Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

sausen

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GrammatikVerb · saust, sauste, hat/ist gesaust
Aussprache 
Worttrennung sau-sen
Wortbildung  mit ›sausen‹ als Erstglied: sausenlassen / sausen lassen · Sauser · Sauseschritt · Sausewind
 ·  mit ›sausen‹ als Letztglied: absausen · ansausen · dahinsausen · davonsausen · durchsausen · fortsausen · Gesause · hinsausen · hinuntersausen · lossausen · niedersausen · vorbeisausen · vorübersausen · zurücksausen
 ·  mit ›sausen‹ als Grundform: Sausen
eWDG

Bedeutungen

1.
gleichbleibend kräftig oder an- und abschwellend rauschen, zischen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiel:
der Wind saust in den Bäumen, im Schornstein
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiel:
der Sturm saust um das Haus, über die Heide
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
die Kiefern auf der Bergeshöhe, Wipfel, Äste sausen (im Wind)
es sauste und brauste im Wald, in den Lüften
das heiße Wasser im Blechtopf begann zu sausen
die Tanne stürzte mit zischendem Sausen nieder
ein hohles, fernes, dumpfes Sausen erfüllte die Luft
der Ventilator, Treibriemen erzeugt ein sausendes Geräusch
die Propeller beginnen sich sausend zu drehen
das Fieber sauste ihm im Kopf
der Kopf saust ihm, die Ohren sausen ihm (= er hört vor Übelkeit, Überanstrengung oder allzu vielen Klangeinwirkungen wirre Geräusche)
es, das Blut saust ihm in den Ohren
2.
sich sehr schnell fortbewegen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
a)
sehr schnell mit Hilfe eines technischen Antriebes fahren
Beispiele:
der Zug sauste durch die Landschaft
das Auto sauste durch die Kurven, gegen einen Baum
das Raumschiff saust durch das Weltall
die Räder sausen über die Straßen, Schienen
er sauste mit seinem Auto über das Land
der Radfahrer ist um die Ecke gesaust
in sausender Fahrt ging es zum Bahnhof
b)
umgangssprachlich sehr schnell gehen, laufen
Beispiele:
er sauste in die Küche, nach Hause, zur Schule
die Jungen sausten auf die Straße, zur Tür
der Hase saust über den Acker
saus mal schnell zum Bäcker!
er ist wie ein Wiesel gesaust
c)
durch einen Anstoß von außen weggeschleudert werden, mit zischendem Ton fliegen
Beispiele:
die Granaten, Gewehrkugeln, Pfeile sausen pfeifend durch die Luft
die Lawine saust in die Tiefe
ein Ball kam gesaust
d)
etw. saust auf jmdn., etw.etw. wird von jmdm. mit Wucht auf jmdn., etw. geschwungen
Beispiele:
der Knüppel sauste auf seinen Körper, einen Stein
die Gerte sauste auf die Distelköpfe
er ließ die Peitsche auf den Rücken des Pferdes sausen
der Schmied ließ den Hammer auf den Amboss sausen
e)
salopp nach unten fallen, fliegen
Beispiele:
das Staubtuch ist beim Ausschütteln auf die Straße gesaust
er ist (mit dem Fahrrad) in den Graben gesaust
die Schüssel, der Teller ist zu Boden, auf die Erde gesaust
er sauste von der Leiter
salopp, scherzhafter ist durchs Examen gesaust (= hat das Examen nicht bestanden)
3.
landschaftlich, besonders südwestdeutsch, österreichisch stark gären, schäumen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiel:
der junge Wein saust
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
sausen · Saus · Sause · Sauser · Sausewind
sausen Vb. ‘rauschen, brausen, sich schnell (gleichsam hörbar rauschend) fortbewegen’, ahd. sūsen, sūsōn (11. Jh.), mhd. sūsen, siusen ‘brausen, rauschen, summen, zischen, knirschen, knarren, sich rasch fortbewegen’, mnd. mnl. sūsen, nl. suizen, schwed. susa, dän. suse lassen sich mit kslaw. sysati ‘zischen, pfeifen’, tschech. sysel, slowak. sysel’ ‘Zieselmaus’, lett. susuris ‘Siebenschläfer’ auf eine nur im Germ. und Baltoslaw. nachzuweisende, ein rauschendes, zischendes, pfeifendes Geräusch nachahmende Wurzel ie. *sūs- zurückführen. Dazu stellen sich mit wohl auf Ablaut beruhendem Vokalwechsel die ursprünglich diphthongischen Formen aruss. susolъ, russ. súslik (суслик) ‘Zieselmaus’ (s. Ziesel). – Saus m. ‘lautes Geräusch, ausgelassene Fröhlichkeit’, mhd. sūs; heute vorwiegend in der Wendung im, in Saus und Braus (leben) ‘sorglos und im Überfluß, ausschweifend, fröhlich (leben)’ (17. Jh.), mhd. in dem sūse leben, nhd. im Sause leben (bis ins 18. Jh. üblich). Dazu als neugebildetes Abstraktum zum Verb Sause f. ‘laute, fröhliche Feier mit viel Alkohol’ (belegt 20. Jh., wahrscheinlich älter). Sauser m. ‘fröhliche, im Sause lebende Person’ (17. Jh.); zu sausen im Sinne von ‘schäumen, gären’ (schweiz.) ‘junger, gärender Wein’ (16. Jh.). Sausewind m. (nur übertragen) ‘lebhafter, unsteter Mensch, Aufschneider’ (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(schnell) laufen · hasten · hetzen · rasen · rennen · schnellen · sprinten · stieben · wirbeln  ●  fegen fig. · galoppieren Tier · schießen fig. · dahinpreschen ugs. · die Beine in die Hand nehmen ugs., fig. · düsen ugs. · eilen geh. · fetzen ugs. · fitschen ugs., ruhrdt. · fliegen (mit Richtungsangabe) geh., dichterisch, fig. · flitzen ugs. · jagen ugs. · pesen ugs. · preschen ugs. · sausen ugs. · spurten ugs. · stürmen ugs. · wetzen ugs., regional · zischen ugs.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

