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Aderlass, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Aderlasses · Nominativ Plural: Aderlässe
Aussprache 
Worttrennung Ader-lass
formal verwandt mitlassen
Ungültige Schreibung Aderlaß
Rechtschreibregel § 2
eWDG

Bedeutung

Medizin Entnahme einer größeren Menge von Blut
bildlich Einbuße, Verlust (an Menschen)
Beispiel:
der furchtbare Aderlass vergangener Kriege
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Ader · ädern · aderig · adrig · Aderlaß
Ader f. ‘Blutgefäß’. Ursprünglich bezeichnet das Wort jeden Rohrgang im Körper sowohl für Blut (daneben verdeutlichendes ahd. bluotādra) als auch für Luft, Speise, Wasser, Kot (daher auch ‘Darm, Eingeweide’) sowie röhrenähnliche Stränge im Körper (‘Sehne, Muskel’) und in anderen Stoffen (in Blättern, Holz u. dgl.; ahd. bereits im Sinne von ‘Wurzelfaser’ und ‘Wasserader’). Im Nhd. wird im Zusammenhang mit dem von der älteren Medizin häufig verordneten Aderlaß die Bedeutung ‘Blutgefäß’ vorherrschend. Die germ. Formen ahd. ādra (8. Jh.), mhd. āder, asächs. -āðara, mnd. āder(e), mnl. ādere, ādre, nl. ader, aengl. ædre, schwed. åder, anord. (ohne r-Suffix) æðr (aus *āðī) sind verwandt mit griech. ḗtor (ἦτορ) ‘Herz’ und ḗtron (ἦτρον) ‘Bauch, Unterleib’, (ablautend) air. inathar (aus *enōtro-) ‘Eingeweide’ und führen auf einen r-Stamm ie. *ēter- bzw. *ētṛ- ‘Eingeweide’. Mit der Bedeutung ‘Wesenszug, Veranlagung’ (z. B. eine poetische Ader haben) folgt Ader lat. Gebrauch und übersetzt lat. vēna. – ädern Vb. ‘mit Adern, mit einem aderähnlichen Muster versehen’, mhd. ædern. aderig, adrig Adj. ‘mit Adern versehen, durchsetzt’, älter aderecht, mhd. ādereht; Zusammensetzungen wie zwei-, drei-, mehradrig schließen an Ader ‘stromführender Kabelstrang’ (Ende 19. Jh.) an. Aderlaß m. ‘Öffnung einer Vene zum Ablassen von Blut’ (15. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Schaden · Schädigung · Verlust  ●  Aderlass fig.
Unterbegriffe
Assoziationen

Medizin
Blutabnahme · Blutentnahme  ●  Aderlass geh., scherzhaft
Assoziationen
  • Blut  ●  Lebenssaft ugs., poetisch · Schweiß fachspr., Jägersprache, Jargon · roter Saft ugs., scherzhaft

Geschichte, Medizin
Aderlass · Aderlassen · Phlebotomie
Oberbegriffe

Typische Verbindungen zu ›Aderlaß‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Aderlaß‹.

Verwendungsbeispiele für ›Aderlass‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Österreichs Elite wurde über 89 Länder verstreut – ein Aderlaß, von dem das Land sich nie mehr erholt hat. [Der Spiegel, 01.02.1988]
Der ökonomische Aderlaß Frankreichs ist voll in Gang gekommen – und er scheint unerläßlich. [Der Spiegel, 06.02.1984]
Von dem damaligen Aderlass haben sich die Liberalen nie erholt. [Die Zeit, 15.05.2012, Nr. 11]
Dieser personelle Aderlass machte sich von Beginn an negativ bemerkbar. [Die Zeit, 03.12.2008, Nr. 47]
Er hatte sie zweimal gesehen, am Abend spät beim Aderlaß und am Morgen danach im Bett liegend, in ihrer Schwäche. [Schuder, Rosemarie: Agrippa und Das Schiff der Zufriedenen, Berlin u. a.: Aufbau-Verl. 1987 [1977], S. 22]
Zitationshilfe
„Aderlass“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Aderlass>.

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