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Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Wahn, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Wahn m. ‘(krankhafte) Einbildung, unbegründete Meinung, Ansicht, Vorstellung’, ahd. (8. Jh.), mhd. wān ‘ungewisse, unbegründete Ansicht, Vermutung, Meinung, Hoffnung, Erwartung, Vorstellung, Scheu’, spätmhd. auch wōn (mit ō aus ā nach w, s. Argwohn), asächs. mnd. wān ‘Hoffnung, Erwartung’, mnl. waen, nl. waan, afries. wēn, und (mit wohl ursprünglichem fem. Genus) aengl. wēn, anord. vān, got. wēns (germ. *wēni-) stehen dehnstufig zu der unter gewinnen (s. d.) angegebenen Wurzel ie. *u̯en(ə)- ‘streben’, dann ‘wünschen, lieben, befriedigt sein’, auch ‘erarbeiten, Mühe haben’, perfektiv ‘erreichen, gewinnen’, zu der auch gewöhnen, wohnen, Wonne, Wunsch (s. d.) gehören. Als Ausgangsbedeutung ist ‘(unbegründete) Erwartung, Hoffnung’ anzusetzen, eigentlich ‘Gewünschtes, Ersehntes’. Wahn wird seit mhd. Zeit in Gegensatz zu Wissen und Wahrheit gestellt. Im Frühnhd. entwickelt sich der Sinn ‘willkürlich zurechtgemachte, nicht der Wirklichkeit entsprechende Meinung, Vorstellung’ (16. Jh.), dann ‘Selbsttäuschung, fixe Idee’ als krankhafte Erscheinung (18. Jh.), und Wahn gerät dadurch in die semantische Nähe von nicht verwandtem Wahn (in Wahnsinn, Wahnwitz, s. d.). – wähnen Vb. ‘glauben, meinen’, ahd. wānen (8. Jh.), mhd. wæn(n)en ‘meinen, glauben, vermuten, erwarten, hoffen’, asächs. wānian, mnd. mnl. wānen, nl. wanen, aengl. wēnan, engl. (älter) to ween, anord. væna, got. wēnjan.
Zitationshilfe
„Wahn“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Wahn>.

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