Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

knallen

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GrammatikVerb · knallt, knallte, hat/ist geknallt
Aussprache 
Worttrennung knal-len
Wortbildung  mit ›knallen‹ als Erstglied: Knallbonbon · Knallbüchse · Knalleffekt · Knaller · Knallerbse · Knallerei · Knallfrosch · Knallgas · Knallgeräusch · Knallkopf · Knallpistole · Knallprotz · Knallquecksilber · Knallschote · Knallsilber · Knallsäure · Knalltüte
 ·  mit ›knallen‹ als Letztglied: abknallen · anknallen · aufknallen · draufknallen · drauflosknallen · durchknallen · entzweiknallen · Geknall / Geknalle · herunterknallen · hineinknallen · hinknallen · losknallen · niederknallen · reinknallen · verknallen · vorbeiknallen · vorknallen · wegknallen · zerknallen · zuknallen · zusammenknallen
eWDG

Bedeutungen

1.
einen Knall, Knalle von sich geben
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
a)
Beispiele:
Peitschen, Türen, Feuerwerkskörper, Sektkorken, Schüsse knallen
die Stiefel der marschierenden Soldaten knallen (auf dem Pflaster)
mit der Tür, Peitsche knallen
saloppwenn du nicht gleich damit aufhörst, knallt es (= gibt es Schläge, setzt es etwas)
[er] knallte mit den Absätzen (= schlug die Hacken zusammen) und meldete: »Herr Oberst, es ist angerichtet.« [ RennKindheit304]
übertragen
Beispiele:
im Kabarett knallten nur so die Pointen
bei dir knallt's wohl? (= du bist wohl verrückt?)
b)
salopp schießen
Beispiele:
an der Front wurde ohne Pause geknallt
wenn Sie nicht sofort öffnen, knallt es (= wird geschossen)
salopp, derb jmdn. über den Haufen knallenjmdn. niederschießen
Beispiel:
Ich kann Sie über den Haufen knallen, Herr, wenn mir eine Regung in Ihrem Gesicht nicht gefällt [ R. BartschGeliebt97]
2.
umgangssprachlich hart gegen etw. fallen, stoßen, dass es einen Knall gibt
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
das Auto knallt gegen die Hauswand, ist an den Baum geknallt
die Tasse knallt auf den Boden
die Tür knallt ins Schloß
übertragen
Beispiel:
die Mittagssonne knallte (= schien sehr heiß) auf die Straßen, Dächer
3.
salopp etw. mit Wucht gegen etw. werfen, schlagen, dass es einen Knall gibt
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Beispiele:
er knallte die Tür ins Schloss
Akten auf den Tisch, die Tasche auf den Stuhl knallen
vor Wut knallte er ihr die Briefe vor die Füße
er knallte mit Wucht die Trümpfe auf den Tisch
derbjmdm. eins, eine vor den Latz knallen (= jmdm. von vorn einen kräftigen Schlag versetzen)
jmdm. eine (hinter die Ohren) knallen (= jmdm. eine schallende Ohrfeige geben)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Knall · knallen · verknallen · verknallt · knallig
Knall m. ‘lautes, kurzes und scharfes Geräusch’, bezeugt seit dem 16. Jh., Rückbildung aus dem im Nhd. untergegangenen starken Verb mhd. -knellen ‘mit einem Knall zerplatzen’ (mhd. erknellen ‘erschallen’, mhd. zerknellen ‘mit Geräusch zerspringen’). Auf eine ähnliche lautnachahmende Grundform gehen zurück nl. knallen, aengl. cnyll ‘Glockenton, -zeichen’, cnyllan ‘läuten’, engl. knell ‘Totenglocke, Grabgeläute’, to knell ‘(besonders die Totenglocke) läuten, einläuten’. Der adverbial gebrauchten Fügung Knall und Fall ‘plötzlich, unerwartet’ (um 1700) geht eine Wendung Knall und Fall war eins, d. h. ‘mit dem Schuß fiel zugleich der Getroffene’ (17. Jh.) vorauf (aus der Jägersprache?). Umgangssprachlich einen Knall haben ‘verrückt sein’ (20. Jh.), wohl vom zu Benommenheit führenden Schlag an den Kopf; dazu das Schimpfwort Knallkopf, meist in nd. Lautung Knallkopp ‘dummer, verrückter Kerl’ (um 1930). – knallen Vb. ‘einen Knall erzeugen, schießen, stoßen, fallen, werfen, schlagen, daß es einen Knall gibt’ (16. Jh.), von Knall abgeleitet; jmdm. eine (hinter die Ohren) knallen ‘jmdn. ohrfeigen’ (19. Jh.). verknallen Adj. ‘mit Knall vergehen, verpuffen’, umgangssprachlich ‘wegen einer Straftat gerichtlich verurteilen’ (vgl. verdonnern), reflexiv ‘sich verlieben’ (19. Jh.), verknallt Part.adj. ‘verliebt’. knallig Adj. älter knallicht, ‘auffallend, in die Augen stechend, grell, effektvoll, verblüffend’ (17. Jh.); vgl. knallrot ‘grell, schreiend rot’ (19. Jh., mundartlich wohl älter).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

