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Umkehr, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Umkehr · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Um-kehr
Grundformumkehren
Wortbildung  mit ›Umkehr‹ als Erstglied: Umkehrpunkt · Umkehrspiel  ·  mit ›Umkehr‹ als Letztglied: Beweislastumkehr · Reliefumkehr · Schubumkehr · Trendumkehr · Täter-Opfer-Umkehr
eWDG

Bedeutung

das Umkehren, die Wendung, Drehung in die entgegengesetzte Richtung
Beispiele:
da es regnete, entschlossen wir uns zur Umkehr
Im Jahre 1860 wurde er beim Vorstoß zum Nyassa‑See zur Umkehr gezwungen [ SchomburgkAfrika342]
bildlich
Beispiele:
für den Verbrecher gab es keine Umkehr (= kein Zurück) mehr
eine Mauer / Aus meinen eignen Werken baut sich auf, / Die mir die Umkehr türmend hemmt! [ SchillerWallenst. TodI 4]
gehoben, übertragen Bekehrung, Besserung
Beispiel:
seine jetzige Lebensweise ist ein Zeichen der Einsicht und Umkehr
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
1kehren · Kehre · kehrtmachen · Kehrreim · Kehrseite · einkehren · Einkehr · umkehren · Umkehr · Umkehrung
1kehren Vb. ‘etw. in eine bestimmte, namentlich die entgegengesetzte Richtung drehen, wenden’, seit Beginn der Überlieferung außerdem in reflexivem und (wohl durch Ersparung eines Akkusativobjekts entstandenem, heute unüblichem) intransitivem Gebrauch ‘die Gegenrichtung einschlagen, sich umwenden’, ahd. kēren (9. Jh.), gikēren (8./9. Jh.), mhd. (ge)kēren ‘(um)wenden, eine Richtung geben, sich wenden’ (mhd. und frühnhd. auch allgemeiner ‘eine Richtung einschlagen, sich begeben’) hat nur im Kontinentalwestgerm. sichere Verwandte, vgl. asächs. kērian, mnd. (ge)kēren, aostnfrk. kēron, mnl. kēren, nl. keren, afries. kēra ‘kehren, wenden’. Bei Annahme eines grammatischen Wechsels germ. *kaisjan, *kaizjan lassen sich diese Formen mit anord. keisa ‘biegen, zusammenfalten’, isl. keisa ‘in die Höhe ragen, hochtragen’, schwed. kesa ‘durchgehen, fliehen’ verbinden, die auf einen Ansatz ie. *geis- zurückgeführt werden, der zu der nur in verschiedenen Erweiterungen nachzuweisenden Wurzel ie. *gei- ‘drehen, biegen’ (s. auch keifen) gehört; vgl. Pokorny 1, 354 f. Dieser fragliche Zusammenhang muß jedoch aufgegeben werden, wenn man für ahd. kēren von germ. *kairjan ausgeht und dieses (wie Petersson in: PBB 44 (1920) 178 f.) mit armen. cir ‘Kreis’, osset. zilyn (зuлын) ‘herumdrehen’ vergleicht. Ebenso ist aengl. cerran (westsächs. cierran, cyrran) trotz semantischer Übereinstimmung von den anderen westgerm. Bildungen zu trennen, da es eine auch im Vokalismus abweichende Form germ. *karrjan oder *karzjan voraussetzt. Substantivische Ableitung vom Verb ist Kehre f. ‘scharfe Wegbiegung’, seit Jahn (1816) auch Fachwort des Turnens ‘Sprung oder Abschwung, bei dem der Rücken zum Gerät gewandt ist’, ahd. kēra ‘Wendung, Beugung, Krümmung’ (11. Jh.), mhd. mnd. kēr(e) ‘Richtung, Wendung’ (die einsilbige Form noch in Einkehr, Umkehr, s. unten, Heimkehr, s. d.); daneben steht in älterer Zeit ein Maskulinum ahd. (um 1000), mhd. mnd. kēr, frühnhd. Kehr, mnl. nl. keer (s. Verkehr). – kehrtmachen Vb. ‘eine halbe Drehung vollführen, die Gegenrichtung einschlagen’, im 20. Jh. zusammengewachsen aus der Fügung kehrt machen (substantiviert auch Kehrt machen, Anfang 19. Jh.), enthält als ersten