Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Rezeption, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Rezeption · Nominativ Plural: Rezeptionen
Aussprache  [ʀeʦɛpˈʦi̯oːn]
Worttrennung Re-zep-ti-on
Wortbildung  mit ›Rezeption‹ als Erstglied: Rezeptionist · Rezeptionsbedingung · Rezeptionsforschung · Rezeptionsgeschichte · Rezeptionshaltung · Rezeptionsprozess · Rezeptionssituation · Rezeptionstresen · Rezeptionsvorgang · Rezeptionsweise · Rezeptionsästhetik · rezeptionsästhetisch
 ·  mit ›Rezeption‹ als Letztglied: Medienrezeption · Textrezeption
Herkunft aus receptiospätlat ‘Aufnahme’, eigentlich ‘das Zurückbehalten, Vorbehalt’ < reciperelat ‘zurücknehmen, -holen, entgegennehmen, in sich aufnehmen’ (rezipieren)
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
Empfangsbereich in einer Arztpraxis, einem Unternehmen, Hotel o. Ä., in dem sich Gäste, Kunden, Patienten unter anderem anmelden und Auskünfte einholen können
Kollokationen:
in Präpositionalgruppe/-objekt: [jmd.] arbeitet, steht, sitzt, wartet an der Rezeption; [etw.] an der Rezeption lassen, abgeben
Beispiele:
Das Hotel Bischofshof am Dom präsentiert sich zum Jahresanfang mit neu gestalteter Rezeption und Bar. [Mittelbayerische, 25.01.2021]
Die allermeisten Gäste bezahlten heutzutage mit Kreditkarte, weshalb es an Rezeptionen in der Regel kaum Bargeld gebe. [Münchner Merkur, 25.04.2019]
Über einen Check‑in‑Automaten können Gäste auch außerhalb der Öffnungszeiten der Rezeption mit ihrer Kreditkarte [im Hotel] einchecken. [Neue Osnabrücker Zeitung, 27.12.2014]
Von der Rezeption bis zu Assistenz am Behandlungsstuhl – Helga N[…] ist in allen Bereichen der Praxis tätig. [Neue Westfälische, 30.08.2007]
Jeder, der in Homburg oder den Stadtteilen ansässig ist, […] kann an dem Wettbewerb teilnehmen. […] Die Wettbewerbsunterlagen sind bei den einschlägigen Betrieben, Banken und an der Rezeption im Rathaus ausgelegt. [Saarbrücker Zeitung, 02.06.1994]
2.
bildungssprachlich (meist öffentliche) Wahrnehmung, Reaktion von bzw. auf Literatur und Kunst
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine breite, mediale, öffentliche, internationale, positive, kritische Rezeption; die künstlerische, literarische, zeitgenössische Rezeption
mit Genitivattribut: die Rezeption des Buchs, Films, Kunstwerks, Textes, der Musik
in Koordination: Entstehung, Produktion, Rezeption, Wirkung
als Genitivattribut: die Form der Rezeption
Beispiele:
Naturgemäß trifft der Roman nicht auf eine einheitliche Rezeption. Jüngere Leser, sagt der Autor, seien vom Roman begeistert, mancher ältere aber fühle sich dabei eher unbehaglich. [Thüringer Allgemeine, 20.02.2016]
Als der Büchernarr Gustav Schwab zwischen 1838 und 1840 die Originaltexte der großen Epen der Antike zusammentrug, sie übersetzte und für Kinder [und] Jugendliche neu erzählte, war das eine echte Pioniertat. Die drei Bände der »Sagen des klassischen Altertums« beeinflussen noch heute die Rezeption der antiken Mythologie im deutschsprachigen Raum. [Südkurier, 22.12.2015]
Der französische Maler Balthus [Balthasar Kłossowski de Rola] (1908–2001) gehört zu den international bekannten Künstlern, an denen die deutsche Rezeption bisher fast achtlos vorbeigegangen ist. [Neue Westfälische, 20.08.2007]
[…] wenn Goethe des Serbischen auch nicht mächtig war, regte er die Rezeption vor allem serbischen Volksliedgutes in Deutschland an. Dank der Übersetzungsarbeiten des Jacob Grimm wusste er diese Poesie bald zu schätzen. [Thüringer Allgemeine, 31.05.2003]
metonymischDie von Felix Krämer und Alexander Eiling umsichtig zusammengestellte Ausstellung behandelt die frühe Rezeption [Vincent] van Goghs in Deutschland systematisch[…]. [Süddeutsche Zeitung, 23.10.2019]
3.
seltener
a)
bildungssprachlich Übernahme (und Nutzung) (fremder) kultureller Werte oder künstlerischer Werkformen
Beispiele:
Die Schau zeigte anhand ausgewählter Beispiele […], wie Leonardo [da Vinci] für bekannte Bildsujets neue Lösungen hervorbrachte, die dann kopiert und von anderen Künstlern adaptiert wurden. Die künstlerische Rezeption von Leonardos Werken setzte bereits zu seinen Lebzeiten ein und ist seither in jedem Jahrhundert zu finden. [Tagungsbericht – Leonardo in Leipzig, 03.07.2020, aufgerufen am 01.09.2020]
Er erhielt den Preis für sein Buch über die Rezeption der griechischen Logik in der islamischen Philosophie. [Süddeutsche Zeitung, 14.02.2020]
Analytisch ebenso enttäuschend sind die Abschnitte [im Buch] zur kulturellen Rezeption des Orients in der amerikanischen Populärkultur. Bei allen hübschen Beschreibungen, vom Hootchy‑Kootchy‑Bauchtanz bis zur Camel‑Zigarette, sucht man vergeblich nach einer adäquaten Einbettung dieser Phänomene in die grössere Tradition des westlichen Orientalismus. [Neue Zürcher Zeitung, 08.08.2007]
b)
Recht Übernahme fremder Rechtsvorschriften in das eigene Rechtssystem
Kollokationen:
mit Genitivattribut: die Rezeption des [römischen] Rechts
Beispiele:
Zudem begann man [im Hochmittelalter] (antikes) römisches Recht und Rechtsdenken zu erforschen und zu übernehmen, womit Systematik und Schriftlichkeit Einzug in das Rechtswesen hielten. Bald, noch lange vor dem, was ich als endgültigen Durchbruch des römischen Rechts bezeichnen würde (gemeint ist die praktische Rezeption), wurde die fehlende Schriftlichkeit der germanischen Stammesrechte als Mangel empfunden. [Warum Sassenspegel?, 23.03.2013, aufgerufen am 01.09.2020]
Das um 1436 verfasste Werk [»Klagspiegel«] gilt als das älteste Rechtsbuch, das römisch‑rechtliche Inhalte in deutscher Sprache vermittelt[,] und wird daher als wichtiger Wegbereiter für die praktische Rezeption des römischen Rechts in Deutschland gesehen. [Frankfurter Rundschau, 17.10.2007]

