Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

ausstechen

Lesezeichen zitieren/teilen ausklappen
GrammatikVerb · sticht aus, stach aus, hat ausgestochen
Aussprache 
Worttrennung aus-ste-chen
Wortzerlegung aus- stechen
formal verwandt mitAusstich
Wortbildung  mit ›ausstechen‹ als Erstglied: Ausstecher · Ausstechform
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. aus etw. herausstechen
a)
etw. mit einem spitzen Gerät herausholen
Beispiele:
Rasen, Torf ausstechen
Unkraut ausstechen
die junge Bäuerin, die eben Grünzeug ausstach [ Anzengr.3,229]
b)
etw. durch Herausstechen entfernen
Beispiel:
jmdm. die Augen ausstechen
c)
etw. durch Herausstechen herstellen
Beispiele:
Kochkunst(aus dem Teig mit einer Form) Figuren ausstechen
Kochkunstdie Mutter sticht Sterne, Plätzchen aus
Hinter dem breiten, sauber ausgestochenen Graben [ SeghersSiebtes Kreuz4,29]
2.
umgangssprachlich jmdn. in den Schatten stellen, übertrumpfen
Beispiele:
sie kleidete sich besonders gut, um alle anderen auszustechen
Großvater und der Heimkehrer stechen einander aus … Jeder will der Stärkere sein [ StrittmatterTinko124]
jmdn. verdrängen
Beispiele:
einen Nebenbuhler ausstechen
es gelang ihm, mich bei ihr auszustechen
England auszustechen, euch an Englands Stelle zu setzen, war euer Traum [ Th. Mann12,710]
3.
veraltet
Beispiel:
eine Flasche Wein ausstechen (= austrinken)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
stechen · ausstechen · Stecher · Stechapfel · Stechpalme · abstechen · Abstecher · anstechen · Anstich
stechen Vb. ‘mit einer Spitze verletzen bzw. in etw. eindringen’, ahd. stehhan (um 800), mhd. stechen (auch ‘turnieren’), asächs. stekan, mnd. mnl. stēken, nl. steken, afries. steka (westgerm. *stekan) führen mit den unter stecken, Stachel, Stake (s. d.) genannten Formen sowie mit ahd. stehhōn ‘anstacheln, erstechen’ (8. Jh.), got. staks ‘Wundmal’ auf ie. *(s)teg-. Demgegenüber setzen die außergerm. Verben und Nomina aind. tḗjatē ‘ist, wird scharf, schärft’, tigmáḥ ‘scharf, spitzig, heiß, heftig’, griech. stízein (στίζειν) ‘stechen, punkten, tätowieren, brandmarken’, stígma (στίγμα) ‘Stich, Brandmal, Malzeichen, Kennzeichen’, lat. īnstīgāre ‘anstacheln, anspornen, aufreizen’ ie. *(s)teig-, *(s)tig- voraus. Mit Sicherheit liegt eine ie. Ausgangsform mit i-Vokal bzw. i-Diphthong auch in aengl. stician ‘stechen, durchstoßen’, engl. to stick ‘stechen, stoßen, stecken’, einem Teil der unter Stecken (s. d.) genannten Formen sowie in ablautendem anord. steikja ‘braten’, eigentlich ‘an den Bratspieß stecken’, vor. Bei einer Reihe verwandter Wörter aber (s. Stich, Stichel, sticken, ersticken) bleibt offen, ob das i der Wurzelsilbe aus dem Ie. ererbt oder (außerhalb des Got.) durch ein ursprüngliches i bzw. j der Folgesilbe aus e entstanden ist. Ie. *(s)teig-, *(s)tig- und die Variante *(s)teg- ‘stechen, spitz, Stange, Pfahl, Stock’ sind Gutturalerweiterungen der Wurzel ie. *(s)tei- ‘spitzig’, die unerweitert in lat. stilus, stimulus (s. Stil, stimulieren) enthalten ist. – ausstechen Vb. ‘durch Stechen herausnehmen oder entfernen’, asächs. ūtstekan, spätmhd. ūʒstechen; auch ‘beim Turnier aus dem Sattel stechen’, daher ‘jmdn. von seinem Platze verdrängen, seine Stellung einnehmen, ihn übertreffen’ (17. Jh.). Stecher m. ‘wer sticht’, mhd. stechære, stecher, auch ‘gedungener Mörder, Turnierkämpfer, stechende Waffe, Dolch’; vgl. Kupferstecher, s. auch Feldstecher. Stechapfel m. giftiges Nachtschattengewächs mit stachligen Früchten (16. Jh.). Stechpalme f. Strauch mit glänzenden, stachligen Blättern, dessen immergrüne Zweige vielfach am Palmsonntag geweiht und in der Prozession mitgeführt werden (16. Jh.). abstechen Vb. ‘mit einem Stichwerkzeug abtrennen, durch einen Stich schlachten, ablaufen lassen, markieren, abgrenzen, sich von oder gegen etw. abheben’, mhd. abestechen ‘abtrennen, durchtrennen, schlachten, durch Stechen (im Turnier) besiegen, übertreffen’. Abstecher m. ‘kleiner, von der vorgegebenen Route abweichender Ausflug’ (18. Jh., zuvor nd. affsteker, um 1700), zu abstechen in der älteren Bedeutung ‘sich entfernen, davonmachen’ (16. Jh.). anstechen Vb. ‘in etw. hineinstechen, es damit öffnen’ (ein Faß), mhd. anestechen ‘anzapfen’, auch ‘antreiben (mit den Sporen), Feuer anlegen’, ahd. anastehhan ‘hineinstechen’ (9. Jh.). Anstich m. ‘das Anzapfen’ (eines Fasses, 15. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(jemandem) zuvorkommen · (jemanden) ausbooten · (jemanden) ausmanövrieren · (jemanden) ausspielen · (jemanden) ausstechen  ●  (jemanden) ein Schnippchen schlagen ugs.
Assoziationen

