vorzüglich
GrammatikAdjektiv · Komparativ: vorzüglicher · Superlativ: am vorzüglichsten
Aussprache [foːɐ̯ˈʦyːklɪç] [ˈfoːɐ̯ʦyːklɪç]
Worttrennung vor-züg-lich
Wortbildung
mit ›vorzüglich‹ als Erstglied:
Vorzüglichkeit
Bedeutungsübersicht
- 1. [oft gehoben, leicht veraltend] außerordentlich gut
- 2. [besonders A , CH ] Synonym zu vor allem
- 3. [besonders A ] Synonym zu 1vorzugsweise
- 4. [gehoben, häufig gespreizt] außerordentlich (groß)
ZDL-Vollartikel
Bedeutungen
1.
oft gehoben, leicht veraltend außerordentlich gut
Aussprache: [foːɐ̯ˈʦyːklɪç]
Kollokationen:
als Adjektivattribut: ein vorzüglicher Ruf
als Adverbialbestimmung: vorzüglich klappen, passen; sich vorzüglich eignen
als Apposition: das Prädikat vorzüglich
Beispiele:
Insgesamt waren die Züchter sehr erfolgreich, denn die Preisrichter
konnten mehrfach das Prädikat vorzüglich verteilen. [Schweriner Volkszeitung, 08.11.2022]
Nie habe ich in einem Ferienhotel besser gegessen und einen
vorzüglicheren Service erlebt. [Die Welt, 25.11.2006]
Galt zuvor die Lebensphase bis Mitte 30 als
vorzügliches Rennfahreralter, belegt durch Ayrton
Senna, Alain Prost oder Michael Schumacher, scheint analog zur
gesellschaftlichen Gesamtentwicklung 40 das neue 30 zu werden. [Neue Zürcher Zeitung, 03.06.2023]
Kriminalromane eignen sich […]
vorzüglich als Vehikel für gesellschaftliche
Beobachtungen und Kommentare, zur Darstellung unterschiedlicher Lebensweisen
und Örtlichkeiten, sozialer Schichten und ethnischer Gruppen. [Der Standard, 18.05.2016]
Kurzum, der Humor markiert als Wellenbrecher für Ideologien die
demokratische Einstellung par excellence (ganz
vorzüglich). [Schwanitz, Dietrich: Bildung. Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 454]
a)
in Hinsicht auf Geschmack und Qualität von Speisen und Getränken
Synonym zu exquisit (●), ²erlesen (b)
Kollokationen:
als Adjektivattribut: vorzügliche Küche, Speisen; vorzügliches Essen; ein vorzüglicher Wein
als Adverbialbestimmung: vorzüglich munden, schmecken
Beispiele:
Er tischte zwei vorzügliche Flaschen
Romanée‑Saint‑Vivant auf, zusammen ungefähr der Wert eines Kleinwagens. [Neue Zürcher Zeitung, 15.01.2024]
Zwei Freunde, Miles und Jack, brechen auf, um es auf einen
Edeljunggesellenabschied mit vorzüglichem Wein
noch einmal ordentlich krachen zu lassen. [Der Standard, 24.02.2016]
Er frühstückte Omelette mit Pilzen, das
vorzüglich war, nahm ein paar Heringe zu sich
und trank einen Liter schwarzen Kaffee. [Kopetzky, Steffen: Grand Tour. Frankfurt a. M.: Eichborn 2002, S. 118]
Als kulinarischer Höhepunkt wird schließlich die Schüssel mit
dem Murmeltierfleisch hereingebracht. Eine für uns befremdlich anmutende
Delikatesse, die jedoch vorzüglich mundet. [Die Welt, 28.04.2000]
Unterdessen wird zwischen je zwei Gäste ein kleines Zinnkännchen
mit Samshu, chinesischem Reisschnaps, gestellt und von diesem in die
Liliputgläschen geschenkt. Ich finde ihn
vorzüglich, an ungarischen Pflaumenschnaps
erinnernd, und verschmähe den von Herrn Lange »für den Notfall«
mitgebrachten Rotwein. [Ehlers, Otto Ehrenfried: Im Osten Asiens. Berlin: Paetel 1913 [1900], S. 29]
b)
in Hinsicht auf jmds. Fähigkeiten, Kenntnisse oder Leistungen
Synonym zu überragend, vortrefflich
Kollokationen:
als Adjektivattribut: ein vorzüglicher Darsteller, Kenner, Pianist, Solist; ein vorzügliches Ensemble; eine vorzügliche Edition, Einleitung, Übersetzung
Beispiele:
Es gibt lediglich eine kleine Geschäftsstelle, deren Mitarbeiter
vorzügliche Arbeit leisten. [Der Standard, 19.01.2007]
Der Künstler wurden von Monica Gutman anpassungsfähig begleitet.
