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fahren

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GrammatikVerb · fährt, fuhr, ist/hat gefahren
Aussprache  [ˈfaːʀən]
Worttrennung fah-ren
Wortbildung  mit ›fahren‹ als Erstglied: Fahrabteilung · Fahranfänger · Fahrangst · Fahranspruch · Fahrassistent · Fahrassistenz · Fahrassistenzsystem · Fahrauftrag · Fahrausbildung · Fahrausweis · Fahrbahn · fahrbar · Fahrbenzin · Fahrberechtigung · Fahrbereich · fahrbereit · Fahrbereitschaft · Fahrbericht · Fahrbetrieb · Fahrbücherei · Fahrbühne · Fahrcharakteristik · Fahrdamm · Fahrdienst · Fahrdraht · Fahrdynamik · Fahreigenschaft · Fahreignungsabklärung · Fahreignungsregister · fahrend · fahrenlassen / fahren lassen · Fahrensleute · Fahrensmann · Fahrer · Fahrerei · Fahrerlaubnis · Fahrfehler · Fahrfreude · Fahrgast · Fahrgefühl · Fahrgeld · Fahrgelegenheit · Fahrgemeinschaft · Fahrgerät · Fahrgeräusch · Fahrgeschwindigkeit · Fahrgeschäft · Fahrgestell · Fahrgleis · Fahrhabe · Fahrkarte · Fahrkilometer · Fahrkomfort · Fahrkorb · Fahrkosten · fahrkundig · Fahrkunst · Fahrlehrer · Fahrleistung · Fahrleitung · Fahrlicht · Fahrmanöver · Fahrmaschine · Fahrnis · Fahrpersonal · Fahrphysik · Fahrplan · Fahrpraxis · Fahrpreis · Fahrprüfer · Fahrprüfung · Fahrrad · Fahrrinne · Fahrschacht · Fahrschein · Fahrschemel · Fahrschule · Fahrschüler · fahrsicher · Fahrsicherheit · Fahrsilo · Fahrspaß · Fahrspesen · Fahrsport · Fahrspur · Fahrstabilität · Fahrstand · Fahrsteig · Fahrsteiger · Fahrstil · Fahrstrahl · Fahrstraße · Fahrstrecke · Fahrstreifen · Fahrstrom · Fahrstuhl · Fahrstunde · fahrtauglich · Fahrtauglichkeit · Fahrtechnik · fahrtechnisch · Fahrtest · Fahrtreppe · Fahrtuch · Fahrturnier · fahrtüchtig · fahrunfähig · Fahrung · fahruntauglich · fahruntüchtig · Fahrverbindung · Fahrverbot · Fahrvergnügen · Fahrverhalten · Fahrverhältnisse · Fahrverkehr · Fahrvorschrift · Fahrwart · Fahrwasser · Fahrweg · Fahrweise · Fahrwerk · Fahrwiderstand · Fahrwind · Fahrzeit · Fahrzeug · Fahrzyklus
 ·  mit ›fahren‹ als Letztglied: abfahren · anfahren · auffahren · auseinanderfahren · ausfahren · Auto fahren · 1befahren · beifahren · dagegenfahren · dahinfahren · darüberfahren · davonfahren · dazwischenfahren · drauflosfahren · dreinfahren · durchfahren · einfahren · einherfahren · emporfahren · entfahren · entgegenfahren · entlangfahren · Fahrrad fahren · festfahren · fortfahren · Gefahre · heimfahren · herabfahren · heranfahren · herauffahren · herausfahren · hereinfahren · herfahren · herniederfahren · herumfahren · herunterfahren · herüberfahren · hin- und herfahren · hinabfahren · hinauffahren · hinausfahren · hineinfahren · hinfahren · hinterherfahren · hinunterfahren · hinüberfahren · hochfahren · ineinanderfahren · irrefahren · kaputtfahren · kreuzfahren · losfahren · mitfahren · Motorrad fahren · nachfahren · nebenherfahren · niederfahren · ranfahren · rausfahren · runterfahren · schwarzfahren · spazieren fahren · totfahren · umfahren · umherfahren · unterfahren · verbundfahren · 1verfahren · voranfahren · vorausfahren · vorbeifahren · vorfahren · vorüberfahren · wallfahren · wegfahren · weiterfahren · widerfahren · willfahren · 1zerfahren · zufahren · zurückfahren · zusammenfahren · überfahren
 ·  mit ›fahren‹ als Binnenglied: Kradfahrer · Kraftfahrstraße · landfahrend · Langsamfahrstelle · Nachtfahrverbot · Rechtsfahrgebot · Rückfahrassistent · Rückfahrkamera · Rückfahrscheinwerfer · Rückfahrticket · Schnellfahrstrecke · Schnellfahrweiche · seefahrend · selbstfahrend / selbst fahrend · Selbstfahrlafette · Tagfahrleuchte · Taxifahrer
 ·  mit ›fahren‹ als Grundform: Fahren · Fahrt
eWDG

