Ende n. ‘Ort oder Zeitpunkt des Aufhörens, Abschluß, äußerste Begrenzung’, auch ‘letztes, äußerstes Stück’,
ahd. enti ‘Ende, Endpunkt, Zielpunkt’ (8. Jh.),
mhd. ende ‘Ende, Ziel, Richtung’,
asächs. endi,
mnd. ende,
mnl. e(i)nde,
nl. einde,
afries. enda,
ende,
aengl. ende,
engl. end,
anord. endir, daneben
endi,
schwed. ända,
got. andeis.
Germ. *andja- ‘Ende’ führt mit
griech. antíos (
ἀντίος) ‘gegenüberstehend, entgegengesetzt’ auf
ie. *anti̯o- ‘gegenüber, vor einem liegend’, eine Ableitung von
ie. *anti ‘gegenüber’ (Adv. und Präp.); vgl.
aind. ánti ‘gegenüber, vor, nahe’,
griech. antí (
ἀντί) ‘angesichts, gegenüber, anstatt’,
lat. ante ‘vorn, vor’. Dieses
ie. *anti, ursprünglich ‘im Angesicht’, gehört als erstarrter Lokativ zu
ie. *ants ‘Vorderseite, Stirn’ (vgl.
hethit. ḫanza ‘Vorderseite, Front’), daneben mit o-Suffix
ie. *anto-, worauf
aind. ántaḥ m. ‘Ende, Grenze, Rand’ und
air. ētan ‘Stirn’ beruhen. Die Präfixe
dt. ant- (s.
Antlitz,
Antwort) und
ent- (s. d.) stellen sich ebenfalls zu dieser Wortgruppe. Im
Dt. dringt bei
Ende, das im räumlichen Sinne auch in der Mehrzahl gebräuchlich ist, seit dem 18. Jh. die schwache Pluralform
Enden durch. –
enden Vb. ‘aufhören, einen Abschluß finden’,
ahd. entōn (8. Jh.),
mhd. enden ‘beenden, vollbringen, enden, sterben’ sowie gleichbed.
asächs. endion,
mnd. enden,
mnl. e(i)nden,
nl. einden,
afries. enda,
endia,
aengl. endian,
engl. to end,
anord. enda; früh zum unter
Ende (s. oben) dargestellten Substantiv gebildet; im
Dt. in älterer Zeit überwiegend transitiv, heute nur noch intransitiv mit der Bedeutung ‘aufhören’, die bis Anfang des 19. Jhs. auch durch reflexiven Gebrauch ausgedrückt wird. Als transitives Verb ist jetzt die Präfixbildung
beenden ‘zum Abschluß bringen’ (17. Jh.) üblich. Völlig bedeutungsgleich mit
enden und
beenden, in der Gegenwart aber zurücktretend und gewähltem Stil vorbehalten sind die jüngeren Verben
endigen (15. Jh., vorher schon
mnd. endegen, 13. Jh., vgl. auch
nl. eindigen) und
beendigen (17. Jh.), für deren Bildung auf das Adjektiv
spätmhd. endec ‘zu Ende kommend, schnell, eifrig’,
mnd. endich ‘endgültig, rasch’ hinzuweisen ist. Eine weitere Präfixbildung zu
enden ist
verenden Vb. ‘sterben’ (von Tieren),
ahd. firentōn ‘beenden, vernichten, sterben’ (um 1000),
mhd. verenden ‘beenden, ein Ende nehmen, sterben’, im
Nhd. vom 18. Jh. an auf die heutige Verwendung eingeschränkt.
Endung f. ‘Wortausgang, Endsilbe’, namentlich als Flexionszeichen,
ahd. entunga ‘das Aufhören, Ende, Begriffsbestimmung’ (9. Jh.),
gientunga ‘Begriffsbestimmung’ (8. Jh.),
spätmhd. endunge ‘Ende, Vollendung, Austrag’; vgl.
mnd. endinge,
mnl. e(i)ndinge,
aengl. endung,
engl. ending,
anord. ending ‘Ende, Beendigung’; als grammatisches Fachwort seit dem 15. Jh.
endlich Adj. ‘in Raum und Zeit begrenzt’, auch ‘abschließend, am Ende kommend’, so vor allem adverbiell ‘schließlich, zuletzt’, häufig Ausdruck der Ungeduld nach langem Warten,
mhd. endelich ‘am Ende kommend, endgültig, eifrig, eilig’; von den
mhd. Bedeutungen gilt ‘eifrig, eilig’ (eigentlich ‘zielstrebig’) auch
frühnhd. bis ins 17. Jh., ‘endgültig’ gelegentlich noch im 19. Jh.; seit dem 17. Jh. steht
endlich außerdem (entsprechend vorausgehendem
unendlich, s. unten) im Sinne von ‘irdisch, sterblich’, in der Mathematik etwa seit 1700 für ‘räumlich und zeitlich begrenzt’ (
eine endliche Größe,
Menge).
unendlich Adj. ‘kein Ende habend, unbegrenzt unermeßlich’,
ahd. unentilīh ‘unbegrenzt, endlos’ (9. Jh.),
mhd. unendelich ‘endlos, zahllos, unvollendet, untüchtig’, diese Verwendungen leben noch im älteren
Nhd.; Anfang des 16. Jhs. wird
unendlich philosophischer und mathematischer Terminus; rein verstärkender adverbieller Gebrauch seit dem 18. Jh.