Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.
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  • 1kippen, Verb
    1. 1. ⟨jmd., etw. kippt⟩ das Gleichgewicht verlieren (3) und umfallen (1 a)
    2. 2. ⟨jmd. kippt etw.⟩ (eine Sache) aus einer stabilen Position in eine Schräglage versetzen (4 b), bringen (8)
      1. a) ⟨jmd. kippt etw. (aus etw.) (in etw.)⟩ (ein Behältnis) neigen (1) und den Inhalt (über den oberen Rand) entleeren
      2. b) [salopp, bildlich] ⟨jmd. kippt etw., einen⟩ hastig, schnell hinunterstürzen (2)
    3. 3. ⟨jmd. kippt jmdn.⟩ aus einer (öffentlichen) Position verdrängen (1); verhindern, dass jmd. eine (öffentliche) Position erhält
    4. 4. ⟨jmd. kippt etw.⟩ (ein geplantes Vorhaben, eine Entscheidung, eine Absicht bzw. deren Durchführung) verhindern, zunichtemachen
      1. ● [spezieller] von der Agenda streichen (3), entfernen
    5. 5. ⟨etw. kippt⟩
      1. a) von einem neutralen oder positiven in einen negativen Zustand ¹umschlagen (8)
      2. b) von Nahrungsmitteln: durch falsche Lagerung oder Kontakt mit Luft schlecht, ungenießbar werden, verderben (1 a)
      3. c) von Ökosystemen wie Gewässern, Mooren: aus dem ökologischen Gleichgewicht geraten (3 d) und lebensfeindlich werden

  • kibben, 2kippen, Verb
    1. [D-Mittelwest (Mittelrhein/Mosel)] ⟨jmd. kibbt (etw.)⟩ im Rahmen eines scherzhaften Wettkampfs hartgekochte Eier (vor allem zu Ostern) mit der Spitze gegeneinanderstoßen, um zu sehen, wessen Ei dabei kaputtgeht

