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erleiden

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GrammatikVerb · erleidet, erlitt, hat erlitten
Aussprache 
Worttrennung er-lei-den
Wortzerlegung er- leiden
eWDG

Bedeutung

etw. Schweres erleben, erfahren
a)
gehoben körperliche oder seelische Leiden erdulden
Beispiele:
(starke) Schmerzen, Qualen, Unangenehmes, Angst, Not, Enttäuschungen, Spott erleiden
Schmach, eine Demütigung, Kränkung erleiden
saloppeine Schlappe erleiden
(ein) schweres Unrecht erleiden
ich kann dir kaum schildern, was ich in der letzten Zeit in diesem Hause erlitten habe
erlittenes Unrecht wiedergutmachen
den Tod erleiden (= sterben)
Sollen wir / […] Erleiden von dem fremden Knecht, was uns / In seiner Macht kein Kaiser durfte bieten? [ SchillerTellII 2]
b)
Schaden davontragen
Beispiele:
eine Einbuße an Geld, Ansehen, seiner Ehre erleiden
ein Fiasko, keinen Schaden erleiden
einen Rückfall erleiden
bei dem Unfall erlitt er Verletzungen, einen Nervenschock
das Heer erlitt große Verluste, eine schwere Niederlage
der Stoff erlitt durch den Regen keine Veränderung
der Zugverkehr, Handel erlitt eine Unterbrechung
eine Brigg, die nach Venezuela segeln soll, erleidet Schiffbruch [ BrugschArzt55]
bildlich
Beispiel:
er hat (mit seinem Vorhaben) Schiffbruch erlitten (= Misserfolg gehabt)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
leiden · erleiden · Leiden · Leidenschaft · leidenschaftlich · leidlich
leiden Vb. ‘von körperlichem oder seelischem Schmerz gequält werden’, mit Akkusativ ‘etw. ausstehen müssen, ertragen, dulden, zulassen’, daher auch (bereits frühnhd.) jmdn., etw. (nicht) leiden können; ahd. līdan ‘ertragen, erdulden’ (Otfrid, 9. Jh., doch zuvor wohl schon gilīdan ‘mit jmdm. dulden’ für spätlat. compatī, 8. Jh. in St. Gallen), mhd. līden ‘ertragen, erdulden’ (vereinzelt ‘dulden’ ohne Akkusativobjekt), mnd. mnl. līden, nl. lijden, afries. lītha, schwed. lida, dän. lide ‘ertragen, dulden’. Das gemeingerm. Verb bedeutet ursprünglich ‘sich fortbewegen, gehen, vergehen’, so got. -leiþan (in Präfixbildungen), anord. līða (auch ‘dahingehen, sterben’; daneben spät ein schwaches Verb anord. līða ‘leiden, dulden’, unter mnd. Einfluß), asächs. līðan, aengl. līþan; Reste des alten Gebrauchs sind gleichfalls ahd. līdan im Sinne von ‘fahren, vergehen’ (8. Jh., meist in präfigierten Formen; hierzu wohl bereits langobard. līd in laib ‘geh ins Erbe!’, 7. Jh.), mhd. mnd. mnl. līden ‘gehen, vorübergehen’, nl. geleden Part. Prät. ‘vergangen, verflossen’, ferner schwed. lida, dän. lide ‘fortschreiten, vergehen’ (von der Zeit); s. auch leiten. Der im Ahd. zuerst nachzuweisende Bedeutungswandel setzt sich offenbar von Süden (alem., rheinfrk.) nach Norden durch, erreicht um 1300 die Küste und findet vom Nd. aus Eingang ins Nl., Fries. und in die nord. Sprachen. Diese semantische Entwicklung, die sich ebenso bei der später bezeugten Präfixbildung erleiden Vb. ‘etw. ertragen müssen, erdulden, durch etw. Schaden nehmen’ vollzieht (ahd. irlīdan ‘durchlaufen, bis zu Ende gehen, erreichen, fertigbringen’, 9. Jh., ‘durchstehen, erdulden’, um 1000, mhd. erlīden ‘bis zu Ende gehen, bestehen, erleben, ertragen’; vgl. got. usleiþan ‘weggehen, vergehen’), beruht vielleicht auf Einfluß der unter Leid (s. d.) dargestellten Wortgruppe, die jedoch etymologisch von leiden zu trennen ist. Da für germ. *līþan sichere Verwandte außerhalb des Germ. fehlen, bleibt sein Ursprung trotz mehrfacher Herleitungsversuche fraglich. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit toch. AB lit- ‘fortgehen’, awest. raēθ- ‘sterben’, außerdem wird auf griech. ló͞itē (λοίτη) ‘Grab’, loité͞uein (λοιτεύειν) ‘begraben’ hingewiesen; dann wäre eine gemeinsame Wurzel ie. *leit(h)- ‘gehen, fortgehen, sterben’ anzunehmen. – Leiden n. ‘anhaltende Krankheit’, auch allgemeiner ‘Qual, Pein’, heute vor allem ‘seelischer Schmerz’, mhd. līden ‘Leiden Trübsal, Plage’; substantivierter Infinitiv des starken Verbs mhd. līden ‘ertragen, dulden’ (s. oben), der sich im Nhd. zunehmend verselbständigt (seit dem 18. Jh. wird dazu ein Plural gebildet), wohl begünstigt durch den biblischen Gebrauch; vgl. das Leiden Christi (häufig als Schwur- und Beteuerungsformel beim Leiden Gottes, Christi). Leidenschaft f. ‘intensive, das gesamte Verhalten bestimmende und vom Verstand nur schwer zu steuernde emotionale Reaktion’, namentlich ‘heftige Zuneigung zu einer Person, ausgeprägter Hang zu bestimmten Tätigkeiten oder Dingen’, Mitte des 17. Jhs. aufkommendes, jedoch erst im 18. Jh. geläufiges Übersetzungswort für frz. passion, auch für frz. passibilité (dieses eigentlich ‘Leidens-, Empfindungsfähigkeit’, vgl. lat. passio ‘Leiden’, spätlat. ‘Empfindsamkeit’, spätlat. passibilitās ‘Leidensfähigkeit’); Ableitung mit dem Kompositionssuffix -schaft (s. d.) vom substantivierten Infinitiv Leiden (wie Wissenschaft, s. d.); dazu leidenschaftlich Adj. ‘von Leidenschaft getrieben, überaus heftig, von starker Zuneigung, großer Begeisterung erfüllt’ (18. Jh.). leidlich Adj. ‘gerade noch zu dulden, erträglich, halbwegs gut’ (15. Jh.), spätmhd. līdelich ‘leidend, für körperliche Leiden empfänglich, geduldig’ (zu mhd. līden ‘ertragen, dulden’).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

