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zerstieben

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GrammatikVerb · zerstiebt, zerstob, ist zerstoben
Aussprache  [ʦɛɐ̯ˈʃtiːbn̩]
Worttrennung zer-stie-ben
Wortzerlegung zer- stieben
eWDG

Bedeutung

stiebend sich in kleinste Teilchen auflösen
Beispiele:
über dem Wasserfall zerstieben die Tropfen wie ein feiner Nebel
zerstiebende Schneeflocken, Funken
bildlich
Beispiele:
seine ehemaligen Freunde waren in alle Winde zerstoben (= nach überallhin verstreut)
der Traum, Spuk, Unfug, alle Traurigkeit war zerstoben (= schnell vorbei, vergangen)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
stieben · auseinanderstieben · zerstieben
stieben Vb. ‘fortwirbeln, umherwirbeln sprühen’. Das stark (nhd. auch schwach) flektierende Verb ahd. stioban (8. Jh.), mhd. stieben, stiuben ‘als oder wie Staub umherfliegen, Staub von sich geben, schnell laufen, rennen, fliegen’, mnd. mnl. stūven, nl. stuiven, (mundartlich) stieven (germ. *steuban) hat keine sicheren Anschlußmöglichkeiten. Nahe steht griech. tȳ́phesthai (τύφεσθαι) ‘rauchen, qualmen, Rauch machen, langsam verbrennen’, tȳphṓs (τυφώς) ‘Wirbelwind’, tȳ́phos (τῦφος) ‘Rauch, Dampf, Qualm, Dunst’, zu ie. *dheubh- ‘stieben, rauchen’, Labialerweiterung der unter Dunst (s. d.) angeführten Wurzel ie. *dheu-, *dheu̯ə ‘stieben wirbeln’, besonders von Staub, Rauch, Dampf. Zugehörige Kausativa sind stauben, stäuben (s. Staub). – auseinanderstieben Vb. ‘umher-, auseinanderwirbeln’ (18. Jh.); zerstieben Vb. ahd. zi(r)stioban (um 1000), mhd. zerstieben.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(zer)platzen wie eine Seifenblase · nicht Realität werden · nicht in Erfüllung gehen · sich als Illusion herausstellen · sich als unrealistisch erweisen · sich nicht erfüllen · sich nicht realisieren · zunichte gemacht werden  ●  begraben müssen (die Hoffnungen auf ...) fig. · sich in Luft auflösen (Erwartungen, Hoffnungen ...) fig. · sich zerschlagen (Hoffnungen, Pläne, ...) fig. · zerplatzen (Träume) fig. · (in sich) zusammenfallen wie ein Kartenhaus ugs. · zerstieben (zerstoben sein: Aussichten auf ..., Hoffnungen) geh. · zerstoben sein wie Spreu im Wind geh., fig.
Assoziationen
  • Ausgedachtes · Erdachtes · Fiktionales  ●  Vorgestelltes fachspr.
  • (an einer Sache) ist kein wahres Wort · (ein) Produkt der Phantasie · ausgedacht · eingebildet · erfunden · fiktiv · frei erfunden · gedacht · imaginär · irreal · nicht auf Tatsachen beruhen(d) · ohne Realitätsbezug · ohne Realitätsgehalt · surreal  ●  (an einer Sache) ist nichts Wahres dran ugs. · an den Haaren herbeigezogen ugs., fig. · aus der Luft gegriffen ugs., fig. · imaginiert geh. · zusammenfantasiert ugs.
  • (etwas) gar nicht (erst) so weit kommen lassen · (etwas) schon im Ansatz unterdrücken · (etwas) schon im Vorfeld abblocken · (etwas) von vornherein unterbinden · (gar) nicht (erst) aufkommen lassen · (gar) nicht (erst) einreißen lassen  ●  (etwas) im Keim ersticken fig. · den Anfängen wehren geh.
  • (etwas) zu Fall bringen (Gesetzesvorhaben usw.) · (jemandes Plan) durchkreuzen · (jemandes) Pläne zunichte machen · scheitern lassen · vereiteln (Plan)  ●  (jemandem einen) Strich durch die Rechnung machen fig. · (jemandem) in den Arm fallen fig. · (jemandem) die Suppe versalzen ugs., fig. · (jemandem) die Tour vermasseln ugs. · (jemandem) ein Schnippchen schlagen ugs.
