Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Stress, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Stresses · Nominativ Plural: Stresse · wird im Plural nur selten verwendet
Aussprache  [ʃtʀɛs]
Ungültige Schreibung Streß
Rechtschreibregel § 2
Wortbildung  mit ›Stress‹ als Erstglied: Stressbewältigung · Stressfaktor · Stressforscher · stressfrei · stressgeplagt · Stresshormon · stressig · Stressniveau · Stressreaktion · stressresistent · Stresssituation / Stress-Situation · Stresstest · stressvoll · Stresszeit
 ·  mit ›Stress‹ als Letztglied: Beziehungsstress · Dauerstress · Dichtestress · Freizeitstress · Schulstress · Trockenstress · Wasserstress
 ·  mit ›Stress‹ als Grundform: stressen
Herkunft aus gleichbedeutend stressamerik-engl
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
(den Körper oder das Gemüt belastender) Ärger; Unannehmlichkeiten
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: vorweihnachtlicher Stress
als Akkusativobjekt: Stress bedeuten, vermeiden
als Dativobjekt: dem Stress entfliehen, standhalten
in Präpositionalgruppe/-objekt: etw. artet in Stress aus; eine Reaktion auf Stress
mit Genitivattribut: der Stress des Alltags
in Koordination: Stress und Hektik, Ärger
als Aktivsubjekt: der Stress geht los, ist vorprogammiert
mit Präpositionalgruppe/-objekt: Stress am Arbeitsplatz, im Beruf, im Job
Beispiele:
Weihnachtsbesorgungen […] dürfen nicht in Stress ausarten. [Münchner Merkur, 11.12.2021]
Peter A[…] hat Stress mit seinem Anwalt. [Mach’s gut, Sascha Bukow!, 09.01.2022, aufgerufen am 11.01.2022]
[…] die Eltern wissen genau, welcher Stress spätestens im dritten Schuljahr, meistens schon früher, auf ihre Kinder zukommt. [Landshuter Zeitung, 29.05.2019]
Monaco steht für schöne Frauen, schnelle Autos, Mittelmeer. Und wenn man mal nach Gerichten schreit, bekommt man eher Oliven, Tomaten und Zwiebeln zu sehen statt Staatsanwälte. Stress im Paradies gibt es höchstens dann, wenn man im Casino alles auf die falsche Karte setzt. [Schweriner Volkszeitung, 20.02.2008]
Nun sind wir seit vier Wochen glücklich vereint und meinen immer noch, daß es die beste Entscheidung unseres Lebens war [als zwei Frauen zusammenzuziehen], auch wenn sich einige Kleinigkeiten erst einspielen müssen. Der ganze Stress, den man im Zusammenleben mit einem Mann nun einmal hat, fällt völlig weg. Frauen sind belastbarer, friedlicher, kompromißbereiter. [Noll, Ingrid: Ladylike. Zürich: Diogenes 2006, S. 11]
scherzhaft Seit es Ampeln gibt, bereiten sie den Menschen Stress. Hat man Rot, steht man unter dem Druck, ja nicht den Moment zu verpassen, in dem das Signal wechselt. Bei Grün fährt die Angst mit, dass dieses Glück schneller endet, als man hofft. Und Gelb birgt die Gefahr, plötzlich ganz allein dazustehen mit seiner Meinung, man habe eigentlich noch Grün. [Thüringer Allgemeine, 13.11.2021]
umgangssprachlich
Phrasem:
Stress machen (= (großen) Ärger bereiten) (= Streit suchen)
Beispiele:
Du bist wohl einer von diesen Schlägertypen? Willst du mir Stress machen? Mach mich bloß nicht an, klar? [Offender, 2012, aufgerufen am 31.10.2014]
»Ich habe hundert Mal die Polizei gerufen, weil einige Kunden viel Stress machten, einige waren aggressiv«, erzählte der Besitzer. [Deutsche Post: In dieser Filiale rasten Kunden immer wieder aus!, 07.01.2022, aufgerufen am 08.01.2022]
So kam es zu der brutalen Discoprügelei: Am Abend des 19. Oktober 2013 fährt der Angeklagte mit vier Kumpels von Bad Kreuznach zur Disco […]. Einer gibt wohl die Losung aus: »Wir gehen da rein, haben Spaß und machen keinen Stress [Rhein-Zeitung, 24.06.2015]
Auch ihr Vater würde Stress machen, weil sie so spät nach Hause kam. [Schröder, Patricia: Die verrückte Schule. Hamburg 2008]
Suse schaut auf und ich nicke ihr irgendwie zu. »Hat sie dir denn übel Stress gemacht?«, frage ich. »Nee, Martin hat dann noch mit ihr geredet, sie hat ihm anscheinend auch eine Szene gemacht, aber sie muss ja wohl langsam checken, dass das mit Martin und ihr kein Thema mehr ist.« [Bach, Tamara: Marsmädchen. Hamburg: Verlag Friedrich Oetinger 2003, S. 67]
2.