kippen

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GrammatikVerb · kippt, kippte, ist/hat gekippt
Aussprache  [ˈkɪpn̩]
Worttrennung kip-pen
Wortbildung  mit ›kippen‹ als Erstglied: Kippachse · kippbar · kippeln · Kipper · Kippfenster · Kippfigur · Kippkarre · Kippkarren · Kippkran · Kipplader · Kipplore · Kipppflug · Kipppunkt / Kipp-Punkt · Kipprampe · Kippregel · Kippschalter · Kippschaltung · Kippschwingung · kippsicher · Kippsicherheit · Kippstange · Kippvorrichtung · Kippwagen
 ·  mit ›kippen‹ als Letztglied: abkippen · ankippen · aufkippen · auskippen · einkippen · hintenüberkippen · hinterkippen · hinunterkippen · runterkippen · umkippen · verkippen · vornüberkippen · wegkippen · zusammenkippen · überkippen
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
jmd., etw. kipptdas Gleichgewicht verlieren und umfallen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
der Wagen, die Leiter kipptWDG
die Stimme kippt (= schlägt um)WDG
nach vorn, hinten, zur Seite kippenWDG
aus dem Stuhl, Boot kippen (= herausstürzen)WDG
von der Bank kippenWDG
einen Anhänger gegen das Kippen sichernWDG
Das Auto kam nach links von der Straße ab und kippte aufs Dach, wobei sich der Fahrer verletzte. [Südkurier, 16.12.2021]
Der Mann war bewusstlos von der Leiter gekippt. [Münchner Merkur, 24.07.2021]
Das Kreuz war [bei dem Bombenangriff] vom unversehrten [Kirch-]Turm gekippt und leicht geschmolzen[…]. [Neue Osnabrücker Zeitung, 07.09.2019]
Am Montagabend kam in Dittingen der Fahrer eines mit Kies beladenen Lastwagens von der Strasse ab, worauf das Fahrzeug auf der abfallenden Böschung seitlich kippte. [Basler Zeitung, 21.03.2018]
S[…] saß mit ihrer Mutter beim Frühstück, als sie plötzlich vom Stuhl kippte. [Hamburger Abendblatt, 24.12.2009]
Der Mann stürzte aus vier Metern Höhe von der Leiter, die plötzlich nach links gekippt war. [Leipziger Volkszeitung, 29.08.2002]
Ob es Spaß macht, von einem Boot in einen eiskalten Fluß zu kippen, sei einmal dahin gestellt, aufregend muß es […] auf jeden Fall gewesen sein. [Süddeutsche Zeitung, 02.09.1998]
übertragen Misslingt [im US-amerikanischen Kongress] die Einigung auf ein Sparpaket, könnte die Weltmacht von der »Fiskalklippe« kippen – und in eine Rezession rutschen. [Berliner Morgenpost, 22.12.2012]
2.
jmd. kippt etw.(eine Sache) aus einer stabilen Position in eine Schräglage versetzen, bringen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Synonym zu neigen (1)
Beispiele:
eine Kiste, die Lore kippenWDG
der Pilot kippte die Maschine auf eine TragflächeWDG
Die Soldaten kippen das Traggerät […] [ BrechtLukullus4]WDG
Ein Unbekannter hat in der Nacht […] eine Skulptur des Münchner Kindls mit dem abgebrochenen Stil [sic! Stiel] einer Schneeschaufel vom Sockel gekippt und beschädigt. [Münchner Merkur, 25.02.2021]
An einer Kreuzung habe ein Motorradfahrer seine Maschine zu Boden kippen müssen, um nicht [von dem LKW] erfasst zu werden. [Aachener Zeitung, 08.05.2017]
Wer vor Hunger und Anstrengung zusammenbrach oder gar eine voll beladene Lore versehentlich aus den Gleisen kippte, der bekam die Peitsche des Aufsehers zu spüren. [Rhein-Zeitung, 17.10.2001]
Die Fenster lassen sich bei geeigneter Witterung bis in die obersten Etagen hinauf kippen, so daß jeder Raum mit Frischluft von außen versorgt werden kann. [Frankfurter Rundschau, 24.08.1996]
Nicht in Panik verfallen, wenn uns die Wucht des Wassers aus dem Boot kippt. [Frankfurter Rundschau, 26.10.1996]
übertragen[…] sie [Neutrinos] könnten im frühen Universum mitgeholfen haben, das Gleichgewicht zwischen Materie und Antimaterie zu kippen. [Neue Zürcher Zeitung, 06.11.2021]
a)
jmd. kippt etw. (aus etw.) (in etw.)(ein Behältnis) neigen und den Inhalt (über den oberen Rand) entleeren
Beispiele:
Wasser aus dem Eimer, Bretter aus dem Wagen kippenWDG
Sand, eine Ladung Steine auf den Bauplatz kippenWDG
[…] die Halden, auf die man das taube Gestein kippte […] [ MarchwitzaJugend86]WDG
Eine Frau in Wanderschuhen kippt den Schutt aus dem Fenster, Eimer um Eimer. [Süddeutsche Zeitung, 27.07.2021]
Ein Obdachloser übernachtet in Nürnberg in einem Altpapiercontainer und wird am Morgen aus Versehen in einen Müllwagen gekippt. [Fränkischer Tag, 21.12.2017]
