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verargen

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GrammatikVerb · verargt, verargte, hat verargt
Aussprache 
Worttrennung ver-ar-gen
Wortzerlegung ver- arg
eWDG

Bedeutung

gehoben jmdm. etw. übelnehmen
Beispiele:
sie konnte ihm seine Neugierde nicht verargen
ihr könnt es mir nicht verargen, wenn ich erst mal verschnaufen will
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
arg · Arg · Arglist · arglistig · Argwohn · argwöhnen · argwöhnisch · verargen · arglos · Arglosigkeit
arg Adj. ‘schlimm, böse, bösartig’, als Verstärkung ‘sehr, groß, stark’, ahd. arg ‘(moralisch) verderbt, schlecht, böse’, auch ‘feige, unzüchtig, geizig’ (8. Jh.), mhd. arc ‘nichtswürdig, böse’, mnd. mnl. arch ‘böse, schlimm’, aengl. earg ‘feige, träge, böse’, anord. argr, daneben mit Metathese ragr ‘feige, unmännlich, unsittlich’, sowie langobard. arg. Ausgangspunkt ist die Bedeutung ‘feige’, in der germ. *arga- als arka bzw. arg ins Finn. und Estn. entlehnt wird. Für die Ausgangsbedeutung ‘feige’ spricht auch die etymologische Herleitung. Im Sinne von ‘angstbebend, zitternd’ gehört das Adjektiv zu ie. *ergh- ‘schütteln, erregen, beben’, Erweiterung der Wurzel ie. *er- ‘sich in Bewegung setzen, erregen’ (s. reiten, Ernst); vgl. griech. orché͞isthai (ὀρχεῖσθαι) ‘beben, hüpfen, tanzen’, aind. ṛghāyáti ‘bebt, tobt, rast’. Heute begegnet arg vornehmlich als Ausdruck der Verstärkung (eine arge Enttäuschung, es hat mich arg gefreut). – Arg n. ‘Böses, Schlimmes, Falschheit’, nur noch in negativen Wendungen wie ohne Arg sein, kein Arg finden gebräuchlich. Ahd. arg bedeutet entsprechend dem Adjektiv (s. oben) ‘das (moralisch) Schlechte, Böse, Verworfenheit, Schlechtigkeit’ (9. Jh.), mhd. arc ‘Böses, Übel’, mnd. mnl. arch ‘Böses, Unheil, Bosheit, Schaden’. Arglist f. ‘Hinterlist, Heimtücke’, ahd. arglist ‘Arglist, Schlauheit, Bosheit’ (um 1000), mhd. arclist, dazu arglistig Adj. ‘hinterlistig, heimtückisch’, mhd. arclistec. Argwohn m. ‘Verdacht, Mißtrauen’, ahd. argwān (Hs. 12. Jh.), mhd. arcwān; zum Grundwort s. Wahn; davon abgeleitet argwöhnen Vb. (früher auch argwohnen) ‘Argwohn hegen, Schlimmes vermuten’, ahd. argwānen (Hs. 12. Jh.), mhd. arcwœnen; argwöhnisch Adj. ‘mißtrauisch, voller Argwohn’, ahd. argwānig (Hs. 12. Jh.), mhd. arcwœnec. verargen Vb. ‘übelnehmen’, mhd. verargen ‘arg werden’; vgl. mhd. argen ‘arg sein’. arglos Adj. ‘nichts Böses ahnend, ohne Argwohn, ahnungslos’ und Arglosigkeit f. (2. Hälfte 18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(jemandem etwas) nachtragen · (jemandem etwas) verübeln · (jemandem etwas) übel nehmen · (jemandem etwas) übelnehmen · (über jemanden) verärgert (sein)  ●  (auf jemanden) nicht gut zu sprechen (sein) ugs. · (auf jemanden) sauer sein ugs. · (auf jemanden) schlecht zu sprechen (sein) ugs. · (jemandem etwas) ankreiden ugs. · (jemandem etwas) krummnehmen ugs. · (jemandem etwas) verargen geh., veraltend · (jemandem etwas) verdenken (negativ oder in Frage) geh., floskelhaft
Assoziationen