Medizin, Psychologie starke, oft auf Dauer gesundheitsschädliche Beanspruchung des menschlichen Organismus durch körperliche, geistige und psychische Belastung
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: emotionaler, posttraumatischer, psychischer, psychosomatischer Stress; arbeitsbedingter, beruflicher, chronischer, permanenter Stress
als Akkusativobjekt: Stress aushalten, bewältigen, erzeugen, reduzieren, verursachen
als Dativobjekt: dem Stress aussetzen, standhalten
in Präpositionalgruppe/-objekt: unter Stress leiden; mit Stress umgehen (können); sich vom Stress erholen; über Stress klagen; Anzeichen von, die Vermeidung von Stress
in Koordination: Stress und Angst, Depressionen, Frust, Überforderung
mit Prädikativ: der Stress ist enorm, groß, hoch
als Aktivsubjekt: der Stress fällt (von jmdm.) ab
als Genitivattribut: die Folgen des Stresses
in vergleichender Wort-/Nominalgruppe: Belastungen, Faktoren wie Stress
Beispiele:
eine der häufigsten Ursachen des Herzinfarkts ist der StressWDG
in seiner neuen Funktion war er einem ständigen Stress ausgesetztWDG
Meditation helfe ihm dabei, Distanz zu den eigenen Gedanken zu gewinnen, Stress abzubauen und zugleich den Körper zu entspannen. [Südkurier, 24.11.2021]
In der Regel litten die Patienten unter posttraumatischem Stress, weil sie zum Beispiel Angehörige verloren hätten […]. [Neue Westfälische, 08.11.2021]
Wie gehen Sie mit Stress um? Positiver Stress ist produktiv. Solange ich ein Ziel vor Augen habe, spornt es mich an. [Hamburger Abendblatt, 02.06.2021]
Wenn Stress und Hektik überhandnehmen, kann eine kleine Auszeit in der Natur wahre Wunder wirken. [Aachener Zeitung, 07.02.2020]
Streit in der Familie, Leistungsdruck oder die Krankheit eines Elternteils – die Gründe für emotionalen Stress sind ganz unterschiedlich. [Aachener Zeitung, 24.12.2016]
Es gab aufgrund der vielen Spiele keine Zeit zum Luftholen. Aber ich war ja ausgeruht und habe den Stress genossen. [Thüringer Allgemeine, 16.07.2010]
Während Männer gegen Stresse ankämpften oder vor ihnen flüchteten, setzten Frauen auf Hilfen und Gespräche. [Basler Zeitung, 20.05.2000] ungewöhnl. Pl.
3.
Biologie körperliche Reaktion des Organismus auf einen starken Reiz
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: oxidativer Stress
Beispiele:
»Eine kalte Dusche ist natürlich wieder ein Stress für den Organismus, der dazu führt, dass der Körper manchmal sogar noch etwas mehr erhitzt«, erklärt Froböse. [Döbelner Allgemeine Zeitung, 30.06.2020]
Die elektromagnetischen Strahlungen verursachen im menschlichen Körper laut Elisabeth Eppeneder »oxidativen und nitrosativen Stress der zusammenwirkend sehr aggressiv auf die Zellen und ihre Strukturen sowie auf die Erbgutsubstanz wirkt«. [Landshuter Zeitung, 06.11.2021]
Es ist bekannt, dass freie Radikale Körperzellen schädigen können, ein Zustand, der als oxidativer Stress bezeichnet wird. [Der Standard, 30.09.2013]
[…] die abrupte Wiederdurchblutung von geschwächtem Gewebe bedeutet Streß für die Zellen und kann sie in den Untergang treiben. [Bild der Wissenschaft auf CD-ROM, 2000 [1999]]
4.
