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Hunger, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Hungers · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Hun-ger
Mehrwortausdrücke  guten Hunger · Hunger ist der beste Koch
eWDG

Bedeutungen

1.
starkes Bedürfnis zu essen
Beispiele:
großen, kräftigen, gesunden, heftigen Hunger haben
umgangssprachlichtüchtigen, mächtigen, ordentlichen Hunger haben
salopp, übertriebenfürchterlichen, schrecklichen Hunger haben
Hunger verspüren, fühlen, leiden, bekommen
umgangssprachlich Hunger kriegen
den (ärgsten) Hunger stillen, befriedigen
den Hunger übergehen
salopp Hunger wie ein Wolf, Bär haben
er hat Hunger auf Brot, Fleisch
ihn plagt der Hunger
schwach vor Hunger sein
vom Hunger matt, abgezehrt, ausgemergelt
der Säugling schreit, die Hunde heulen vor Hunger
vor, an Hunger sterben
gehoben Hungers sterben
umgangssprachlichvor Hunger und Durst umkommen, vergehen, sterben (= großen Hunger und Durst haben)
umgangssprachlichich falle bald um vor Hunger
umgangssprachlichder Magen knurrt mir vor Hunger
umgangssprachlich, scherzhaftguten Hunger! (= guten Appetit!)
sprichwörtlich Hunger ist der beste Koch
Der Hunger tut weh [ DiesterwegSchriften1,173]
von Müdigkeit und Hunger plötzlich überwältigt [ KasackStadt133]
2.
Mangel an Lebensmitteln, Hungersnot
Beispiele:
im Lande herrscht großer Hunger
der Hunger war eine Folge des Krieges
Hunger zwang die Besatzung der Festung zur Übergabe
so war sie ohne Erbarmen der Not und dem Hunger überantwortet [ Th. MannKönigl. Hoheit7,258]
3.
gehoben, übertragen heftiges Verlangen, Begierde
Beispiele:
Hunger nach Gold, Reichtum, Ehre, Ruhm, Liebe, Gerechtigkeit
geistiger Hunger
Hunger nach Farben, nach der Welt, die so weit [ TucholskyGanz anders54]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Hunger · hungern · hungrig · aushungern · verhungern · Hungersnot · Hungertuch
Hunger m. ‘Verlangen nach Nahrung, starkes Bedürfnis’, ahd. hungar (8. Jh.), mhd. mnd. hunger, asächs. hungar, mnl. hongher, nl. honger, aengl. hungor, hungur, engl. hunger, anord. hungr, schwed. hunger mit grammatischem Wechsel gegenüber got. hūhrus. Germ. *hungru-/ *hunhru- führt mit griech. kánkanos (κάγκανος) ‘dürr, trocken, brennbar’, kénkei (κέγκει) ‘hungert’, lit. kankà ‘Schmerz, Pein, Marter, Qual’, kankìnti ‘peinigen, quälen’, keñkti ‘schaden, schmerzen’ und möglicherweise auch aind. kā́ṅkṣati ‘er begehrt, verlangt brennend, sehnt sich’ auf eine Wurzel ie. *kenk- ‘brennen, weh tun’ (auch von Durst und Hunger). Vom Substantiv abgeleitet hungern Vb. ahd. hungarēn (8. Jh.), hungarōn (11. Jh.), mhd. hungern. hungrig Adj. ‘Hunger leidend’, ahd. hung(a)rag (9. Jh.), mhd. hungerec, hungeric, hungerc. aushungern Vb. ‘hungern lassen, durch Hunger zum Nachgeben, zur Auf-, Übergabe zwingen’ (15. Jh.). verhungern Vb. ‘an Hunger zugrunde gehen’, mhd. verhungern. Hungersnot f. mhd. hungernōt. Hungertuch n. ehemals ‘in der Fastenzeit den Altar verhüllendes bemaltes oder besticktes Tuch’, mhd. hungertuoch, mnd. hungerdōk. Dazu die Wendung am Hungertuche nagen ‘Not leiden’ (16. Jh.), scherzhafte Umbildung (H. Sachs, Fischart) von (ebenfalls im 16. Jh. bezeugtem) am Hungertuche nähen, flicken ‘fasten, sich kümmerlich behelfen’, eigentlich ‘das Fastenvelum nähen’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Appetit · Esslust · Hunger · Hungergefühl · Lust auf Essen
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Hunger‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Hunger‹.

Verwendungsbeispiele für ›Hunger‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die vorher nie gemachte Erfahrung des Hungers ist für das Baby zunächst sehr schlimm. [Wölfl, Norbert: Die wiedergefundene Zärtlichkeit, Genf u. a.: Ariston 1995 [1983], S. 186]
In diesem unstillbaren Hunger nach dem Bild stießen wir auf den Film. [Kriegk, Otto: Der deutsche Film im Spiegel der Ufa, Berlin: Ufa-Buchverl. 1943, S. 381]
Nur in den wenigen ist die Kraft, den Hunger zu überwinden. [Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft Bd. 1, Frankfurt: Suhrkamp 1983, S. 339]
Der Hunger kann nicht umhin, sich immer wieder zu erneuern. [Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung Bd. 1, Berlin: Aufbau-Verl. 1954, S. 81]
Zwölf Monate, da bleibt irgendwann die Konzentration weg und der Hunger. [Der Spiegel, 06.07.1987]
Zitationshilfe
„Hunger“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hunger>.

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