Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

national, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Nation f. historisch entstandene Entwicklungsform der Gesellschaft, die sich besonders in der Gemeinsamkeit des Wirtschaftslebens, des Territoriums, der Sprache und Kultur zeigt, Entlehnung (um 1400) aus lat. nātio (Genitiv nātiōnis) ‘Volksstamm (mit gemeinschaftlicher Abstammung, Sprache und Sitte), Volk, Sippschaft, Menschenschlag, Gattung, Klasse, Schar’, eigentlich ‘das Geborenwerden, Geburt’, dem Verbalabstraktum zu lat. nāscī (nātus sum) ‘geboren werden, entstehen, wachsen’; zuerst vielfach noch in lat. Form und Flexion nacio, Plur. naciones, daneben eingedeutscht nacion, nation (15. Jh.). In den frühen Belegen steht das Wort, dem Lat. folgend, für ‘Volk’ und ‘Stamm’, bezeichnet dann ‘alle in einem Land Geborenen’ (16. Jh.) und schließlich (unter frz. Einfluß) ‘die hinsichtlich Abstammung, Land, Sprache, Gesetzgebung, Regierung bestehende Gemeinschaft’ (18. Jh.), auch im Sinne politischer Zusammengehörigkeit (vgl. Menge …, welche sich durch gemeinschaftliche Abstammung für vereinigt zu einem bürgerlichen Ganzen erkennt, Kant). – national Adj. ‘die Nation betreffend, ihr eigentümlich, vaterländisch’, nach nlat. nātionālis; zuerst in dem Kompositum Nationalversammlung (in den Reichsabschieden der 1. Hälfte des 16. Jhs.), danach (substantiviert) National ‘Reichstag einer ganzen Nation oder eines Königreichs’ (2. Hälfte 16. Jh.). Unter Einfluß von gleichbed. frz. national wird das Adjektiv seit der 2. Hälfte des 18. Jhs. als Wort der Politik (zeitweise zusammen mit gleichbed. nationell, 19. Jh.) allgemein gebräuchlich und bildet als Bestimmungswort zahlreiche Komposita, z. B. Nationalautor, -bühne, -charakter, -dichter, -ehre, -eigenschaft, -fehler, -geschichte, -literatur, -sprache, -theater (2. Hälfte 18. Jh.), Nationalbewußtsein, -staat (2. Hälfte 19. Jh.), Nationalkultur (Anfang 20. Jh.). Nationalität f. ‘nationale Zugehörigkeit’, latinisierende Bildung (Ende 18. Jh.) zu national; auch ‘nationale Minderheit’ (1. Hälfte 20. Jh.). Nationalismus m. ‘Überbewertung der eigenen Nation und damit verbundene Mißachtung anderer Nationen’ (2. Hälfte 19. Jh.), zuvor ‘nationales Denken’ (Mitte 18. Jh.); dazu Nationalist m. (19. Jh.).
Zitationshilfe
„national“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/national>.

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