dulden · durchlaufen · durchmachen · erdulden · erleiden · ertragen · hinnehmen · zulassen · über sich ergehen lassen
Assoziationen

(jemandem) zustoßen · am eigenen Leib erfahren · ausstehen · durchhalten · durchlaufen · durchleben · durchmachen · einstecken · erfahren · erleben · erleiden · ertragen · hinnehmen · in Kauf nehmen · miterleben · passieren · überstehen  ●  einen Streifen mitmachen ugs. · mitmachen ugs.
Assoziationen

Assoziationen

davontragen · erleiden · sich einhandeln · sich zuziehen
Assoziationen

erleiden (Missstand, Verlust) · zu beklagen haben  ●  (etwas) beklagen fig.

Typische Verbindungen zu ›erleiden‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›erleiden‹.

Verwendungsbeispiele für ›erleiden‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Opfer sexuellen Missbrauchs leiden häufig ihr ganzes Leben an den Folgen der erlittenen Übergriffe, seelisch wie körperlich. [Die Zeit, 06.02.2012, Nr. 06]
Aus erlittenem Unrecht folgt nicht die moralische Überlegenheit in jedem Fall. [Die Zeit, 03.02.1992, Nr. 05]
Durch die jüngste Vergrößerung der Heere erleidet dieser Satz eine Modifikation. [Delbrück, Hans: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte – Erster Teil: Das Altertum, Berlin: Directmedia Publ. 2002 [1920], S. 6357]
Um dieselbe Zeit erlitt das Reich einen weit empfindlicheren Verlust durch den erneuten Abfall Ägyptens. [Meyer, Eduard: Geschichte des Altertums, Bd. V. In: Geschichte des Altertums, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1902], S. 11996]
Es mangele ihnen an der Fähigkeit, die gesundheitlichen Schäden, die sie begutachten, mit dem erlittenen Unrecht in Verbindung zu bringen. [Die Zeit, 20.10.1989, Nr. 43]
Zitationshilfe
„erleiden“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/erleiden>.

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