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schwurbeln

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GrammatikVerb · schwurbelt, schwurbelte, hat geschwurbelt
Aussprache  [ˈʃvʊʁbl̩n]
Worttrennung schwur-beln
formal verwandt mitverschwurbelt
Wortbildung  mit ›schwurbeln‹ als Erstglied: Schwurbelei · Schwurbler / Schwurbeler  ·  mit ›schwurbeln‹ als Letztglied: Geschwurbel
Herkunft Nebenform von schwirbeln
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
umgangssprachlich, abwertend jmd. schwurbelt
a)
sich unnötig kompliziert oder gespreizt ausdrücken
Beispiele:
Veraltet, kompliziert, geschwurbelt – wer Post vom Finanzamt oder anderen Behörden bekommt, kämpft oft genug erst einmal mit der bürokratischen Sprache. [Aachener Zeitung, 19.03.2019]
Bei all der berechtigten Kritik, die auch auf die CDU‑Politikerin für das Abzugs‑Debakel einprasselte, darf man hier auch einmal seinen Hut ziehen: Politiker, die sich nicht wortreich aus der Defensive schwurbeln, sondern klipp und klar Verantwortung übernehmen, sind selten geworden. [Münchner Merkur, 25.08.2021]
»Die Bundesregierung ist überzeugt, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen dazu beiträgt, unsere Volkswirtschaft robuster zu machen«, schwurbelte Peter Altmaier, und dass er sich selbst ja bei anderer Gelegenheit schon mal als »Feminist« bezeichnet habe. [Süddeutsche Zeitung, 07.11.2020]
Die Nürnberger Spielwarenmesse heißt jetzt »International Toy Fair«, das hat vermutlich mit der grassierenden Globalisierung zu tun und ist nicht weiter wichtig, weil das Fachpublikum ja ohnehin gerne global schwurbelt und Laien sowieso traditionell draußen bleiben müssen. [Süddeutsche Zeitung, 28.02.1998]
»Punk bedeutet immer auch die zynische Dekonstruktion tradierter Wertvorstellungen«, würde ein geschätzter Kollege jetzt vielleicht aufs Papier schwurbeln. [Süddeutsche Zeitung, 24.06.1996]
Jede Woche ein Top‑Spiel, ein Mega‑Hit, ein Event. Und wird es einmal wirklich dramatisch, werden die Begriffe knapp. Aber sie gehen nie ganz aus, solange in der schönen neuen Medienwelt tiefschürfend geschwurbelt wird. [Süddeutsche Zeitung, 09.05.1995]
b)
sich realitätsfern (oft esoterisch), rational nicht oder kaum nachvollziehbar äußern
Beispiele:
Wenn sogenannte Spaziergänger von einer Corona‑Diktatur schwurbeln, dann steckt darin nicht nur Verachtung für staatliche Institutionen. [Münchner Merkur, 26.01.2022]
Und er benutzte den Begriff, der offenbar einer neuen Dimension der Debatte das Tor öffnete: »Schwurbel«. Wer schwurbelt, redet ohne Unterlass, verdreht die Fakten, die Worte und ihre Bedeutung. [Hamburger Abendblatt, 14.03.2022]
Man erlebe einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen ein souveränes Land. »Wir tun gut daran, das auch als solches zu benennen.« Nötig sei ein »unmissverständliches Bekenntnis zum Recht der Ukraine auf territoriale Intgerität [sic! Integrität] und volle Souveränität, woran es nichts zu schwurbeln gibt.« [Der Prignitzer, 25.02.2022]
Leitende Ärzte seien als Impfgegner aufgefallen, in den einzelnen Häusern würden die Coronaregeln nicht oder nur unzureichend eingehalten, die Krankenhausleitung habe Mitarbeiter angewiesen, Besucher nur sporadisch zu kontrollieren, die Klinik setze anthroposophische Mittel wie Ingwer‑ oder Senfwickel ein, für deren Nutzen es keinen wissenschaftlichen Beleg gebe, leitende Ärzte ließen sich nicht impfen, stattdessen »schwurbelten« sie. [Der Tagesspiegel, 19.02.2022]
