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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Kannegießer, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Kanne f. ‘krugartiges Gefäß mit Ausgußröhre’, ahd. kanna (11. Jh.), mhd. kanne ist etymologisch nicht sicher geklärt. Wahrscheinlich ist das Wort galloroman. Ursprungs und mit der römischen Töpferei ins Dt. gelangt; germ. Herkunft für selten und spät belegtes lat. canna ‘Gefäß’ (so Walde/Hofmann ³1, 154) wäre damit auszuschließen. Ausgangsform ist entweder lat. canna (aus griech. kánna, κάννα) ‘kleines Rohr, Schilf’ (s. Kanal, Kanister), das Bezeichnung der Ausgußröhre, dann des ganzen Gegenstandes wird, so daß lat. canna die Bedeutung ‘Gefäß’ erhält (woraus ahd. kanna); vgl. Frings/M. Germania Romana 2 (1968) 151 ff. Oder es ist von lat. (ōlla) *cannāta ‘(Topf) mit einer Ausgußröhre’ (woraus ahd. kanta, kannata) auszugehen, das das Kurzwort lat. canna entwickelt (woraus ahd. kanna); vgl. Knobloch in: Lingua 26 (1970/71) 304. Kannegießer m. ‘politischer Schwätzer’. 1742 wird das Lustspiel „Den politiske Kandestøber“ des Dänen Holberg unter dem dt. Titel „Der politische Kannegießer“ bekannt. Nach der Hauptfigur, einem beschränkten politisierenden Zinngießer, wird Kannegießer (mhd. kannelgieʒer, spätmhd. kannengieʒer, im 15. Jh. bereits als Schimpfwort nachweisbar) in der 2. Hälfte des 18. Jhs. zusammen mit abgeleitetem kannegießern Vb. ‘politische Dummheiten reden’ zum politischen Schlagwort.
Zitationshilfe
„Kannegießer“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Kannegie%C3%9Fer>.

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