Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Gier, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Gier · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Wortbildung  mit ›Gier‹ als Erstglied: 1gierig · Gierschlund  ·  mit ›Gier‹ als Letztglied: Besitzgier · Beutegier · Blutgier · Eroberungsgier · Erwerbsgier · Fressgier · Geldgier · Genussgier · Gewinngier · Goldgier · Habgier · Klatschgier · Lebensgier · Machtgier · Mordgier · Profitgier · Rachgier · Raffgier · Raubgier · Sensationsgier · Sinnengier · Tatengier
eWDG

Bedeutung

heftiges, maßloses Verlangen
Beispiele:
eine große, unermessliche, unersättliche, blinde Gier
das Tier stürzte sich mit unverhohlener, unbändiger Gier auf sein Fressen
eine Gier nach etw. zeigen, empfinden
von einer Gier nach etw. befallen sein
jmd. ist von Gier nach Macht besessen
eine rasende Gier stieg in ihm hoch
er konnte seine Gier kaum noch, nicht mehr unterdrücken, beherrschen
In dem Korb lagen dänische Delikatessen … daß mir vor Rührung das Wasser in den Augen und vor Gier im Munde zusammenlief [ HartungWunderkinder148]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Gier · gierig · gieren · Begier · Begierde · begierig · Neugier · Neugierde · neugierig · Habgier · habgierig
Gier f. ‘heftiges, maßloses Verlangen, Begehren’. Das auf den dt. Sprachraum beschränkte Substantiv ahd. girī(n) (8. Jh.), mhd. gir ‘Begierde’, asächs. nur im Kompositum fehugiri ‘Streben nach Besitz’, ist eine Abstraktbildung zu dem durch gierig (s. unten) ersetzten alten Adjektiv ahd. ger (9. Jh.), Nebenform giri (8. Jh.), mhd. gir, ger ‘begierig, verlangend’, mnd. gīr, gēr, das mit gern und begehren (s. d.) verwandt ist und wie diese zur Wurzel ie. *g̑her- ‘begehren, gern haben’ gehört. – gierig Adj. ‘voller Gier, heftig begehrend’, ahd. girīg (9. Jh.), mhd. giric ‘begierig, begehrlich’, Weiterbildung zu den oben genannten Adjektivformen ahd. ger, giri, mhd. gir, ger. gieren Vb. ‘heftig begehren, gierig verlangen’ (15. Jh.), nach heutigem Sprachempfinden als Ableitung von Gier angesehen, ist aber wohl Übernahme von mnd. gīren und gehört damit zu der unter gähnen (s. d.) genannten Wurzelform ie. *g̑hēi-, *g̑hī- ‘gähnen, klaffen, offenstehen’. Doch können im Einzelfall auch auf die gleiche Wurzel zurückgehende nominale Formen mit ī (s. Geier) von Einfluß gewesen sein. Begier f. Begierde f. ‘heftiges, leidenschaftliches (sinnliches) Verlangen’. Während ahd. girida (um 800), mhd. girde Abstraktbildungen zum Adjektiv ahd. ger, giri (s. oben) sind, gehört das Abstraktum mhd. begirde zum Verb mhd. begern, begirn, nhd. begehren (s. d.). Verkürztes mhd. begir steht dagegen unter dem Einfluß von mhd. gir, nhd. Gier (s. oben). begierig Adj. ‘voller Begierde, auf etw. versessen’, mhd. begirec, begirdec. Neugier f. Neugierde f. ‘Gier, Begier, Neuigkeiten oder die Angelegenheit anderer zu erfahren’ (17. Jh.), gebildet zu älterem neugierig Adj. ‘voller Neugier, gespannt’ (Mitte 16. Jh.). Habgier f. ‘Gier nach Besitz’ (18. Jh.) übernimmt die ältere Bedeutung von Geiz (s. d.) und meint den ‘raffenden’ im Unterschied zum späteren ‘sparsamen Geiz’; habgierig Adj. (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Assoziationen

Bedürfnis · Begehren · Begierde · Drang · Gier · Verlangen · Wunsch  ●  Durst ugs., fig.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Psychologie
Begehren · Begehrlichkeit · Begierde · Geilheit · Gier · Lust (auf) · heftiges Verlangen  ●  Konkupiszenz fachspr., lat.
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Gier‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Gier‹.

Verwendungsbeispiele für ›Gier‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Mit meinen Argumenten gegen die Jagd habe ich nur ihre Gier zur Jagd vergrößert. [Schuder, Rosemarie: Agrippa und Das Schiff der Zufriedenen, Berlin u. a.: Aufbau-Verl. 1987 [1977], S. 181]
In Wirklichkeit schlug er sich mit seiner Gier nach neuen Büchern herum. [Canetti, Elias: Die Blendung, München: Hanser 1994 [1935], S. 145]
Die neurasthenische Gier nach immer neuen Sensationen des Herzens läßt einen nicht zu sich selbst kommen. [Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 04.03.1930]
Aber solch unersättliche Gier nach einfühlendem Leiden gehörte nie zur jüdischen Religion. [konkret, 1994]
Aus Gier waren sie zuerst über die Meere von ihren fernen Ländern hergekommen. [Heyking, Elisabeth von: Tschun. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1914], S. 8625]
Zitationshilfe
„Gier“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Gier>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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