Sie stellte sich auch in der Sonate für Klavier Nr. 3 als technisch und
ausdrucksmäßig versierte, vorzügliche Pianistin
dar, verlieh dem Schlußsatz dämonische, hintergründige Wirkung. [Allgemeine Zeitung, 05.09.1998]
Er kam in eine Bayern‑Mannschaft, deren
vorzüglichsten Mitglieder etwas überspielt
wirkten vom gerade errungenen Weltmeistertitel[…]. [Süddeutsche Zeitung, 22.01.2024]
Auch am Sonntag präsentierte sich [der deutsche Skispringer Pius] Paschke in prächtiger Verfassung.
Mit abermals vorzüglichen Sprüngen von 141 und
140 Meter schaffte er es wieder aufs Podest und wurde hinter den beiden
Österreichern Kraft und Jan Hörl Dritter. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.12.2023]
Der Siegtreffer fällt in der 66. Minute nach einem
vorzüglich getretenen Corner von Filip
Ugrinic. [Der Bund, 19.09.2022]
Wiederum zeigten die Teilnehmer [eines Grundlehrgangs bei der Feuerwehr] großartige
Leistungen und es konnten 46 Kameradinnen und Kameraden die Bestnote
»vorzüglich« in ihrem Feuerwehrpass
verbuchen. [67 neue Truppführer und Truppführerinnen bei der
Feuerwehr, 10.10.2019, aufgerufen am 24.04.2022]
2.
besonders A , CH Synonym zu vor allem
Aussprache: [ˈfoːɐ̯ʦyːklɪç]; Grammatik: adverbiell
Beispiele:
Wespen fressen Insekten, die vorzüglich bei
kühleren Temperaturen aktiv sind. [St. Galler Tagblatt, 04.08.2022]
»40 Prozent der allein lebenden Menschen sind über 60 und damit
vermehrt auf Unterstützung angewiesen. Dieser Wert ist in Basel höher als in
den anderen Städten.« Auch sind es nicht vorzüglich
reiche Menschen, die allein wohnen. [Basler Zeitung, 24.01.2022]
Die Frau hat die gegenständliche Mietwohnung als reinen
Freizeitwohnsitz, vorzüglich an den
Wochenenden[,] und nicht als Hauptwohnsitz
benützt. [Tiroler Tageszeitung, 30.10.2022]
Zum Mehrzweck [des Autos mit Allradantrieb] zählt weiters volle Allwitterungs‑ und gar
nicht üble Geländetauglichkeit, wenngleich jeder weiß, dass diese Kategorie
Fahrzeug vorzüglich im städtischen Bereich fortbewegt
wird. [Der Standard, 25.04.2016]
Gestern gehörten Festplatz und Festzelt
vorzüglich den Kindern, für die Spiel und Spaß
auf dem Programm standen. [Thüringer Allgemeine, 10.09.2007]
Bekanntlich hat man den Frauen das Stimmrecht bisher
vorzüglich mit der Motivierung versagt, daß es
nur denen gebühre, die im Dienste des Vaterlandes die Waffe zu handhaben im
stande sind. [Der Tag, 08.01.1901]
3.