Bedeutungen

1.
sich mit Hilfe einer antreibenden Kraft rollend oder gleitend fortbewegen
a)
von Fahrzeugen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
der Zug, das Auto, die Straßenbahn, das Schiff, der Schlitten, Fahrstuhl fährt
auf den fahrenden Zug aufspringen
der Zug fährt elektrisch
der Lastwagen fährt mit Benzin, Diesel(öl)
das Auto fährt langsam, (im) Schritt, schnell, mit einer Geschwindigkeit von achtzig Stundenkilometern
der Zug fährt ohne Aufenthalt nach Berlin
mehrere Wagen fuhren auf der Straße, Autobahn, über den Platz
der Zug ist langsam aus der Bahnhofshalle gefahren
ein Schiff fuhr in den Hafen
die Schiffe sind über das Meer gefahren
das Boot fährt stromabwärts
der Schlitten fuhr über die Schneeflächen
der Fahrstuhl fährt bis zur dritten Etage
der Zug fährt (= fährt ab) (um) zwanzig Uhr
der Zug fuhr fahrplanmäßig
der Bus fuhr pünktlich, mit Verspätung
wann fährt das Schiff?
eine fahrende (= fahrbare) Röntgenstation
b)
von Personen; mit Hilfe eines Fahrzeugs
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
mit der Straßenbahn fahren
er ist mit dem Zug gefahren
er fährt nur erster Klasse
mit der Eisenbahn, dem Autobus, Schiff fahren
mit dem Fahrstuhl fahren
sie kann das Fahren im Omnibus nicht vertragen
Auto, Ski, Schlitten, Rollschuh, Roller fahren
Karussell, Ballon fahren
auf Schlittschuhen fahren
gut, zügig, scharf, rasch, flott, langsam, gemächlich, im Schrittempo, (im) Schritt fahren
wir fuhren mit höchster Geschwindigkeit, mit einer Geschwindigkeit von achtzig Stundenkilometern
umgangssprachlichwir sind achtzig Stundenkilometer, Achtzig, mit Achtzig gefahren
der Rennfahrer ist eine gute Zeit gefahren
er fuhr wie der Teufel, wie der Blitz
saloppper Anhalter fahren
100 000 Kilometer unfallfrei (= ohne einen Unfall zu verursachen) fahren
wir mussten mit dem Wagen ein Stück rückwärts fahren
den Fluss (strom)aufwärts fahren
wir fahren über den See
wir sind schnell auf und davon gefahren
sie wollten auf den Berg hinauf fahren, nicht laufen
wir sind kreuz und quer gefahren, ohne einen Menschen zu finden
zur Arbeit, Schicht, in die Fabrik, auf die Jagd fahren
ich bin (mit der Straßenbahn) in die Stadt gefahren
nach Hause fahren
sie sind am Sonntag über Land (= ins Grüne) gefahren
umgangssprachlich jmdn. fahren lassen (= jmdm. die Erlaubnis zum Lenken, Steuern des Fahrzeugs geben)
siehe auch fahren (2)
Beispiele:
sie hat mich eine Stunde mit ihrem Fahrzeug fahren lassen
lass mich mal fahren!
wer ist gestern gefahren, deine Frau oder du?
er fährt sicher, rücksichtsvoll
mit einem Fahrzeug reisen
Beispiele:
wir fahren nach Dresden, Hamburg, nach der, auf die Krim, nach der, in die Schweiz
in andere Länder fahren
ich bin im Urlaub an die See gefahren
(mit jmdm.) in die Ferien, Sommerfrische fahren
in, auf Urlaub fahren
der Soldat fuhr auf Urlaub
sie fuhr zu, auf Besuch zu Verwandten
die Städter fuhren aufs Land, aufs Dorf
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’ bzw. mit ‘haben’
Beispiele:
umgangssprachlichdie Strecke fährt sich gut (= lässt sich gut befahren)
umgangssprachlichdie Strecke ließ sich schlecht fahren
eine Strecke fahreneine Strecke mit einem Fahrzeug zurücklegen
Beispiele:
der Busfahrer fährt einen Umweg, eine unbekannte Strecke, eine Umleitung
ausgezeichnet ist er die Kurve gefahren [ Feuchtw.Oppermann202]
Als er die sieben Runden nicht ohne Vergnügen gefahren hatte [ FrischBin58]
