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Fratz, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Fratzes/Fratzen · Nominativ Plural: Fratze(n)
Aussprache 
eWDG

Bedeutung

umgangssprachlich, vertraulich niedliches, schelmisches, (eitles) kleines Kind, besonders Mädchen
Beispiele:
so ein Fratz!
ein süßer, niedlicher Fratz
Dein Töchterchen Marianne soll […] ein ganz entzückender kleiner Fratz sein [ SeghersDie Toten6,513]
landschaftlich, besonders süddeutsch, österreichisch, schweizerisch, umgangssprachlich, abwertend (ungezogenes) Kind, besonders Mädchen
Beispiele:
Will nichts riskieren, vielleicht wegen dem Fratz da [ SeghersSiebtes Kreuz4,255]
»[…] Naus zur Stuben, du Fratz, du gottvergessener! Oder ich vergreif mich an dir!« [ GanghoferHubertus326]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Fratze · Fratz · fratzenhaft
Fratze f. ‘Grimasse, Larve, Posse’; im 16. Jh. (Luther 1521) wird Fratzen Plur. ‘Possen, albernes Gerede’ wohl aus ital. frasche Plur. ‘dürre Äste, dummes Zeug, unbedeutende, nichtige Dinge, Possen’ entlehnt. Für dieses Substantiv mit dem Sing. ital. frasca ‘belaubter Zweig’ fehlt eine sichere Herleitung; es läßt sich als Nominalbildung zu vlat. *fraxicāre ‘brechen’ erklären, doch setzt dieses Verb ein Part. Perf. lat. *fraxum neben lat. frāctum (von lat. frangere ‘brechen’) voraus. Battisti/Alessio 3, 1708 sehen dagegen das Etymon in mlat. frasca (9. Jh., Norditalien) und halten dieses für ein Reliktwort des Mittelmeerraumes. Zur Kennzeichnung einer Schenke wird ein Laubzweig (frasca) am Hause angebracht; die Späße in der Schankstube werden mit dem Plur. frasche bezeichnet. Die Verwendung im Sinne von ‘Grimasse, verzerrtes Gesicht’ geht auf Kürzung von Fratzengesicht im 18. Jh. zurück. – Fratz m. ‘häßlicher, schlechter Mensch, ungezogenes Kind’ (16. Jh.), dann in abgeschwächtem Sinne ‘schelmisches kleines Kind, besonders Mädchen’ (19. Jh.) geht möglicherweise direkt auf ital. frasca zurück, das auch ‘leichtsinniger Mensch’ bedeutet. fratzenhaft Adj. ‘wie eine Fratze’ (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Bengel · Flegel · Frechling · Lausbub · Lausbube · Lausebengel · Schelm · Schlingel · Strolch  ●  Fratz süddt. · Lorbass ostpreußisch · Range veraltet · Bazi ugs., österr., bayr. · Drack ugs., bayr. · Drecksblag derb, stark abwertend · Dreikäsehoch ugs. · Frechdachs ugs. · Frechmops ugs. · Früchtchen ugs. · Hundskrüppel ugs., bairisch · Knilch ugs. · Lauser ugs. · Lümmel ugs., veraltend · Racker ugs. · Rotzbengel ugs. · Rotzblag ugs., ruhrdt. · Rotzbubi ugs. · Rotzgöre ugs. · Rotzjunge ugs. · Rotzlöffel ugs. · Rotznase ugs. · Sauhammel ugs., bairisch · Schliffel ugs., veraltet, altbairisch
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Fratz‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Fratz‹.

Verwendungsbeispiele für ›Fratz‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Warum nur hat die Mutter diesen niedlichen Fratz in Stich gelassen? [Bild, 15.03.2000]
Sie zeigt uns ein Kleinkind vor einem Computer, zweimal so groß wie der Fratz. [Süddeutsche Zeitung, 17.03.1995]
Er darf strippen und Frauen betören wie der süße Fratz in der Cola‑Light‑Werbung. [Der Tagesspiegel, 17.02.2001]
Kaum den Windeln entronnen, beginnt der Fratz zum Entzücken seiner protestantischen Schulmeisterfamilie das Lesen zu simulieren. [Die Zeit, 02.08.2012, Nr. 31]
In letzter Zeit war Pedro auch so ein hartnäckiger kleiner Fratz aufgefallen, der immer wieder nach dem »echten Christkind« gefragt hatte. [Süddeutsche Zeitung, 20.12.1997]
Zitationshilfe
„Fratz“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Fratz>.

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