besonders A Synonym zu ¹vorzugsweise
Aussprache: [ˈfoːɐ̯ʦyːklɪç]; Grammatik: adverbiell
Beispiele:
[Gedächtnis-]Training: Suche dir für die
nächsten Wochen fünf Personen aus (vorzüglich
Besserwisser oder Nörgler), und höre ihnen aufmerksam zu. [7 Fakten, warum Menschen nicht ernst genommen werden, 09.12.2019, aufgerufen am 24.04.2022]
Während das Musikschulwerk […] der musikalischen
Breitenförderung dient, geht es am TLK (= Tiroler Landeskonservatorium) um die Begleitung besonders begabter
junger Menschen, vorzüglich auch solcher, die die
Musik zum Beruf machen wollen. [200 Jahre Innsbrucker Musikverein feierlich zelebriert, 03.06.2018, aufgerufen am 24.04.2022]
Zur Bereitung der Speisen werden Milch, Rind‑ und Schweineschmalz
verwendet, und vorzüglich in der Zeit der
vierzigtägigen Fasten Kürbiskernöl im kalten und warmen Zustand. [Heimatkunde: Ein bedeutendes Gemüse verändert die
Essgewohnheiten, 08.09.2020, aufgerufen am 24.04.2022]
Eines Tages, nach einer erfolgreichen Tournee, äußerte
Musashino‑Präsident Naotaka Fukui die Absicht, für Iruma eine Patenstadt zu
finden, vorzüglich in Bayern, da hier die meisten
Konzerte stattfanden. [Münchner Merkur, 18.05.2020]
Mustafa ist ein sehr talentierter Spieler mit Ruhe am Ball, sauberer
Technik und einer guten Spieleröffnung. Darüber hinaus verfügt
[er] über Regionalligaerfahrung und wird
uns somit in der Abwehr, vorzüglich auf der linken
Seite, mehr Stabilität verleihen. [Ein neuer Darsteller für FC BW Feldkirch, 06.12.2018, aufgerufen am 24.04.2022]
4.
gehoben, häufig gespreizt außerordentlich (groß)
Synonym zu besonder (b)
Kollokationen:
als Adjektivattribut: vorzügliche Hochachtung
Beispiele:
[…] die Schweizer Botschaft in Paris
[versicherte] gegenüber Frankreich: »Ein
Doppelbürger, der sich dafür entscheidet, in Frankreich anstatt in der
Schweiz Militärdienst zu leisten, […] ist
von der Wehrpflicht in der Schweiz befreit und wird nicht zur Zahlung von
Wehrpflichtersatz verpflichtet.« Dies hat das französische Aussenministerium
freudig quittiert und der Schweizer Botschaft seine
»vorzügliche Hochachtung« entboten. [Basler Zeitung, 31.01.2024]
In dem Brief ging es ums Geld. Genauer gesagt: um die Miete der
Witwe des Gorlosener Pfarrers Hartmann, der 1840 im Alter von 77 Jahren
verstorben war. »Ganz ergebenst« und »in vorzüglicher
Hochachtung« stellten die drei briefschreibenden Beamten klar, dass der
Witwe lediglich ein Mietzuschuss zu gewähren sei, schließlich habe sie keine
Kinder mehr bei sich, für die die Wahl des Wohnortes Bedeutung habe. [Norddeutsche Neueste Nachrichten, 01.10.2021]
»Sehr geehrte Frau Bundesrätin« ist immer seltener zu lesen. In einer
anderen Sphäre bewegt sich der Regierungsrat des Kantons Glarus. Seine
Stellungnahmen stechen heraus. Darin wendet er sich nämlich weiterhin an die
»Hochgeachtete Frau Bundesrätin«, um dann zum Schluss natürlich »den
Ausdruck unserer vorzüglichen Hochachtung« zu
versichern. Gestelzte Formeln? Verstaubtes Amtsdeutsch? Glarner
Aufmerksamkeitsökonomie! [Luzerner Zeitung, 16.08.2021]
Wir sind erfreut und geehrt, Ihnen berichten zu können, daß die
Cumberland Insurance Investment Group Inc. das
vorzüglichste Vertrauen der Bank of Sark genießt. [Der Spiegel, 20.09.1971]
Ich verbleibe mit der Versicherung der
vorzüglichen Hochachtung und freundschaftlichen
Gesinnung Euerer königlichen Hoheit freundwilliger Vetter und Bruder
Wilhelm, I. R. [Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 13.02.1902]
●
⟨veraltet, noch scherzhaft mit vorzüglicher Hochachtung (= Schlussformel in Briefen)⟩
Beispiele:
[…] sobald die Distanz
[zwischen Verfasser der E-Mail und Empfänger] etwas größer ist, muss jedes Mal
entschieden werden: »Mit freundlichen Grüßen«? Schon sehr abgenutzt.