Geologie starke mechanische Spannung, Beanspruchung der Gesteine durch seitlichen Druck
Beispiele:
Der Hauptverfasser der Studie, der amerikanische Geologe Tom Parsons, erklärte, aus der Beobachtung anderer großer Erdbeben ergebe sich, dass der zunehmende »seismische Stress« entlang dieser Verwerfungen schwere Nachbeben zur Folge haben könne. [Süddeutsche Zeitung, 08.07.2008]
Das wiederum ändert die Spannung in der Nachbarschaft, angrenzende Schwächezonen – von Geologen als »Störung« bezeichnet – werden dadurch weiter unter Stress gesetzt, womöglich bricht das Gestein dort ebenfalls. [Der Tagesspiegel, 01.11.2016]
Erst im Juli hatten US‑Forscher darüber berichtet, erstmals Vorboten eines Bebens entdeckt zu haben. Der Stress vor einem Beben schließe kleine Risse im Gestein und erhöhe die Ausbreitungsgeschwindigkeit seismischer Wellen, berichteten Fenglin Niu und seine Kollegen im Fachblatt »Nature«. [Der Spiegel, 15.12.2008 (online)]
Messbar sind […] kleine Änderungen des elektromagnetischen Feldes, bewirkt durch Wasserströme im unruhig werdenden Untergrund. Rückschlüsse auf »Stress im Gestein« erlaubt die Messung der Geschwindigkeit, mit der seismische Wellen das Erdreich durchqueren: Das Tempo ändert sich bei erhöhtem Druck in zusammengepressten Schichten. [Die Zeit, 26.08.1999]
5.
starke Belastung, Belastungsprobe für ein Unternehmen, eine Bank, eine technische Anlage o. Ä. (meist und damit die Belastbarkeit und Resilienz in Krisen zu prüfen)
Beispiele:
Unter Aufsehern gilt eine harte Kernkapitalquote von 5,5 Prozent als Minimum, das Banken unter Stress als Puffer gegen Krisen vorweisen sollten. [Reutlinger General-Anzeiger, 07.12.2019]
Experten gehen davon aus, dass die Gefahr eines flächendeckenden Stromausfalls unter anderem durch den Ausbau der erneuerbaren Energien oder Angriffe durch Terroristen und Staaten seit Jahren steigt. Mehrmals ist das Stromnetz Nordeuropas in den vergangenen Monaten unter extremem Stress gewesen. [Kieler Nachrichten, 12.08.2021]
Die Aufseher haben 101 Geldhäuser auf Basis ihrer Bilanz 2020 durchrechnen lassen, wie stark die Kapitalpuffer bis Ende 2023 schrumpfen würden, wenn die Konjunktur in der EU kumuliert um 3,6 Prozent einbrechen würde. […] Das Ergebnis: Die Banken würden […] ein Drittel ihrer Kapitalpuffer einbüßen, könnten den Stress aber aushalten. [Badische Zeitung, 31.07.2021]
Der Test soll zeigen, ob die Institute diesen Stress in den Jahren 2014, 2015 und 2016 aushalten können und – gemessen am Volumen ihrer mit Risiken behafteten Papiere – eine Quote an hartem Eigenkapital von mindestens 5,5 Prozent vorweisen können. [Aachener Zeitung, 25.10.2014]
Auch die Entscheidung der Briten, in ihrem Land keine Leichtwasserreaktoren für Kraftwerke zuzulassen, basiert auf der gleichen Furcht vor der – wenn auch nur vagen – Möglichkeit, daß der Druckbehälter unter dem Streß der nuklearen Dauerbelastung einmal kollabieren könnte. [Die Zeit, 25.03.1977]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A2.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Streß · stressen · stressig
