Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

belieben

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GrammatikVerb · beliebt, beliebte, hat beliebt
Aussprache 
Worttrennung be-lie-ben
Wortzerlegung be- lieben
Wortbildung  mit ›belieben‹ als Erstglied: beliebig  ·  mit ›belieben‹ als Grundform: Belieben · beliebt

Bedeutungsübersicht

  1. 1. ⟨jmdm. beliebt (es), etw. zu tun⟩ jmdm. gefällt es, jmd. hat (im Moment) Lust, etw. zu tun
    1. [gespreizt] ⟨jmd. beliebt, etw. zu tun⟩
    2. [spöttisch] sich zu etw. herbeilassen
  2. 2. [gespreizt] Ausdruck großer Höflichkeit
eWDG

Bedeutungen

1.
jmdm. beliebt (es), etw. zu tunjmdm. gefällt es, jmd. hat (im Moment) Lust, etw. zu tun
Beispiele:
jmdn. schalten und walten lassen, wie (es) ihm beliebt
er nahm so viel davon, wie (es) ihm beliebte
jeder kann tun, was ihm beliebt
gespreizt jmd. beliebt, etw. zu tun
Beispiele:
spöttischder Herr beliebt, belieben zu scherzen
spöttischwie Sie zu bemerken beliebten, sich auszudrücken beliebten
du beliebst in Rätseln zu sprechen
jeder kann tun, was er beliebt
er beliebte eine absonderliche Diktion [ Feuchtw.Jüd. Krieg188]
spöttisch sich zu etw. herbeilassen
Beispiele:
wir warteten, bis es ihm beliebte zu erscheinen, bis er endlich zu kommen beliebte
Vielleicht belieben Sie, sich einen Augenblick in die Lage der Bevölkerung hineinzudenken [ BrechtMachard1]
2.
gespreizt Ausdruck großer Höflichkeit
Beispiele:
Sie belieben? (= Sie wünschen, befehlen?)
belieben Sie Konfekt oder Zigaretten?
was beliebt? (= was wird gewünscht?)
wie beliebt? (= wie bitte?)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
belieben · beliebt · unbeliebt · Beliebtheit · Belieben · beliebig
belieben Vb. ‘wünschen, geneigt sein’ und unpersönlich mit Dativ ‘jmdm. gefallen’. Das frühnhd. im 15. Jh. vereinzelt, im 16. Jh. allgemein vorkommende Verb (vgl. entsprechendes mnd. belēven, mnl. nl. believen) ist ursprünglich intensivierende Präfixbildung zu lieben (s. d.). Auf dem Wege über ‘Gefallen finden’ entwickelt sich im Frühnhd. wie im Mnd. die bis ins 19. Jh. nachweisbare Bedeutung ‘gutheißen, billigen, beschließen’. Vom 17. Jh. an wird das präfigierte Verb vor allem im Sinne von ‘willig, geneigt sein, geruhen’, auch unpersönlich ‘jmdm. recht sein, gefallen’ (vgl. frz. s’il vous plaît), in höflicher Ausdrucksweise als Bestandteil häufig formelhaft erstarrender Umschreibungen gebräuchlich. – beliebt Part.adj. ‘allgemein geschätzt’, mnd. belēvet ‘beliebt, wert’. Im Hd. verselbständigt sich das Part. Prät. des Verbs belieben im 17. Jh. als ‘erwünscht, angenehm’, namentlich in attributivem Gebrauch und in der Fügung sich beliebt machen ‘Wertschätzung erlangen’. Dazu unbeliebt Part.adj. ‘unerwünscht, unangenehm, nicht geschätzt’ (17. Jh.), oft in sich unbeliebt machen ‘Mißfallen erregen’, sowie als jüngere Ableitung Beliebtheit f. ‘allgemeine Wertschätzung’ (Anfang 18. Jh.). Belieben n. ‘Neigung, Wille, Wunsch’ (Anfang 15. Jh.), in Fügungen wie nach Belieben, etw. in jmds. Belieben stellen auch ‘Ermessen, Gutdünken’; substantivierter Infinitv von belieben. beliebig Adj. ‘willkürlich ausgewählt’, Ableitung des 17. Jhs. zunächst in der Bedeutung ‘erwünscht, angenehm, passend’; über jmdm. beliebig ‘ganz nach jmds. Wunsch’ kommt es im 18. Jh. (in Anlehnung an das Substantiv Belieben) zur heutigen Verwendung.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(etwas) für gut befinden · (ganz) begeistert sein (von) · (jemandem) belieben · (sich) begeistern (für) · eine Vorliebe haben für · gerne mögen · mögen  ●  (eine) Schwäche haben (für) ugs., fig. · (sich) loben geh. · abfahren auf ugs. · es jemandem angetan haben geh. · ich lobe mir geh. · liken ugs., engl. · stehen auf ugs.
Assoziationen
  • (jemandem) den Vorzug geben · (jemanden jemandem) vorziehen · begünstigen · besser behandeln · besserstellen · bevorzugen · favorisieren · mit Privilegien ausstatten · mit Vorrechten ausstatten · mit zweierlei Maß messen · privilegieren
  • (da) lobe ich mir (doch) · (da) loben wir uns (doch) · (eine) Präferenz haben (für) · (einer Sache) den Vorzug geben · (es) vorziehen (zu) · (etwas) vorziehen · besser finden · bevorzugen · es vorziehen zu · favorisieren · lieber (tun) · lieber haben · lieber mögen · lieber wollen  ●  präferieren geh.
