Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

anhalten

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GrammatikVerb · hält an, hielt an, hat angehalten
Aussprache 
Worttrennung an-hal-ten
Wortzerlegung 1an- halten
Wortbildung  mit ›anhalten‹ als Erstglied: anhaltend · Anhaltepunkt · Anhalter · Anhalteweg · Anhaltezentrum · Anhaltsamkeit
 ·  mit ›anhalten‹ als Binnenglied: langanhaltend / lang anhaltend · Polizeianhaltezentrum  ·  mit ›anhalten‹ als Grundform: Anhalt
Mehrwortausdrücke  um jmds. Hand anhalten
eWDG

Bedeutungen

1.
etw., jmdn. auf seinem Wege aufhalten, zum Stillstand bringen
Beispiele:
das Auto, den Wagen anhalten
die Uhr anhalten
den Schritt anhalten (= stehenbleiben)
er hielt mich auf der Straße an
den Atem, die Luft anhalten (= zurückhalten)
salopp, derb, bildlich
Beispiel:
halt die Luft an! (= halt den Mund!)
stoppen
Beispiel:
der Wagen hielt (plötzlich) an
2.
sich an etw., jmdm. festhalten
Beispiele:
sich am Geländer anhalten
ich bin gestrauchelt und hab mich an dir anhalten wollen [ O. LudwigHimmel u. Erde1,306]
3.
Beispiele:
den Zollstock (an das Brett) anhalten (= anlegen)
sich [Dativ] das Kleid vor dem Spiegel anhalten (= zur Probe an den Körper halten)
nur eine Probe [der Girlande] zum Anhalten, ob's so paßt [ KlugeKortüm73]
4.
jmdn. zu etw. ermahnen, veranlassen
Beispiel:
den Sohn zum Lernen, zur Arbeit, Ordnung, Pünktlichkeit anhalten
5.
gehoben
Beispiele:
um die (Hand der) Tochter anhalten (= den Erziehungsberechtigten um die Erlaubnis zur Ehe bitten)
veraltendum eine Stelle, ein Amt anhalten (= sich bewerben)
6.
andauern
Beispiele:
der Regen, die Kälte hält (ununterbrochen, unvermindert) an
wenn diese Witterung anhält, …
der Beifall hielt lange an
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
halten · Halt · Halter · Haltung · abhalten · Anhalt · anhalten · Anhalter · aushalten · behalten · Behälter · Behältnis · einhalten · Einhalt · enthalten · erhalten · unterhalten · Unterhalt · Zuhälter · zuhalten · Unterhaltung
halten Vb. ‘festhalten, bewahren’, ahd. haltan ‘festhalten, befolgen, (be)hüten’ (8. Jh.), mhd. halten, halden ‘hüten, weiden, bewahren, verehren, festhalten, gefangenhalten, meinen, sich benehmen, an einem Punkt anhalten, stillhalten’, asächs. haldan ‘halten, hüten, feiern’, mnd. hōlden ‘hüten, bewachen, schützen, weiden, einhalten, veranstalten, festhalten, stillhalten, sich verhalten’, mnl. nl. houden, aengl. haldan, healdan, engl. to hold, anord. halda, schwed. hålla, got. haldan ‘hüten, weiden’. Sieht man den Dental des ehemals reduplizierenden germ. Verbs als präsensbildendes Formans an und geht von einer Grundbedeutung ‘(Vieh) hüten’ aus, dann läßt sich eine Verbindung zu griech. kéllein (κέλλειν) ‘antreiben, bewegen, anfahren, landen’, lat. celer ‘schnell, rasch’, aind. kaláyati ‘treibt (Vieh), hält, trägt, macht’ und Anschluß an die Wurzel ie. *kel- ‘treiben, zu schneller Bewegung antreiben’ herstellen, die möglicherweise mit *kel(ə)- ‘rufen, schreien, lärmen, klingen’ (s. hell) identisch ist (vgl. Pokorny 1, 548; anders Seebold 249, der auf Grund der Bedeutung ‘hüten, weiden’ das germ. Verb auf die Wurzel ie. *ku̯el(ə)- ‘drehen, sich um etw. herumbewegen’ zurückführen möchte, s. Hals). Aus der Grundbedeutung ‘hüten’ entwickelt sich einerseits ‘achthaben, beobachten, bewahren’, andrerseits ‘festhalten’ sowie ‘an-, stillhalten, in einem Zustand verharren’, schließlich (vielleicht unter dem Einfluß von haben) ‘für etw. ansehen, glauben, meinen’. – Halt m. ‘Stütze, das (Inne)halten’, mhd. halt ‘Bestand, Ort, Aufenthalt’. Halter m. ‘Haltevorrichtung’ (vgl. Federhalter), ‘wer etw. hält’ (vgl. Statthalter), ahd. haltāri ‘Erretter, Erlöser’ (um 1000; vgl. bihaltāri ‘Wächter’, 8. Jh.), mhd. haltære, halter ‘Hirt, Bewahrer, Erlöser’. Haltung f. ‘Körperhaltung, Pose, innere Einstellung, Beherrschtheit’, spätmhd. haltunge, auch ‘Gewahrsam, Verwahrung, Inhalt’. abhalten Vb. ‘fernhalten, hindern, durchführen’ (15. Jh.). Anhalt m. ‘Anhaltspunkt, Ursache’, mhd. anhalt; anhalten Vb. ‘festhalten, stehenbleiben, stoppen, andauern, zu etw. bewegen, um etw. bitten’ (1. Hälfte 15. Jh.); Anhalter m. ‘wer fremde Autos anhält, um sich mitnehmen zu lassen’, geläufig in der Wendung per Anhalter fahren (Mitte 20. Jh.); zuvor im Sinne von ‘Förderer, (An)treiber’ (16. Jh.). aushalten Vb. ‘bis zum Ende durchstehen, ertragen, Unterhalt gewähren’, mhd. ūʒhalten ‘instand halten, verpflegen’. behalten Vb. ‘nicht weggeben, bewahren’, ahd. bihaltan ‘beachten. bewahren, schützen’ (8. Jh.), mhd. behalten, -halden ‘für sich behalten, bewahren, Erfolg haben, beherbergen, einhalten, (vor Gericht) durch Zeugen erhärten’; Behälter m. ‘Gefäß’, frühnhd. auch ‘Gefängnis’ (15. Jh.); vgl. mhd. behaltære, behalter ‘Beobachter, Bewahrer, Erlöser’, ahd. bihaltāri ‘Wächter’ (8. Jh.); Behältnis n. ‘Behälter, Gefäß’ (15. Jh.), mhd. behaltnisse ‘das Halten, Erhaltung, Vorbehalt, Gewahrsam, Gedächtnis’, ahd. bihaltnessi ‘das Zurückhalten’ (9. Jh.). einhalten Vb. ‘aufhören, aufhalten, beachten’ (15. Jh.); Einhalt m. ‘Einschränkung, Eindämmung’ (Mitte 15. Jh.), dann besonders in der Verbindung Einhalt gebieten, tun (16. Jh.); frühnhd. auch für Inhalt. enthalten Vb. ‘(sich) fernhalten, zurückhalten, enthaltsam sein, zum Inhalt haben’, mhd. enthalten ‘stillhalten, zurückhalten’; dazu enthaltsam ‘mäßig, abstinent’ und Enthaltsamkeit (beide 18. Jh.). erhalten Vb. ‘empfangen, bekommen, bewahren’ (16. Jh.). unterhalten Vb. ‘etw. sichern, bewahren, sich erfreuen, ein Gespräch führen’ (17. Jh.); Unterhalt m. (17. Jh.); Zuhälter m. ‘wer von den Einkünften einer Prostituierten lebt’ (Mitte 19. Jh.), wohl in der Sprache der Polizei gebildet nach älterem Zuhalter ‘wer zu einem hält, Anhänger’ (15. Jh.), mnd. toholder, tohelder, zu zuhalten Vb. im Sinne von ‘zu einer Person halten, ihr beistehen’, auch mit einem zuhalten ‘es mit einem halten, ein außereheliches Verhältnis haben’ (15. Jh.). Unterhaltung f. (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

