anord. syn ‘Wahrheitsbekräftigung’, auch ‘Einspruch, Leugnung’, nauðsyn ‘gesetzlich anerkannter Hinderungsgrund, Notwendigkeit, Zwang’ und got. sunja (aus *sundj-) ‘Wahrheit’ (vgl. auch got. bisunjanē Genitiv Plur. ‘der ringsum Seienden, der Herumwohnenden’). Sie sind mit anord. sannr, saðr ‘wahr, schuldig’, asächs. sōð ‘wahr, Wahrheit’, aengl. sōþ- ‘wahr’ (germ. *sanþ-, *sund- ‘wahr’), außergerm. mit lat. sōns (s. o.), griech. ónt- (ὄντ-) ‘seiend’, aind. satyáḥ ‘wahr, wirklich’ zu *sṇtió-, vgl. aind. sánt- ‘seiend, gut, wahr’, Part. Präs. zu ásti ‘ist’, zusammenzustellen und auf die unter 1sein (s. d.) angegebene Wurzel ie. *es-, schwundstufig *s- ‘sein’ bzw. auf das zugehörige Part. Präs. ie. *sont-, *sṇt- zurückzuführen. Dabei ist für die den Begriff ‘Sünde’ wiedergebenden Ausdrücke eine Bedeutungsentwicklung von ‘das Seiende, Wahre, die Wahrheit’ über ‘festgestellte Schuld, (richtige) Sachverhältnisse, die den gegnerischen Aussagen entgegengestellt werden, Widerspruch, Verneinung’ zu (im christlich-kirchlichen Sinne) ‘Vergehen gegen Gottes Gebot, Böses’ anzunehmen. – Sünder m. ‘wer eine Sünde begeht’, ahd. suntāri (11. Jh.), mhd. sündære, sünder. sündhaft Adj. ‘einer Sünde entsprechend, mit Sünde behaftet, sündig’, steigernd im Sinne von ‘sehr’ (vgl. sündhaft dumm, sündhaft teuer, 19. Jh., doch wohl älter und bereits Ende 17. Jh. sich anbahnend), ahd. sunt(i)haft (8. Jh.), mhd. sündehaft. sündig Adj. ‘mit Sünde behaftet, gegen Gottes Gebot, gegen Sitte und Moral gerichtet’, ahd. suntīg (8. Jh.), mhd. sündec, sündic; dazu (oder als Weiterbildung von mhd. sünden Vb.) sündigen Vb. ‘eine Sünde begehen’, mhd. sündigen; versündigen Vb. ‘schuldig werden’, meist reflexiv ‘sich in Schuld verstricken, sich gegen Gott vergehen, Fehler machen’, mhd. versündigen ‘(sich) in Sünden stürzen, durch Sünden verderben’. Sündenbock m. ‘Mensch, dem unberechtigt alle Schuld zugeschoben wird, ohne daß er wirklich schuldig ist’ (Ende 18. Jh.), eigentlich ‘der Bock, der (nach 3. Mos. 16) die Sünde des Volkes stellvertretend in die Wüste trägt’ (seit dem 17. Jh. belegt), daher auch ‘schlimmer Sünder’ (17. Jh.). Sündenfall m. ‘(schwere) Versündigung’, mhd. sündenval, besonders (nach christlichem Glauben) ‘das Sündigwerden des Menschen’, eingeleitet (nach der Bibel 1. Mos. 3) durch den ‘Abfall von Gott’ des ersten Menschenpaares Adam und Eva (seit 17. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
außergewöhnlich ·
außerordentlich ·
besonders ·
bitter(-) (nur in speziellen Kontexten) ·
brennend ·
extrem ·
fürchterlich ·
ganz ·
hoffnungslos ·
mächtig ·
rettungslos ·
schrecklich ·
sehr (Gradadverb vor Adjektiven) ·
sündhaft ·
tief ·
ungeheuer ·
verflixt ·
verteufelt ·
zutiefst ●
beängstigend auch figurativ ·
furchtbar ugs. ·
verdammt ugs. ·
voll ugs., jugendsprachlich ·
wie hulle ugs., norddeutsch
Assoziationen |
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moralisch verwerflich ·
unkeusch ·
unmoralisch ·
unsittlich ·
unzüchtig ●
sündhaft religiös ·
amoralisch geh. ·
sittenwidrig fachspr., juristisch
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›sündhaft‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›sündhaft‹.
Verwendungsbeispiele für ›sündhaft‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Immer noch fielen Hämmer singend auf Stein und ihr Lied war sündhaft traurig.
[Aichinger, Ilse: Die größere Hoffnung, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1966 [1948], S. 182]
Anders als in glorreichen Zeiten mit dem Gewinn der Champions League 1997 fehlen sündhaft teure Diven.
[Die Zeit, 04.10.2010 (online)]
Denn unten am Meer liegen die sündhaft teuren Yachten aus allen Ländern der Erde.
[Süddeutsche Zeitung, 09.11.2004]
Es wäre für ihn, einen frommen Juden, sündhaft, sich als elitär zu empfinden.
[Süddeutsche Zeitung, 04.08.2000]
Moderne Versionen sind zwar sündhaft teuer, aber lange nicht so schön.
[Süddeutsche Zeitung, 26.03.1998]
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