Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Humor, …

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Humor m. ‘heitere Gelassenheit als Grundhaltung gegenüber dem Dasein, Sinn für Komik, gute Laune, fröhliche Stimmung’. Zugrunde liegt lat. hūmor (Genitiv hūmōris), eine volksetymologisch an lat. humus ‘Erde’ (s. Humus) angeschlossene Variante von lat. ūmor (Genitiv ūmōris) ‘Feuchtigkeit, Flüssigkeit, Naß’ (auch für ‘Tränen, Speichel, Blut’), zu lat. ūmēre ‘feucht sein’. In der mittelalterlichen Medizin steht mlat. humor für ‘Körpersaft’, bezeichnet also jene vermeintlichen vier Grundsäfte des Körpers, die nach der (besonders durch Galen verbreiteten) hippokratischen Lehre die vier Temperamente bewirken, und gilt im Anschluß daran auch für ‘Gemütslage, Gestimmtheit, Laune, Charakter’. In diesem Sinne wird das Wort ins Dt. übernommen (2. Hälfte 16. Jh.); vgl. naturliche vermischung und temperatur der vier humoren (1616), melancholischer Humor ‘Stimmung, Laune’ (17. Jh.). Endbetonung im Dt. (seit etwa 1700) geht auf lat. flektierte bzw. diesen folgende Formen (wie dt. Humoren Plur.) zurück oder beruht auf dem Einfluß von (ebenfalls aus dem Lat. entlehntem) gleichbed. frz. humeur. Aus dem Afrz. stammendes engl. humour entwickelt sich (im 17. Jh.) zu einer Bezeichnung für jene Wesensart des Menschen bzw. Eigenschaft einer literarischen Darstellung, die Heiterkeit, Belustigung, Spaß ausstrahlt und hervorruft. Dieser Gebrauch wird Mitte 18. Jh. ins Dt. übernommen. – Humorist m. ‘Künstler, dessen Werke Heiterkeit und Belustigung vermitteln’ (2. Hälfte 18. Jh.), nach engl. humorist; zuvor ‘Humoralmediziner, die Lehre von den Körpersäften zugrundelegender Arzt’ (Paracelsus, um 1520); humoristisch Adj. (2. Hälfte 18. Jh.), zuvor ‘humoralmedizinisch’ (Paracelsus). Humoreske f. ‘heitere Kurzerzählung, heiteres Musikstück’ (1. Hälfte 19. Jh.), mit romanisierender Endung analog Burleske, Groteske (s. d.). humorig Adj. ‘heiter, launig’ (20. Jh.).
Zitationshilfe
„Humor“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Humor>.

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