»Mit besten Grüßen«? Bisschen businessmäßig. »Viele Grüße«? Ist okay,
nur kommt das Wort »viel« gern schon im Text der E‑Mail vor. Es bleibt
also schwierig, liebe Leserinnen und Leser. Was meinen Sie? Mit
vorzüglicher Hochachtung bin ich Ihr Felix
Müller[.] [Berliner Morgenpost, 28.05.2023]
Sehr geehrte Tagesschau, wenn Sie glauben, gendern zu müssen,
dann aber bitte fehlerfrei. Das Wort »Mutter« kann nur dann durch
»Gebärende« ersetzt werden, wenn die Mütter gerade im Kreißsaal liegen
und ein Kind zur Welt bringen. Andernfalls müsste es »gebären Könnende«
heißen, bzw. für Mütter nach der Menopause »einstmals gebären gekonnt
Habende«. Mit vorzüglicher Hochachtung. Ihr
Gender‑Experte! [Münchner Merkur, 08.04.2023]
Vor der Schlußformel kann man einfügen »Besten Dank (im voraus)
für Ihre Bemühungen«, wenn man von dem Empfänger ein Tätigwerden
erwartet. Als Schlußformel kann man wählen zwischen »Mit
vorzüglicher
Hochachtung«[,]
»Hochachtungsvoll«[,]
»Hochachtend«. Am häufigsten wird »Mit
vorzüglicher Hochachtung« verwendet. Kennt
man den Empfänger des Schreibens innerhalb der Behörde oder Firma
persönlich, darf man auch »Mit freundlichen Grüßen« schließen. [Giesder, Gabriele: Gutes Benehmen. Düsseldorf: Econ-Taschenbuch-Verl. 1991 [1986], S. 234]
Hierdurch melde ich mit lebhaftem Bedauern meinen Austritt aus
dem konservativen Verein Stadt Königsberg i. Pr. (nicht aus der
konservativen Partei) an, da mir seitens meiner vorgesetzten
Zivildienstbehörde auf Grund des § 49 Abs. 2 R. M.‑G. Umstände
gemacht werden. Mit vorzüglichster Hochachtung
Ihr ergebenster Boll. [Vossische Zeitung (Abend-Ausgabe), 01.03.1910]
Ich glaube […], daß es im
beiderseitigen Interesse liegt, in dieser Angelegenheit getrennt zu
marschieren und jede Richtung ihren besonderen Standpunkt selbständig
vertreten zu lassen. Mit vorzüglicher Hochachtung
A. Bebel. [von Suttner, Bertha: Autobiographie. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1909]]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
ziehen · ungezogen · abziehen · Abzug · abzüglich · anziehen · Anzug · anzüglich · aufziehen · Aufzug · ausziehen · Auszug · beziehen · Beziehung · beziehungsweise · Bezug · bezüglich · erziehen · Erzieher · Erziehung · nachziehen · Nachzügler · überziehen · Überzieher · Überzug · umziehen · Umzug · verziehen · Verzug · vollziehen · Vollzug · vorziehen · Vorzug · vorzüglich · zuziehen · zuzüglich
ziehen Vb. ‘mit Kraft zu sich her oder hinter sich her bewegen, zerren, zu ganzer Länge ausdehnen, aufziehen, züchten, sich fortbewegen’, reflexiv ‘sich dehnen, in die Länge erstrecken’; zusammen mit einem Substantiv dient ziehen häufig zur Umschreibung eines Verbalbegriffs, vgl. in Zweifel ziehen ‘bezweifeln’ (16. Jh.), Lehren ziehen ‘lernen’ (18. Jh.); ahd. ziohan (8. Jh.), mhd. ziehen, asächs. tiohan, mnd. tēn, tīen, mnl. tīen, afries. tiā, aengl. tēon, anord. (nur Part. Prät.) toginn ‘gezogen’, got. tiuhan ‘führen’ (germ. *teuhan). Außergerm. vergleichen sich griech. dadýssesthai (δαδύσσεσθαι) ‘zerrissen werden’, dé͞ukein (δεύκειν) ‘denken, nachdenken, Sorge tragen’, lat. dūcere ‘ziehen, schleppen, führen, leiten’, mkymr. dygaf (aus *dukami) ‘bringe’. Zugrunde liegt ie. *deuk- ‘ziehen’. Dazu gehören aus dem germ. Sprachbereich die unter Zaum, Zeug, Zeuge, zögern, Zögling, Zucht, zucken, zücken, Zug, Zügel behandelten Wörter sowie auch Herzog (eigentlich ‘Heerführer’, s. d.). Zum Part. Prät. gezogen in der Bedeutung ‘erzogen’ gehört ungezogen Adj. ‘unartig, ungehorsam’, ahd. ungizogan ‘noch nicht erzogen, unbändig’ (8. Jh.), mhd. ungezogen ‘ohne gehörige Bildung, unartig, zuchtlos’. – abziehen Vb. ‘durch Ziehen entfernen, herunterziehen, wegnehmen, weggehen, vermindern, subtrahieren’, ahd. abaziohan (9. Jh.), mhd. abeziehen; Abzug m. ‘Vorgang, Ergebnis des Abziehens, Weggang, abgezogener Betrag, Vorrichtung zum Ableiten’, mhd. abezuc; abzüglich Präp. (besonders in der Kaufmannssprache) ‘mit Abzug von, abgerechnet’ (19. Jh.), vgl. schon (md.) abezogelich (15. Jh.). anziehen Vb. ‘an sich heranziehen, straff ziehen, Kleidung anlegen’, mhd. aneziehen, auch ‘anklagen, beschuldigen’ (eigentlich ‘etw. als Beweis heranziehen’); Anzug m. ‘Vorwurf, Beschuldigung, Anmarsch, Ankunft’ (15. Jh.), im Anzuge sein ‘im Anmarsch sein, bevorstehen, beginnen’ (16. Jh.), ‘Kleidung’ (Ende 16. Jh., geläufig seit 18. Jh.), dann speziell ‘Jacke und Hose’, spätmhd. anzuc ‘Anzug (im Schachspiel)’; anzüglich Adj. ‘auf Unangenehmes, Peinliches anspielend, ungehörig, zweideutig’ (16. Jh.), vgl. anzügliche und schimpfliche Wort (17. Jh.), zu frühnhd. anzug ‘Vorwurf, Beschuldigung’ (s. oben); daneben auch im Sinne von ‘anziehend’ (Anfang 16. Jh., noch bei Goethe). aufziehen Vb. ‘durch Ziehen öffnen, in die Höhe ziehen, großziehen, erziehen, eine Feder spannen, ins Werk setzen, necken’, ahd. ūfziohan ‘emporziehen’ (um 1000), mhd. ūfziehen ‘sich erheben, in die Höhe ziehen, emporheben, auf-, erziehen, fördern, pflegen’; Aufzug m. ‘Vorrichtung zum Hochziehen, Hochfahren’, dann (ab 17. Jh.) ‘Aufmarsch, Festzug, Prozession’, mhd. ūfzuc ‘Vorrichtung zum In-die-Höhe- Ziehen, Aufschub, Anziehung, Einfluß’; Aufzug im Sinne von ‘Aufmachung’ (17. Jh.) ist eigentlich ‘die Art und Weise, wie man vor anderen aufzieht’, dann eingeschränkt auf ‘Kleidung’; die Bedeutung ‘Schauspielakt’ (seit 17. Jh.) stammt aus dem feierlichen Auftritt der Schauspieler zu Beginn eines Aktes. ausziehen Vb. ‘herausziehen, in die Länge ziehen, auseinanderziehen, ablegen, aus-, entkleiden, ausplündern, einen Auszug machen, exzerpieren, wegziehen, wegmarschieren, die Wohnung aufgeben’, ahd. ūʒziohan (9. Jh.), mhd. ūʒziehen ‘aus-, herausziehen, sich entfernen, in den Krieg ziehen, entkleiden, ausnehmen, befreien’; Auszug m. ‘das Ausziehen, Abmarsch, Auswanderung, Teilabschrift, Exzerpt, Extrakt’, mhd. ūʒzuc ‘Auszug, Einwand, Widerrede, Ausflucht, Ausnahme’. beziehen Vb. ‘auf, über etw. ziehen, (be)spannen, regelmäßig erhalten, in einen bestimmten Zusammenhang bringen’, reflexiv ‘sich berufen auf, verweisen auf’, ahd. biziohan ‘festbinden, über-, zusammenziehen, zusammenfügen, wegnehmen’ (8. Jh.), mhd. beziehen ‘zu etw. kommen, erreichen, überziehen, ein Kleid besetzen, füttern, an sich nehmen, einziehen’; Beziehung f. ‘Verbindung, innerer Zusammenhang, wechselseitiges Verhältnis, Bezug(nahme), Anspielung, Hinsicht’ (17. Jh.); beziehungsweise Konj. ‘oder vielmehr, genauer gesagt, im anderen Fall’ (Mitte 18. Jh.), älter beziehlicher Weise (17. Jh.); Bezug m. ‘Bezugnahme, Hinsicht, Beziehung, das Beziehen (von Waren), Überzug’ (Anfang 18. Jh.; Einzelbeleg schweiz. 