letzte Änderung:

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Rezept · rezipieren · Rezeption · Rezipient · rezeptiv · Rezeptur · rezeptieren
Rezept n. ‘Anweisung zur Herstellung bzw. Abgabe eines Medikaments’, auch ‘Medikament’ (bis 17. Jh.), frühnhd. recept (15. Jh.), entlehnt aus gleichbed. mlat. receptum, dem substantivierten Part. Perf. von lat. recipere (s. unten). Lat. receptum bedeutet eigentlich ‘es ist genommen, verwendet worden’ und wird zur Antwort auf die imperativische Einleitungsformel der ärztlichen Anweisung an den Apotheker recipe (abgekürzt R) ‘nimm, verwende’. In verallgemeinertem Sinne steht Rezept für ‘Allheilmittel, Lösungsvorschlag’ (1. Hälfte 16. Jh.), dann auch für ‘Herstellungs-, Zubereitungsvorschrift’ in der Kochkunst (2. Hälfte 18. Jh.). rezipieren Vb. ‘an-, übernehmen’ (fremdes Gedankengut), ‘geistig aufnehmen, verstehen’, entlehnt (17. Jh.) aus lat. recipere (receptum) ‘zurücknehmen, -holen, entgegennehmen, in sich aufnehmen’, von Arzneimitteln ‘bestimmte Stoffe in sich aufnehmen, mit ihnen versetzt werden’; vgl. lat. capere ‘nehmen, fassen, begreifen’ und s. re-. Rezeption f. ‘Aufnahme’ (in eine Gemeinschaft), ‘An-, Übernahme’ (fremden Kultur- und Gedankenguts), entlehnt (16. Jh.) aus spätlat. receptio (Genitiv receptiōnis) ‘Aufnahme’, eigentlich ‘das Zurückbehalten, Vorbehalt’, zu lat. recipere (s. oben). Ebenfalls auf dem Lat. beruhendes frz. réception f. wird im 19. Jh. mit der Bedeutung ‘Aufnahme(raum), Empfang(sbüro)’ ins Dt. übernommen. Rezipient m. ‘Empfänger (einer Information), Leser, Hörer’, entlehnt (17. Jh.) aus lat. recipiēns (Genitiv recipientis) ‘Aufnehmender’, dem substantivierten Part. Präs. von lat. recipere (s. oben). rezeptiv Adj. ‘auf-, wahrnehmend, empfänglich’, gelehrte Bildung (18. Jh.) zu lat. receptum, dem Part. Perf. von lat. recipere (s. oben). Rezeptur f. ‘Steuereinnahme’, (18. Jh.), ‘Zusammensetzung, Zubereitung eines Arzneimittels’ (19. Jh.), gelehrte Bildung zu Rezept (s. oben) und zu rezeptieren Vb. ‘ein Rezept ausstellen, ein Medikament verschreiben’ (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Anmeldung · Aufnahme (Krankenhaus) · Check-In (Hotel) · Check-In-Schalter (Flughafen) · Eingang · Eingangsbereich · Empfang · Empfangstheke · Empfangstresen · Rezeption (Hotel) · Schalter (Postamt)  ●  Pforte fig.
Assoziationen

Kognition · Rezeption · Wahrnehmung
Unterbegriffe
  • akustische Wahrnehmung · auditive Wahrnehmung · aurale Wahrnehmung
  • Tiefensensibilität · Tiefenwahrnehmung · propriozeptive Wahrnehmung  ●  Propriorezeption fachspr. · Propriozeption fachspr.
  • Enterozeption · Viszerozeption
  • Grobwahrnehmung · protopathische Sensibilität · protopathische Wahrnehmung
  • Feinwahrnehmung · Tastschärfe · epikritische Sensibilität
  • Pallästhesie · Vibrationsempfinden
  • Geruchssinn · Geruchswahrnehmung · Riechfähigkeit · Riechvermögen · Riechwahrnehmung · Wahrnehmung von Gerüchen  ●  Nase ugs., fig. · olfaktorische Wahrnehmung fachspr. · olfaktorischer Sinn fachspr.
  • Haptik · haptische Wahrnehmung
  • taktile Wahrnehmung
Assoziationen

(das) Durcharbeiten · (das) Lesen · Lektüre · Rezeption

Typische Verbindungen zu ›Rezeption‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Rezeption‹.

Zitationshilfe
„Rezeption“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Rezeption>.

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