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trotzen

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GrammatikVerb · trotzt, trotzte, hat getrotzt
Aussprache 
Worttrennung trot-zen
Wortbildung  mit ›trotzen‹ als Erstglied: Trotzalter · Trotzhaltung · trotzig · Trotzkopf · Trotzrede · Trotzwort
 ·  mit ›trotzen‹ als Letztglied: abtrotzen · ertrotzen
eWDG

Bedeutungen

1.
besonders von Kindern   starrsinnig, eigensinnig sein, schmollen
Beispiele:
der Knabe trotzt
das Kind glaubte, durch Bitten und Trotzen doch noch etwas erreichen zu können
mit jmdm. trotzen (= jmdm., dem man etw. übelgenommen hat, seinen Unmut zeigen, jmdm. böse sein)
»Jetzt mag ich nimmer«, trotzte die Frau Mutter (= sagte die Frau Mutter trotzend) [ TralowKepler265]
2.
gehoben jmdm., einer Sache trotzenjmdm., einer Sache Trotz, die Stirn bieten, entgegentreten, sich widersetzen
Beispiele:
er trotzte dem Vater
dem Wetter, Schicksal, allen Hindernissen, der Gefahr trotzen
Du glaubst es dir schuldig zu sein, mir weiter zu trotzen [ ZuchardtNarr475]
bildlich
Beispiel:
die Tür hatte jedem Anprall getrotzt
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Trotz · trotzen · tratzen · trotzig · trotz · trotzdem · Trotzkopf
Trotz m. ‘Widersetzlichkeit, Eigensinn’, mhd. (vorwiegend) tra(t)z, (md.) trotz, (obd.) tru(t)z ‘Widersetzlichkeit, Feindseligkeit, Herausforderung’, frühnhd. auch ‘Unerschrockenheit, Mut’, mnd. trot (in der Fügung trot bēden ‘Trotz bieten’), seit dem 17. Jh. in der Literatursprache durch md. Trotz und in bestimmten Wendungen (vgl. Schutz und Trutz) durch obd. Trutz vertreten. Dazu trotzen, tratzen Vb. ‘Widerstand leisten, einer Herausforderung standhalten’, auch ‘verstockt, bockig sein’ sowie ‘reizen, ärgern, necken’, mhd. (vorwiegend) tratzen, (mit Umlaut) tretzen, (md.) trotzen, frühnhd. (obd.) trutzen ‘reizen, herausfordern zum Kampf, Widerstand leisten, Gehorsam verweigern, mutig, tapfer, hochmütig sein’. Herkunft ungeklärt. Die im Vokalismus unterschiedlichen Formen lassen lautmalenden Ursprung vermuten. de Vries Nl. 724 verbindet trotzen unter Annahme von Metathese mit mnl. tarten, terten, torten, nl. tarten ‘reizen, herausfordern, trotzen’; Pokorny 1, 207 erwägt Verbindung mit aengl. teart ‘streng, scharf, bitter’, vielleicht auch zart (s. d.) im Sinne von ‘zerfasert’, und knüpft an die unter zehren, zerren (s. d.) dargestellte Wurzel ie. *der(ə)-, *drē- ‘schinden, (ab)spalten’ an. – trotzig Adj. ‘widersetzlich, eigensinnig, bockig’, mhd. tratzic, tretzig, (md.) trotzic, frühnhd. (obd.) trutzic. trotz Präp. ‘ungeachtet’, hervorgegangen (16./17. Jh.) aus Verbindungen des Substantivs mit nachfolgendem Dativ als eingeschobener Satz (vgl. Trutz meinem Feind), später (Mitte 18. Jh.) auch mit Genitiv. Der Dativ ist erhalten in trotzdem Konj. ‘dennoch’ (19. Jh.), aus trotz dem, daß … Trotzkopf m. ‘trotziger Mensch’ (18. Jh.), älter ‘eigensinnige, halsstarrige Haltung’ (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(einer Sache) trotzen · (jemandem / einer Sache) die Stirn bieten · (sich) sträuben · (sich) verteidigen · (sich) widersetzen · Widerstand leisten  ●  (sich) wehren auch figurativ · (sich) zur Wehr setzen auch figurativ · (etwas) nicht auf sich sitzen lassen ugs. · (sich jemandes / einer Sache) erwehren geh. · (sich) (etwas) nicht gefallen lassen ugs. · (sich) auf die Hinterbeine stellen ugs., fig. · (sich) nichts gefallen lassen ugs. · (sich) seiner Haut wehren ugs., auch figurativ · Kontra geben ugs. · Trotz bieten geh. · wider den Stachel löcken geh., veraltend
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • (sich) erbittert wehren · (sich) körperlich zur Wehr setzen · (sich) nach Leibeskräften widersetzen · (sich) vehement wehren  ●  (sich) mit Händen und Füßen wehren auch figurativ · (sich) mit Zähnen und Klauen verteidigen fig.
Assoziationen