In diesem […] Artikel schwurbelt ein Dr. med. darüber, dass die neueste Metastudie aus Australien, welche der Homöopathie natürlich abermals bestätigt, dass sie ein Placebo ist, doch kritisch hinterfragt werden müsse. [Esoterischer Experten-Schwachsinn, 17.03.2015, aufgerufen am 01.09.2020]
Der deutsche Fundamentologe Martin Heidegger erkennt in ihm [Saint-Exupéry] den Vertreter einer »Philosophie der Technologie«, Esoteriker schwurbeln von den Prinzipien Glaube, Liebe und Hoffnung daher, wenn sie an die drei Vulkane auf dem Planeten des Prinzen denken, und Pazifisten haben ihn als Wegbereiter einer wahrhaft allumspannenden Brüderlichkeit auserkoren, deren Vokabular eher infantilisiert als naiv wirkt. [Der Standard, 05.02.2001]
2.
umgangssprachlich
a)
etw., jmd. schwurbelt
Synonym zu wirbeln (1)
Beispiele:
Da klirren die Herzen im Takt mit den Eiswürfeln, da schwurbeln die Hüftknochen am Strand von Copacabana, da trifft sich, aus Paritätsgründen, goldene Kreditkarte mit goldener Kreditkarte, da fließt beim Bodywork Schweißperle in Schweißperle, da paddelt Hintern an Hintern durch die Mecklenburgische Seenplatte. [Die Zeit, 09.05.1997]
Mit ihrem vierten Album »Tears of the Valdictorian« […] sind Frog Eyes jedenfalls auf dem besten Wege, jener seltsamen Band‑Community noch einiges mehr an verdienter Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen, so (auf)dringlich wirbeln und schwurbeln diese Songs aus den Boxen. [Leipziger Volkszeitung, 15.11.2007]
Die weniger Spontanen buchen schon einen Tag vorher und studieren erstmal in aller Ruhe die Angebote im Internet. Dort schwurbeln zunächst Sonnenbrillen, Flugzeuge und glückliche Bikini‑Mädchen über irgendwelche Home‑Pages [sic!], danach heißt es auswählen: Flugziel, Datum, Preise, Unterkunft. [Süddeutsche Zeitung, 02.05.1998]
Am schlimmsten benahm sich […] der gute Klausi Allofs, eigentlich trotz seiner 33 Jahre einer der Besten im Lande; er schwurbelte auf dem [Fußball-]Platz herum, als leide er seit seiner Marseiller Zeit an chronischer Bouillabaisse‑Vergiftung. [die tageszeitung, 24.09.1990]
b)
jmd., etw. schwurbelt etw.
Synonym zu wirbeln (2)
Beispiele:
Der Leser wird sowohl in seinen als auch in ihren Kopf »geschwurbelt«, darf Beobachter und Komplize sein. [Die Welt, 24.02.2000]
Das sollten künftige Visionäre bedenken, wenn ihnen vermeintlicher Dollarfluß das Hirn schwurbelt und dann die Finger vom Ball lassen. [Berliner Zeitung, 03.09.1998]
übertragen Da können die Männer die schönsten Noten singen – und Paal Flaata hat etliche Fals‍(n)‍ettigkeiten [sic!] auf Lager! –, können sie die feinsten Akkorde auf ihren Akustischen (= Akustikgitarren) schwurbeln, da ist absolut nichts nur lapidar hingewischt. [Leipziger Volkszeitung, 18.12.2000]

letzte Änderung:

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

daherplappern · daherreden · quasseln · salbadern · schwadronieren · schwatzen · schwätzen · unsinniges Zeug reden  ●  schwallen jugendsprachlich, abwertend · (herum)labern ugs. · (herum)sülzen ugs., abwertend · Phrasen dreschen ugs. · etwas plappern von ugs., variabel · faseln ugs., abwertend · groß herumtönen ugs. · sabbeln ugs. · schwafeln ugs. · schwurbeln ugs. · sülzen ugs., abwertend
Oberbegriffe
Assoziationen
Zitationshilfe
„schwurbeln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/schwurbeln>.

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