Sport ein Rennen fahren (= an einem Rennen teilnehmen)
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’ bzw. mit ‘sein’
Beispiel:
der Rennfahrer hat in dieser Saison drei Rennen gefahren
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiel:
Seemannsspracheer fährt zur See (= ist Seemann von Beruf), ist jahrelang zur See gefahren
Bergmannssprache sich unter Tage fortbewegen
Beispiele:
der Bergarbeiter fährt durch, in Abbaustrecken, nach der oberen Sohle
die Bergleute fahren in den Schacht
c)
umgangssprachlich, übertragen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
zweigleisig fahren (= zu zwei Parteien halten, es mit keinem verderben wollen)
doppelgleisig fahren (= zu zwei Parteien halten, es mit keinem verderben wollen)
auf zwei Gleisen fahren (= zu zwei Parteien halten, es mit keinem verderben wollen)
zweispännig fahren (= zu zwei Parteien halten, es mit keinem verderben wollen)
mit der Kirche ums Dorf fahren (= unnötige Umwege machen)
salopp fahr (= geh) zum Teufel, Henker!
salopp, derbin die Grube fahren (= sterben)
jmdm. an den Wagen fahren (= jmdm. etw. Schlechtes nachweisen, etw. anhaben), jmdm. an die Karre fahren
Beispiele:
dann kann mir niemand an den Wagen fahren
dem werde ich gründlich an die Karre fahren
2.
etw., jmdn. mit Hilfe einer antreibenden Kraft rollend, gleitend fortbewegen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
a)
ein Fahrzeug lenken, steuern
Beispiele:
er fährt das Auto zur Tankstelle
wer hat den Lastkraftwagen, Lastzug, Autobus gefahren?
er fährt einen fabrikneuen, gebrauchten Wagen (= er lenkt den Wagen als Chauffeur) (= er besitzt den Wagen)
er fährt einen Opel
umgangssprachlichder Wagen fährt sich leicht (= ist leicht fahrbar)
umgangssprachlichdas Fahrrad hat sich gut gefahren
saloppein Auto zuschanden, zu Bruch, in Klump(en) fahren (= durch unsachgemäßes Bedienen demolieren)
daß der Textilreisende noch vor einem Jahr einen alten Citroën gefahren habe [ DürrenmattPanne205]
übertragen
Beispiel:
saloppdie Karre in den Dreck fahren (= etw. verderben, zugrunde richten)
b)
etw., jmdn. mit einem Fahrzeug, Fahrgerät befördern
Beispiele:
Steine, Kohlen, Holz fahren
eine Fracht, Ladung fahren
er hat Sand, Heu auf, mit dem Schubkarren, Lastkraftwagen gefahren
Düngemittel auf das Feld fahren
jmdn. in die Stadt fahren
den Kranken mit dem Wagen ins Krankenhaus fahren (lassen)
der Fahrer hat seine Fahrgäste sicher gefahren
Der Liftboy weigerte sich, die lauten Frechdachse zu fahren [ Kellerm.Tunnel249]
3.
fachsprachlich Sonderbedeutungen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
a)
fachsprachlich, umgangssprachlich eine Arbeitsleistung erbringen
Beispiele:
eine Schicht fahren (= ableisten)
die Arbeiter fuhren Sonderschichten
die Walzwerker fahren (= erreichen) die doppelte Leistung
die Gaswerke fahren volle Leistung
Das Kraftwerk Klingenberg fährt 245 Megawatt [ Tageszeitung1963]
b)
Technik, umgangssprachlich eine technische Anlage in Betrieb setzen und in Betrieb halten
Beispiele:
einen Hochofen, Kessel, Generator fahren
die Turbinen wurden Tag und Nacht gefahren
Die Mechanisierung … ist so weit entwickelt, daß die Generatoranlage und alle nachgeschalteten Anlagen jeweils von einer zentralen Meßwarte aus gefahren werden [ Urania1964]
c)
Rundfunk, Fernsehen, Film
Beispiele:
eine Sendung fahren (= nach Laufplan ablaufen lassen)
eine Aufnahme original fahren (= original übertragen)