knallen · zerplatzen  ●  durchknallen ugs. · peng machen ugs.
Assoziationen
  • bumm! · bums! · peng! · puff!  ●  bam! ugs., Anglizismus, Neologismus · bäm! ugs. · piff-paff! geh., veraltet, variabel

knallen · krachen  ●  rumsen ugs.
Oberbegriffe
  • (ein) Geräusch machen · von sich geben · zu hören sein

knallen · platzen

(einen) Unfall geben (es) · knallen (es) (Autounfall o.ä.) · scheppern (es)  ●  krachen (es) ugs. · rumms machen (es) ugs. · rums machen (es) ugs. · rumsen (es) ugs.
Oberbegriffe
  • (ein) Geräusch machen · von sich geben · zu hören sein

(gegen / in etwas) donnern · (gegen / in etwas) krachen · (gegen etwas) knallen · (mit einem Körperteil gegen etwas) stoßen · sich (einen Körperteil) anschlagen

(jemanden) benebeln · (jemanden) beschwipsen · berauschen · betrunken machen (aufgrund des Alkoholgehalts)  ●  knallen ugs. · reinhauen ugs.
Assoziationen

Biologie
(mit jemandem) intim werden · (mit jemandem) schlafen · sich (körperlich) lieben  ●  (sich mit jemandem) vergnügen verhüllend · Liebe machen selten, verhüllend · Sex machen Kindersprache · es wird ernst (zwischen) verhüllend · (den) Lachs buttern derb, regional · (ein) Rohr verlegen derb, regional · (eine) Nummer schieben derb · (es mit jemandem) treiben ugs., verhüllend · (jemanden) begatten fachspr., biologisch · (jemanden) belegen fachspr., Jägersprache, biologisch · (jemanden) beschlafen geh., veraltet · (jemanden) bumsen ugs. · (jemanden) decken fachspr., Jägersprache, biologisch · (jemanden) flachlegen derb · (jemanden) knallen derb · (jemanden) rammeln derb · (jemanden) vernaschen ugs., scherzhaft · (mit jemandem) Geschlechtsverkehr haben fachspr., Amtsdeutsch, distanzsprachlich · (mit jemandem) Sex haben ugs. · (mit jemandem) geschlechtlich verkehren fachspr., Amtsdeutsch, distanzsprachlich · (mit jemandem) im Bett landen ugs. · (mit jemandem) zugange sein ugs., scherzhaft, verhüllend · (miteinander) in die Kiste springen ugs. · (seinen) ehelichen Pflichten nachkommen fachspr., religiös, juristisch · (sich mit jemandem) verlustieren geh., veraltet · Knickknack machen ugs. · Verkehr haben fachspr., Amtsdeutsch · bimsen derb · den Beischlaf vollziehen fachspr., Amtsdeutsch · einen wegstecken derb · erkennen geh., biblisch · es kommt zum GV fachspr., Amtsdeutsch · es kommt zum Geschlechtsverkehr fachspr., Amtsdeutsch · ficken vulg. · knattern derb · kohabitieren geh., sehr selten · koitieren fachspr., medizinisch · kopulieren fachspr., fig. · mausen ugs., regional · nageln derb · pimpern derb · poppen ugs. · pudern vulg., österr. · schnackseln ugs. · vögeln ugs., salopp
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • nehmen, was übrig bleibt (für Sex)  ●  Reste ficken vulg., abwertend
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›knallen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›knallen‹.

Verwendungsbeispiele für ›knallen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Sie knallen an uns vorbei, über die Köpfe weg, wir rasen los. [Knef, Hildegard: Der geschenkte Gaul, Berlin: Ullstein 1999 [1970], S. 79]
Er knallte ihn wütend auf das Pflaster, aber das Eisen saß fest. [Held, Kurt: Die rote Zora und ihre Bande, Aarau: Sauerländer 1989 [1941], S. 31]
Ich kann das Jahrtausend zweimal feiern: Verfrüht, wenn alle die Korken knallen lassen, im Jahr danach mit den Kennern. [Die Zeit, 16.04.1998, Nr. 17]
Als der Brand gezündet wurde, explodierte die Verbindung, dreimal knallte es im Haus. [Die Zeit, 31.07.2013, Nr. 31]
Um zehn nach acht höre ich es zweimal knallen, aber ich dachte mir nichts dabei. [Die Zeit, 18.02.2013, Nr. 07]
Zitationshilfe
„knallen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/knallen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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