(etwas) ausrichten (können) · (jemandem/einer Sache) gewachsen sein · (jemandem/einer Sache) trotzen · (sich) behaupten (gegen) · (sich) durchsetzten (gegen) · bestehen (gegen) · sich (jemandem / einer Sache) gewachsen zeigen  ●  (etwas) reißen (können) ugs.
Assoziationen
  • (einer Sache) Herr werden · (etwas) fertigbekommen · bewerkstelligen · bewältigen · meistern · schaffen · zu Wege bringen · zustande bringen · zuwege bringen  ●  (einer Sache) beikommen geh. · Wir werden das Kind schon schaukeln. ugs., Spruch · auf die Kette kriegen ugs. · auf die Reihe bekommen ugs. · auf die Reihe bringen ugs. · auf die Reihe kriegen ugs. · deichseln ugs. · fertig werden (mit) ugs. · fertigkriegen ugs. · gebacken bekommen ugs. · gebacken kriegen ugs. · getan kriegen ugs. · hinbekommen ugs. · hinkriegen ugs. · packen ugs. · rocken ugs. · schultern ugs., fig. · stemmen ugs. · wuppen ugs.
  • (ein) ernst zu nehmender Gegner (sein) · (ein) ernst zu nehmender Konkurrent (sein) · (jemandem / einer Sache) Paroli bieten können · (jemandem / einer Sache) etwas entgegensetzen können · (jemandem / einer Sache) etwas entgegenzusetzen haben · (jemandem / einer Sache) gewachsen sein · (sich) behaupten (gegen/über) · (sich) messen können (mit) · (sich) messen lassen können (mit) · bestehen (gegen) · es aufnehmen können (mit)  ●  (es herrscht) Waffengleichheit mediensprachlich, fig.
  • (den) Vergleich nicht zu scheuen brauchen · (der eine ist) nicht besser (als der andere) · (gut) mithalten (können) · (jemandem / einer Sache) ebenbürtig sein · (jemandem / einer Sache) gleichkommen · (jemandem / einer Sache) in nichts nachstehen · es aufnehmen können (mit) · genauso gut sein · gleich stark (sein) · gleichauf liegen · gleichrangig sein · gleichwertig sein · heranreichen an · nicht schlechter sein · ranggleich sein · sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen (liefern) · sich messen können (mit) · vergleichbar sein (mit) · zu vergleichen sein  ●  (sich) nicht zu verstecken brauchen (hinter) fig. · sich nicht verstecken müssen (hinter) variabel, fig. · (jemandem) das Wasser reichen können ugs., fig. · anstinken (können) (gegen jemanden / etwas) ugs. · die tun sich (beide) nix ugs. · in derselben Liga spielen ugs., fig.

Typische Verbindungen zu ›trotzen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›trotzen‹.

Verwendungsbeispiele für ›trotzen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Nur hier ist man unverfroren genug, allen statischen Risiken zu trotzen. [Die Zeit, 23.07.2007, Nr. 30]
Ich hatte geglaubt, daß eure Religion euch einen auserwählten Platz gäbe, daß sie euch stark mache, allem zu trotzen. [Die Zeit, 23.11.1962, Nr. 47]
Erst mit den Jahren wird ein Baum stark genug, jedem Sturm zu trotzen. [Süddeutsche Zeitung, 08.01.2002]
Doch dann entschieden sich die Sozialisten, einem möglichen Sturm zu trotzen. [Süddeutsche Zeitung, 21.11.1997]
Es war ein Leichtsinn, ich habe mir beim Kaufen eingebildet, der Parade aller Knoten trotzen zu können. [Müller,Herta: Der König verneigt sich und tötet, München: Carl Hanser Verlag 2003, S. 56]
Zitationshilfe
„trotzen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/trotzen>.

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