Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

grinsen

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GrammatikVerb · grinst, grinste, hat gegrinst
Aussprache  [ˈgʀɪnzn̩]
Worttrennung grin-sen
Wortbildung  mit ›grinsen‹ als Letztglied: angrinsen · begrinsen · Gegrinse · hervorgrinsen · herübergrinsen · hinausgrinsen · hinübergrinsen · nachgrinsen · zugrinsen
DWDS-Vollartikel

Bedeutung

jmd. grinstleicht, mit breitem und fast geschlossenem Mund lächeln und damit ein Gefühl wie z. B. Verlegenheit, Vergnügen oder Häme zum Ausdruck bringen
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: frech, hämisch, höhnisch, schadenfroh, schelmisch, vergnügt, verlegen, verschmitzt grinsen; breit grinsen
mit Präpositionalgruppe/-objekt: über das [ganze] Gesicht, über beide Backen, Ohren grinsen; in die Kamera grinsen
Beispiele:
Als der kleine Astronaut ihn freundlich anlächelte, blaffte er: »Was grinst du so dämlich? Willst du mich für blöd verkaufen?« [Theisen, Manfred / Grolik, Markus: Der kleine Astronaut. In: [o. A:]: Frechdachs. Düsseldorf 2008]
Außerdem werde sie als eine Frau dargestellt, die Angst davor habe, etwas anderes zu tun als bei Fototerminen in die Kamera zu grinsen. [Fiese Attacke auf Prinz Williams Frau, 04.12.2023, aufgerufen am 05.12.2023]
Er [der Angeklagte] zieht seiner Anwältin den Stuhl vor und grinst während der Plädoyers immer wieder verlegen […], als würde er gar nicht recht verstehen, wie er in diesen Schlamassel hatte hineingeraten können. [Neue Zürcher Zeitung, 16.05.2022]
Als Kopfschmuck trägt er einen Haarreifen mit Christbäumen und grinst dabei über beide Ohren. [Das peinlichste Weihnachtsoutfit des Jahres?, 28.12.2020, aufgerufen am 24.04.2022]
Er grinste wie ein Smiley, dem man den Mund von einer Backe zur anderen malt. [Ebbert, Birgit: Susa, Timo und die Buchstabenverschwörung. In: [o. A.]: Arena-Taschenbuch. Würzburg 2013]
Plötzlich musste er, trotz allem, grinsen, als er las, was er geschrieben hatte. [Die Zeit, 18.03.2013]
Die meisten von ihnen blickten gar nicht hin, andere lächelten und viele grinsten schadenfroh. [Hilsenrath, Edgar: Das Märchen vom letzten Gedanken. München: Piper 1989, S. 615]
Ein paar Rotznasen hatten schon längere Zeit Gefallen an dem lärmenden Gespräch gefunden, standen herum, grinsten und freuten sich auf eine nicht alltägliche Begebenheit. [Barlach, Ernst: Der gestohlene Mond. Berlin [u. a.] 1948]
metonymisch Es klang so lustig, so leichtherzig; es wirkte ansteckend, die Mäuler zogen sich breit, alle Gesichter grinsten. [Viebig, Clara: Das Weiberdorf. Briedel / Mosel: Houben 1996 [1900], S. 24]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
grinsen · greinen · grienen
grinsen Vb. ‘breit lächeln’ (als Ausdruck von Schadenfreude, Zufriedenheit, Einfalt oder Verlegenheit), in dieser Bedeutung seit dem 16. Jh. bezeugt (zuvor ‘knirschen’, 15. Jh.; omd. auch ‘weinen’, 17. Jh.), ist eine Intensivbildung (mit mhd. nhd. -sen, ahd. -isōn, das hier vielleicht anstelle von mhd. nhd. -zen, ahd. -azzen steht, vgl. die noch im 19. Jh. literatursprachlich vorkommende Variante grinzen) zu dem nur bis ins 16. Jh. gebräuchlichen Verb mhd. frühnhd. grinnen ‘knirschen, grunzen, keifen’ (vgl. mnd. grinsen ‘grunzen’, grinnen, gransen, grensen ‘den Mund verziehen, knirschen, grunzen, murren’). Dieses grinnen verschmilzt im Nhd. offenbar mit verwandtem greinen Vb. ‘weinen, weinend klagen’, ahd. grīnan ‘bellen, heulen, knurren’ (9. Jh.), mhd. grīnen ‘lachend, knurrend, winselnd oder weinend den Mund verziehen’, mnd. grīnen ‘den Mund verziehen, weinen, knurren, grunzen, knirschen’, selten ‘grinsen’, mnl. grīnen ‘schreien, heulen, hohnlachen’, nl. grijnen, grienen ‘weinen, flennen’, anord. grīna ‘grinsen’, schwed. grina ‘grinsen, flennen’, wozu mit Ablaut aengl. grānian, engl. to groan ‘stöhnen, seufzen’. Nhd. greinen, im 17./18. Jh. von der starken zur schwachen Flexion übertretend, bedeutet zunächst noch ‘knurren, grunzen, brüllen, keifen, weinen’, engt sich aber seit dem 18. Jh. auf die heutige Verwendung ein. Die nd. Form grienen Vb. dringt dagegen im 19. Jh. als Synonym für grinsen von Norden