1483); vgl. ahd. bizog ‘Decke’ (Hs. 11./12. Jh.), mhd. bezoc ‘Unterfutter’; bezüglich Adj. ‘sich auf etw. beziehend’ (vereinzelt 16. Jh., häufig seit Ende 18. Jh.); auch Präp. (19. Jh.). erziehen Vb. ‘jmdn., besonders ein Kind, geistig und charakterlich formen, seine Neigungen und Fähigkeiten entfalten’, ahd. irziohan ‘ziehen, aufziehen, erziehen’ (8. Jh.), mhd. erziehen, eigentlich ‘herausziehen’; die Bedeutung des Verbs steht seit ahd. Zeit unter dem Einfluß von lat. ēducāre ‘auf-, großziehen, ernähren, erziehen’; Erzieher m. (17. Jh., vereinzelt 15. Jh.), Erziehung f. (um 1500). nachziehen Vb. ‘hinter sich herziehen, fester anziehen, nachzeichnen, verstärken, nachfolgen’, ahd. nāhziohan (um 1000), mhd. nāchziehen; Nachzügler m. ‘wer verspätet eintrifft, Nachkömmling’, zuerst (1792) bei Goethe im Sinne von ‘hinter dem Heere zurückbleibender Soldat, Marodeur’, gebildet zu heute nicht mehr gebräuchlichem Nachzug ‘Nachhut eines Heeres’. überziehen Vb. (in trennbarer Verbindung) ‘ein Kleidungsstück über den Körper ziehen, (über etw. anderes) anziehen’ (17. Jh.); vgl. die Wendung jmdm. eins, ein paar überziehen ‘jmdm. einen Hieb, Hiebe versetzen, jmdn. schlagen’ (um 1600); (in untrennbarer Verbindung) ‘mit einem Überzug versehen, bedecken, bespannen’, auch mit Krieg überziehen ‘zum Kriegsschauplatz machen’, das Konto überziehen ‘mehr abheben, als auf dem Konto steht’; ahd. ubarziohan ‘verziehen’ (Hs. 12. Jh.), mhd. überziehen ‘über etw. ziehen, an sich ziehen, gewinnen, bedecken, überfallen, besetzen, übertreffen’; Überzieher m. ‘leichter Herrenmantel’ (Mitte 19. Jh.), früher ‘Überziehrock der Männerkleidung’ (18. Jh.); Überzug m. ‘auswechselbare Hülle, Bezug, dünne Decke, Schicht, Auflage’, auch frühnhd. überzog ‘Überfall, feindlicher Angriff’ (15. Jh.), ahd. ubarzug ‘Kleidungsstück’ (Hs. 13. Jh.). umziehen Vb. (trennbar) ‘in eine andere Wohnung ziehen, den Wohnsitz wechseln, ein anderes Kleid, einen anderen Anzug anziehen, die Kleidung wechseln’ (18. Jh.), älter ‘herum-, umherziehen, -schweifen, -wandern’ (Anfang 16. Jh.), (untrennbar) ‘sich um … herumbewegen, ziehend umkreisen, mit etw. rings umgeben, bedecken’, reflexiv ‘sich bewölken, beziehen’, mhd. umbeziehen ‘umgeben, -zingeln, überfallen, herumziehen’; Umzug m. ‘das Umherziehen, (feierlicher) Aufzug, Festzug’ (Anfang 16. Jh.), ‘Wohnungswechsel’ (19. Jh.). verziehen Vb. ‘durch Ziehen in eine vom Normalen, Üblichen abweichende Form bringen, verzerren, die Wohnung, den Wohnort wechseln, falsch, nicht in der richtigen Weise erziehen, verwöhnen, zu dicht stehende junge Pflanzen herausziehen, vereinzeln’, reflexiv ‘allmählich weiterziehen und verschwinden, sich (unauffällig) entfernen’, ahd. firziohan ‘wegnehmen, entziehen, falsch erziehen’ (8. Jh.), mhd. verziehen ‘auseinanderziehen, herausziehen, entfernen, hinziehen, aufschieben, verzögern’; Verzug