Bestandteil den Imperativ und militärischen Befehl kehrt! (vielleicht verkürzt aus kehrt euch!). Kehrreim m. ‘regelmäßig am Schluß jeder Liedstrophe sich wiederholender Textteil’. Das von Bürger (1793) eingeführte Ersatzwort für Refrain (s. d.) ist eine Zusammensetzung mit Reim (s. d.) in dessen früher geläufiger Bedeutung ‘Verszeile’. Kehrseite f. ‘Rückseite’, metaphorisch auch ‘das einer zunächst günstig erscheinenden Sache anhaftende Unangenehme’, in der 2. Hälfte des 18. Jhs. aufkommende und trotz Adelungs Kritik sich durchsetzende Verdeutschung von Revers ‘Rückseite einer Münze’ (s. d.), nach gleichbed. nl. keerzijde (dieses 1729 erstmals nachweisbar). einkehren Vb. ‘in einer Gaststätte Rast machen’, ursprünglich überhaupt ‘sich (als Gast) hineinbegeben’, mhd. īnkēren ‘hineingehen, umkehren’, in der Sprache der Mystik auch spätmhd. īnkēren, frühnhd. einkehren, mnd. inkēren ‘in sich gehen, sich versenken’; dazu Einkehr f. ‘Selbstbesinnung’, älter auch ‘Rast, Herberge’, mhd. īnkēr(e) f. ‘Einzug, Insichgehen’; vgl. spätmhd. īnkēr m., mnd. inkēr m. ‘Insichgehen’. umkehren Vb. ‘umwenden, umdrehen, in die entgegengesetzte Lage bringen’, intransitiv ‘sich umwenden, den Rückweg antreten, anderen Sinnes werden’, ahd. umbikēren (9. Jh.), mhd. umbekēren, mnd. ummekēren; seit dem Frühnhd. findet sich das Part. Prät. umgekehrt in adjektivischer Verwendung ‘gegenteilig, entgegengesetzt’; Umkehr f. ‘das Umkehren, Zurückgehen’, übertragen ‘Sinneswandel’, mhd. umbekēr(e) f. ‘Umkehr, Umwendung’; vgl. ahd. umbikēr m. ‘Umkehrung, Umtauschung’ (um 1000), mnd. ummekār ‘Umkehr, Wendung’; Umkehrung f. ‘Veränderung ins Gegenteil’ (15. Jh., frühnhd. daneben ‘Zerstörung’). S. auch bekehren, verkehren.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(das) Umschlagen · Kehre · Schwenk · Umkehr · Umschlag · Verkehrung · Verkehrung ins Gegenteil  ●  180-Grad-Wende fig. · Drehung um 180 Grad fig. · Kehrtwende auch figurativ · Kehrtwendung fig. · Umschwung auch figurativ · Wende auch figurativ · Wendung auch figurativ · Volte geh.
Unterbegriffe
  • Ende des geozentristischen Weltbilds · kopernikanische Revolution  ●  kopernikanische Wende auch figurativ
Assoziationen

Sinneswandel · Sinnesänderung · Umkehr  ●  Bekehrung fig.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Umkehr‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Umkehr‹.

Verwendungsbeispiele für ›Umkehr‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Aber wenn man ihrer von den Häusern aus bereits ansichtig geworden ist, sieht die Umkehr verdächtig aus. [Bauer, Josef Martin: So weit die Füße tragen, Frankfurt a.M: Fischer 1960 [1955], S. 221]
Mit den Erfolgen der wirtschaftspolitischen Umkehr kam eine geistige Wendung. [Freymond, Jacques: Die Atlantische Welt. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1961], S. 19737]
Doch auch von ihm wird der Kanzler sich nicht zur Umkehr bewegen lassen. [Die Zeit, 02.05.1997, Nr. 19]
Denn alles deutet auf eine Umkehr nach oben hin zugunsten der wehrtechnischen Industrie. [Die Zeit, 19.07.1996, Nr. 30]
Diese Tendenz zur Umkehr liegt wahrscheinlich am Verlust gewisser Werte. [konkret, 1988]
Zitationshilfe
„Umkehr“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Umkehr>.

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