Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

walten

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GrammatikVerb · waltet, waltete, hat gewaltet
Aussprache 
Worttrennung wal-ten
formal verwandt mitobwalten
Wortbildung  mit ›walten‹ als Letztglied: durchwalten · verwalten · vorwalten
 ·  mit ›walten‹ als Binnenglied: Amtswalter · Mühewaltung · Sachwalter · Schriftwalter
Mehrwortausdrücke  schalten und walten
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Bedeutungen

1.
gehoben, veraltend Herrschaft ausüben, Macht haben
Beispiele:
Der Name des Barons Wisnietzky […] rief ihm lebendig das politische Walten Se. Erlaucht vor Augen [ MusilMann829]
Der felsige Boden war dennoch angebaut, so weit Frankreich waltete [ H. MannZeitalter269]
bildlich
Beispiel:
gehobenhier walten (= herrschen) andere Gesetze
Grammatik: oft im substantivierten Infinitiv
Beispiele:
das Walten der Natur
Stummergeben mußten wir uns der Gewalt der Elemente überlassen, ohnmächtig, in ihr Walten einzugreifen [ Roda RodaCicerone266]
gehoben, veraltend nach eigenem Belieben im Hause, Haushalt auf positive Weise tätig sein
Beispiele:
Das Zimmer erschien mir wie eine Art Heiligtum, darin […] die Großmutter waltete [ BecherAbschied4,143]
sie wird auch in den darunter gelegenen Gesellschaftsräumen walten als Dame des Hauses [ Th. MannLotte7,624]
gehoben, scherzhaft seines Amtes waltenseine (dienstliche) Pflicht tun, seine Aufgaben erledigen
Beispiele:
walte deines Amtes und deck den Tisch!
Der Arzt und der Kaplan walten [im Krankenzimmer] ihres Amtes [ WerfelBernadette607]
schalten und waltenverstärkend   mit voller Verfügungsgewalt tätig sein, über etw. gebieten
Beispiele:
in der Küche, im Garten, in seiner eigenen Wohnung schalten und walten (dürfen), wie es einem gefällt
nach eigenem Willen, nach Herzenslust schalten und walten
jmdn. schalten und walten lassen, wie es ihm beliebt
2.
gehoben etw. waltet (= etw. ist deutlich wahrnehmbar, ist das bestimmende Charakteristikum)
Beispiele:
hier waltet Stille, Schweigen, Heiterkeit
in ihm waltete eine stille Hoffnung, Sehnsucht
Friede waltet überall
hier hat offenbar Vernunft gewaltet
Fortan sollte Schonung walten, Versöhnung, Brüderlichkeit [ H. Mann12,29]
etw. walten lassen (= so handeln, dass etw. deutlich wahrnehmbar wird, sich auswirken kann)
Beispiele:
in der Erziehung Liebe walten lassen
auf allen Gebieten Gerechtigkeit walten lassen
Milde, Gnade walten lassen (= nachsichtig sein)
Vorsicht walten lassen (= vorsichtig sein)
Rücksicht walten lassen (= rücksichtsvoll sein)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
walten · verwalten · Verwalter · Verwaltung
walten Vb. ‘herrschen, Macht und Verfügung haben über etw.’. Das ursprünglich reduplizierende Verb ahd. waltan (8. Jh.), mhd. walten ‘Gewalt haben, herrschen, in Gewalt haben, besitzen, sorgen, pflegen, tun, bewirken’, asächs. waldan, mnd. walden, wolden, mnl. wouden, aengl. wealdan, anord. valda, aschwed. valda, schwed. vålla (‘verursachen’), got. waldan ‘ausreichen, dem Hauswesen vorstehen, seine Macht gebrauchen’ (germ. *waldan) zeigt wie die baltoslaw. Formen lit. valdýti ‘beherrschen, regieren, lenken’, veldė́ti ‘besitzen, regieren’, aslaw. vlasti, russ. (älter) volodét’ (володеть) ‘herrschen’ Dentalerweiterung (-dh-) der Wurzel ie. *u̯al- ‘stark sein’, die unerweitert vorliegt in lat. valēre ‘bei Kräften, stark, gesund sein’, air. (mit präsensbildendem n) faln-, foln- ‘herrschen’, flaith ‘Herrschaft, Fürst’. Der Übergang zur im Nhd. vorherrschenden schwachen Flexion setzt vereinzelt bereits im Mhd. ein. – verwalten Vb. ‘etw. regeln, für etw. (sorgend) zuständig sein’, mhd. verwalten ‘in Gewalt haben, sorgen für’, reflexiv ‘Gewalt, Kraft haben, in Gewalt haben, können’; Verwalter m. ‘wer für etw. zuständig ist’ (16. Jh.); Verwaltung f. ‘Aufgabe, Tätigkeit, Administration’ (15. Jh.), ‘verwaltende, zuständige Institution, Behörde’ (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

agieren · am Werk sein · handeln · machen · tun · wirken  ●  walten geh.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›walten‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›walten‹.

Verwendungsbeispiele für ›walten‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Es walteten also wohl doch höhere Mächte auch auf Erden. [Welk, Ehm: Die Heiden von Kummerow, Rostock: Hirnstorff 1978 [1937], S. 374]
Doch wo sonst, wenn nicht hier, sollten mentale Mächte walten? [Die Zeit, 10.05.1996, Nr. 20]
Auch beim bevorstehenden Treffen könnte normalerweise die gewohnte Routine walten. [Die Zeit, 12.07.1991, Nr. 29]
Bei höheren Preisen, bis etwas 70000 Mark, waltete allerdings spürbare Zurückhaltung. [Die Zeit, 30.01.1967, Nr. 05]
Was beileibe nicht heißen soll, hier walte kein gestalterisches Bewußtsein. [Die Zeit, 12.12.1957, Nr. 50]
Zitationshilfe
„walten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/walten>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve ab 1946

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