Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Wahn, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Wahn(e)s · wird nur im Singular verwendet
Aussprache  [vaːn]
eWDG

Bedeutung

oft auf phantastischer Vorstellung beruhende irrige Idee, irrige Annahme, Irrglaube
Beispiele:
in einem (blinden) Wahn befangen sein
er lebte in dem Wahn, er sei zu Großem bestimmt
sie ließ ihn in dem Wahn (= Glauben), sie befolge seine Weisungen
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn [ SchillerBürgschaft]
Ein religiöser Wahn hatte die Stadt ergriffen [ E. T. A. Hoffm.Elixiere2,38]
Medizin Veränderung des Bewusstseins von der Realität, die sich in verfälschten Urteilen über die Realität äußert
Beispiele:
der Ausbruch eines Wahns
wenn der Patient sich nachts laut mit seinen »Stimmen« unterhält … die er im Wahn als Verfolger, Peiniger erlebt [ Gesundheit1967]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Wahn · wähnen
Wahn m. ‘(krankhafte) Einbildung, unbegründete Meinung, Ansicht, Vorstellung’, ahd. (8. Jh.), mhd. wān ‘ungewisse, unbegründete Ansicht, Vermutung, Meinung, Hoffnung, Erwartung, Vorstellung, Scheu’, spätmhd. auch wōn (mit ō aus ā nach w, s. Argwohn), asächs. mnd. wān ‘Hoffnung, Erwartung’, mnl. waen, nl. waan, afries. wēn, und (mit wohl ursprünglichem fem. Genus) aengl. wēn, anord. vān, got. wēns (germ. *wēni-) stehen dehnstufig zu der unter gewinnen (s. d.) angegebenen Wurzel ie. *u̯en(ə)- ‘streben’, dann ‘wünschen, lieben, befriedigt sein’, auch ‘erarbeiten, Mühe haben’, perfektiv ‘erreichen, gewinnen’, zu der auch gewöhnen, wohnen, Wonne, Wunsch (s. d.) gehören. Als Ausgangsbedeutung ist ‘(unbegründete) Erwartung, Hoffnung’ anzusetzen, eigentlich ‘Gewünschtes, Ersehntes’. Wahn wird seit mhd. Zeit in Gegensatz zu Wissen und Wahrheit gestellt. Im Frühnhd. entwickelt sich der Sinn ‘willkürlich zurechtgemachte, nicht der Wirklichkeit entsprechende Meinung, Vorstellung’ (16. Jh.), dann ‘Selbsttäuschung, fixe Idee’ als krankhafte Erscheinung (18. Jh.), und Wahn gerät dadurch in die semantische Nähe von nicht verwandtem Wahn (in Wahnsinn, Wahnwitz, s. d.). – wähnen Vb. ‘glauben, meinen’, ahd. wānen (8. Jh.), mhd. wæn(n)en ‘meinen, glauben, vermuten, erwarten, hoffen’, asächs. wānian, mnd. mnl. wānen, nl. wanen, aengl. wēnan, engl. (älter) to ween, anord. væna, got. wēnjan.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(im) Zustand der Euphorie · Ekstase · Rausch · Taumel · Trance · Verzückung · Wahn · Zustand absoluter Verzückung · Zustand der Trance
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Wahn‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Wahn‹.

Verwendungsbeispiele für ›Wahn‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Er starb durch eigene Hand in dem Wahn, von einem tollwütigen Hund gebissen worden zu sein. [Orel, Alfred: Raimund. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1962], S. 39896]
Später Ruhm befreite ihn von dem Wahn, die akademische Welt habe sich verschworen, ihn totzuschweigen. [Patzig, G.: Schopenhauer. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1961], S. 31138]
Wir sind dafür sehr dankbar, das ist kein leerer Wahn. [Heller, Gisela: Märkischer Bilderbogen, Berlin: Berlin Verlag der Nation 1978, S. 166]
Der Wahn ist dermaßen perfekt, dass sie ihm nicht ausweichen kann; er bestimmt sein Leben, aber schließlich auch ihres. [Die Zeit, 28.10.1999, Nr. 44]
Der Wahn des Autors, das hat der Kongreß gezeigt, ist nichts gegen den seiner Fans. [konkret, 2000 [1998]]
Zitationshilfe
„Wahn“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Wahn>.

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