brausen · flitzen · jagen · preschen · rasen · sausen (altmodisch) · schießen · schnell fahren (Fahrzeug)  ●  (einen) heißen Reifen fahren ugs. · brettern ugs. · donnern ugs. · düsen ugs. · fahren wie der Henker ugs. · fahren wie der Teufel ugs. · fahren wie ein Geisteskranker ugs. · fahren wie ein Henker ugs. · fahren wie ein Verrückter ugs. · fahren wie eine gesengte Sau ugs. · fegen ugs., fig. · heizen ugs. · kacheln ugs. · rauschen ugs. · stochen ugs., regional · zischen ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›sausen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›sausen‹.

Verwendungsbeispiele für ›sausen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Dann sauste das Blut in meinen Ohren und ich war nicht fähig, die Worte, die da vor mir aus dem stark geschminkten Munde fielen, aufzulesen. [Benjamin, Walter: Berliner Kindheit um Neunzehnhundert. In: Tiedemann, Rolf u. Schweppenhäuser, Hermann (Hgg.), Gesammelte Schriften Bd. 4,1, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1980 [1932-1938], S. 279]
Mit wachsender Geschwindigkeit sauste das Auto bergauf durch die Wälder. [Knittel, John: Via Mala, Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1957 [1934], S. 311]
Erschrocken rannte unten das Weib, von Grauen gepackt – hohnlachend sauste oben die Schar weiter, hinein in das windige Dunkel. [Tucholsky, Kurt: Walpurgisnacht. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1919], S. 5211]
Doch warum saust der Transrapid nicht längst durch deutsche Lande? [Die Zeit, 22.07.1999, Nr. 30]
Ich sauste durch die kalte Nacht davon, noch immer schwitzend in meinem Mantel. [Ganghofer, Ludwig: Lebenslauf eines Optimisten. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1911], S. 26186]
Zitationshilfe
„sausen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/sausen>.

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