die Nachrichtensendungen, Sportreportagen werden trocken (= ohne Hall, Schallresonanz) gefahren
eine Bildaufnahme fahren
4.
(aus einer Ruhelage heraus) sich (plötzlich, hastig) in einer bestimmten Richtung bewegen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
a)
Beispiele:
plötzlich in die Höhe fahren
umgangssprachlichaus dem Bett, aus den Federn fahren
der Hund ist zwischen die Hühner gefahren
Mit einer wilden Besessenheit fuhr Kebad Kenya in die Schar der Leute [ JahnnHolzschiff144]
α)
Jägersprache
Beispiele:
der Fuchs fährt aus seinem Bau, fährt zu Bau
der Fischotter fährt ins Wasser
β)
umgangssprachlich in ein Kleidungsstück fahren (= sich hastig ein Kleidungsstück anziehen)
Beispiele:
sie fuhr rasch in ihre Kleider
in die Strümpfe, Schuhe fahren
jmds. Hand fährt in die Tasche
sich [Dativ] (mit der Hand) durch das Haar fahren (= die gespreizten Finger der Hand durch das Haar führen)
sich durch das Haar fahren (= sich flüchtig kämmen)
Er stürzte zum Kleiderhaken, schnürte den Säbel um und fuhr in den Mantel [ J. RothRadetzkymarsch117]
Zitternd fuhr er in die volle Mappe (= steckte er schnell seine Hand in die volle Mappe) [ O. M. GrafBolwieser35]
Seine Hand fuhr unwillkürlich gegen die Brusttasche seiner Jacke [ Voigt-DiederichsWaage159]
Mit einer raschen Bewegung fuhr er sich ein paarmal durch sein Haar [ KasackStadt465]
γ)
mit etw. in, durch etw. fahren (= etw. in einer bestimmten Richtung plötzlich bewegen)
Beispiele:
mit der Hand in die Tasche fahren
er fuhr mit beiden Beinen durch das Fenster
mit der Hand jmdm. in das Gesicht, Haar fahren
mit dem Löffel in die Suppe fahren (= den Löffel eintauchen)
sie fuhr mit der Feder in die Tinte
mit dem Besen durch das Zimmer fahren (= das Zimmer flüchtig kehren)
(mit der Hand) über etw. fahren (= hastig)
Er … fuhr sich mit nassen Händen durchs Gesicht [ BöllWort130]
δ)
über etw. hinstreichen
Beispiele:
sich [Dativ] (mit der Hand) über das Haar fahren
sie fuhr dem Kind liebkosend, tröstend übers Haar
sich [Dativ] (mit der Hand) über die Stirn, Augen, über das Gesicht fahren
sich [Dativ] mit dem Taschentuch über das Gesicht fahren
mit dem Staubtuch über die Tischplatte fahren
Der Mandrill fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen [ ApitzNackt246]
ε)
bildlich
Beispiele:
gehobender Wind fährt durch die Blätter, über das flache Land
dichterischGlanz fuhr in ihre Augen
dichterischEine flammende Röte fuhr über Ofterdingens Antlitz (= breitete sich über Ofterdingens Antlitz aus) [ E. T. A. Hoffm.Serapionsbrüder3,367]
ζ)
übertragen
Beispiele:
jmd. fährt aus dem Traum, Schlummer (= erwacht plötzlich)
umgangssprachlichbei der Beleidigung fuhr er in die Höhe (= brauste er auf)
saloppjmdm. an den Kragen, an die Gurgel fahren (= jmdn. tätlich angreifen)
saloppsie fuhren sich (gegenseitig) in die Haare (= stritten sich heftig)
saloppjmdm. über den Mund fahren (= jmds. Worte unhöflich unterbrechen und korrigieren)
mitten in der Nacht fährt er aus dem Schlaf [ WaggerlJahr174]
aus der Haut fahren (= ungeduldig, zornig werden)
Beispiel:
Es ist, um aus der Haut zu fahren [ BuschSumma summarum50]
jmdm. in die Parade fahren (= jmdm. scharf entgegentreten, widersprechen)
Beispiel:
in der Diskussion ist er dem Redner in die Parade gefahren
b)
etw. fährt in, durch, zwischen etw., jmdn. (= etw. dringt schnell in, durch, zwischen etw., jmdn.)
Beispiele:
die Säge, das Beil fährt in das Holz
das Messer fuhr in das Brot