m. ‘Verzögerung, Rückstand im Erfüllen einer Verpflichtung’, mhd. verzuc, verzoc, auch ‘Einspruch, Einwand’. vollziehen Vb. ‘in die Tat umsetzen, ausführen, vollstrecken’, reflexiv (seit 19. Jh.) ‘vor sich gehen, geschehen, ablaufen’, ahd. fol(l)aziohan ‘unterstützen helfen, vollenden’ (8. Jh.), mhd. vol(le)ziehen ‘vollständig ziehen, ausführen, unterstützen, gemäß verfahren, genügen, befriedigen’, eigentlich ‘etw. bis zum Ende, zum Ziele ziehen’; Vollzug m. ‘Verwirklichung, Ausführung, Vollstreckung’, mhd. volzuc. vorziehen Vb. ‘nach vorn ziehen, hervorziehen, vor etw. ziehen, bevorzugen, lieber mögen, für später Vorgesehenes auf einen früheren Zeitpunkt legen, zuerst in Angriff nehmen’, ahd. furiziohan ‘hervorziehen, vorbringen, etw., jmdn. vorziehen’ (10. Jh.), mhd. vür-, vorziehen (frühnhd. für-, vorziehen) ‘vorführen (Pferd), darlegen, anführen, geltend machen, vorenthalten’; Vorzug m. ‘Vergünstigung, Vorteil, Vorrang, Vorrecht’, mhd. vürzuc, vürzoc (frühnhd. Für-, Vorzug); auch im Sinne von ‘wertvolle, vortreffliche Eigenschaft, Vorzüglichkeit, gute Seite’ (seit 17. Jh.); vorzüglich Adj. ‘hervorragend, ausgezeichnet, vortrefflich’ (18. Jh.). zuziehen Vb. ‘durch Heranziehen schließen, zusammenziehen, festziehen, herbeirufen, von auswärts an den hiesigen Ort ziehen’, sich etw. zuziehen (z. B. etw. Übles, eine Krankheit, 18. Jh.), ahd. zuoziohan ‘anziehen, (die Bogensehne) spannen’ (um 1000), mhd. zuoziehen ‘zuziehen, zufügen, schließen, entgegenziehen, jmdm. zusetzen’; zuzüglich Präp. (besonders in der Kaufmannssprache) ‘hinzukommend, hinzuzurechnen’ (20. Jh.), wohl nach abzüglich (s. oben) gebildet.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
ausgezeichnet ·
außergewöhnlich ·
außerordentlich ·
besonders ·
bestens ·
erstrangig ·
herausragend ·
höchstrangig ·
splendid ·
trefflich ·
vortrefflich ·
vorzüglich ·
überragend ●
I a ("eins a") ugs. ·
eins a ugs. ·
exzeptionell geh., bildungssprachlich ·
schnafte ugs., veraltet, berlinerisch
Assoziationen |
|
(es ist) nichts auszusetzen ·
einwandfrei ·
einwandlos ·
fehlerfrei ·
fehlerlos ·
ideal ·
makellos ·
mustergültig ·
ohne Fehl und Tadel ·
ohne den kleinsten Fehler ·
perfekt ·
tadellos ·
untadelig ·
vollendet ·
vollkommen ·
vorbildhaft ·
vorbildlich ·
vortrefflich ·
vorzüglich ●
in bestem Zustand variabel ·
klaglos österr. ·
in optima forma geh., lat. ·
tippi toppi ugs. ·
tipptopp ugs.
Assoziationen |
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Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›vorzüglich‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›vorzüglich‹.
Akustik
ausgestattet
Darsteller
disponiert
dokumentiert
edieren
ediert
Edition
eignen
Einleitung
erhalten
gearbeitet
gedeihen
geschrieben
gespielt
harmonieren
Hochachtung
illustriert
Katalog
Kenner
klappen
kommentieren
munden
Nachwort
passen
recherchiert
schmecken
speisen
übersetzt
Übersetzung
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Vorzimmerlöwe Vorzimmerwand Vorzinsen vorzu Vorzug |
Vorzüglichkeit Vorzugsaktie Vorzugsaktionär Vorzugsbehandlung Vorzugskind |
selten | häufig | |||||
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