relativ
GrammatikAdjektiv · Komparativ: relativer · Superlativ: am relativsten
Aussprache
Worttrennung re-la-tiv
Wortbildung
mit ›relativ‹ als Erstglied:
Relativadjektiv
· Relativadverb · Relativbewegung · relativieren · Relativismus · Relativist · Relativität · Relativpronomen · Relativsatz
Herkunft zu relātīvusspätlat ‘sich beziehend auf, bezüglich’ < referrelat ‘zurückbringen, auf etw. zurückführen, beziehen, nach etw. beurteilen’
Bedeutungsübersicht
eWDG
Bedeutungen
1.
nicht uneingeschränkt, nicht absolut gültig, nur in bestimmten Grenzen und Verhältnissen zutreffend, von Bedingungen oder Beziehungen abhängig
Beispiele:
seine Behauptungen, Feststellungen hatten sich als relativ erwiesen
die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ist eine relative Erscheinung, da sie nur in bestimmten Gesellschaftsordnungen existiert
Gut und Böse, Schön und Hässlich sind relative Werte
der Baum bot ihm nur relative Sicherheit gegen das Unwetter
er glaubte, das neue Medikament habe nur relativen Nutzen
wir gewähren unseren Kindern schon früh eine relative Selbstständigkeit
verhältnismäßig, vergleichsweise
Grammatik: adverbiell
Beispiele:
etw. ist relativ häufig, selten, gut, schlecht, einfach, leicht, schwierig
die Gegend ist relativ ruhig, menschenleer, sicher
eine Angelegenheit ist relativ dringend, bedeutend, wichtig
er war ein relativ bescheidener Mensch
wir erwarten eine relativ gute Ernte
2.
durch seine Beziehung auf etw. bestimmt, nicht absolut
Beispiele:
Zeit und Raum sind nach der Relativitätstheorie relative Größen
von allen Mitschülern hatte er relativ (= im Vergleich zu den anderen) das Meiste, Beste erhalten
der Antrag meines Freundes erlangte relativ (= im Vergleich zu denen der anderen) die meisten Stimmen
die Rakete flog relativ zur Erdoberfläche auf einer Parabelbahn
das relative Gehör haben (= einen Ton auf Grund seiner Intervallbeziehungen bestimmen können)
die relative Höhe (= Höhe eines Berges in Bezug auf die Landschaft, über die er emporragt)
die relative Feuchtigkeit, Luftfeuchtigkeit (= auf den Hundertsatz des Sättigungsgrades bezogene Feuchtigkeit)
die relative Mehrheit (= Mehrheit der meisten Stimmen im Vergleich zur Stimmenanzahl der jeweiligen Mitbewerber, einfache Mehrheit)
Marxismusder relative Mehrwert (= durch Verkürzung der für die Reproduktion der Ware Arbeitskraft notwendigen Arbeitszeit vom Kapitalisten erzielter Mehrwert)
Marxismusdie relative Übervölkerung (= im Verhältnis zu den mittleren Verwertungsbedürfnissen des Kapitals überflüssiger und darum arbeitsloser oder nur unregelmäßig beschäftigter, aber für das Kapital disponibler Teil der Arbeiterbevölkerung, industrielle Reservearmee)
Marxismusdie relative Verelendung des Proletariats (= Verschlechterung der Lebenslage der Arbeiterklasse im Kapitalismus, wobei die Profite der Kapitalisten weitaus schneller steigen als die Löhne der Arbeiter)
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Relation · relativ · relativieren
Relation f. ‘Beziehung, Wechselverhältnis’ (1. Hälfte 16. Jh.), älter und heute veraltend ‘(amtlicher) Bericht, Berichterstattung’, mhd. relation ‘Berichterstattung (über die Erledigung eines Auftrages), Augenzeugenbericht, Vortrag, Nachricht, Erzählung, amtlicher Bericht, Gutachten’, in beiden Bedeutungen entlehnt aus lat. relātio (Genitiv relātiōnis) ‘das Zurücktragen, das Vorbringen, Erzählung, Berichterstattung, Beziehung, Rücksicht, Verhältnis’, Verbalsubstantiv zu lat. referre (relātum) ‘zurückbringen, auf etw. zurückführen, beziehen, nach etw. beurteilen’; vgl. lat. ferre (lātum) ‘tragen, hervorbringen, verbreiten’. Vgl. ferner die Fügung amerik.-engl. public relations ‘Beziehungen zur Öffentlichkeit, Öffentlichkeitsarbeit, Imagepflege’, seit Mitte 20. Jh. auch im Dt. – relativ Adj. ‘in einem Verhältnis zu etw. stehend und dadurch bestimmt, nur unter gewissen Umständen zutreffend, bedingt, verhältnismäßig’, entlehnt (Mitte 18. Jh., auch relativisch) aus spätlat. relātīvus ‘sich beziehend auf, bezüglich’ (zu lat. referre, s. oben) bzw. Übernahme von (ebenfalls auf dem Spätlat. beruhendem) gleichbed. frz. relatif, afrz. ‘sich beziehend auf, bezüglich’. relativieren Vb. ‘in Beziehung, in ein Verhältnis zu etw. setzen, in seiner Gültigkeit einschränken’ (belegt frühes 20. Jh., doch wohl älter; vgl. Relativierung, 2. Hälfte 19. Jh.), gebildet zum Adj.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
beschränkt (Gradadverb) ·
durchaus ·
eher ·
einigermaßen (Gradadverb) ·
halb ·
nicht un... ·
reichlich ·
relativ ·
vergleichsweise ·
verhältnismäßig ·
ziemlich ●
im Rahmen seiner Möglichkeiten auch ironisch ·
ganz ugs. ·
ganz schön ugs. ·
halbwegs ugs. ·
hinlänglich geh. ·
in Grenzen geh. ·
leidlich geh. ·
mäßig geh. ·
recht ugs. ·
schon ganz ugs.
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›relativ‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›relativ‹.
Abgeschiedenheit
absolut
Armut
Attraktivität
Autonomie
Bedeutungslosigkeit
Begriff
Chronologie
Feuchte
Freiheit
Gelassenheit
Gewicht
Größe
Häufigkeit
Luftfeuchte
Luftfeuchtigkeit
Mehr
Mehrheit
Mehrheitswahl
Mehrheitswahlrecht
Nähe
Preisstabilität
Ruhe
Schwäche
Selbständigkeit
Sicherheit
Stabilität
Stärke
Unabhängigkeit
Wohlstand
Verwendungsbeispiele für ›relativ‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Mit Uran endet leider die Liste der relativ einfach entsorgbaren Materialien.
[P. M.: Peter Moosleitners interessantes Magazin, 1993, Nr. 10]
Sie findet einen befreundeten Arzt und alles läuft relativ komplikationslos.
[Schwarzer, Alice: Der »kleine Unterschied« und seine großen Folgen, Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 1977 [1975], S. 94]
Die gewählte Tätigkeit muß es relativ zwanglos erlauben, solche Methoden der kooperativen Tätigkeit zu entwickeln, die es ermöglichen, die speziellen neurotischen Störungen anzugehen.
[Werner, Reiner: Das verhaltensgestörte Kind, Berlin: Dt. Verl. d. Wiss. 1973 [1967], S. 226]
Auf diese Weise erhält man relativ einfache Ausdrücke für diese in der Theorie wichtigen Größen.
[Krelle, Wilhelm: Produktionstheorie, Tübingen: Mohr 1969 [1961], S. 94]
Also an gute Schauspieler heranzukommen ist hier relativ einfach für mich.
[Der Spiegel, 11.11.1991]
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