der Blitz ist in den Baum gefahren
die Leuchtraketen, Funken fuhren in die Luft
ein Splitter fuhr (ihr) in den Finger
umgangssprachlichder scharfe Geruch fuhr ihm in die Nase
übertragen
Beispiele:
ein Gedanke fährt jmdm. durch den Kopf, Sinn (= in jmdm. taucht plötzlich ein Gedanke auf)
ihm fuhr plötzlich etw. durch den Kopf
etw. fährt jmdm. durch, in das Herz (= etw. trifft jmdn. im Innersten)
Schmerz, Angst, der Anblick fuhr ihr (wie ein Messer) durchs Herz
etw. fährt jmdm. durch Mark und Bein (= etw. erschreckt, erschüttert jmdn. zutiefst)
etw. fährt jmdm. in die, in alle Glieder, in die Beine (= etw. erschreckt jmdn. sehr)
saloppetw. fährt jmdm. in die Knochen (= etw. erschreckt jmdn. sehr)
der Schmerz, Schreck, die Angst, diese Nachricht fuhr ihm in die Glieder
umgangssprachlichder Wein ist mir in die Glieder, Beine gefahren (= der Wein hat mir die Glieder, Beine schwer werden lassen)
umgangssprachlichjmdm. fährt es in die Beine (= in jmdm. wird Lust zum Tanzen geweckt)
saloppjmdm. ist etw. in die Krone gefahren (= jmdn. hat etw. verärgert)
saloppdieser Erfolg ist ihm (mächtig) in die Krone gefahren (= hat ihn überheblich gemacht)
saloppjmdm. fährt etw. in die Nase (= jmdn. verärgert etw.)
saloppdie unverschämte Antwort ist ihm in die Nase gefahren
umgangssprachlichDer Geiger‑Sepp … spielte, auf der Lehne sitzend, die Handorgel, daß es allen Jungen in die Tanzbeine fuhr [ ZahnFrau Sixta137]
etw. fährt in jmdn. (= etw. erfasst jmdn.)
Beispiele:
Zorn, Wut fuhr in ihn
in jmdn. ist der Teufel, Satan, der böse Geist gefahren
umgangssprachlichwas ist nur in dich gefahren? (= was ist nur mit dir los?)
c)
etw. fährt aus etw. (= etw. gleitet schnell aus etw. heraus)
Beispiele:
der Faden fuhr aus der Öse
das Schwert fährt aus der Scheide
das Messer fuhr mir aus der Hand
d)
unabsichtlich an etw. anstoßen
Beispiel:
mit dem Kopf gegen den Schrank, die Wand fahren
5.
umgangssprachlich (mit etw., jmdm.) gut fahren (= (mit etw., jmdm.) gute Erfahrungen machen)
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
er ist mit dem Kauf gut gefahren
er ist mit dem neuen Angestellten gut gefahren
er fährt gut, schlecht dabei
sie ist gut dabei gefahren, dass sie den festeren Stoff wählte
er fährt am besten, wenn er auf das Tauschangebot nicht eingeht
angesichts von Leuten, die ohne solche Prinzipien scheinbar besser fahren [ Th. MannBuddenbrooks1,177]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
fahren · 1zerfahren · 2zerfahren · Fahrer · fahrend · fahrig · fahrlässig · Fahrlässigkeit · Vorfahr · Nachfahr · Fahrgast · Fahrkarte · Fahrschein · Fahrplan · Fahrrad · Fahrstuhl · Fahrzeug
fahren Vb. ‘sich mit einem Fahrzeug fortbewegen, es lenken, steuern’. Ahd. faran (8. Jh.), mhd. varn, varen, asächs. aengl. faran (engl. to fare ‘ergehen, leben’), mnd. mnl. vāren, nl. varen, anord. fara, schwed. fara, got. faran ist ursprünglich die allgemeinste Bezeichnung für jede Art der Fortbewegung (‘gehen, reiten, fahren, schwimmen, fliegen’ in sich einschließend) und wird erst allmählich auf die Fortbewegung mit Wagen, Schiffen, Fahrzeugen aller Art eingeschränkt; doch vgl. noch fahrendes (‘umherziehendes’) Volk, den Abschiedsgruß fahr wohl sowie Schlittschuh, Ballon fahren. Das gemeingerm. Verb gehört mit griech. perā́n (περᾶν) ‘hinüberbringen, durchdringen, hindurchkommen’, póros (πόρος) ‘Durch-, Zu-, Übergang’, poré͞uesthai (πορεύεσθαι) ‘reisen’, lat. portāre ‘tragen, bringen’, aslaw. pьrati ‘emporfliegen, sich erheben’, russ. (derb) perét’ (переть) ‘gehen’ zur Wurzel ie. *per(ə)- ‘hinüberführen, -bringen, -kommen, übersetzen, durchdringen, fliegen’; s. auch Fähre, Fahrt, Fjord, Furt, führen. 