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bilden

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GrammatikVerb · bildet, bildete, hat gebildet
Aussprache 
Worttrennung bil-den
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. formen
a)
Beispiele:
schön gebildete Hände
ein regelmäßig gebildetes Gesicht
Worte mit den Lippen bilden
einen Reim bilden
der Lehrer lässt Wörter, Sätze, Beispiele bilden
sich [Dativ] eine (eigene) Meinung bilden
Die Gestalt zu bilden bleibt das alleinige Recht des schöpferischen Gottes [ Feuchtw.Jüd. Krieg132]
Melodien, die ich im Ohr habe, aber nicht bilden kann [ BöllWort86]
Sie müssen mir schon erlauben, daß ich mir selbst ein Urteil bilde [ KirstNull-Acht Fünfzehn347]
etw. herstellen
Beispiele:
Spalier bilden
die Menschen bilden eine Kette, Gasse
die Gäste bildeten eine bunte Reihe
um jmdn. einen Kreis bilden
Je vier und vier Paare bildeten Karrees [ Th. MannKröger9,267]
b)
etw. künstlerisch gestalten
Beispiele:
Figuren aus, in Ton, Wachs bilden
die bildende Kraft des Künstlers
die bildende Kunst (= Kunst, einen bildsamen Stoff zum Kunstwerk zu formen)
2.
etw. hervorbringen
Beispiele:
die Früchte bilden Saft
die Erdbeeren bilden Ableger
der Baum hat reiches Blattwerk gebildet
der Zweig bildet junge Triebe
sich bilden
entstehen
Beispiele:
Saft bildet sich
Knospen, Blüten, Kristalle bilden sich
am Fenster bilden sich Eisblumen
auf der Haut bilden sich Bläschen
auf dem Brot hat sich Schimmel gebildet
die Wolken lösen sich auf und bilden sich neu
in der Ebene hat sich (langsam) ein See gebildet
eine ausgedehnte Literatur hat sich in diesem Jahrzehnt gebildet
nach der Wahl wird die neue Regierung gebildet (= geschaffen)
3.
etw. bildet etw.etw. stellt etw. dar, ist etw.
Beispiele:
ein Bach, Gebirge bildet die Grenze
das Tal bildet einen tiefen Einschnitt
der Wald bildet einen malerischen Hintergrund
Hemd und Hose bilden seine ganze Kleidung
fünf Mann bilden den Kern der Mannschaft
etw. bildet einen Sonderfall, die Ausnahme, Regel, den Ausgangspunkt, die Basis, Grundlage, Vorstufe, den Übergang, die Fortsetzung, den Höhepunkt
die Premiere bildete das Gesprächsthema der Stadt
4.
etw., jmdn., sich entwickeln, erziehen, ausbilden
Beispiele:
den Geist, seinen Charakter bilden
nützliche Bürger bilden
jmdn. zum Menschen, Beamten, Schauspieler, Prediger bilden
der Lehrer bildet seine Schüler, Zöglinge
er wurde in einer mehrsprachigen Schule gebildet
sich nach einem Muster, Vorbild bilden
sich auf Reisen, durch Lesen bilden
Lesen, Reisen bildet
diese Zeitschrift bildet unterhaltend
Es bildet ein Talent sich in der Stille [ GoetheTassoI 2]
ein kluger Mann benutzt jede Gelegenheit, um sich zu bilden [ RaabeSchüdderumpIII 1,106]
Grammatik: oft im Partizip I
Beispiele:
Museen, Denkmäler wirken bildend
Von übermorgen ab höre ich wieder regelmäßig bildende Vorträge [ TucholskyPanter311]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
bilden · abbilden · ausbilden · einbilden · Einbildung · Einbildungskraft · eingebildet · Bildner · bildsam · Bildung
bilden Vb. ‘formen, gestalten, hervorbringen, darstellen, sein’, übertragen ‘erziehen, die geistigen Anlagen entwickeln’, ahd. biliden ‘formen, gestalten, zum Beispiel geben, nachahmen’ (9. Jh.) und bilidōn ‘abbilden, nachahmen, Vorbild sein, gestalten’ (8./9. Jh., vom 10. Jh. an vorherrschend), postnominale Ableitungen von ahd. bilidi (s. Bild), fallen zusammen in mhd. bilden ‘mit Bildern verzieren, gestalten, nachbilden, vorstellen’ (vgl. gleichbed. mnd. bē̌lden, bilden und nl. beelden ‘bilden, abbilden, malen’). Das bis heute ein Formen realer Gegenstände, namentlich ein Gestalten visuell erfaßbarer Kunstwerke (bildende Kunst, 18. Jh., anfangs im Plur.) bezeichnende Verb findet im Sprachgebrauch der Mystiker auch Anwendung auf den geistig-seelischen Bereich; von der Mitte des 18. Jhs. an und besonders in der Klassik wird bilden zum Ausdruck für die Bestrebungen der bürgerlich-humanistischen Pädagogik; gleichzeitig werden daher auch das Part.adj. gebildet, das das Erziehungsergebnis kennzeichnet, und dessen Substantivierung der Gebildete üblich. Sich anschließende Präfixbildungen sind abbilden Vb. ‘im Bilde darstellen’ (16. Jh.; dazu Abbildung f. ‘bildliche Wiedergabe’, 2. Hälfte 16. Jh.); ausbilden Vb. ‘mit bestimmten Kenntnissen und Fertigkeiten versehen’, auch ‘entwickeln, formen’, mhd. ūʒbilden ‘eine Nachbildung zeigen’ (dazu Ausbildung f. ‘Schulung, Entwicklung’, 1. Hälfte 17. Jh.); einbilden Vb. reflexiv ‘sich der Wirklichkeit widersprechende Vorstellungen machen, sich etw. in den Kopf setzen’, mhd. īnbilden ‘einprägen, in der Seele abbilden’ (bei den Mystikern), im älteren Nhd. (reflexiv) noch allgemein ‘sich etw. vorstellen’, dann ‘sich falsche Vorstellungen machen’ (auch hinsichtlich des eigenen Wertes); dazu gehören Einbildung f. ‘falsche Vorstellung, Überheblichkeit’, mhd. īnbildunge ‘das Einbilden, In-die-Seele-Senken’, das Kompositum Einbildungskraft f. ‘Phantasie’ (1. Hälfte 17. Jh., vereinzelt im 16. Jh.) sowie das in jüngerer Zeit sich verselbständigende eingebildet Part.adj. ‘überheblich’ (17. Jh.). Bildner m. ‘Gestalter, Former’, ahd. bilidāri, bilideri ‘Bildner, Gestalter, Schöpfer’ (9. Jh.?), mhd. bildære, bildenære ‘Bildner, Schöpfer’, auch ‘Vorbild, Muster’, nhd. Bilder ‘Schöpfer’ noch bis ins 18. Jh. neben sich schließlich durchsetzendem Bildner, das jetzt auf die gehobene Ausdrucksweise beschränkt ist oder als zweites Kompositionsglied z. B. in Bühnen-, Kostüm-, Maskenbildner vorkommt. bildsam Adj. ‘formbar’, übertragen auch ‘für Lehren empfänglich, erziehbar’, vereinzelt spätmhd. bildsam ‘vorbildhaft’, nhd. in den heutigen Verwendungen seit Mitte des 18. Jhs. Bildung f. ‘der Vorgang des Entfaltens der geistigen Anlagen, des Erziehens sowie dessen Ergebnis’, auch ‘Schaffung, Formung’ und ‘Gestalt’, ahd. bilidunga ‘Widerschein, Abbild’ (11. Jh.), bei Notker (für lat. imāginātio) ‘Vorstellung, Vorstellungskraft’ (vgl. asächs. unbiliðunga ‘Unförmigkeit’, 11. Jh.), mhd. bildunge ‘Bildnis, Gestalt, Muster’, in der Mystik ‘Phantasie’; nhd. zunächst vor allem ‘bildliche Darstellung, Abbild’ und (sehr verbreitet im 18. Jh.) ‘Gestalt’, seit Mitte des 18. Jhs. (dem Verb bilden entsprechend, s. oben) auch ‘geistig-seelische Formung des Menschen, Erziehung’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