[Fische haben kein Sättigungsgefühl und fressen einfach weiter.] Das verleitet Halter oft dazu, zu viele Futterflocken ins Becken zu kippen. [Landshuter Zeitung, 11.07.2015]
Im Spielwarengeschäft von Renate H[…] kippt der sechsjährige Robin sein Erspartes aus einer roten Tüte auf den Ladentisch. [Thüringer Allgemeine, 24.12.2012]
Die Katzenfrau hat einen Beutel Katzenfutter auf den Boden gekippt, und die Katzen sind alle gekommen und haben angefangen zu fressen. [Davies, Katie [u. a.]: Das große Katzenkomplott. Mannheim 2012]
Irgendjemand hatte die [Reste von Fliesenkleber] […] einfach in den Gully gekippt, wo sie dann dafür sorgten, dass das Wasser nicht mehr ordentlich ablaufen konnte. [Thüringer Allgemeine, 21.09.2011]
b)
salopp, bildlich jmd. kippt etw., einen [ein Getränk]hastig, schnell hinunterstürzen
Beispiele:
ein Glas Wein, einen Schnaps kippen (= trinken)WDG
einen (hinter die Binde) kippenWDG
Wer nach einem üppigen Mahl einen Schnaps kippt, tut seinem Magen keinen Gefallen. [Bote der Urschweiz, 15.05.2021]
Sich mit guten Freunden am Jahresende noch einmal in den Armen liegen, Brandlöcher machen, Freudentränen lachen, Schnäpse kippen – was für ein Riesenspaß. [Der Tagesspiegel, 21.12.2019]
Keinesfalls sollten Bier, Wein oder Schnaps auf nüchternen Magen gekippt werden, warnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. [Allgemeine Zeitung, 26.01.2004]
Wenn Michael den ganzen Abend am Mineralwasser nippt, kippe ich gern ein paar Glas Bier oder trinke einen guten Rotwein. [Bild am Sonntag, 06.07.1997]
Was gibt es Schöneres, als an einem Sonntagmorgen […] ein Korn und ein Bier […] mit alten Kumpanen zu kippen. [Saarbrücker Zeitung, 31.07.1995]
Peter hatte sie vors Wirtshaus gebracht und abfahren sehen, hatte dann beim alten Krumscheid einen gekippt und war dann langsam nach Hause geschlendert, um die Ziege und die Hühner zu füttern. [Viebig, Clara: Das Weiberdorf. Briedel / Mosel: Houben 1996 [1900], S. 37]
3.
jmd. kippt jmdn.aus einer (öffentlichen) Position verdrängen; verhindern, dass jmd. eine (öffentliche) Position erhält
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
Der Aufsichtsrat wurde neu gewählt und der in Ungnade gefallene Ex‑Sozialdemokrat wurde aus dem Gremium gekippt. [Frankfurter Rundschau, 06.02.1998]
Die Partei hat ein Interesse, mich aus dem Rat zu kippen. [Neue Westfälische, 28.02.2017]
Dass ein Bürgermeister […] vorzeitig aus dem Amt gekippt werden soll, ist kein Einzelfall. [Leipziger Volkszeitung, 21.01.2010]
Bei einer Klausurtagung in Berlin hat die hessische FDP‑Fraktion am Dienstag den Wortführer der Liberalen Offensive[…] aus der vordersten Reihe gekippt. [Frankfurter Rundschau, 02.07.1997]
Der Sozialdemokrat hofft, bei der Landtagswahl am 13. Mai den niedersächsischen Ministerpräsidenten […] aus dem Amt kippen zu können. [Der Spiegel, 04.12.1989]
Das ZK (= Zentralkomitee) kippte ihn [den Parteichef] wieder aus dem Politbüro. [Der Spiegel, 13.11.1989]
metonymisch[…] das Rennen zwischen den beiden großen Parteien zumindest ist offenkundig weitgehend gelaufen und die spannendere Frage wird sein, ob es vielleicht CDU und FDP noch gemeinsam gelingen könnte, die SPD aus den Regierungsbänken zu kippen. [Der Tagesspiegel, 25.02.2000]
4.
jmd. kippt etw.(ein geplantes Vorhaben, eine Entscheidung, eine Absicht bzw. deren Durchführung) verhindern, zunichtemachen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Synonym zu vereiteln
Beispiele:
Zum ersten Mal seit Beginn der Planungen für das Atommüll‑Lager in Gorleben sieht es so aus, als könnte dieses seit Jahrzehnten umkämpfte Vorhaben gekippt werden. [Süddeutsche Zeitung, 01.06.2011]
Das Lüneburger Oberverwaltungsgericht hatte die seit kurzem geltende 2‑G‑Regel (= Impfnachweis zur Einschränkung der COVID-19-Pandemie) im Einzelhandel gekippt. [Süddeutsche Zeitung, 18.12.2021]
Sie [die Wahlberechtigten] können [mit einem Bürgerentscheid] den Beschluss des Gemeinderates kippen, die Ten‑Brink‑Schule zur Gemeinschaftsschule zu machen. [Südkurier, 06.11.2014]
Die jüngsten Beschlüsse des Brüsseler Euro‑Gipfels zu den Milliarden‑Hilfen für Athen drohen wieder zu kippen, weil die dortige Regierung wackelt. [Die Zeit, 02.11.2011 (online)]