her in die Literatursprache ein. Für die im Germ. reich entwickelte Verbgruppe (mit wechselndem Vokal, vgl. auch ahd. granōn ‘grunzen’, 9. Jh., mhd. grannen, grennen ‘flennen, weinen’, aengl. grennian, engl. to grin ‘die Zähne fletschen’, anord. grenja ‘heulen’), deren gemeinsame Ausgangsbedeutung als ‘den Mund breitziehen und die Zähne zeigen’ angegeben werden kann, fehlen außergerm. Verwandte (afrz. grignier ‘den Mund verziehen, klagen, winseln’, ital. digrignare ‘die Zähne fletschen, knurren’ sind Entlehnungen aus dem Germ.). Die weitere Herkunft ist deshalb ungeklärt, doch kommt möglicherweise Lautnachahmung in Betracht.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(ein) Lächeln aufsetzen · grinsen · lächeln · schmunzeln  ●  grienen ugs., norddeutsch
Unterbegriffe
  • (das) Gesicht zu einem schiefen Grinsen verziehen · (ein) süßsaures Lächeln aufsetzen · gequält lächeln · gute Miene zum bösen Spiel machen · säuerlich lächeln  ●  (sich) ein (gequältes) Lächeln abringen variabel
Assoziationen
  • in sich hinein lächeln · schmunzeln · vor sich hin lächeln
  • (seinen) Spaß haben · (sich) amüsiert zeigen · (sich) einen Jux machen aus
  • (das) Gesicht zu einem Grinsen verziehen · (das) Gesicht zu einem Lächeln verziehen · (einfach) lächeln müssen
  • (sich) ein Lachen nicht verkneifen können · einfach lachen müssen (bei) · nicht (länger) an sich halten können (und loslachen) · unfreiwillig komisch (sein) · unwillkürlich lachen müssen · zum Lachen reizen
  • feixen · keckern · kichern  ●  gackern ugs. · gibbeln ugs., norddeutsch, ruhrdt. · gickeln ugs.
  • Gesichtsausdruck · Miene · Mienenspiel · Mimik
  • (sich) amüsieren · (sich) köstlich amüsieren · (sich) prächtig amüsieren · (sich) vergnügen · seinen Spaß haben  ●  (sich) verlustieren altertümelnd · Spaß haben variabel · auf seine Kosten kommen fig. · (sich) (gut) unterhalten ugs. · eine nette Zeit haben ugs., variabel
  • lachen · strahlen · von einem Ohr zum anderen lachen · übers ganze Gesicht lachen · übers ganze Gesicht strahlen  ●  leuchtende Augen (bekommen / haben) fig. · über alle vier Backen strahlen scherzhaft · grinsen wie ein Honigkuchenpferd ugs. · lachen wie ein Honigkuchenpferd ugs.
  • Tränen lachen · Tränen weinen vor Lachen · aus vollem Halse lachen · dröhnend lachen · einen Lachanfall haben · einen Lachflash haben · grölen (vor Lachen) · herausplatzen vor Lachen · hysterisch lachen · schallend lachen · sich (auf dem Boden) wälzen vor Lachen · sich (beinahe) totlachen · sich ausschütten vor Lachen · sich biegen vor Lachen · sich den Bauch halten vor Lachen · sich die Seiten halten (müssen) vor Lachen · sich festhalten müssen vor Lachen · sich kaputtlachen · sich kugeln (vor Lachen) · sich nicht (/ kaum noch) halten können vor Lachen · wiehernd lachen  ●  fast sterben vor Lachen ugs. · geiern ugs., regional · in die Tischkante beißen vor Lachen ugs. · losgrölen ugs. · losprusten ugs. · loswiehern ugs. · rumgeiern ugs. · sich 'nen Ast lachen ugs. · sich (auf dem Boden) kugeln vor Lachen ugs. · sich (be)kringeln (vor Lachen) ugs. · sich (fast) bepissen vor Lachen derb · sich (fast) in die Hose machen vor Lachen ugs. · sich beömmeln ugs. · sich flachlegen vor Lachen ugs. · sich halbtot lachen ugs. · sich kranklachen ugs. · sich kringeln (vor Lachen) ugs. · sich krumm und bucklig lachen ugs. · sich krumm und schief lachen ugs. · sich nicht mehr (/ kaum noch) einkriegen (vor Lachen) ugs. · sich scheckig lachen ugs. · sich schepp lachen ugs., variabel · sich schieflachen ugs. · sich schlapplachen ugs. · sich weglachen ugs. · sich wegschmeißen (vor Lachen) ugs. · wiehern ugs.
  • (das) Gesicht zu einem schiefen Grinsen verziehen · (ein) süßsaures Lächeln aufsetzen · gequält lächeln · gute Miene zum bösen Spiel machen · säuerlich lächeln  ●  (sich) ein (gequältes) Lächeln abringen variabel

Typische Verbindungen zu ›grinsen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›grinsen‹.

Zitationshilfe
„grinsen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/grinsen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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