Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

stoisch

Lesezeichen zitieren/teilen ausklappen
GrammatikAdjektiv · Komparativ: stoischer · Superlativ: am stoischsten, Steigerung selten
Aussprache  [ˈʃtoːɪʃ] · [ˈstoːɪʃ]
Worttrennung sto-isch
Wortzerlegung Stoa -isch
Herkunft zu stōïkósgriech (στωϊκός) ‘die Philosophie der Stoa betreffend, zu ihr gehörig’ < stoágriech, stōïágriech (στοά, στωϊά) ‘Säule, Pfeiler, Säulenhalle, Säulengang’ bzw. ‘von Zenon und Kition um 308 v. Chr. zu Athen in der Stoa Poikile (einer buntbemalten Säulenhalle) gegründete Philosophenschule’
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
nicht aus der Ruhe zu bringen, beherrscht, ohne sichtliche Gefühlsreaktion
Synonym zu gelassen
Kollokationen:
als Adjektivattribut: stoische Geduld, Gelassenheit, Ruhe; stoischer Gleichmut; eine stoische Miene; ein stoischer Gesichtsausdruck
als Adverbialbestimmung: etw. stoisch ertragen, hinnehmen, [über sich ergehen] lassen, wiederholen
Beispiele:
C[…] steht einige Momente fast reglos da, und es mutet wie Größe an, dass er den Proteststurm nahezu stoisch über sich ergehen lässt. [Die Zeit, 01.08.2013 (online)]
Die Briten gehen inzwischen relativ stoisch mit diesem Chaos um, das sie jetzt schon seit zwei, drei Jahren ertragen. [Die Welt, 12.12.2019]
Blindenhunde sind zwar gut ausgebildet, aber Grenzsituationen wie diese bringen eigentlich auch den stoischsten Hund aus der Fassung. [Welt am Sonntag, 04.09.2011]
Das würde reichen, um auch stoischere Gemüter aus dem Gleichgewicht zu bringen. [Süddeutsche Zeitung, 12.02.2004]
Ich mußte mich enorm beherrschen, nicht den Takt mitzuklatschen und meine stoische Haltung zu bewahren. [Moers, Walter: Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 581]
Er schob sich den wackligen Stuhl, der an der Wand lehnte, zurecht und sah mit stoischer Ruhe zu, wie das alte Weib ihre Karten mischte und legte[…]. [Keller, Paul: Ferien vom Ich, München: Bergstadtverl. Korn 1963 [1915], S. 271]
2.
die Lehre der Stoa betreffend, auf ihr beruhend
Grammatik: ohne Steigerung
Kollokationen:
als Adjektivattribut: die stoische Ethik, Lehre, Philosophie; die stoischen Philosophen
Beispiele:
Trost fand Seneca in der stoischen Philosophie, die lehrte, alles Leid und alle Schwierigkeiten gelassen, ja heiter zu ertragen. [Die Zeit, 17.10.1997]
»Wer volle Einsicht besitzt, beherrscht sich selbst; wer sich selbst beherrscht, bleibt sich gleich«, begründete der römische Dichterphilosoph [Seneca] seine stoische Lehre. [Der Tagesspiegel, 02.02.2001]
Die stoische Lehre vom Allzusammenhang der Welt verbindet sich mit dem ethischen Gebot, gemäß der Natur – der vernünftigen Natur – zu leben und so die Ataraxie der Seele, ihre Unerschütterlichkeit zu gewährleisten. [Süddeutsche Zeitung, 06.05.2000]
Da spricht ein Schüler der stoischen Philosophie, die den kalt ruhigen Blick auf Leid und Tod lehrt und die Seele durch nichts erschüttert sehen möchte. [Die Zeit, 09.05.1980]
Der aus stoischen und platonischen Wurzeln stammende Logosbegriff jener Zeit schillert in allen Farben des spätantiken Synkretismus. [Althaus, P.: Christologie. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1957], S. 5943]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
stoisch · Stoiker · Stoizismus
stoisch Adj. ‘der Philosophie der Stoa folgend’ (15. Jh.), ‘selbstbeherrscht’, daher auch ‘unerschütterlich, gleichmütig’ (17. Jh.), aus lat. stōicus, griech. stōïkós (στωϊκός) ‘die Philosophie der Stoa betreffend, zu ihr gehörig’, substantiviert ‘Stoiker’, abgeleitet von griech. stoá (στοά) bzw. stōïá (στωϊά) ‘Säule, Pfeiler, Säulenhalle, Säulengang’ bzw. der danach (Stoa) benannten, von Zenon und Kition um 308 v. u. Z. zu Athen in der Säulenhalle poikílē (‘buntbemalte’) stoá gegründeten Philosophenschule, deren Philosophie von ihren Anhängern unerschütterlichen Gleichmut der Seele in allen Situationen des Lebens verlangt. – Stoiker m. ‘Anhänger und Vertreter der Stoa, gleichmütiger, unerschütterlicher Mensch’ (17. Jh.; bereits im 15. Jh. lat. Stōicus in dt. Texten). Stoizismus m. ‘Lehre und Weltanschauung der Stoa, Gleichmut, Unerschütterlichkeit’ (18. Jh.); vgl. frz. stoïcisme (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

gefasst · gleichmütig · kaltblütig · kühl · nervenstark · nicht aus der Ruhe zu bringen · ruhig · seelenruhig · stoisch · unaufgeregt · unerschütterlich · ungerührt  ●  ohne mit der Wimper zu zucken ugs., fig.
Assoziationen

gleichmütig · lapidar · stoisch · trocken · ungerührt  ●  cool ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›stoisch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›stoisch‹.

Zitationshilfe
„stoisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/stoisch>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
Stoffwindel
stöhnen
Stöhner
Stoichedon
Stoiker
Stoizismus
Stokes
Stola
Stolgebühr
Stolle

Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verteilung über Areale

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Weitere Wörterbücher

Belege in Korpora

Metakorpora

Referenzkorpora

Zeitungskorpora

Webkorpora

Spezialkorpora