ausbilden · ausprägen · bilden · formen · gestalten · prägen  ●  fassonieren geh.
Assoziationen

Unterbegriffe
Assoziationen


(die) Bedeutung haben · (einer Sache) gleichkommen · bedeuten · bilden · darstellen · gleichzusetzen sein (mit) · sein
Assoziationen

(sich) bilden · entstehen · in Erscheinung treten · kommen zu (es) · nicht ausbleiben
Unterbegriffe
Assoziationen

ausbilden · bilden · erziehen · schulen  ●  beschulen fachspr.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›bilden‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›bilden‹.

Verwendungsbeispiele für ›bilden‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Hier bildet die Gruppe eine deutliche Unterbrechung der breiten Fläche. [o. A.: Das Buch vom Wohnen, Hamburg: Orbis GmbH 1977, S. 389]
Auf diese Weise kann man, das ist klar, beliebig große Zahlen bilden. [Kracke, Helmut: Aus eins mach zehn und zehn ist keins, Tübingen: Wunderlich Verl. Leins 1968, S. 205]
Und indem sie umgeworfen wird, bildet sich eine andere Logik. [Hijiya-Kirschnereit, Irmela: Selbstentblößungsrituale, Wiesbaden: Steiner 1981, S. 212]
Quellen bilden und die von ihnen gesendeten Signale tragen Information. [Klix, Friedhart: Information und Verhalten, Berlin: Deutscher Verl. der Wissenschaften 1971, S. 301]
Unglücklicherweise ist es uns nicht gelungen, ein solches Team zu bilden. [Archiv der Gegenwart, 2001 [2000]]
Zitationshilfe
„bilden“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/bilden>.

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