abwertend Verpackung, die aufgrund ihrer Größe, verwirrender Angaben, irreführender Abbildungen o. Ä. einen anderen bzw. mehr als den tatsächlichen Inhalt vortäuscht, einen Irrtum über ihren tatsächlichen Inhalt zu erregen geeignet ist
Beispiele:
Der Lebensmittelexperte hat sich bundesweit einen Namen als
»Detektiv« gemacht, der nach Hinweisen von Verbrauchern sogenannte
Mogelpackungen aufspürt. Auf der Homepage der
Verbraucherzentrale werden die Produkte aufgelistet, die bei der Fahndung
auffielen. Ein Neuzugang ist die Rote Grütze von
W[…]. Waren vorher 1.000 Gramm für 2,49
Euro erhältlich, wurde die Menge nun halbiert. [Hamburger Abendblatt, 16.09.2022]
Die Beratungsstelle führt auf ihrer Webseite eine eigene Liste mit
Mogelpackungen und kürt seit Jahren die
»Mogelpackung des Monats«. Dazu gehört so ziemlich alles: Chips,
Puddingpulver, Gummibärchen, Lammsteaks, aber auch mit Weichspülern und beim
Hundefutter wird geschummelt. [Süddeutsche Zeitung, 17.09.2022]
Gleicher Preis, weniger Inhalt – solche
Mogelpackungen kritisieren Verbraucherschützer
schon seit geraumer Zeit: Denn seit dem 11. April 2009 gilt europaweit eine
neue Verpackungs‑Richtlinie. Bis dato waren Verpackungen mengenmäßig
genormt, etwa in einen halben Liter, einen Liter oder 200 Gramm. Diese Norm
ist vor zwei Jahren außer Kraft getreten und ermöglicht seitdem
Lebensmittel‑Herstellern, ihre Inhalte in beliebigen Mengen anzubieten
[…]. [Viel Leerraum um nichts, 14.05.2011, aufgerufen am 31.08.2020]
Aromafülle, Komplexität und Ergiebigkeit (Zahl der Aufgüsse) sind
tatsächlich linear abhängig vom Preis [des grünen Tees], will heißen: um so teurer, desto mehr. Auch die
richtig teuren Sorten sind nie »Mogelpackungen«,
sondern die Abstufungen und geschmacklichen Unterschiede sind
echt. [Tee des Tages: Keiko Sencha Nr. 3, 05.03.2011, aufgerufen am 31.08.2020]
Obendrein stellt man dann nach dem Kauf fest, dass die im Drucker
mitgelieferte Patrone nur halb so viel Tinte enthielt wie das äußerlich
gleich große Refill – eine Mogelpackung. [C’t, 2001, Nr. 8]
So hatte T[…] Anfang des Jahres die Kunden
mit Mogelpackungen vergrault. Statt 500 Gramm hatten
die Röster nur 400 Gramm in ihre Packungen gefüllt, dafür aber fast den
alten Preis verlangt. [Der Spiegel, 03.12.1984]
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übertragen Akt, immaterieller Inhalt o. Ä., der aufgrund fehlender wichtiger oder der geschickt platzierter falscher Informationen einen Irrtum über seine tatsächlichen Zielrichtungen und Zwecke, seine Wirksamkeit o. Ä. zu erregen geeignet ist
Wird häufig als politischer Kampfbegriff verwendet.
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine reine, gigantische Mogelpackung
in Präpositionalgruppe/-objekt: etw. für eine Mogelpackung halten; von einer Mogelpackung sprechen (= etw. betrügerisch, irreführend nennen); es handelt sich um eine Mogelpackung
als Prädikativ: etw. eine Mogelpackung nennen; etw. entpuppt sich, erweist sich als Mogelpackung
Beispiele:
Jeder, der nur halbwegs das politische Szenario der letzten Jahre
wahrnimmt, erkennt doch diese Mogelpackung auf
den ersten Blick, die nichts, aber auch gar nichts an dem ändert, was
sich eine Mehrzahl der Bürger in diesem Problembereich wünscht, ja für
dringend erforderlich hält. [Badische Zeitung, 14.10.2017]
Kleemann findet, dass die staatlichen Hilfsprogramme
Mogelpackungen seien. »Beim letzten
Hilfsprogramm haben wir durch unerfüllbare Kriterien gar nichts bekommen
und beim aktuellen Programm werden zwar 75 Prozent des Umsatzes vom
November 2019 versprochen, doch nach Abzug von Kurzarbeitergeld und
Besteuerung des Hilfsprogrammes muss ich froh sein, wenn noch zehn
Prozent übrig
bleiben«[,]
erläutert er. [Südkurier, 21.11.2020]
Dass nun der Libyen‑Einsatz für die Ausweitung des
Afghanistan‑Engagements herhalten müsse, sei zudem eine politische
Mogelpackung und ein billiger Trick.
Schwarz‑Gelb biete den Verbündeten mit den Besatzungen der
Awacs‑Aufklärungsflieger eine fein in Geschenkpapier verpackte Leistung
an, die sie ohnehin hätte liefern müssen. Tatsächlich hätten die
deutschen Awacs‑Kräfte eigentlich längst in Afghanistan im Einsatz sein
sollen. [Rhein-Zeitung, 24.03.2011]
Für Kritiker ist das Gesetz [dem zufolge Schüler frei wählen können, in welcher Bildungseinrichtung sie unterrichtet werden] eine Mogelpackung, gar
eine massive Bedrohung der Schulstandorte, denn die scheinbar neue
Freiheit hat einen entscheidenden Knackpunkt: Die Beförderungskosten zur
Wunschschule müssen die Eltern tragen, wenn es sich dabei nicht um die
örtlich zuständige Schule handelt. [Schweriner Volkszeitung, 13.03.2010]
Eine Massenwurfsendung erklärt jeden Empfänger zum
»Hauptgewinner« eines Urlaubs in Spanien, der Türkei oder am Gardasee.
Doch das Geschenk, dem weder Preisausschreiben noch Verlosung
vorausging, entpuppt sich meistens als
Mogelpackung: Kostenlos gibt es nämlich nur
ein halbes Doppelzimmer, oft ohne Frühstück. Alle anderen Leistungen –
Flug, Verpflegung und entweder die andere Hälfte des Doppelzimmers oder
den Einzelzimmerzuschlag – muß man überteuert dazukaufen. [Die Zeit, 01.10.1998]