Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Armut, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Armut · wird nur im Singular verwendet
Aussprache  [ˈaʁmuːt]
Worttrennung Ar-mut
Grundformarm

Bedeutungsübersicht

  1. 1. das Armsein
    1. a) Mittellosigkeit
    2. b) Kargheit
  2. 2. [veraltend] Gesamtheit der Armen
eWDG

Bedeutungen

1.
das Armsein
in gegensätzlicher Bedeutung zu Reichtum
a)
Mittellosigkeit
Beispiele:
tiefe, bittere, drückende, unverhüllte Armut
die Armut zu fühlen bekommen
in Armut geraten
in äußerster Armut leben, sterben
ein Leben in Armut
sprichwörtlich Armut ist keine Schande, schändet nicht
Steuern, Staatsfronden … aller Art drückten die Masse der Bevölkerung in immer tiefere Armut [ EngelsUrsprung147]
er schämte sich einen Augenblick seiner Armut [ HesseNarziß5,251]
b)
Kargheit
Beispiele:
die Armut des Landes an Rohstoffen, Wäldern
eine Armut (= Mangel) an Gedanken
innere, geistige Armut
die Armut des Ausdrucks
Eine Hauptursache der Armut in den Wissenschaften ist meist eingebildeter Reichtum [ BrechtGalilei9]
2.
veraltend Gesamtheit der Armen
Beispiel:
die Hütten der städtischen Armut
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
arm · Armut · ärmlich · armselig · verarmen
arm Adj. ‘mittellos, dürftig, bedauernswert’. Die Herkunft von ahd. (8. Jh.), mhd. arm, asächs. mnd. mnl. nl. arm (mnl. auch aerm, arem), aengl. earm, anord. armr, schwed. dän. arm, got. arms ‘beklagenswert, elend, besitzlos’ ist umstritten. Meist wird Verwandtschaft mit Arbeit und 1Erbe (s. d.) angenommen und germ. *arƀma- im Sinne von ‘vereinsamt, verlassen’ als Bildung mit m-Suffix an das dort behandelte ie. *orbh- ‘verwaist, Waise’ angeschlossen. Weisweiler in: IF 41 (1923) 304 ff. nimmt eine Bedeutungsentwicklung von ‘vereinsamt, verlassen’ über ‘friedlos, rechtlos, schutzlos’ zu ‘beklagenswert’ und ‘arm’ an; unter dieser Voraussetzung wäre eine Verwandtschaft von arm mit griech. erḗmos (ἐρῆμος) ‘einsam, verlassen’ erwägenswert. – Armut f. ‘Mittellosigkeit, Not’, ahd. armuoti n., armuotī f. ‘Elend, Mangel, Not’ (8. Jh.), mhd. armuote n., armout f. ‘Armut, ärmliches Besitztum’; vgl. asächs. armōdi n., mnd. armōde n. f., armōt m. f., mnl. armoet, armoede m. f. n., nl. armoede f.; zu ahd. -uotī̌ (nach ahd. muot) aus -ōti, s. Einöde. ärmlich Adj. ‘dürftig, kümmerlich’, ahd. armalīh ‘erbärmlich, böse, gottlos’ (9. Jh.), mhd. ermelich ‘dürftig’; vgl. asächs. armlīk, mnl. armelijc, aengl. earmlic. armselig Adj. ‘kümmerlich, dürftig’, abgeleitet (15. Jh.) von mhd. armsal n. ‘Armut, Elend’. verarmen Vb. ‘arm werden’, mhd. verarmen ‘in Armut, in Not geraten’, Präfixbildung zu ahd. armēn (9. Jh.), mhd. armen ‘arm sein, werden’; vgl. ahd. firermen ‘jmdn. in Armut, in Not bringen’ (10. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Oberbegriffe
Assoziationen
  • (sich) nichts zu essen kaufen können · arm sein  ●  (bei jemandem) ist Schmalhans Küchenmeister ugs. · (den) Kitt aus den Fenstern fressen (müssen) derb, fig. · am Hungertuch nagen ugs. · nichts zu beißen haben ugs.

Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Armut‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Armut‹.

Verwendungsbeispiele für ›Armut‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Diese Analyse gibt uns eine Erklärung für das Paradox der Armut mitten im Überfluß. [Kurz, Robert: Schwarzbuch Kapitalismus, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 625]
Bei der großen Armut der Bauern mußte der ganze Plan wegen dieser Bestimmung von vornherein scheitern. [Harmjanz, Heinrich: Ostpreußische Bauern, Königsberg: Reichsnährstand Verl. Ges. 1939 [1938], S. 75]
Seine spektakuläre Armut ist der Preis der Freiheit, man verstehe das richtig. [Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft Bd. 1, Frankfurt: Suhrkamp 1983, S. 292]
Es wird oft bitter die Armut unserer Zeit an politischen Ideen beklagt. [Eschenburg, Theodor: Staat und Gesellschaft in Deutschland, Stuttgart: Schwab 1957 [1956], S. 247]
Die Armut ist nach wie vor eines der großen Probleme auf der Welt. [Die Zeit, 29.10.1998, Nr. 45]
Zitationshilfe
„Armut“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Armut>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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