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Nervosität, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Nervosität · Nominativ Plural: Nervositäten · wird meist im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Ner-vo-si-tät
Wortzerlegung nervös -ität
Herkunft aus gleichbedeutend nervositéfrz
eWDG

Bedeutungen

1.
das Nervössein
Beispiele:
er klagt über Kopfschmerz, Schlaflosigkeit, Nervosität
in (plötzliche) Nervosität verfallen
seine Nervosität nimmt zu
langsam verging ihre Nervosität
der Wartenden bemächtigte sich eine steigende, zunehmende Nervosität
vor Nervosität zittern
2.
Sammelbezeichnung für funktionelle Störungen im Nervensystem
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Nerv · nervig · nervös · Nervosität · entnerven · enervieren
Nerv m. aus parallel verlaufenden Fasern bestehender, von Bindegewebe umhüllter Strang des Nervensystems, entlehnt (Anfang 16. Jh.) aus lat. nervus ‘Sehne, Flechse, Muskel, Nerv, aus Tiersehnen, Därmen Verfertigtes (Saite, Bogensehne, Fußfessel), Kraft, Spannkraft’, verwandt mit griech. né͞uron (νεῦρον) ‘Sehne, Faser, Bogensehne, Schnur, Saite, Nerv’ (s. Neuro-). Nach Auffassung der antiken Medizin sind Sehnen und Nerven identisch oder wesensverwandt und werden demzufolge mit derselben Bezeichnung benannt. Im 16. Jh. vollzieht die medizinische Fachsprache eine begriffliche Begrenzung des Wortes auf ‘Nerv’, die sich aber in der Allgemeinsprache erst im 19. Jh. durchsetzt. Im Dt. halten sich bis ins 18. Jh. die Bedeutungen ‘Band, Sehne, Muskel’ (wofür in älterer Sprache Ader), bis ins 19. Jh. ‘Bogensehne, Saite’; daneben ist Nerv (seit Anfang 18. Jh.) ‘Leiter von Empfindungen und Bewegungen, Sinnesleiter’ (wohl unter Einfluß von engl. nerve) nach der Lehre des schottischen Arztes R. Wytt (2. Hälfte 18. Jh.) und der sich entwickelnden Psychiatrie, in deren Gefolge Nervenkrankheiten zur Modeerscheinung werden. Übertragen (17. Jh.) ‘innere Kraft, Wesen, Gehalt’; vgl. auch auf die Nerven fallen ‘nervös machen’ (2. Hälfte 17. Jh.). – nervig Adj. ‘sehnig, muskulös, kraftvoll’ (18. Jh.), nervicht (Anfang 18. Jh.). nervös Adj. ‘die Nerven betreffend, an schwachen Nerven leidend, reizbar, erregt’ (vgl. nervoese und hypochondrische Krankheiten, 1758), mit dieser Bedeutung unter Einfluß von engl. nervous älteren Gebrauch (1. Hälfte 18. Jh.) im Sinne von ‘nervig, stark, kräftig’, auch ‘kraftvoll, nachdrücklich’ (von Ausdruck und Rede), nach frz. nerveux (afrz. nervos) ‘nervig, kräftig’, zurückdrängend. Zuvor (Mitte 17. Jh.) gilt im Dt. nervos ‘kräftig, kernig’, (von der Rede) ‘nachdrücklich’, dann (Anfang 18. Jh.) ‘mit Nerven versehen, aus Nerven bestehend’, und (vereinzelt Ende 17. Jh.) nervosisch ‘mit Nerven versehen’, beide aus lat. nervōsus ‘sehnig, muskulös, kraftvoll, kernig’. Nervosität f. ‘Nervenschwäche, Empfindlichkeit, Reizbarkeit, krankhafter Zustand der Nerven’ (1. Hälfte 19. Jh.), nach gleichbed. frz. nervosité, zuvor vereinzelt ‘Kraft, Stärke’ (Ende 18. Jh.), nach mfrz. frz. (älter) nervosité ‘Stärke, (Widerstands)kraft, Sehnigkeit’, dieses entlehnt aus lat. nervōsitās (Genitiv nervōsitātis) ‘Stärke einer Faser, Kraft’. entnerven Vb. ‘entkräften, der Nervenkraft berauben, nervlich erschöpfen’ tritt (Ende 17. Jh.) neben nur wenig älteres, in demselben Sinne gebrauchtes enervieren Vb. (2. Hälfte 17. Jh.), dies nach gleichbed. mfrz. énerver, afrz. soi esnerver ‘sich verweichlichen’ (entlehnt aus lat. ēnervāre ‘die Nerven herausnehmen, der Nerven entledigen, schwächen, entkräften’).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(psychische) Belastung · Aufregung · Druck · Hektik · Nervosität · Stress
Oberbegriffe
Assoziationen

Auftrittsangst · Bangigkeit · Beunruhigung · Herzklopfen · Lampenfieber · Nervosität  ●  Nervenflattern ugs. · Zähneklappern ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Nervosität‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Nervosität‹.

Verwendungsbeispiele für ›Nervosität‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Trotz seiner Nervosität war er durchaus nicht auf den Kopf gefallen. [Canetti, Elias: Die Blendung, München: Hanser 1994 [1935], S. 243]
Vielleicht ist es nur die Nervosität vor dem Ende einer Ära? [Die Zeit, 16.07.1998, Nr. 30]
Zu einseitig hat sie sich mitunter der zeitgenössischen Diagnose Nervosität bedient. [Die Zeit, 26.03.1998, Nr. 14]
Das Symptom ist fortgefallen – die Innern Ursachen der Nervosität sind geblieben. [Tucholsky, Kurt: Das nervöse Paris. In: Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1925]]
Aber sie sei sich noch nicht sicher, ob das hinhaue, wegen der Nervosität, sagt sie. [Die Zeit, 21.09.2013, Nr. 38]
Zitationshilfe
„Nervosität“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Nervosit%C3%A4t>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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