Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

propagieren

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GrammatikVerb · propagiert, propagierte, hat propagiert
Aussprache 
Worttrennung pro-pa-gie-ren
Wortbildung  mit ›propagieren‹ als Erstglied: Propagation · Propagator · Propagierung
Herkunft vgl. gleichbedeutend propagerfrz, prōpāgārelat ‘weiter ausbreiten, erweitern, ausdehnen, verlängern, fortpflanzen’
eWDG

Bedeutungen

1.
etw., besonders politische, philosophische Lehren, Ideen, Meinungen durch politisch-ideologische Aufklärung systematisch verbreiten, um das öffentliche Bewusstsein dahingehend zu beeinflussen
Beispiele:
das Neue, den Aufbau des Sozialismus propagieren
eine Theorie, Idee propagieren
Ansichten, Losungen propagieren
die Gewerkschaften propagierten den Generalstreik
eine gesunde Lebensweise propagieren
er hat in seinem Aufsatz provokante Thesen propagiert
2.
als Propagandist für eine bestimmte Ware werben, sie demonstrieren (und verkaufen)
Beispiel:
ein Präparat propagieren
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Propaganda · propagieren · Propagandist
Propaganda f. ‘schriftliche oder mündliche Verbreitung von (politischen) Ideen, Lehren; Werbung’. Auszugehen ist von der Bezeichnung kirchenlat. Congregatio de propaganda fide ‘Kongregation (päpstliche Behörde) zur Verbreitung des (katholischen) Glaubens’, als gegenreformatorische Organisation von Papst Clemens VIII. in Rom 1597 gegründet und von Gregor XV. 1622 mit verbindlichen Richtlinien (für die Missionstätigkeit) erneuert. Für diese Institution gilt im Dt. die Kurzform Propaganda (18. und 19. Jh.). Es handelt sich dabei um die fem. Form des Gerundivums von lat. prōpāgāre ‘weiter ausbreiten, erweitern, ausdehnen, verlängern, durch Senker fortpflanzen’, zu lat. prōpāgēs ‘Setzling, Ableger, Kind, Nachkomme’ (s. auch 2pfropfen). Zur Zeit der französischen Revolution bezeichnet frz. club de la propagande eine geheime Gesellschaft der Jakobiner zur Verbreitung revolutionärer Ideen. Daraufhin entwickelt frz. propagande die Bedeutung ‘von einer Organisation ausgehende Verbreitung politischer Meinungen und Lehren’ (um 1790) und gelangt als Schlagwort der Revolution ins Dt. In den Revolutionsjahren um 1830 und 1848 wird der Ausdruck neu belebt, meint aber zunächst noch immer eine für die Ausbreitung des Ideenguts verantwortliche Organisation. Erst in der Mitte des 19. Jhs. steht das Substantiv für ‘Ausbreitung politischer (linker) Lehren’ (vgl. Propaganda machen, 1848). In der 2. Hälfte des 19. Jhs. wird der Ausdruck auf die kommerzielle Werbung ausgedehnt. Vgl. Dieckmann in: ZfdSpr. 21, 105 ff. propagieren Vb. ‘Propaganda treiben, werben, bekanntmachen’ (19. Jh.), im Anschluß an Propaganda entsprechend frz. propager, lat. prōpāgāre. Propagandist m. (Ende 18. Jh.), frz. propagandiste bzw. engl. propagandist.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(ein) gutes Wort einlegen (für) · (etwas) tun für · (sich) bemühen (um) · (sich) einsetzen (für) · (sich) engagieren · (sich) starkmachen (für) · Partei ergreifen (für, gegen) · agitieren (für, gegen) · eintreten für · kämpfen (für, um) · propagieren · streiten (für) · werben (für)  ●  (eine) Lanze brechen für fig. · (sich) aus dem Fenster hängen (für) ugs., fig.
Assoziationen

(die) Werbetrommel rühren · Publicity machen für · Werbung machen · anpreisen · bewerben · promoten · propagieren · umwerben · werben  ●  hochhalten fig. · Rummel machen um ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›propagieren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›propagieren‹.

Verwendungsbeispiele für ›propagieren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

In beiden Fällen diente Terror dazu, eine Doktrin zu verwirklichen, nicht sie zu propagieren. [Arendt, Hannah: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Frankfurt a. M.: Europäische Verl.-Anst. 1957 [1955], S. 629]
Doch allzu offensiv möchte man diese Tendenz derzeit noch nicht propagieren. [Die Zeit, 29.03.1996, Nr. 14]
Das wissen die Fans, das propagieren die Medien, vermutlich wissen das auch die Spieler. [Die Zeit, 30.11.2009, Nr. 48]
Sie habe nie propagiert, dass Frauen ihre Männer loswerden sollten. [Die Zeit, 09.02.2006, Nr. 07]
Sie propagiert lautstark die Idee einer vermehrten staatlichen Einflußnahme auf die Banken. [Die Zeit, 27.05.1977, Nr. 22]
Zitationshilfe
„propagieren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/propagieren>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
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