anhalten · aufhalten · behindern · verzögern
Assoziationen
  • lahmlegen · zum Erliegen bringen · zum Stillstand bringen

anhalten · herbeiwinken · rufen (Taxi)

anhalten · auffordern · bitten · einladen

Halt machen · anhalten · bremsen · halten · haltmachen · nicht weiterfahren · nicht weitergehen · stehenbleiben · stoppen · zum Stehen kommen
Assoziationen
  • (jemanden/etwas) anhalten · (jemanden/etwas) stoppen · (jemanden/etwas) zum Stehen bringen · nicht weiterfahren lassen · zum Halten bringen · zum Stillstand bringen
  • (sich) nicht vom Fleck rühren · (sich) nicht von der Stelle bewegen · (sich) nicht wegbewegen · da bleiben, wo man ist · wie angewurzelt dastehen
  • ABS · Antiblockiersystem  ●  ABV schweiz. · Antiblockiervorrichtung österr. · Automatischer Blockierverhinderer schweiz.

Assoziationen

andauern · anhalten · aufrechterhalten werden · dauern · fortbestehen · fortdauern · fortgesetzt werden · nicht aufhören · nicht nachlassen · ungebrochen sein · von Dauer sein · währen  ●  (so) gehen ugs. · fortwähren geh. · weitergehen ugs.
Assoziationen

anhalten · nicht weitergehen · stehen bleiben

(jemanden/etwas) anhalten · (jemanden/etwas) stoppen · (jemanden/etwas) zum Stehen bringen · nicht weiterfahren lassen · zum Halten bringen · zum Stillstand bringen
Assoziationen

(jemandem) einen Antrag machen · (jemandem) einen Heiratsantrag machen · anhalten (um jemanden) · um jemandes Hand anhalten · um jemandes Hand bitten  ●  (jemanden) heiraten wollen ugs.
Assoziationen

(sich ein Kleidungsstück) anhalten · (sich ein Kleidungsstück) vorhalten

Typische Verbindungen zu ›anhalten‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›anhalten‹.

Verwendungsbeispiele für ›anhalten‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Stocksteif sitzt du da, etwas zwingt dich, die Luft anzuhalten. [Venske, Regula: Marthes Vision, Frankfurt am Main: Eichborn Verlag 2006, S. 50]
Sie hielt immer wieder die Luft an, um nicht schreien zu müssen. [Goosen, Frank: Liegen lernen, Frankfurt am Main: Eichborn AG 2000, S. 245]
Natürlich müßte das Programm H selbst für alle Programme, auf die es angesetzt wird, anhalten. [Rechenberg, Peter: Was ist Informatik?, München: Hanser 1994 [1991], S. 165]
Auch der eben den christlichen Untertanen gewährte Frieden hielt nicht lange an. [Altheim, Franz: Das alte Iran. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 18697]
Um mir das mitzuteilen, hatte sie mich mitten auf dem West Broadway angehalten. [Die Zeit, 24.02.2000, Nr. 9]
Zitationshilfe
„anhalten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/anhalten>.

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