Vorbild, das
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Vorbild(e)s · Nominativ Plural: Vorbilder
Aussprache
Worttrennung Vor-bild
Wortbildung
mit ›Vorbild‹ als Erstglied:
Vorbildcharakter
· Vorbildfunktion / Vorbildsfunktion · vorbildhaft · vorbildlich · Vorbildwirkung
eWDG
Bedeutung
Muster, Beispiel, dem man nacheifert, Leitbild
Beispiele:
er ist für mich ein Vorbild, ist mein Vorbild, ist mir (ein) Vorbild
sein Vater galt ihm als echtes, nachahmenswertes Vorbild
jmdm. ein gutes Vorbild geben
in jmdm. ein Vorbild haben, sehen
(sich) [Dativ] jmdn., jmds. Lebensauffassung, Mut, Tüchtigkeit zum Vorbild nehmen, wählen
sie folgen schlechten, gefährlichen Vorbildern, eifern großen Vorbildern nach
sie trainierten nach dem Vorbild erfolgreicher Spitzensportler
Modell, Vorlage
Beispiele:
dieses Gebäude wurde nach historischem Vorbild wiederaufgebaut, wurde ausländischen Vorbildern nachgebaut
ein historisches Ereignis diente ihm für sein Drama als Vorbild
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Bild · Ebenbild · Abbild · Vorbild · Urbild · Mannsbild · Weibsbild · Lichtbild · Gebilde · Bildnis · bildlich · bildschön · bildhübsch · Bildhauer · Bildfläche
Bild n. ‘flächige Darstellung von Personen und Dingen’ (früher auch ‘Skulptur’) sowie überhaupt ‘dem Auge sich darbietender Anblick’ oder ‘nur in der Vorstellung wahrgenommene Erscheinung’, ahd. bilidi (8. Jh.; obd. Nebenformen bilodi, biladi), mhd. bilde ‘Abbild, Vorbild, Gestalt’. Das nur im Kontinentalwestgerm. bezeugte Substantiv (vgl. asächs. biliði ‘Zeichen, Gleichnis, Abbild’, mnd. bilde, bē̌lde ‘Abbild, Gestalt, Sinnbild, Beispiel’, mnl. beelde ‘Abbild, Gestalt, Vorbild’, afries. bild ‘Bild’; dagegen anord. bīlæti wohl aus dem Asächs. entlehnt) ist mit dem Kollektivsuffix germ. -iþja- von einem Stamm bil- abgeleitet, für den bisher eine sichere Erklärung fehlt. Die ältesten westgerm. Zeugnisse machen eine Ausgangsbedeutung ‘Zeichen, Sinnbild, Vorzeichen’ wahrscheinlich, vgl. , der einen möglichen Zusammenhang mit in: Festschr. Trier (1964) 112 ff.bil- ‘angemessen, gerecht’ (s. billig, Unbill und Weichbild) über eine semantische Vorstufe ‘trennen, unterscheiden, beurteilen, deuten’ erwägt. Weitere Deutungsversuche führen zu einer Grundvorstellung ‘geistiges Wesen, übernatürliche Kraft’, vgl. , oder rechnen den Stamm in: PBB 66 (1942) 291 ff.bil- einer Wortgruppe ‘spalten, hauen’ zu und sehen in Bild ‘das Zurechtgehauene, Gestaltete’; so bereits ; vgl. auch in: ¹DWB 2, 8 f. Im Dt. weist 1, 117 f.Bild, das vor allem bei Notker, den Mystikern und Chr. Wolff in philosophische Erörterungen Eingang findet, schon in der ältesten Sprachstufe eine reiche Bedeutungsdifferenzierung auf. Bestimmte semantische Verwendungen zeigen sich deutlicher in Zusammensetzungen oder Präfigierungen wie Ebenbild n. ‘dem Muster gleichende Nachbildung’, ahd. ebanbilidi (Hs. 12. Jh.), mhd. ebenbilde ‘Vorbild, Beispiel’; Abbild n. ‘flächige oder plastische Wiedergabe, Nachbildung’, spätmhd. frühnhd. abbild(e), anfangs häufig in der Fügung Abbild nehmen ‘ein Muster nachahmen’, allgemeiner verbreitet seit Ende des 18. Jhs.; Vorbild n. ‘Muster, Beispiel’, ahd. forabilidi (11. Jh.), mhd. vorbilde ‘Sinnbild, Vorbild’; Urbild n. ‘Vorlage einer Nachbildung, Inbegriff, Ideal’, zunächst Verdeutschung von Archetypus (17. Jh.), seit dem 18. Jh. auch für Original, Ideal, Idee gebraucht. Mit der Bedeutung ‘Äußeres, Gestalt’ begegnet Bild in den seit dem 19. Jh. nur noch abschätzig, früher aber wertneutral verwendeten Komposita Mannsbild n. Weibsbild n. frühnhd. (15. Jh.) zusammengewachsen aus mhd. mannes bilde und wībes bilde. Verhältnismäßig jung ist Lichtbild n. ‘Photographie’ (Mitte 19. Jh.), dem eine gleichlautende Gelegenheitsbildung mit der Bedeutung ‘durch Lichtstrahlen erzeugtes Bild’ (18. Jh.) vorausgeht. – Gebilde n. ‘Geformtes, künstlich Geschaffenes von nicht näher zu bezeichnendem Aussehen’, aostnfrk. gibilithi ‘Schattenbild, Schemen’ (9. Jh.?), mhd. gebilde ‘Gestalt, gestalteter Gegenstand, Sternbild’, frühnhd. gebild(e) ‘Heiligenbild’ kommt im 16. Jh. außer