  • (inständig) verlangen (nach) · (jemandem) steht der Sinn (nach) · (sehr) verlangen nach · (sich) sehnen (nach) · ...närrisch · Lust haben (auf) · aus sein (auf) · begehren · begehrlich (nach) · begierig (auf / nach) · brennen (auf) · fiebern nach · gieren (nach) · herbeisehnen · herbeiwünschen · kaum erwarten können · nicht warten können (auf) · schmachten (nach) · sehnlichst begehren · sehnlichst vermissen · spitzen (auf) · süchtig (nach) · unbedingt haben wollen · vergehen (nach) · verrückt (nach) · versessen (auf) · vor Lust (auf etwas) vergehen · vor Verlangen (nach etwas) vergehen  ●  hinter etwas her (sein) wie der Teufel hinter der armen Seele sprichwörtlich · hungern (nach) fig. · (einen) Gieper haben (auf) ugs. · (einen) Jieper haben (auf) ugs., norddeutsch · (etwas) ersehnen geh. · (ganz) wild (auf) ugs. · (jemandem) (das) Wasser im Mund zusammenlaufen (beim Gedanken an) ugs. · (jemanden) gelüsten (nach) geh. · (sehr) her (sein hinter) ugs. · begehren (nach) geh. · dürsten (nach) geh., poetisch, fig. · erpicht (auf) geh., veraltend · geil (auf) ugs. · giepern (nach) ugs., regional · heiß (auf) ugs. · jiepern (nach) ugs., regional · lange Zähne kriegen ugs., selten · lechzen (nach) geh. · scharf (auf) ugs. · sich alle zehn Finger lecken (nach) ugs., fig. · sich die Finger lecken (nach) ugs., fig. · sich verzehren (nach) geh. · spitz sein (auf) ugs. · verrückt (auf) ugs. · verschmachten (nach) geh.
  • (ein) Loblied anstimmen (auf) · (ein) dickes Lob aussprechen · (jemandem) ein großes Lob aussprechen · (jemandem) großes Lob spenden · (jemandes) Lob singen · (jemandes) Loblied singen · (sehr) rühmen · (sich) in Lobeshymnen ergehen · in den Himmel heben · in den höchsten Tönen loben · in den höchsten Tönen reden (von) · lobpreisen · sehr loben  ●  (sich) in Lobtiraden ergehen abwertend · (einer Sache / jemandem) Weihrauch spenden geh., fig. · (jemandem einen) Lorbeerkranz flechten geh., fig. · (jemandem) Lorbeerkränze flechten geh., fig. · (jemandem) hohes Lob zollen geh. · (sich) in Lobestiraden ergehen geh., abwertend · des Lobes voll (sein) geh. · hymnisch loben geh. · voll des Lobes (sein) geh. · über den grünen Klee loben ugs.
  • (etwas) haben wollen · (etwas) wollen · (sich) interessieren für · an etwas (heran)kommen wollen · an sich bringen wollen · hinter etwas her sein wie der Teufel hinter der armen Seele (Verstärkung) · in seinen Besitz bringen wollen · interessiert sein an · unbedingt haben wollen  ●  Begehrlichkeiten wecken floskelhaft, mediensprachlich · (etwas) kriegen wollen ugs. · (ganz) heiß sein auf ugs. · (sich etwas) an Land ziehen wollen ugs. · (sich etwas) grapschen wollen ugs. · (sich etwas) krallen wollen ugs., salopp · (sich etwas) schnappen wollen ugs. · (sich) etwas unter den Nagel reißen wollen ugs., fig. · geil sein auf derb · hinter etwas her sein ugs. · scharf sein auf ugs. · spitz sein auf ugs.
  • eine positive Bewertung abgeben · positiv bewerten  ●  liken engl. · auf "gefällt-mir" klicken ugs.
  • ...freudig · ...lieb · ...liebend · ...lustig

Typische Verbindungen zu ›belieben‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›belieben‹.

Verwendungsbeispiele für ›belieben‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ungeduld ist es, die den Menschen von Zeit zu Zeit anfällt, und dann beliebt er, sich unglücklich zu finden. [Benjamin, Walter: Goethes Wahlverwandtschaften. In: Tiedemann, Rolf u. Schweppenhäuser, Hermann (Hgg.) Gesammelte Schriften, Bd. 1,2, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1980 [1925], S. 121]
Der General wolle sich belieben lassen, ihm andere Order zu erteilen. [Huch, Ricarda: Der Dreißigjährige Krieg, Wiesbaden: Insel-Verl. 1958 [1914], S. 723]
Beliebt ist so einer nicht, wie man sich gut vorstellen kann. [Die Zeit, 06.05.1994, Nr. 19]
Dabei, spricht sie an, worüber andere noch vornehm zu schweigen belieben, seien personelle Entscheidungen zu treffen. [Die Welt, 25.09.2001]
Und wenn es dem Chef beliebt, muss man einen Kongress, der höchst wichtig wäre, für ein Meeting, das höchst unwichtig ist, sausen lassen. [Die Zeit, 04.07.2011, Nr. 27]
Zitationshilfe
„belieben“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/belieben>.

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