Die obersten Verfassungsrichter kippten den Plan, ein neunköpfiges Sondergremium einzusetzen. [Berliner Morgenpost, 29.10.2011]
Gut 14 Monate nach dem gescheiterten Versuch, den Ratsbeschluss zum Fällen der Bäume zu kippen, blickt Bürgermeister Hermann H[…] zufrieden auf die umgestaltete Straße und spricht vor Vertretern des Bau‑ und Umweltausschusses von einer »sehr gelungenen Maßnahme«. [Aachener Zeitung, 20.11.2008]
Der Europäische Gerichtshof hat den Entscheid der EU‑Finanzminister, das Defizitverfahren gegen Deutschland und Frankreich aufs Eis zu legen, gekippt. [Der Bund, 14.07.2004]
Die schneereiche Witterung hat den Nachholspieltag der Fußballer kurz vor Weihnachten gekippt. [Rhein-Zeitung, 20.12.1999]
spezieller von der Agenda streichen, entfernen
Beispiele:
Der Ausschussvorsitzende […] kritisierte die Blockade durch die Koalition und warnte davor, dass die Petition ein weiteres Mal von der Tagesordnung gekippt wird. [Der Tagesspiegel, 23.02.2021]
Eigentlich sollte Ende Mai bereits die Aufstellung des Bebauungsplans beschlossen werden, doch der Stadtrat kippte das Thema damals mit Stimmenmehrheit von der Tagesordnung[…]. [Leipziger Volkszeitung, 03.07.2021]
Gegen den Antrag der Regierung kippte der Kantonsrat den dafür nötigen Eintrag letztes Jahr kurzerhand aus dem Richtplan. [Neue Zürcher Zeitung, 24.10.2015]
Der Zürcher Kantonsrat hat gestern überraschend den Eintrag für mögliche Pistenausbauten aus dem Richtplan gekippt. [Basler Zeitung, 25.03.2014]
[…] er [der kritische Artikel des freien Mitarbeiters] durfte nicht erscheinen, die Chefredakteurin […] kippte ihn aus dem Blatt. [Der Tagesspiegel, 24.05.2015]
5.
etw. kippt
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
a)
von einem neutralen oder positiven in einen negativen Zustand ¹umschlagen
Synonym zu umkippen (3)
Beispiele:
Wenn die SPD mit ihren Anfeindungen nicht aufhört, könnte die Stimmung beim Investor kippen und das Projekt den Bach heruntergehen. [Aachener Zeitung, 31.12.2008]
Ohne Schnaps wäre die Stimmung jetzt vielleicht gekippt. [Rhein-Zeitung, 19.04.2021]
Die Wetterlage über Europa scheint zum Monatsausklang nachhaltig zu kippen. [Saarbrücker Zeitung, 27.10.2017]
Gerade während der Pfingstferien ist das Wetter nun gekippt. [Fränkischer Tag, 09.06.2012]
Das abgelaufene Jahr habe beispielhaft gezeigt, wie schnell der Markt und die wirtschaftliche Lage kippen könnten. [Rhein-Zeitung, 29.12.2008]
[…] gerade in einer Zeit, in der die gute Stimmung in der Wirtschaft zu kippen scheint, sind Visionen gefragt[…]. [Rhein-Zeitung, 23.10.2004]
[…] immer muss man damit rechnen, dass die Witterung kippt, plötzlich, fast ohne Vorwarnung. [Die Zeit, 27.11.2003]
b)
von Nahrungsmitteln   durch falsche Lagerung oder Kontakt mit Luft schlecht, ungenießbar werden, verderben
Beispiele:
Wein […] reift lange nach, kippt aber auch irgendwann. [Der Tagesspiegel, 10.11.2018]
Ich hätte […] Bedenken, dass eine Speise, die sooo lang warmgehalten wird, kippen könnte – und genau das ist ja bei dir mehrfach passiert! [Über Nacht wird Suppe schlecht. Bitte um Rat!, 18.06.2012, aufgerufen am 28.12.2021]
Irgendwann muß der Wein aus dem Faß, bevor er kippt. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2001]
c)
von Ökosystemen wie Gewässern, Mooren   aus dem ökologischen Gleichgewicht geraten und lebensfeindlich werden
Beispiele:
Wenn dem Wasser der Sauerstoff entzogen wird, kippt das Gewässer, seine Bewohner verenden dann. [Neue Westfälische, 20.09.2019]
Durch Hitze drohen viele Teiche im Ilm‑Kreis zu kippen. [Thüringer Allgemeine, 08.08.2020]
Wenn es im Hochsommer zu heiß ist, kann ein Gewässer kippen. [Leipziger Volkszeitung, 12.12.2019]
Empfindliche Ökosysteme wie Moore oder Gewässer können kippen. [Neue Osnabrücker Zeitung, 25.06.2019]
Die Rohrbacher Teiche waren gekippt, weil sich […] ein Algenteppich gebildet hatte, der vielen Insekten und Amphibien zum Verhängnis wurde. [Leipziger Volkszeitung, 03.03.2011]
Sollte durch die Einleitung von Öl oder Gülle der Teich biologisch zu kippen drohen, dann wird die Weiterleitung des Wassers durch einen Riegel unterbunden. [Frankfurter Rundschau, 15.08.1996]

