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graulen

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GrammatikVerb · grault, graulte, hat gegrault
Aussprache 
Worttrennung grau-len
Wortbildung  mit ›graulen‹ als Letztglied: fortgraulen · herausgraulen · hinausgraulen · rausgraulen · vergraulen · weggraulen

Bedeutungsübersicht

  1. [umgangssprachlich] ...
    1. 1. ...
    2. 2. ⟨jmdn. aus dem Hause graulen⟩ jmdn. durch unfreundliches Verhalten aus dem Hause treiben
eWDG

Bedeutung

umgangssprachlich
1.
sich graulensich gruseln, Grauen empfinden
Beispiele:
ich graule mich
sich bei dem bloßen Gedanken an etw. graulen
sie hat sich davor, vor dem Anblick gegrault
die Kinder graulten sich vor, in der Dunkelheit
vor dieser Arbeit graule (= fürchte) ich mich
[ich] komme in Gegenden, wo keine Seele mehr atmet und weiß nicht ein und nicht aus und graule mich ordentlich [ Th. MannKönigl. Hoheit7,71]
jmdm., jmdn. grault (es)
Beispiele:
Einem normalen Menschen grault vor Mäusen [ Wasserm.Wahnschaffe2,49]
Es graulte ihn, wenn er an sein Bauernleben vor dem Krieg bloß dachte [ SeghersDie Toten6,29]
2.
jmdn. aus dem Hause graulenjmdn. durch unfreundliches Verhalten aus dem Hause treiben
Beispiel:
seine Frau, ein gemeines Frauenzimmer, hatte die gutmütige Rüscher aus der Wohnung gegrault [ BredelVäter317]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
graulen · vergraulen
graulen Vb. (meist reflexiv) ‘ängstlich erschaudern, sich fürchten’. Das durchgängig seit dem 18. Jh. bezeugte Verb gilt (obwohl vereinzelt schon vom 16. Jh. an belegt) als relativ junge Bildung mit hd. Diphthongierung zu mundartlichem mhd. grūweln (13. Jh.), griuweln, griulen, grūlen. Möglicherweise aber hat es sich aus dem bereits im Frühnhd. (16. Jh.) durch Diphthongierung von mnd. md. grūweln entstandenen graueln entwickelt, das seinerseits bis ins 19., vereinzelt bis ins 20. Jh. hinein existiert. Zur Bildungsweise der md. und nd. Verbformen s. Greuel. vergraulen Vb. ‘durch unfreundliches Verhalten vertreiben, durch unfreundliche Darstellung abstoßen’ (20. Jh.), eigentlich ‘jmdn. zum Erschaudern bringen’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(jemandem) kalt den Rücken herunterlaufen · (sich) graulen · (sich) grausen · (sich) gruseln · schaudern · unheimlich (zumute) sein  ●  (jemanden) kalt überlaufen geh.
Assoziationen
  • (etwas) fürchten · (sich) fürchten · (sich) ängstigen · Angst haben (vor / dass) · bangen (um) · befürchten  ●  (das) Herz in der Hose (haben / tragen) veraltend · (jemandem) bang(e) (zumute) sein veraltet · (vor etwas) Gamaschen haben veraltet · (den) Flattermann kriegen ugs. · (die) Hosen gestrichen voll haben ugs., Verstärkung · (die) Hosen voll haben ugs. · (jemandem) geht der Arsch auf Grundeis derb · (jemandem) geht der Arsch mit Grundeis derb · (jemandem) geht die Düse derb · (jemandem) geht die Muffe (1 zu 1000) ugs. · Muffensausen haben ugs. · Schiss inne Buchs haben ugs., regional · bibbern ugs.
  • (eine) Gänsehaut bekommen · (jemandem) schlottern die Knie · (vor Kälte) bibbern · am ganzen Körper zittern · erbeben · erschaudern · erschauern · erzittern · schaudern · schauern · weiche Knie haben · zittern  ●  schuckern regional · (vor Angst) schlottern ugs. · gebeutelt werden ugs. · zittern wie Espenlaub ugs., Verstärkung
  • (das) kalte Grausen bekommen · (eine) Gänsehaut bekommen · (es) mit der Angst zu tun bekommen · (jemandem) wird angst und bange · (jemanden) überläuft es (heiß und) kalt · Angst bekommen · mulmig zumute werden (jemandem wird ...) · starr vor Angst (sein) · unheimlich werden (jemandem wird etwas ...)  ●  (jemandem) gefriert das Blut in den Adern fig. · (jemandem) gerinnt das Blut in den Adern fig. · (jemandem) läuft es eiskalt den Rücken hinunter fig. · (jemandem) stockt das Blut in den Adern fig. · (jemandem) (das) Blut in den Adern gefrieren lassen geh., fig. · (jemandem) erstarrt das Blut in den Adern geh. · kalte Füße bekommen ugs., fig.

Verwendungsbeispiele für ›graulen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Haben sie es darauf abgesehen, sie aus dem Land zu graulen? [Die Zeit, 28.11.1986, Nr. 49]
Eigentlich wollte er den Banker nur aus der Stadt graulen. [Bild, 23.11.2000]
Sie drängten sich zusammen und schauderten und machten einander graulen. [Viebig, Clara: Das Weiberdorf, Briedel u. Mosel: Houben 1996 [1900], S. 139]
Kleinkinder graulten sich vor dem Vater, den sie nie gesehen hatten. [Die Zeit, 28.03.1986, Nr. 14]
Ich kam mir einigermaßen nutzlos vor und wurde nach einigen Versuchen, mich dennoch politisch nützlich zu machen, aus dem Land gegrault. [Die Zeit, 09.03.1990, Nr. 11]
Zitationshilfe
„graulen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/graulen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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