Streß m. ‘(gesundheitsschädigende) Überbeanspruchung des menschlichen Organismus durch große physische und psychische Belastungen’, Übernahme (50er Jahre 20. Jh.) von gleichbed. amerik.-engl. stress, das zuerst 1936 von dem kanadischen Physiologen H. Selye als medizinischer Terminus im oben angegebenen Sinne verwendet wird. Engl. stress ‘Nachdruck, Gewicht, Beanspruchung, Belastung, Spannung’ geht entweder als Kürzung von engl. distress ‘Qual, Schmerz, Kummer, Not, Erschöpfung’ auf afrz. destrece ‘Bedrängnis, Angst, Not’ (vlat. *districtia ‘Enge’, abgeleitet von lat. districtus, Part. Perf. zu lat. distringere ‘auseinanderziehen, -dehnen, von allen Seiten zusammenschnüren, einengen’) oder auf afrz. estrece ‘Enge, Druck, Bedrückung’ (zu afrz. estrecier ‘enger machen, zusammenziehen’, dieses aus gleichbed. vlat. *strictiāre, abgeleitet von lat. strictus ‘dicht, straff, stramm, eng’, Part.adj. zu lat. stringere ‘schnüren, zusammenbinden, (ab)streifen’) zurück. Davon abgeleitet stressen Vb. ‘sehr anstrengen, erschöpfen, überbeanspruchen’ und (umgangssprachlich) stressig Adj. ‘sehr anstrengend, belastend’ (beide 20. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Oberbegriffe
Assoziationen

Nervenanspannung · Stress · nervliche Anspannung · nervliche Belastung
Assoziationen
  • (voll) ausgelastet (sein) · alle Hände voll zu tun haben · bis zum Hals in Arbeit stecken · keine freie Minute haben · reichlich zu tun haben · reichlich zu tun haben (mit / um zu) · sehr beschäftigt (sein) · viel Arbeit haben · viel zu tun haben · von morgens bis abends nur damit beschäftigt sein (zu)  ●  in Arbeit ersticken fig. · (da) wartet Arbeit (auf jemanden) ugs. · gut zu tun haben (mit) ugs. · viel um die Ohren haben ugs., fig.

(hoher) Druck · Stress · hohe Beanspruchung · starke Belastung
Assoziationen
  • (voll) ausgelastet (sein) · alle Hände voll zu tun haben · bis zum Hals in Arbeit stecken · keine freie Minute haben · reichlich zu tun haben · reichlich zu tun haben (mit / um zu) · sehr beschäftigt (sein) · viel Arbeit haben · viel zu tun haben · von morgens bis abends nur damit beschäftigt sein (zu)  ●  in Arbeit ersticken fig. · (da) wartet Arbeit (auf jemanden) ugs. · gut zu tun haben (mit) ugs. · viel um die Ohren haben ugs., fig.

(da ist) (aber) die Kacke am Dampfen derb · (dann gibt es) Stress ugs. · (dann ist) (aber) Panhas am Schwenkmast ugs., ruhrdt. · (das gibt) Ärger! ugs. · (es gibt) Kasalla ugs., rheinisch, salopp · (es) setzt was ugs., veraltend · dann ist Stress angesagt ugs.
Assoziationen
  • Hiebe · Körperstrafe · Prügel · Schläge · Tracht Prügel · Züchtigung · es setzt Prügel · es setzt was · es setzt was mit dem Rohrstock  ●  (dann hat dein) Arsch Kirmes derb · (die) Jacke voll ugs. · (eine) Wucht ugs., regional · (es gibt) langen Hafer ugs. · (es gibt) was hinter die Löffel ugs. · (es gibt) was hinter die Ohren ugs. · Abreibung ugs. · Dresche ugs. · Haue ugs. · Keile kriegen ugs. · Kloppe ugs. · Senge ugs. · den Arsch voll kriegen derb · langen Hafer kriegen ugs.
  • Dir werd ich's zeigen! ugs. · Jetzt kannst du was erleben! ugs. · Na warte, jetzt ... (gibt's was auf die Mütze)! ugs., variabel

Ärger  ●  (der) Haussegen hängt schief ugs., fig. · (die) Kacke ist am dampfen derb, fig. · Huddel ugs., saarländisch · Knatsch ugs., regional · Misshelligkeiten geh., sehr selten · Scherereien ugs. · Stress ugs. · Trouble ugs., Anglizismus · Ungemach geh., scherzhaft-ironisch · Verdrießlichkeiten geh., selten · Ärgerlichkeiten geh., seltener
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Streß‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Streß‹.

Zitationshilfe
„Stress“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Stress>.

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