letzte Änderung:

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
kippen · 1Kippe · 1Kipper · 2Kipper · kipp(e)lig · kippeln
kippen Vb. ‘in schräge Stellung bringen, beinahe umstürzen’, ein nd. md. Wort ungeklärter Herkunft, in hd. Texten seit dem 17. Jh. belegt. Deutungsversuche bringen nd. md. kippen mit mnl. kippen ‘fangen’ (nl. kippen ‘umstürzen’ aus dem Dt.) und anord. kippa ‘reißen, rücken’ zusammen und stellen diese mit air. scibiud ‘rücken’, lett. šk̦eberēt ‘wanken, taumeln’ zur Wurzel ie. *gei- ‘drehen, biegen’. Oder man sieht, da die genannten verwandtschaftlichen Beziehungen problematisch sind, in dem Verb eine lautnachahmende Bildung. Auch Ableitung von md. nd. 1Kippe f. ‘Spitze, Kante’ (hd. Kipfe), vgl. nd. (mundartlich) kippen ‘die Spitze abschneiden, abhauen’, wird erwogen, ohne daß damit eine etymologische Zuordnung gegeben ist. Als Rückbildung aus dem Verb wird nd. md. Kippe literatursprachlich in den Wendungen auf der Kippe stehen, auf die Kippe stellen ‘so stehen oder stellen, daß das Gleichgewicht gefährdet ist’ (18. Jh.) und in der Turnersprache ‘Aufschwung in den Stütz’; dazu (im Bergbau) ‘Lagerstelle für Abraum’ (19. Jh.). Hierher wohl auch Kippe für ‘Endstück einer Zigarette, Zigarettenstummel’ (um 1920). 1Kipper m. ‘Münzverschlechterer’ (17. Jh.), besonders in der Fügung Kipper und Wipper (17. Jh.); vgl. Kippe ‘Goldwaage, waageartige Vorrichtung für Münzen’ (17. Jh.), kippen ‘Gold wiegen’, wippen ‘mit der Waage (Wippe) auswägen’ (15. Jh.). In der verstärkenden Doppelung vielleicht ‘wer schwere, vollwichtige Münzen auswägt, aussondert, um sie in leichtere umzuschmelzen’. Oder ‘wer beschnittene und daher nicht vollwichtige Münzen mit Schwung in die Waagschale wirft, damit diese schnell nach unten gedrückt wird und das volle Gewicht zu erbringen scheint’? Später wird kippen (im Anschluß an die oben genannte Bedeutung) jedenfalls im Sinne von ‘(den Münzrand) abzwacken’ und Kipper als ‘Münzbeschneider’ verstanden. 2Kipper m. ‘Transportfahrzeug mit kippbarem Laderaum’ (20. Jh.). kipp(e)lig Adj. ‘leicht umstürzbar, nicht fest stehend’ (19. Jh.); vgl. kippeln Vb. ‘hin und her wackeln’ (19. Jh.), Iterativbildung zu kippen.

