Deutsches Fremdwörterbuch
Allergie
F. (-; -n), Anfang 20. Jh. von dem österreichischen Mediziner Clemens von Pirquet eingeführte gelehrte Bildung aus griech. ἄλλος ‘ein anderer’ und ἔργον ‘Werk, Tätigkeit’, mit formaler Anlehnung an griech. ἐνέργεια ‘Wirksamkeit’, also eigentlich ἀλλο-ἔργεια im Sinne von ‘Tätigkeit fremder Stoffe, Fremdeinwirkung’; → Energie.
In der Medizin in der Bed. ‘krankhafte Reaktion des menschlichen Organismus auf bestimmte körperfremde Stoffe; krankhafte Überempfindlichkeit’, bes. in der Wendung an einer Allergie leiden, häufig als Grundwort in Zss. wie Lebensmittelallergie ‘durch bestimmte Lebensmittel hervorgerufene Allergie’, Pollenallergie ‘durch Pollen hervorgerufene Allergie’; in jüngster Zeit häufig auch übertragen für ‘stark ausgeprägte Empfindlichkeit, Sensibilität; Überempfindlichkeit, Reizbarkeit; Abneigung’, z. B. eine Allergie gegen etwas haben (s. Belege 1964, 1969, 1987).
Dazu gleichzeitig die adj. Ableitung allergisch ‘von einer Allergie herrührend; an einer Allergie leidend’, z. B. auf Fremdstoffe allergisch reagieren; allergische Menschen; auch übertragen für ‘überempfindlich, reizbar’ (s. Belege 1961, 1977), in Wendungen wie auf jmdn., etwas allergisch reagieren, gegenüber jmdm., etwas allergisch sein.
Dazu Mitte 20. Jh. die subst. Ableitung Allergiker M. (-s; -) ‘jmd, der an Allergien leidet, auf bestimmte Stoffe überempfindlich reagiert’ und in jüngster Zeit die neulat. Kombination Allergologie F. (-; ohne Pl.) ‘wissenschaftliche Erforschung der Allergien, Lehre von den Allergien’ mit der Berufsbezeichnung Allergologe M. (-n; -n) ‘Wissenschaftler, Arzt, der in der Allergieforschung bzw. -behandlung tätig ist’.

Belege

zu Allergie (13)
Pirquet 1906 (Münch. med. Wochenschr. LIII 1458 b)
Für diesen allgemeinen Begriff der veränderten Reaktionsfähigkeit schlage ich den Ausdruck Allergie vor;
ders. 1907 Studien 131
ich habe . . vorgeschlagen, . . den Ausdruck Allergie zu gebrauchen, der von allos und ergeia gebildet ist und nichts besagt als veränderte Reaktionsfähigkeit;
Münch. N. N. 24. 5. 1938
Entstehung der Allergie noch rätselhaft;
FAZ 10. 10. 1964
Die Allergie, die seit der Erhöhung der Telefongebühren jeden Griff nach dem Hörer begleitet, ist offenbar noch längst nicht abgeklungen;
1967 Fotomagazin XII 17
Allergie gegenüber abgerundeten Bildecken (DUDEN);
Welt 12. 5. 1969
Hiroshima und Nagasaki galten lange Zeit als Symbol für die nukleare Allergie Japans;
Zeit 24. 1. 1985
weil die Lebensmittelallergie nicht ins bekannte Schema paßt, wird sie von vielen Ärzten immer noch ignoriert;
MM 25. 9. 1985
maßgebend für die Entstehung einer Allergie seien nicht die Mikroorganismen, sondern die angeborene Neigung, auf solche Substanzen überempfindlich zu reagieren, meinen Fachleute;
Zeit 27. 3. 1987
er hatte eine Allergie gegen die großen wichtigtuerischen Ideen;
MM 24. 2. 1988
mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen Menschen mit einer Pollenallergie dem Frühjahr entgegen;
ebd. 27. 5. 1988
der Stich einer einzigen Biene kann, wenn eine Allergie gegen Bienengift besteht, so heftige Reaktionen hervorrufen, daß sich der Kehlkopf verschließt und der Betroffene erstickt;
Süddtsch. Ztg. 18. 12. 1992
Die Zunahme von Lebensmittelallergien führen die Wissenschaftler auch auf das erweiterte Nahrungsangebot durch exotische Früchte zurück. Es sei auch zu vermuten, daß es wegen des vermehrten Verzehrs von Rohgetreide zu mehr Getreideallergien gekommen ist;
Spiegel 15. 2. 1993
Der Leiter des Emstaler Instituts für Umweltkrankheiten . . registrierte bei Allergietests mit Palladiumchlorid auf der Haut von Probanden mitunter die „heftigsten Reaktionen“.
