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erliegen

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GrammatikVerb · erliegt, erlag, ist erlegen
Aussprache 
Worttrennung er-lie-gen
Wortzerlegung er- liegen
Wortbildung  mit ›erliegen‹ als Grundform: Erliegen
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
jmd. erliegt etw.unterliegen; einem Einfluss, Reiz, Gefühl nicht entgehen können, nicht widerstehen können und freiwillig (ohne Widerstand) nachgeben, überwältigt werden
in gegensätzlicher Bedeutung zu widerstehen (1)
Kollokationen:
mit Dativobjekt: dem Charme, Zauber, einer Versuchung, Verlockung erliegen
Beispiele:
Zu diesem Kodex muss auch gehören, dass NGOs (= Nichtregierungsorganisationen) nicht der Versuchung erliegen, sich staatlicher Zwangsmittel oder Gelder zu bedienen, sondern auf Überzeugungskraft und Engagement setzen[…]. [Die Welt, 19.02.2019]
Ich denke, man ist dort nicht dem Luxus, sondern dem besonderen Charme erlegen, und dieser Charme wohnt auch dem Besitzer inne. [Die Welt, 24.01.2019]
Seit dem Mittelalter, als das Sprichwort »Stadtluft macht frei« galt, erliegen die Menschen auf dem Lande immer wieder den Verlockungen der Städte. [Neue Zürcher Zeitung, 30.06.2007]
[…] Ihrem Zauber soll selbst Japans Kaiser Hirohito erlegen sein, als er bei seinem Staatsbesuch 1971 an Bord der Loreley Ihren Felsen umschiffte. [Die Zeit, 05.08.1999]
Da die Aufführung [des Theaterstücks »Die Regenbogenspringer«] der Faszination erliegt, vor der sie warnen möchte, kann sie nicht einmal für sich in Ansprüche nehmen, Drogengefährdete oder schon Süchtige vor den Gefahren des Rauschgifts zu bewahren. [Die Zeit, 06.04.1984]
Gleich zu Beginn haut Bond [Film-Geheimagent James Bond] mit Fäusten, Bomben und Granaten alles tot, was ihm in die Quere kommt, bis er einer räkelnden Frau erliegt, die ihm ein Messer in die Rippen rennt[…]. [Der Spiegel, 16.01.1984]
2.
jmd. erliegt jmdm., etw.Opfer einer Sache werden, von einer Sache überwältigt werden
Kollokationen:
mit Dativobjekt: einem Missverständnis, Irrtum, einer Illusion erliegen; einer Übermacht erliegen
Beispiele:
[…] Was, wenn [die Romanfigur] Don Quixote als Einziger die Welt richtig sieht und alle anderen ihren Illusionen erlegen wären? [Süddeutsche Zeitung, 26.09.2018]
Vielmehr sind sie [Flüchtlinge aus Afrika] der Illusion erlegen, Europa biete ihnen grandiose Lebenschancen. [Süddeutsche Zeitung, 21.02.2017]
Manche Mieter erliegen dem Irrtum, dass die Kautionsversicherung vor Forderungen des Vermieters schützt. [Süddeutsche Zeitung, 04.04.2014]
Die meisten Priester sind dem Missverständnis erlegen, dass der Gottesdienst eine kommunikative Handlung zwischen Gemeinde und Priester ist. [Süddeutsche Zeitung, 14.07.2007]
Nach Auffassung der Opposition ist Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) einer fatalen Fehleinschätzung erlegen. [Die Welt, 14.07.1999]
Erst Ende März 1939 erlag die [spanische] Volksfrontregierung der militärischen Übermacht des Feindes. [Berliner Zeitung, 17.07.1986]
3.
verhüllend jmd. erliegt etw.an einer Verletzung oder Krankheit sterben
Kollokationen:
mit Dativobjekt: einer Verletzung, einem Krebsleiden, Herzinfarkt erliegen
Beispiele:
B[…] konnte erst nach drei Minuten aus dem Inferno geborgen werden und erlag wenig später seinen schweren Verbrennungen. [Welt am Sonntag, 14.04.2019]
Das Ehepaar hatte bereits vor knapp zwei Jahren seinen ersten Sohn Oliver verloren, der Junge war einem Herzfehler erlegen. [Welt am Sonntag, 27.01.2019]
Beim Ladies Masters in Dubai brach Caddie Max Zechmann […] am 13. Loch [beim Golfspielen] zusammen, erlag einem Herzinfarkt. [Bild, 08.12.2016]