  • Wunschdenken · illusionär · illusorisch · irreal · lebensfremd · realitätsfremd · unrealistisch · utopisch · wirklichkeitsfremd  ●  (ein) frommer Wunsch ugs., ironisierend
  • (all)zu optimistisch · nur in der Fantasie möglich · nur in der Phantasie möglich · realitätsfern · realitätsfremd · unerfüllbar · unrealistisch · utopisch · wirklichkeitsfremd  ●  über den Wolken schweben ugs.
  • Ausgeburt der Fantasie · Ausgeburt der Phantasie · Fantasiegebilde · Fantasieprodukt · Fantasterei · Flausen im Kopf · Kopfgeburt · Luftnummer · Phantasiegebilde · Phantasieprodukt · Phantasterei · Produkt der Fantasie  ●  Ausgeburt einer kranken Fantasie derb, stark abwertend · Ausgeburt einer kranken Phantasie derb, stark abwertend · Hirngespinst ugs. · Luftschloss ugs. · Seifenblase ugs. · Spinnerei ugs. · Wolkenkuckucksheim ugs. · Wolkenschloss ugs., fig.
  • (immer) unwahrscheinlicher werden (lassen) · (sich) weiter entfernen von · auf unbestimmte Zeit verschoben werden · im Schwinden begriffen sein · in weite Ferne rücken (lassen) · schwinden (lassen)  ●  auf den Sankt-Nimmerleinstag verschieben fig. · auf die lange Bank geraten (/ kommen) fig.
  • (es war) (alles) nur ein schöner Traum · aus der Traum · es hat sich ausgeträumt · genug geträumt · willkommen (zurück) in der Realität!
  • (die) Hürde (des/der ...) nicht überwinden · (ein Ziel) nicht erreichen · (etwas) nicht schaffen · (jemandem) zum Verhängnis werden · nicht über die ...hürde kommen · scheitern (an) · versagen (bei)
  • (sich etwas) zu Kopf steigen lassen · (sich) Illusionen machen · (sich) falsche Hoffnungen machen (auf) · Illusionen haben · Rosinen im Kopf haben · in der Illusion leben, dass
  • eines Besseren belehrt werden · zugeben müssen, dass man sich geirrt hat
  • (jemandes) Erfolgsaussichten schwinden · (jemandes) Erfolgsaussichten sinken · (jemandes) Hoffnung(en) zerschlagen sich · sein(e) Hoffnung(en) begraben müssen · sein(e) Ziel(e) nicht erreichen können · sich als illusorisch erweisen (Träume, Wünsche)  ●  seine Felle davonschwimmen sehen fig.

Typische Verbindungen zu ›zerstieben‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›zerstieben‹.

Verwendungsbeispiele für ›zerstieben‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Noch ehe die Geschichte begonnen hat, ist sie schon in verschiedene Richtungen zerstoben. [Die Zeit, 28.08.1992, Nr. 36]
Die Illusionen von 1919 zerstoben noch schneller, noch trauriger als die Illusionen von 1914. [Die Zeit, 08.03.1968, Nr. 10]
Den Rest der Glut zerstiebt bis zum Morgen der Wind. [Süddeutsche Zeitung, 05.10.2004]
In explodierender Form und Farbe zeigen sie eine zerstobene Welt. [Der Tagesspiegel, 22.12.2001]
Das Ziel, etwa fünfhundert Meter entfernt am Fuß eines Hügels aufgestellt, zerstob in Fetzen. [Enzensberger, Hans Magnus: Der kurze Sommer der Anarchie, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1972, S. 158]
Zitationshilfe
„zerstieben“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/zerstieben>.

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