umgangssprachlich rhetorisch gewandtes Vorgehen, Agieren; viel, dabei meist leeres, unnützes Gerede, schöne Worte
Beispiele:
pathetischer, schöner SchmusWDG
(nicht viel) Schmus machenWDG
jmdm. Schmus vormachenWDG
Macht nicht so viel Schmus, hatte Margarete
S[…] immer gesagt. [Thüringer Allgemeine, 16.04.2005]
Wenn ich das Wort Seele höre, wittere ich allemal
Schmus. [Die Zeit, 28.09.1973]
Das mußte ein ganz Dummer sein, der auf solchen
Schmus hereinfällt[…]. [Neues Deutschland, 22.07.1953]
Nun zu dem innenpolitischen Programm der neuen Regierung und
insbesondere zu den sozialpolitischen Fragen. Aus all dem
Schmus, aus all den verschleierten Redewendungen
der Regierungsvertreter sowohl wie der Regierungsparteien geht das eine klar
und deutlich hervor, daß diese Regierung ein Programm der Sozialreaktion
durchführen wird, wie wir es noch nicht gesehen haben. [[o. A.]: Verhandlungen des Reichstages. Berlin 1927]
Alle Hagel, hat der uns heute einen feinen
Schmus gehalten. Wir waren alle ganz begeistert.
Denke dir, Hilda, eine Klasse begeisterter Primaner! [Die Grenzboten, Jg. 68 (1909), Erstes Vierteljahr]
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übertragen etw. von Kitsch, (inszeniertem) Sentiment o. Ä. Durchdrungenes, Gefühlsbetontes
Beispiele:
Die Spanierin [Christina Ortiz, eine Modeschöpferin], die einst bei Lanvin in Diensten
stand, setzt auf eine moderne Klarheit und kühne Strenge, frei von
dekorativem Schmus. Aus hochwertigen
Männerstoffen schuf Ortiz skulpturale Kleider, deren lose drapierte
Volumen stets mit präzis auf den Körper gelegten Linien
kontrastierten. [Neue Zürcher Zeitung, 23.02.2006]
Wer immer ihn [Johannes Heesters]
umwarb, dem brachte er singend und spielend den
Schmus, ohne sich zu viele Gedanken zu
machen. 1941 trat er, wie Dokumente belegen, wohl auch vor einer
SS‑Wachmannschaft im Konzentrationslager Dachau auf. [Basler Zeitung, 27.12.2011]
Als »neuer Botschafter der Herzen« wird uns in einem Werbebrief
ein Tierchen angekündigt, das die Weihnachtsgeschäfte […] ankurbeln soll. […] Mit dem
Verschenken der süssen Botschafter in der Gestalt von Bärchen könne man
»seinen Liebsten zeigen, wie wichtig sie sind«, heisst es im Communiqué.
Es folgt ein Schmus sondergleichen rund um das
Kuscheltier, das der Bär an sich sei, ein treuer Freund nicht nur für
Kinder. […] So viel Marketingblabla
geht auf keine Bärenhaut. [Neue Zürcher Zeitung, 20.10.2011]
Robert De Niro ist auch in solchem Schmus cool. [Kommentar im TV-Programmheft zur Ausstrahlung eines Spielfilms] [Der Standard, 28.08.2008]
Während die Synthies schmalzen und die Glöckchen klingeln, muss
sich eine unbekannte Schöne zwischen George Michael und Andrew Ridgeley
entscheiden. […] Mehr
Schmus
(= Melodramatik, Kitsch) in vier Minuten
unterzubringen, war mit der damaligen Analogtechnik unmöglich. »Last
Christmas« ist seit 1996 eine verlässliche Konstante. Jedes Jahr zur
selben Zeit ist der Song wieder da. [Der Tagesspiegel, 23.12.2005]