1zerfahren Vb. ‘zerfallen, vergehen, durch Fahren beschädigen’, ahd. zirfaran ‘zergehen’ (Hs. 12. Jh.), mhd. zervarn ‘auseinander, in Stücke gehen’. 2zerfahren Part.adj. ‘ausgefahren, durch Fahren beschädigt’, meist übertragen ‘auseinander gefallen, nicht festen Sinnes, unkonzentriert, unbeständig, gedankenlos’ (19. Jh.). – Fahrer m. ‘Lenker eines Fuhrwerks’ (18. Jh.), Nomen agentis zu fahren, in der Bedeutung ‘Lenker eines Kraftwagens, Chauffeur’ um 1900 wohl aus Kraftwagenfahrer verkürzt. Früher bezeugt als Grundwort von Komposita, vgl. mhd. lantvarære, nhd. Landfahrer ‘Reisender, Pilger, Landstreicher’, See-, Wallfahrer (17. Jh.). fahrend Part.adj. ‘ohne festen Aufenthaltsort’, ahd. faranti substantiviert ‘Reisender’ (8./9. Jh.), adjektivisch in der Wendung (10. Jh.) farantēr scaz, mhd. varndeʒ guot, nhd. fahrende Habe ‘beweglicher Besitz’; mhd. varnde ‘wandernd, umherziehend’ (von Spielleuten u. dgl., varndiu diet ‘umherziehendes, nicht seßhaftes Volk’). fahrig Adj. ‘unruhig, hastig, unkonzentriert’, spätmhd. verec, veric ‘zur Ausfahrt bereit’, nhd. ferig ‘behende, rasch’ (16. Jh.), danach erst wieder in der heutigen Bedeutung seit dem 18. Jh. durchgehend gebräuchlich. fahrlässig Adj. ‘unachtsam, nachlässig’ (15. Jh.), aus der verbalen Wendung mhd. varn lāʒen ‘geschehen lassen, nachlässig sein, ungestraft lassen’ weitergebildet (nicht zu lässig Adj., s. d.); häufig in der Rechtssprache; Fahrlässigkeit f. ‘(strafbare) Unachtsamkeit’ (15. Jh.). Vorfahr m. ‘Ahne’, mhd. vorvar(e), mnd. vorvāre, eigentlich ‘Vorangehender’. Nachfahr m. ‘Nachkomme’, mhd. nāchvar. – Fahrgast m. (2. Hälfte 19. Jh.), Verdeutschung für Passagier (s. d.), Fahrkarte f. auch Fahrschein m. (Ende 19. Jh.), Verdeutschung für Billett (s. d.), und Fahrplan m. ‘Verzeichnis der Fahrzeiten öffentlicher Verkehrsmittel’ (2. Hälfte 19. Jh.) sind mit der Entwicklung des Eisenbahnwesens entstanden. – Fahrrad n. ‘einspuriges zweirädriges Tretfahrzeug’ (Ende 19. Jh.), Verdeutschung für Veloziped (von frz. vélocipède, zu lat. vēlōx ‘schnell’ und pēs ‘Fuß’ gebildet), modern meist verkürzt zu Rad (s. d.). Fahrstuhl m. ‘Lift’ (17. Jh.), daneben anfangs auch Fahrsessel m., zuerst in mittelalterlichen Bergwerken und in der Kriegsbaukunst verwendet und Aufzug (vgl. spätmhd. ūfzuc ‘Vorrichtung zum Aufziehen’, s. ziehen) genannt; seit der 2. Hälfte des 19. Jhs. für den elektrischen Lift (s. d.). Fahrzeug n. ‘fahrbare Einrichtung zur Beförderung von Personen und Gütern’; zum zweiten Kompositionsglied s. Zeug. Mnd. vārtǖch ‘Fahrzeug, Wagen’, nl. vaartuig ‘Schiff, Boot, Wagen’ (17. Jh.), seit dem 17. Jh. in hd. Texten (zuerst z. B. in Reisebeschreibungen) als Bezeichnung für ‘Schiff’ belegt (so bis zum Anfang des 20. Jhs.), erst im 19. Jh. wird die Verwendung ‘Wagen’ häufiger, modern vielfach für Auto.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(sich) hinters Steuer setzen · am Steuer sitzen · chauffieren · fahren · lenken (Fahrzeug) · steuern  ●  auf dem Bock sitzen (LKW, Motorrad) ugs., Jargon · kutschieren ugs.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Auto fahren
  • (den) Fuß vom Gas nehmen · langsamer fahren
Assoziationen