  • beleidigt · gekränkt · nachtragend · schmollend · verletzt  ●  (sich) auf den Schlips getreten fühlen fig. · angepiekst ugs. · angepisst derb · eingeschnappt ugs. · pikiert geh. · sauer ugs. · tödlich beleidigt ugs., Verstärkung
  • (jemandem) etwas wollen · ein kritisches Auge haben (auf)  ●  (es auf jemanden) abgesehen haben ugs., negativ · (jemandem) eins reinwürgen wollen ugs., salopp · (jemandem) was wollen ugs., negativ · (jemanden) auf dem Kieker haben ugs., negativ
  • (jemandem) unsympathisch sein · (jemanden) nicht mögen  ●  (etwas) haben (gegen jemanden) ugs. · (jemandem) nicht grün sein ugs. · (jemandem) was wollen ugs. · (jemandes) Nase passt jemandem nicht ugs.
  • gering achten · geringschätzen · geringschätzig behandeln · herabblicken (auf) · herabschauen (auf) · herabsehen (auf) · hinunterblicken (auf) · hinunterschauen (auf) · nichts halten von · verachten · von oben herab behandeln · wenig halten von  ●  in den Staub treten fig. · mit Füßen treten fig. · (die) Anerkennung verweigern geh.
  • (mit jemandem) fertig sein  ●  (bei jemandem) ausgespielt haben fig. · es sich mit jemandem verscherzt haben variabel · (bei jemandem) abgemeldet sein ugs., fig. · (bei jemandem) unten durch sein ugs., fig. · (bei jemandem) verschissen haben derb
  • abrücken (von) · sich abgrenzen · sich distanzieren  ●  nichts am Hut haben wollen (mit) ugs. · nichts zu tun haben wollen (mit) ugs.
  • (die) Schuld geben (an) · (die) Schuld zuweisen · (jemandem etwas) anlasten · (jemandem etwas) unterstellen · (jemandem etwas) zur Last legen · (jemanden) verdächtigen
  • (etwas) als persönlichen Angriff auffassen · (etwas) persönlich nehmen · beleidigt reagieren · dünnhäutig reagieren · sich angegriffen fühlen · sich in der Defensive fühlen · sich in der Defensive sehen  ●  sich auf den Schlips getreten fühlen fig.
  • (jemandem etwas) vorhalten · (jemandem etwas) vorwerfen · (jemanden) beschuldigen · Vorhaltungen machen · Vorwürfe machen · anschuldigen · zum Vorwurf machen  ●  (jemandem etwas) unter die Nase reiben fig. · (jemandem etwas) aufs Brot schmieren ugs., variabel, fig.
  • (einen) Groll gegen jemanden hegen · (einen) Pik auf jemanden haben · (einen) heimlichen Groll auf jemanden haben  ●  (jemandem etwas) grollen veraltet

Verwendungsbeispiele für ›verargen‹

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Das kann einem auch heute so ergehen, und wenn so einer sich separiert, so sollte man es ihm nicht verargen. [konkret, 1981]
Niemand von uns hat den Bayern verargt, daß sie sich dagegen schützen, von norddeutschen Schiebern ausgekauft zu werden. [Tucholsky, Kurt: Reisende, meidet Bayern! In: Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1921]]
Endlich hat es die Regierung mal eilig, ein Gesetz durchzubringen, schon wird ihr gerade das verargt. [Die Zeit, 24.02.1986, Nr. 08]
Sie wollen Geld verdienen, und niemand verargt ihnen dieses Bestreben. [Die Zeit, 05.04.1968, Nr. 14]
Es ist ihnen nicht zu verargen, daß sie nicht alle die Details nachgeprüft haben. [Süddeutsche Zeitung, 05.07.1997]
Zitationshilfe
„verargen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verargen>.

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