ausstechen · durchlöchern · durchstechen · einstechen · lochen · stanzen · stechen · stoßen  ●  piercen engl. · piken ugs. · piksen ugs.

(jemandem) den Rang ablaufen · (jemanden) (buchstäblich) stehen lassen · (jemanden) (weit) hinter sich lassen · (jemanden) abhängen · ausstechen · überflügeln · überholen · überrunden · übertreffen · übertrumpfen  ●  (jemanden) blass aussehen lassen fig. · vorbeiziehen (an) fig. · (es jemandem) zuvortun geh. · (jemanden) alt aussehen lassen ugs., fig. · (jemanden) die Rücklichter zeigen ugs., fig. · schnupfen ugs., österr., bayr.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›ausstechen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›ausstechen‹.

Verwendungsbeispiele für ›ausstechen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Kürzlich sei sie einmal nur für fünf Minuten ins Haus gegangen; als sie zurückkehrte, rannte wieder ein Opfer mit ausgestochenen Augen fürchterlich schreiend umher. [Die Zeit, 29.11.1991, Nr. 49]
Beim deutschen Leser droht nun ein Buch das andere auszustechen. [Die Zeit, 13.04.1979, Nr. 16]
Und wer nichts abkriegt, sticht dem anderen die Augen aus. [Süddeutsche Zeitung, 18.12.1996]
Entweder man bekommt zu viel davon, oder ein Werk sticht das andere aus. [Die Welt, 12.01.2002]
Sie musste ihn wieder einmal ausstechen und ein tolles Geschenk vorbereiten. [Kerner, Charlotte: Blueprint Blaupause, Weinheim: Beltz & Gelberg 1999, S. 113]
Zitationshilfe
„ausstechen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/ausstechen>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
Ausstattungsschutz
Ausstattungsstück
ausstauben
ausstäuben
ausstäupen
Ausstecher
Ausstecherle
Ausstechform
ausstecken
ausstehen

Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verteilung über Areale

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Weitere Wörterbücher

Belege in Korpora

Metakorpora

Referenzkorpora

Zeitungskorpora

Webkorpora

Spezialkorpora