ausführen · durchführen · leisten  ●  (etwas irgendwie) fahren (u.a. Arbeitwelt) fachspr., Jargon · schmeißen ugs. · zugange sein ugs.
Oberbegriffe

fahren  ●  verkehren Amtsdeutsch, Jargon
Unterbegriffe

(jemanden / etwas irgendwohin) fahren · (jemanden / etwas irgendwohin) transportieren · befördern · schaffen · verfrachten · überführen  ●  verbringen Amtsdeutsch · (jemanden / etwas irgendwohin) bringen ugs. · (mit etwas / jemandem irgendwohin fahren) ugs. · chauffieren geh. · expedieren geh., scherzhaft-ironisch, bildungssprachlich · karren ugs., salopp · kutschieren ugs., scherzhaft
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen
  • Rollenförderer · Rollentransfer


(herum)fahren · (wild) gestikulieren · fuchteln · herumfuchteln · hin- und herbewegen · schwenken  ●  rumfuchteln ugs.
Assoziationen

(den) Bus nehmen · (die) Straßenbahn nehmen · (ein) Taxi nehmen · (sich) chauffieren lassen · (sich) kutschieren lassen · befördert werden · chauffiert werden · fahren
Antonyme
  • zu Fuß gehen

abfahren · abgehen (Zug, Fähre, Schiff) · anfahren · gehen · losfahren  ●  es geht los ugs. · fahren ugs.
Unterbegriffe
Assoziationen

(irgendwohin/irgendwoher) wehen (starker Wind) · blasen (kräftiger Wind) · fahren · jagen · pfeifen · treiben  ●  fegen fig.

(auf etwas) fahren · auf Grund laufen · auffahren (auf) · auflaufen · stranden
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›fahren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›fahren‹.

auf Strecke Auto Bus dann dorthin Fahrrad in Richtung in Urlaub Kilometer langsam Linie mal mit Auto mit Bus mit Fahrrad mit Rad nach Haus Rad Rennen S-Bahn Schiff schnell Ski täglich unter Flagge weiter wieder Zug zurück

Verwendungsbeispiele für ›fahren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Auch in flott gefahrenen Kurven gibt es mit der Stabilität keine Probleme. [Die Zeit, 17.07.2012, Nr. 29]
Wie lange fährt man von Köln zu den Burgen am Rhein? [Schröter, Heinz: Ich, der Rentnerkönig, Genf: Ariston 1985, S. 124]
Wohin muß man fahren, um sie mit eigenen Augen sehen zu können? [P. M.: Peter Moosleitners interessantes Magazin, 1978, Nr. 12]
Sie fahren mit dem Eisen nur leicht über das Tuch. [Janusch, Antonie: Unser Schneiderbuch, Leipzig: Verlag für d. Frau 1979 [1965], S. 180]
In den letzten Tagen fuhren wir von Ort zu Ort. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1911], S. 1882]
Zitationshilfe
„fahren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/fahren>.

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