Gebrauch, wird aber in der 2. Hälfte des 18. Jhs. erneut aufgegriffen, anfangs als klangvollere Nebenform von Bild, doch zunehmend als an bilden (s. d.) angeschlossenes Verbalsubstantiv. Bildnis n. ‘bildliche Darstellung eines Menschen, Porträt’, ahd. bilidinussi n. (oder bilidinussī f.?; Hs. 13. Jh.) ‘Abbild, Bild’, mhd. bildnüsse, bildnisse n. ‘Bild, Gleichnis’, frühnhd. bildnis, bildnus n. und f.; gegen Ende des 17. Jhs. setzen sich die Form Bildnis und neutrales Genus durch, das Femininum findet sich noch in obd. Mundarten. bildlich Adj. ‘durch ein Bild oder durch metaphorische Ausdrucksweise veranschaulicht’, ahd. bilodlīh ‘vorbildhaft’ (8. Jh.), bilidlīh ‘vorbildhaft, nachbildend, wohlgestaltet’ (11. Jh.), mhd. bildelich ‘bildlich, sinnlich wahrnehmbar’ (neben gleichbed. mhd. bildec). bildschön Adj. ‘sehr schön’, seit der 2. Hälfte des 18. Jhs. (zunächst obd.) zur Charakterisierung des Äußeren von Personen, eigentlich wohl ‘schön wie ein (Heiligen)bild’, vgl. älteres engelschön; dann auch auf unbelebte Gegenstände (19. Jh.) bezogen. In Analogie dazu bildhübsch Adj. ‘sehr hübsch’ (Anfang 19. Jh.). Bildhauer m. ‘Schöpfer plastischer Kunstwerke’, frühnhd. bildhower, bildhauer (2. Hälfte 15. Jh.) und mnd. bilde(n)-, belde(n)houwer; zu Bild in der Bedeutung ‘Skulptur’, vgl. die mhd. Fügung ein bilde houwen (aber mhd. bildemacher ‘Bildhauer’). Bildfläche f. ‘Fläche eines Bildes’ (Anfang 19. Jh.), seit der 2. Hälfte des 19. Jhs. vor allem geläufig in den (wohl von der Photographie übertragenen) Wendungen auf der Bildfläche erscheinen ‘unerwartet auftauchen, zum Vorschein kommen’ und von der Bildfläche verschwinden ‘abtreten, aus dem Gesichtsfeld schwinden’.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Galionsfigur ·
Idol ·
Ikone ·
Leitbild ·
Säulenheiliger ·
Vorbild ·
lebende Legende ·
leuchtendes Vorbild ●
Lichtgestalt fig. ·
Mythos fig.
Oberbegriffe |
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Geisteswissenschaften
Art, zu denken ·
Beispiel ·
Denkmuster ·
Denkungsart ·
Denkweise ·
Leitvorstellung ·
Muster ·
Sichtweise ·
Vorbild ●
Denke ugs. ·
Paradigma geh., griechisch
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(das) Musterexemplar (eines / einer guten z.B. Führungspersönlichkeit) ·
(ein) leuchtendes Beispiel ·
Vorbild (Person) ·
das Idealbild (eines / des z.B. perfekten Ehemanns) ·
der ideale (z.B. Teamchef) ·
die (ideale) Verkörperung eines (z.B. Naturwissenschaftlers) ·
ein Muster an (z.B. Gewissenhaftigkeit) ·
ein Muster von einem (z.B. hilfsbereiten Schüler)
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Typische Verbindungen zu ›Vorbild‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Vorbild‹.
amerikanisch
angelsächsisch
anlehnen an
Anlehnung an
antik
britisch
dienen
einführen nach
englisch
errichten nach
folgen
französisch
gelten
gestalten nach
gründen nach
hinstellen
historisch
leuchtend
literarisch
musikalisch
nacheifern
nehmen zu
orientieren an
preisen
real
skandinavisch
sowjetisch
taugen
taugen zu
westlich
Verwendungsbeispiele für ›Vorbild‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Über solche Fragen wurde wahrscheinlich noch nicht genügend gesprochen, es gab noch zu wenig beispielgebende Vorbilder.
[Ichenhäuser, Ernst Z.: Erziehung zum guten Benehmen, Berlin: Volk u. Wissen 1983, S. 65]
Wir hätten unsere Vorbilder stets vor Augen, uns bessere Orientierung ermöglichend.
[Rathenow, Lutz: Die sechzehnte Eingabe. In: ders., Die lautere Bosheit, Remchingen: Maulwurf 1992, S. 81]
Im weiteren Sinne entspricht auch die generalisierende lockere Malweise dem französischen Vorbild.
[Busch, Werner: Das sentimentalische Bild, München: Beck 1993, S. 438]
Gegenüber diesen zwei «christlichen» Vorbildern mußten die der Antike sehr viel stärker ins Gewicht fallen.
[Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Tübingen: Francke 1993 [1948], S. 412]
Ich danke Euch für die geleistete Arbeit und ich bitte Euch, auch draußen weiterhin Vorbild zu sein.
[o. A.: Ansprache vor Rüstungsarbeitern, 13.11.1940]
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