Laut offiziellen Meldungen ist der turkmenische Diktator Saparmurat Nijasow, der sich seit 1992 nur noch »Turkmenbaschi« (Vater aller Turkmenen) nannte, in den ersten Morgenstunden des Donnerstags im Alter von 66 Jahren einem Herzinfarkt erlegen. [Neue Zürcher Zeitung, 22.12.2006]
Ums Leben kamen der 51 Jahre alte Skipper Bruce G[…], der wahrscheinlich einem Herzinfakt erlag, als das Boot kenterte, und sein 33jähriger Freund und Nachbar Phil S[…], der sich nicht rechtzeitig aus seinem Haltegurt befreien konnte und ertrank. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.12.1998]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
liegen · abliegen · abgelegen · anliegen · Anliegen · Anlieger · angelegen · Angelegenheit · angelegentlich · erliegen · unterliegen · Liege · Liegenschaft
liegen Vb. ‘sich (in waagerechter Lage) befinden, der Länge nach ausgestreckt sein’. Das gemeingerm. starke Verb ahd. liggen (um 800), mhd. ligen, asächs. liggian, mnd. lig(g)en, mnl. ligghen, nl. liggen, aengl. licgan, engl. to lie, anord. liggja, schwed. ligga, got. (ohne j-Präsens) ligan, im germ. Bereich verwandt mit Lage, Lager, Gelichter (s. d.) und den kausativen Verben legen, eigentlich ‘liegen machen’, und 2löschen, eigentlich ‘sich legen machen’, sowie 1löschen, eigentlich ‘sich legen’ (s. d.), setzt mit griech. léchos, léktron (λέχος, λέκτρον) ‘Lager, (Ehe)bett’, lóchos (λόχος) ‘das Lagern, Kindbett’, gewöhnlich ‘Hinterhalt, (die im Hinterhalt liegende) Schar’, lat. lectus ‘Lagerstatt, Bett’, air. lige ‘Bett, Lager’, laigid ‘legt sich’, gall. legasit ‘legte’, lit. (pa)lė́gti ‘niederlegen, schwächlich, kränklich werden’, palėgỹs ‘Bettlägerigkeit’, aslaw. ležati, russ. ležát’ (лежать) ‘liegen’, aslaw. lešti, russ. leč’ (лечь) ‘sich hin-, niederlegen’, aslaw. lože ‘Lager, Bett’ eine Wurzel ie. *legh- ‘(sich) legen, liegen’ voraus. – abliegen Vb. ‘in einigem Abstand, entfernt liegen, entlegen sein’ (15. Jh.), (landschaftlich) ‘durch Lagern oder Liegen an Güte zunehmen, ablagern’ (16. Jh.); dazu abgelegen Part.adj. ‘fern, abseits gelegen, entfernt, entlegen’ (16. Jh.). anliegen Vb. ‘eng am Körper sitzen, wichtig sein, am Herzen liegen, zur Bearbeitung anstehen, jmdn. bewegen, beschäftigen, mit etw. behelligen, beigefügt sein, daneben liegen, benachbart sein’, ahd. analiggen ‘liegen, lasten auf, vorliegen, jmdn. bestürmen, sich erheben, sich jmds. bemächtigen’ (9. Jh.), mhd. aneligen ‘lasten auf, angelegentlich bitten, antreiben, bevorstehen’; substantiviert Anliegen n. ‘Angelegenheit, die einen betrifft, Bitte, Wunsch’ (15. Jh.); Anlieger m. ‘Anwohner, Angrenzer’ (19. Jh.); angelegen Part.adj. besonders in der Wendung sich etw. angelegen sein lassen ‘sich um etw. kümmern, bemühen’ (um 1400), zu anliegen im Sinne von ‘wichtig sein, am Herzen liegen’; Angelegenheit f. ‘Sache, Fall, Affäre’ (17. Jh.); angelegentlich Adj. ‘nachdrücklich, eindringlich, eifrig’ (16. Jh.), ursprünglich zu angelegen, doch schon von Anfang an, wohl unter Einfluß von gelegentlich (s. d.), mit sekundärem t, zuweilen (im 17. Jh.) noch angelegenlich. erliegen Vb. ‘kraftlos werden, ermatten, umkommen, sterben, besiegt werden’, ahd. irliggen (8. Jh.), mhd. erligen. unterliegen Vb. ‘besiegt, bezwungen werden, einer Sache ausgesetzt, unterworfen sein’, ahd. untarliggen (um 800), mhd. underligen ‘nach unten zu liegen kommen, sich unterwerfen, unterworfen sein’. Liege f. ‘gepolstertes Möbel ohne Lehnen zum Liegen’ (1. Hälfte 20. Jh.). Liegenschaft f. ‘Grundstück, Grundbesitz, Immobilien’ (Anfang 19. Jh.), älter liegendes Gut, liegende Güter.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(sich) beugen · erliegen

