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Rotzlöffel, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Rotzlöffels · Nominativ Plural: Rotzlöffel
Aussprache  [ˈʀɔʦlœfl̩]
Worttrennung Rotz-löf-fel

Bedeutungsübersicht

  1. [besonders D , oft D-Süd , derb, abwertend] ...
    1. a) ungezogenes, freches Kind
    2. b) unerfahrener junger Mensch, der sehr von sich selbst überzeugt ist
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

besonders D , oft D-Süd , derb, abwertend
a)
ungezogenes, freches Kind
siehe auch Rotzbengel
Beispiele:
Ich sag immer, Rotzlöffel und Dreckspatzen sind diese Kinder! [Badische Zeitung, 27.02.2013]
Früher nannte man freche Kinder Rotzlöffel. Heute ist oft von »verhaltensoriginellen Kindern« die Rede […]. [Die Welt, 25.09.2020]
Den kleinen Rotzlöffeln ist beim Anblick der Schandis (= Polizisten) der Schreck gleich dermaßen in die Glieder hineingefahren, dass sie im Höllentempo ins Betterl geflüchtet sind. [Münchner Merkur, 10.01.2020]
Der kleine Heinz‑Rüdiger hat wenig Lust [aufs Brettspiel]. […] Es dauert nicht lange, bis Heinz‑Rüdiger ausflippt und alle Figuren wegfegt. »Du Rotzlöffel, da wird anständig gspielt, ja wo samma denn (= wo sind wir denn (drückt Empörung aus))«, schimpft der Vater und hält eine Watschn (= Ohrfeige) für angemessen. [Süddeutsche Zeitung, 07.11.2019]
Was für ein Kotzbrocken! Der 14‑jährige Nils Holgersson ist nicht nur faul und strunzdumm, der Sohn schwedischer Kleinbauern ist auch niederträchtig und sadistisch. Er quält mit Vorliebe kleine Tiere[…] und ist eine Plage für alles und jeden, der seinen Weg kreuzt. Bis er eines Tages an den falschen [sic!] gerät: einen Wichtel, der den Rotzlöffel zur Strafe auf die Größe eines Däumlings schrumpfen lässt. [Die Welt, 27.10.2018]
b)
unerfahrener junger Mensch, der sehr von sich selbst überzeugt ist
Beispiele:
Sie galten vor Jahren als die kommenden Superstars des deutschen Tennis’, als Nachfolger von Boris Becker und Michael Stich. Doch als Mitzwanziger haben Tommy Haas und Nicolas Kiefer noch keinen einzigen großen Titel gewonnen. Ex‑Daviscupsieger Henri Leconte übt harsche Kritik. »Das sind beides Rotzlöffel, die noch nichts geleistet haben, aber meinen, sie wären die Größten.« [Der Spiegel, 22.11.2002 (online)]
Er machte den Medienstar, lästerte im ZDF‑»Sportstudio« über Altprofis, tanzte mit weißem Schal und Humphrey‑Bogart‑Hut, plauderte über Italienpläne, ließ sich ziemlich nackt fotografieren und startete zum Vertragspoker durch, bis Eintracht‑Manager Bernd Hölzenbein (»Rotzlöffel!«) die Faxen dicke hatte. [Die Welt, 20.01.2020]
Fünf […] Rotzlöffel aus der hintersten schwedischen Provinz wollen mit ihrer Musik die Welt erobern. Immerhin glauben sie, dass sie besser als The Who sind. [Kurier, 03.09.2006]
Franz Josef Strauß, Vorsitzender der CSU und Bonner Minister, der auf einer Veranstaltung am 28. Februar in Vilshofen die oppositionellen Studenten als »Rotzlöffel« bezeichnete und von ihnen als »ungewaschenen, verlausten und verdreckten Kreaturen« sprach, wird am 11. Mai im Münchner Nationaltheater die Festrede anläßlich der Überreichung des »Konrad‑Adenauerpreises« an Emil Franzel und Frank Thiess halten. [Berliner Zeitung, 10.05.1968]
Nur zu Anfang wagten einige Industrielle, [Albert] Speers hemdsärmeligen Amtsgruppenchef als »Rotzlöffel« zu bezeichnen. [Der Spiegel, 26.09.1956]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Laffe · Läffel · Rotzlöffel
Laffe m. ‘eitler Mensch, Geck’ (15. Jh.), wahrscheinlich eine Übertragung von frühnhd. laffe ‘Hängelippe, Maul’ (16. Jh.) auf einen Menschen, vorgestellt als einer, ‘der mit offenem Munde, hängender Lippe gafft’. Insofern gehört Laffe zur Wortgruppe von labbern, Lappen, läppisch, Lippe (s. d.) und damit zur Wurzel ie. *lē̌b-, *lō̌b-, *lā̌b- ‘schlaff herabhängen(d)’. Der Ausdruck bezeichnet bis zum Ende des 18. Jhs. einen jungen, faulen, unerzogenen Menschen. In der Aufklärung und im Sturm und Drang dient Laffe als Kraftausdruck zur Kennzeichnung geistigen Unvermögens des (literarischen) Gegners. Dazu die Weiterbildungen des Schimpfworts zu Läffel m. auch Leffel, Löffel (15. Jh.), und Rotzlöffel m. (16. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Bengel · Flegel · Frechling · Lausbub · Lausbube · Lausebengel · Schelm · Schlingel · Strolch  ●  Fratz süddt. · Lorbass ostpreußisch · Range veraltet · Bazi ugs., österr., bayr. · Drack ugs., bayr. · Drecksblag derb, stark abwertend · Dreikäsehoch ugs. · Frechdachs ugs. · Frechmops ugs. · Früchtchen ugs. · Hundskrüppel ugs., bairisch · Knilch ugs. · Lauser ugs. · Lümmel ugs., veraltend · Racker ugs. · Rotzbengel ugs. · Rotzblag ugs., ruhrdt. · Rotzbubi ugs. · Rotzgöre ugs. · Rotzjunge ugs. · Rotzlöffel ugs. · Rotznase ugs. · Sauhammel ugs., bairisch · Schliffel ugs., veraltet, altbairisch
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Rotzlöffel‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Rotzlöffel‹.

Zitationshilfe
„Rotzlöffel“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Rotzl%C3%B6ffel>.

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