Typische Verbindungen zu ›kippen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›kippen‹.

Zitationshilfe
„kippen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/kippen#1>.

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kibben

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GrammatikVerb · kibbt, kibbte, hat gekibbt
Nebenform kippen · Verb · kippt, kippte, hat gekippt
Aussprache  [ˈkɪbn̩] · [ˈkɪpn̩]
Worttrennung kib-ben ● kip-pen
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

D-Mittelwest (Mittelrhein/Mosel) jmd. kibbt (etw.)im Rahmen eines scherzhaften Wettkampfs hartgekochte Eier (vor allem zu Ostern) mit der Spitze gegeneinanderstoßen, um zu sehen, wessen Ei dabei kaputtgeht
Beispiele:
Gegenseitig wurden Ostereier geditscht oder gekippt, sie wurden hoch oder weit geworfen – und natürlich gegessen. [Nicht nur im Siegerland: Jetzt sind die Hasen los!, 10.07.2020, aufgerufen am 01.09.2020]
Beim sogenannten Kibben treten zwei Akteure jeweils mit einem Ei gegeneinander an. Erster Schritt ist es, die Spitzen der Eier gegeneinanderzuschlagen. Anschließend wird dasselbe Prozedere mit den stumpfen Enden des Eis wiederholt. Wer das Ei des Gegners an beiden Enden zu beschädigen vermag, gewinnt. [Rhein-Zeitung, 19.03.2015]
Jetzt mag es richtig sein, dass 1897, denn aus diesem Jahr stammt die älteste Version des [Knippmontags-]Liedes, die Eier nur gekippt wurden. Doch liegt Kollege David D[…] nicht falsch, wenn er wie viele Cochemer den Begriff Ditschen benutzt. Das verstehen dann wenigstens auch Eifeler und Hunsrücker Eierfreunde. [Rhein-Zeitung, 21.04.2012]
Gewinner des anderen Eies ist der, der beim Kibben, dem Aufeinanderschlagen der beiden Spitzen, das härtere Ei hat. [Allgemeine Zeitung, 10.04.2007]
Wenn die Winninger »kibben« oder »ditschen« (wie man das Eier‑Aufeinanderschlagen z. B. am Rhein nennt), dann bleibt kein Auge trocken. [Rhein-Zeitung, 02.04.2002]

letzte Änderung:

Zitationshilfe
„kibben“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/kippen#2>.

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