zu Allergiker (4)
Siebeck 1949 Medizin 124
Wenn auch vielleicht . . jeder überempfindlich sensibilisiert werden kann, . . so bestehen doch so große quantitative Unterschiede, daß Allergiker meist deutlich gekennzeichnet sind;
Stuttgarter Nachr. 15. 5. 1954
Die meisten Vertreter der letzteren Gruppe sind Allergiker, sie neigen zu allergischen Zuständen wie Asthma, Heufieber, Nesselausschlag, Migräne, Föhnkrankheit, Ekzemen;
MM 20. 4. 1985
von den 20 bis 25 Millionen Allergikern in der Bundesrepublik leiden . . etwa drei Millionen an Heuschnupfen und Pollenasthma durch Blütenstaub;
ebd. 14. 10. 1987
mit Injektionen, die die Empfindlichkeit gegen Blütenstaub oder anderen Staub herabsetzen, hat man vielen an Kopfschmerzen leidenden Allergikern helfen können.
zu allergisch (7)
Pirquet 1906 (Münch. med. Wochenschr. LIII 1458 b)
der Geimpfte, . . der mit Serum Injizierte werden den respektiven Fremdkörpern gegenüber allergisch;
Stuttgarter Ztg. 15. 12. 1961
Aber es ist nicht einzusehen, warum es unter 4000 Münchner Ärzten nicht auch einen exzentrischen Menschen geben soll, der ein guter Mediziner sein kann, aber gegen Uniformen allergisch ist;
Welt 12. 8. 1969
auf nichts pflegt man im deutschen Rudersport so allergisch zu reagieren, als wenn der Achter im internationalen Leistungstest „unter ferner liefen“ rangiert;
Hildesheimer 1977 Mozart 162
er war allergisch gegen das, was er für Frivolität hielt;
MM 16. 1. 1985
nahezu 50 Prozent der Asthmaerkrankungen sind allergisch bedingt, führte Professor . . Fabel . . weiter aus;
ebd. 14. 10. 1987
allergisch bedingte Kopfschmerzen bleiben häufig jahrelang unerkannt, weil sie sich nach Art und Herd von anderen Kopfschmerzen nicht unterscheiden;
ebd. 27. 1. 1988
die Übertragung tierischer Eiweiße auf den Menschen könne zu schweren allergischen Reaktionen führen, meinte der Arzt.
zu Allergologe (3)
MM 20. 6. 1985
mit Pollen werden wir hier sehr gut bedient, stellte auch eine andere Allergologin ironisch fest;
Zeit 6. 12. 1985
nach Angaben des Hamburger Allergologen Professor Heinz Schulz sind viele Kontaktallergien auf Kosmetika, Textilien, Haushaltschemikalien zurückzuführen;
MM 12. 5. 1987
Heuschnupfen gilt nach den Worten des Allergologen heute bereits vielfach nur als „Einstieg“ für andere allergische Krankheiten.
zu Allergologie (1)
Zeit 6. 12. 1985
ich bin erstaunt, sagte vergangene Woche in Berlin der Präsident der internationalen Gesellschaft für Allergologie . ., daß die meisten meiner deutschen Kollegen immer noch bezweifeln, wie sehr Allergien in Industriestaaten zunehmen.