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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Kind, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Kind n. ‘Nachkomme (Sohn oder Tochter), Junge oder Mädchen’, ahd. kind ‘Kind, Sohn, Nachkomme, junger Mann, Knabe, Zögling’ (8. Jh.), mhd. kint und (als frühe Entlehnungen aus dem Hd., vgl. Simon Sprachmischung im Heliand (1965) 26 ff.) asächs. kind, mnd. mnl. kint, nl. kind führen auf ein mit ie. -to- gebildetes Partizipialadjektiv zur Verbalwurzel ie. *g̑en(ə)- ‘erzeugen, gebären’ (zur Bildungsweise s. auch alt). Germ. Verwandte sind (mit anderer Dentalableitung) anord. kind ‘Geschlecht, Kind, Stamm’, aengl. cynd ‘Geschlecht, Geburt, Art, Gattung’, engl. kind, ablautend anord. kundr ‘Sohn, Verwandter’, kunnr ‘verwandt’, got. -kunds ‘herstammend’ sowie die unter König (s. d.), eigentlich ‘Mann eines (vornehmen) Geschlechts’, behandelten Formen. Außergerm. entsprechen als to-Partizipien, aber in ihrer Form deutlich auf eine zweisilbige Wurzel weisend, aind. jātáḥ, lat. nātus (alat. gnātus) ‘geboren’. Zur Wurzel gehören ferner griech. gígnesthai (γίγνεσθαι) ‘werden, entstehen’, lat. gignere (genitum) ‘(er)zeugen, gebären, hervorbringen’, genus ‘Abstammung, Geschlecht, Gattung, Art und Weise’ (s. Genus und die dort genannten Verwandten). Auf Grund der aus früher Zeit überlieferten Gewohnheit, kniend zu gebären, sowie des Brauches, ein Kind dadurch anzuerkennen, daß es sich der Vater aufs Knie setzt, wird vielfach ursprüngliche Identität der Wurzel ie. *g̑en(ə)- ‘erzeugen, gebären’ und *g̑en(ə)- ‘erkennen, kennen’ (s. können) mit ie. *g̑enu-, *g̑neu- ‘Knie’ (s. Knie) angenommen. Das würde aber den Verbalwurzeln einen denominativen Charakter beilegen, der kaum annehmbar ist. – Kindheit f. ‘Lebenszeit des Menschen von der Geburt bis zur Geschlechtsreife’, ahd. kindheiti (8./9. Jh.), kindheit (Hs. 12. Jh.), mhd. kintheit. kindisch Adj. ‘wie ein Kind, albern’, ahd. kindisc ‘kindlich, jung’ (9. Jh.), mhd. kindisch, kindesch, auch schon ‘albern’. kindlich Adj. ‘wie ein Kind’, ahd. kindlīh (11. Jh., zuvor kindlīhho Adv., 9. Jh.), mhd. kintlich; dazu Kindlichkeit f. (18. Jh.). Kindbett n. ‘Wochenbett’, ahd. kindbette (um 1000), mhd. kintbette. Kindergarten m. ‘Kindertagesstätte’, 1840 von F. Fröbel als Bezeichnung für seine Vorschule für kleine Kinder geprägt. Kinderhort m. ‘Tagesstätte für Schulkinder, in der sie die unterrichtsfreie Zeit verbringen’, meist nur Hort (s. d.), 1871 nach dem Vorbild von Kindergarten gebildet. Kinderstube f. ‘Schule’ (15. Jh.), ‘Aufenthaltsraum für Kinder’ (18. Jh.), übertragen ‘gute Manieren, gutes Benehmen’ (19. Jh.). Kindeskind n. ‘Enkel, Nachkomme’, mhd. kindes kint. Kindskopf m. ‘lustig-alberner Mensch, der sich wie ein Kind gebärdet’ (18. Jh.), im 17. Jh. dagegen wie Kinderkopf verwendet.
Zitationshilfe
„Kind“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Kind>.

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