(seinen Verletzungen, einem Leiden) erliegen · dahingerafft werden (von) · sterben an  ●  von seinem Leiden erlöst werden verhüllend
Oberbegriffe
  • (jemandem) schlägt die Stunde · (jemandes) letztes Stündlein hat geschlagen · (seinen) letzten Atemzug tun · ableben · das Zeitliche segnen · erlöschen · in die ewigen Jagdgründe eingehen · sterben · verdämmern · versterben  ●  (die) Augen für immer schließen verhüllend · (die) Reihen lichten sich fig. · abtreten fig. · aus dem Leben scheiden fig. · davongehen fig. · entschlafen fig., verhüllend · fallen militärisch · gehen verhüllend · heimgehen fig., verhüllend · sanft entschlafen verhüllend, fig. · seinen letzten Gang gehen fig. · uns verlassen verhüllend · vom Stangerl fallen fig., bairisch · von der Bühne (des Lebens) abtreten fig. · von uns gehen fig. · (den) Arsch zukneifen vulg., fig. · (den) Löffel abgeben ugs., fig., salopp · (seine) letzte Fahrt antreten ugs., fig. · dahingehen geh., verhüllend · dahingerafft werden (von) ugs. · dahinscheiden geh., verhüllend · den Geist aufgeben ugs. · den Weg allen Fleisches gehen geh. · die Grätsche machen ugs., salopp · die Hufe hochreißen derb, fig. · dran glauben (müssen) ugs. · in die Ewigkeit abberufen werden geh., fig. · in die Grube fahren ugs., fig. · in die Grube gehen ugs. · ins Grab sinken geh., fig. · ins Gras beißen ugs., fig. · sein Leben aushauchen geh. · seinen Geist aufgeben ugs. · seinen Geist aushauchen geh. · verscheiden geh. · vor seinen Richter treten geh., religiös, fig. · vor seinen Schöpfer treten geh., fig. · wegsterben ugs.
Unterbegriffe

(einer Versuchung) erliegen · (jemandes Charme) erliegen · nachgeben · nicht Nein sagen können · nicht durchhalten · nicht standhalten können · nicht widerstehen können  ●  schwach werden ugs. · weich werden ugs.
Assoziationen
  • (einer Sache) verfallen · (etwas) (immer wieder) tun müssen · (sich) nicht losreißen können (von) · abhängig werden (von) · hörig werden · nicht sein lassen können
  • sturmreif · sturmreif geschossen · wehrlos ausgeliefert
  • (einer Sache / jemandem) machtlos gegenüberstehen · machtlos (gegen) · nichts entgegenzusetzen haben · rettungslos ausgeliefert · wehrlos ausgeliefert  ●  zahnlos fig.
  • für sich einnehmen(d) · gewinnend · unwiderstehlich  ●  entwaffnend fig.
  • (sich) verführen lassen (von)  ●  (ihren) Reizen erliegen geh., männl.

Typische Verbindungen zu ›erliegen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›erliegen‹.

Zitationshilfe
„erliegen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/erliegen>.

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